Aiken, Joan: Jane Fairfax

  • Zum Buch:


    Dies ist die Geschichte von Jane Fairfax, die versierte Jane Austen-Leserinnen bereits aus "Emma" kennen. Dort hatte sie sich heimlich mit Frank Churchill verlobt und so ihren Teil an den zahlreichen Verwicklungen beigesteuert. Joan Aiken hat sich der gesamten Geschichte des Mädchens angenommen und ihren Werdegang von der Kindheit zur Ehe geschildert.
    Sehr früh verwaist wird das Mädchen von einem Freund ihres Vaters aufgenommen und mit dessen Tochter gemeinsam aufgezogen. Die beiden sind beste Freundinnen und stehen sich in Freud und Leid bei. Als sie erwachsen werden, sollen sich ihre Wege nach Meinung der Gesellschaft trennen: die Eine soll heiraten, die Andere (Jane) Gouvernante werden. Doch zuvor unternimmt man eine letzte gemeinsame Reise, die dazu führt, dass Jane sich überraschend mit Frank Churchill verlobt und in Highbury, dem Dorf ihrer lieben Tante, dass sie nach der Hochzeit der Freundin aufsucht, auf ihn wartet. Es müssen noch einige Hürden genommen und einige Klatschgeschichten ertragen werden, ehe die beiden ihr Glück finden.


    Meine Meinung:


    Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass Joan Aiken eine außergewöhnlich gute Nachahmung von Jane Austens Stil gelungen ist. Weder der Humor noch die feine Ironie lassen sich in diesem Buch finden. Auch gefällt es mir nicht, wie manche von Austens Charakteren hier einen ganz neues Denken erfahren, namentlich Churchill und Knightley, aber das ist sicherlich Interpretationssache. Meine Erwartungen sind in dieser Hinsicht einfach nicht erfüllt worden.


    Andererseits ist es trotzdem kein schlechtes Buch. Die Geschichte ist spannend und schnell gelesen, die Gedanken und Handlungen der Heldin sind nachvollziehbar. Auf jeden Fall besteht es als eigenständiges Werk und wenn man sich von den eigenen vorgefassten Erwartungen frei macht, bietet es eine recht nette Darstellung der damaligen Zeiten, gesellschaftlichen Umgangsformen und Denkweisen. Nur die Romantik, die fehlt meiner Meinung nach ein wenig. Die finde ich für diese Zeit eher bei Georgette Heyer.


    Liesbett

  • Ich stimme Liesbetts ausgezeichneter Rezension größtenteils zu.


    Die Idee, die Geschichte Jane Fairfax, der interessanten und starken Nebenfigur aus Emma von Jane Austen, vollständig zu erzählen, fand ich sehr gut. Aber leider leiden Jane Austens Figuren, z.B. auch Emma Woodhouse unter Joan Aikens Interpretation. Das ist mir auch schon in ihrem Roman Elizas Tochter, in der eine Nebenhandlung zu Sense und Sensibility (Verstand und Gefühl) erzählt wird, unangenehm aufgefallen .Dort sind es Elinor und Edward, die in Nebensätzen miserabel charakterisiert werden. Dazu im Vergleich ist Jane Fairfax noch besser geschrieben. Spannend und eigenständig. Trotzdem kommt der Roman nicht wirklich an die Meisterwerke von Jane Austen heran, schon gar nicht, wie Liesbett bereits erwähnte, an den Stil oder die Ironie.
    Das Joan Aiken die Figuren aus Jane Austens Werken so unsympathisch und humorlos behandelt, lässt mich vermuten, dass die Autorin Jane Austens Romane eigentlich nicht besonders mag.


    Ich habe übrigens die deutsche Ausgabe von Jane Fairfax in der Übersetzung von Renate Orth-Guttmann gelesen.

  • @ Herr Palomar -- ich hab auch diese Ausgabe gelesen. Und muss dir auch im Weiteren zustimmen. Elizas Tochter verschimmelt mittlerweile im Regal.


    Jane Faifax hab ich aber deshalb gerne gelesen, weil ich einfach auf die Person neugierig war. Ich hab dann teilweise mit Emma verglichen -- und Joan Aiken hat Dialoge wörtlich übernommen. Nun kann halt jeder für sich selbst Figuren interpretieren. Und Aiken hats halt so gemacht. Ich glaube schon, dass sie Jane Austen mag, sonst würde sie sich doch mit den Werken gar nicht auseinander setzen.


    Danke für die Rezi -- ich muss es unbedingt mal wieder genauer lesen.


    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Danke Palomar für das Lob. Und wie schön, nicht allein auf Feld und Flur zu stehen.


    Ich habe micht bemüht, fair zu bleiben und Jane Fairfax als erstes besprochen, weil es noch das angenehmste der Werke ist. Die anderen habe ich ebenfalls gelesen und werde sie im Laufe der Woche noch rezensieren.


    Ich habe übrigens auch die Diogenes-Bücher gelesen, aber ein anderes verlinkt, weil die im Moment nicht mehr offiziell lieferbar sind.


    Die Vermutung, das Aiken die Austen-Bücher nicht mochte gefällt mir. Zumindest habe ich den Eindruck, dass sie die Hauptpersonen nicht wirklich schätzte, dass sie ihr gar zu langweilig waren. Nur so kann ich mir die Enden ihrer eigenen Romane erklären.

  • Auch ich habe das Diogenestaschenbuch gelesen.


    Joan Aiken benützt die Eckdaten aus "Emma" und schreibt einen eigenständigen Text als Hommage an den Austen-Text. Ich hatte den Eindruck, dass sie gar nicht erst versucht, den Stil Jane Austens zu treffen, sondern versucht eine eigenständige Welt zu schaffen. Dabei steht die Entwicklung Janes im Mittelpunkt. Emma und Mr. Knightley spielen hier nur Randfiguren.


    Leider hatte ich am Ende das Gefühl, dass Joan Aiken zum Ende "hetzte" - plötzlich geschah sehr viel auf wenigen Seiten. Unerklärlich heftige Stimmungsumschwünge sorgen für Verwirrung.


    Für micht ist "Jane Faifax" ein solider Liebesroman vor historischer Kulisse. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Lektüre von "Emma" hilft bei der Einordnung der Ereignisse, ist aber sicher nicht Voraussetzung.

  • Meine Meinung:
    Joan Aiken setzt mit ihrem Roman ein Gegenstück zu Emma von Jane Austen. Hier wird nicht die Geschichte von Emma erzählt, sondern die von Jane Fairfax, die in Emma eine Nebenrolle spielt. Joan Aiken schreibt so wie auch Jane Austen wohl die Geschichte von Jane Fairfax geschrieben hätte. Die Sprache gleicht schon sehr an Jane Austens Stil heran. So hat sich bei mir auch gleich wieder dieses besondere Jane Austen Feeling eingefunden.
    Jane eine arme Waise wächst bei ihrer Großmutter und ihrer Tante in Highbury auf. Spielgefährten sind kaum vorhanden und so wird sie mit Emma bekannt, aber eine Freundschaft wächst nicht daraus. Jane muß die abgetragenen Kleider von Emma tragen und diese läßt es sie auch immer wieder spüren, daß Jane doch weit unter ihr steht. Dann wird Jane aber von Bekannten ihres verstorbenen Vaters eingeladen bei ihnen in London zu wohnen und um deren Tochter Gesellschaft zu leisten. Rachel und Jane freunden sich an und wachsen zu jungen Damen heran. Wobei auch hier der gesellschafltiche Unterschied immer wieder betont wird, denn Jane wird dazu erzogen später als Lehrerin zu arbeiten und Rachel auf ihre Zukunft als Ehefrau. Aber die Mädchen selber merken ihn kaum und freunden sich an.


    Alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen. Obwohl er viel später geschrieben wurde als Emma, gleicht er doch im Stil und der Sprache durchaus einem Roman aus dem 19.Jahrhundert.

  • Mir hat Jane Fairfax gut gefallen. Jane ist eine interessante Figur und ihre Geschichte wird kurzweilig erzählt.
    Zum Schluss hin finde ich fand ich auch nicht alles schlüssig, aber alles in allem war es ein unterhaltsames Buch.


    Emma habe ich bisher nur als Film gesehen und das ist auch schon ewig her. Insofern habe ich Emma nicht mehr so richtig parat und kann Jane Fairfax nicht im Vergleich zu Emma betrachten.

  • Die Geschichte hat zwei Teile. Im ersten wir Janes Kindheit und Jugend in Highbury und bei dem Campells erzählt und im Zweiten die schon teilweise bekannte Geschichte um ihre heimliche Verlobung, wieder in Highbury.
    Am Stil der Autorin habe ich nichts auszusetzen, ich war dankbar, daß sie Miss Bates ewig lange Monologe nicht nochmal aufgeführt hat, oder die vielen Zippelein des Mr Woodhouse.
    Aber den Grund um die Verlobung Janes mit Frank und ihr ganzes Verhälten darum fand ich recht merkwürdig. Jane, die bis dahin als selbstbewußt dargestell wurde, gibt sich auf einmal nur noch zurückhaltend. Und Frank macht auch nicht den Eindruck eines liebevollen Verlobten. Von Romanze zwischen den Beiden keine Spur. Merkwürdig gelöst...
    Das Buch war nicht schlecht, aber man hat den Eindruck, es wäre mehr aus der Geschichte herauszuholen gewesen...

  • Leserunde


    Ich habe das Buch jetzt in der Leserunde gelesen. Es ist nicht schlecht, aber es bietet wesentlich viele Punkte, die ausführlicher hätten behandelt werden können. Fünf Jahre ihrer Kindheit werden mit einem Absatz behandelt. Auch zu Frank gibt es unaufgeklärte Geheimnisse.


    Der Stil ist gut, passend zu Jane Austen und ihrer Emma.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Angeregt durch die Romane von Jane Austen, habe ich Jane Fairfax in einer Leserunde gelesen. Vom sprachlichen her gefiel mir das Buch sehr gut, wenn es auch an Jane Austen nicht heran kommt. Aber ich denke, das ist ihr eher zweitrangig, denn es geht ja um die Geschichte von Jane Fairfax. Dank des Buches bekam ich einen Eindruck von Janes Kindheit, ihrer Familie und ihren Freunden. Auch Jane selbst habe ich besser kennen lernen dürfen.
    Die Figuren waren in der Tat eher schwarz - weiss gezeichnet, entweder man mochte sie oder eben nicht. Zumindest ging es mir so. Der Großsteil der Geschichte barg für mich keine Überraschung, da ich Emma von Jane Austen bereits gelesen habe. Für mich ist dieses Buch, welches für mich gut zu lesen war, ein Bonus zu den Büchern von J.Austen. Dafür, wie die Autorin Janes Geschichte erzählt hat, gebe ich 8 Punkte.