Taschenbuch, 464 Seiten, November 2007
Handlung laut Rückseite:
Eine mutige junge Frau, ein finsterer Gegner, ein gefährlicher Weg
Augsburg im Jahre 1742: Zur Krönung Kaiser Karls VII. soll der berühmte Goldschmied Drentwett binnen kürzester Frist die Hauskrone erschaffen. Doch eine heimtückische Krankheit raubt ihm sein Augenlicht. Die junge Magd Juliane ist seine einzige Rettung. Im Verborgenen lehrt er sie die Kunst des Goldschmiedens. Aber schon bald bekommt sie die Drohungen eines unbekannten Widersachers zu spüren.
Zur Autorin: (Klappentext)
Sina Beerwald, 1977 in Stuttgart geboren, studierte Wissenschaftliches Bibliothekswesen und arbeitet heute als stellvertretende Leiterin einer Fakultätsbibliothek. »Die Goldschmiedin« ist ihr erster Roman. Mehr über die Autorin erfahren Sie auf ihrer Homepage www.sina-beerwald.de
Siehe auch Büchereulen-Autorenportrait:
Beerwald, Sina
Meine Meinung:
Für Freunde gut recherchierter historischer Romane, die sowohl unterhaltend als auch mit interessanten Themen unterlegt sind, habe ich hier einen besonderen Leckerbissen, den Erstlingsroman von Sina Beerwald.
Schauplatz: Augsburg
Zeit: 1742
Historisches Ereignis: Krönung König Karl VII zum Kaiser.
Personal:
Meister Philipp Drentwett, Goldschmied
Friederike, seine Frau
Juliane, Magd und heimliche Gehilfin des Meisters
Biller, Geschaumeister
Mathias, Händler und Jugendfreund von Juliane
Jakob, alter Goldschmied und großväterlicher Freund von Juliane
Raphael, Zauberkünstler mit undurchsichtigen Absichten
Stine, die mit ihrem Baby zusammen betteln gehen muss
u.a. ...
Titel und Inhalt lassen an Ines Thorn erinnern, aber thematisch und stilistisch gibt es Unterschiede, die Autorin bemüht sich um einen eigenständigen Stil.
Das Goldschmiedehandwerk steht im Zentrum der Handlung. Die Kapitel des Romans sind so aufgeteilt, dass jedes Kapitel für einen Tag steht und die 15 Tage bis zur Krönung gezählt werden. Bis zu dem Zeitpunkt muss der Auftrag der Goldschmiedestücke für die Krönung erfüllt sein.
Durch diesen zeitlich kurz gesteckten Rahmen wird die Handlung komprimiert, die detailgenauigkeit bestimmt auch den Stil.
Mit Juliane haben wir eine sympathische Protagonistin, die selbstbewusst ist, aber auch nicht aus ihrer Zeit fällt, sondern versucht ihre Rolle im Leben des Haushalts als Magd und als heimliche Goldschmiedin auszufüllen.
Dafür muss sie teilweise in die Rolle des Gesellen Julian schlüpfen.
Dieser Geschlechtertausch ist in diesem Roman aber subtiler als in manch Iny Lorentz-Roman ausgefeilt, da der Rollentausch nur auf kurze Zeit (2 Wochen) und nur für ein paar Stunden am Tag ausgefüllt werden muss.
Durch die Thematik Juliane/Julian wird die Rolle und der Wert der Frau in der damaligen Zeit diskutiert.
Bei gleichen Befähigungen hatten es Frauen schwerer, der Beruf des Goldschmiedes war ihnen untersagt, aber Juliane bekommt nicht einmal von ihrem grantelnden Meister, der am Erblinden ist, Unterstützung noch lernt er sie richtig an. Sie muss sich alles selbst erarbeiten und wird noch dafür angeschnauzt, wenn der Meister sie nicht gerade herablassend Blümchen nennt.
Der Meister behandelt auch seine Frau Friederike sehr schlecht. Dabei ist auch Friederike ein gut ausgestalteter, vielschichtiger Charakter.
Mit einem unsichtbaren, heimlichen Beobachter, der zwischendurch auftaucht (kursiv gesetzte Abschnitte), wird Spannung aufgebaut und die Handlung räselhafter und komplexer angelegt und vertieft.
Am Ende des Buches befinden sich ein informatives Glossar und ein Nachwort, die dem Interessierten hilfreiche Hinweise liefern.
Ein unterhaltsamer Roman, der sicherlich das Genre nicht revolutioniert, aber so interessant und stimmig gestaltet, dass das Lesen ein Gewinn ist.