Bushs Planspiele für den Iran-Krieg

  • aktuell in SPIEGEL online, wir diesen Montag wohl Aufmacher im SPIEGEL, FAZ und BILD
    (vielleicht ist es auch nur US-Vorwahl-Geklingel...)


    Zitat

    Die Iran-Krise beherrscht die Debatten in der Hauptstadt: Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney kündigen mit scharfen Worten an, eine iranische Atombombe um jeden Preis zu verhindern - Bush sprach von der Gefahr eines "Dritten Weltkriegs".


    "Aggressive persönliche Diplomatie"
    Selbst führende Präsidentschaftsbewerber der Demokraten wie Hillary Clinton wollen einen Militärschlag nicht eindeutig ausschließen - und die Debatte wird kontroverser. So strebt Clintons Rivale Barack Obama eine "aggressive persönliche Diplomatie" an, will Iran durch "wirtschaftliche Anreize" gewinnen, sagte er der "New York Times". Als Präsident würde er Iran womöglich versprechen, keinen Regimewechsel anzustreben - wenn sich das Land aus dem Irak raushält, im Kampf gegen den Terrorismus und im Atomstreit kooperiert.


    Besonders witzig (habe halt einen schrägen Humor): 39% der Amerikaner halten nach neuester Umfrage den Iran für die größte Gefahr für den Weltfrieden. Im Deutschland sind dies nach emnid (=Gallup Deutschland) 48% - allerdings halten diese 48% die USA für die größte Gefahr für den Weltfrieden :lache
    Im Ernst, warum den Deutschen eine Atombombe in Händen der islamistischen Diktatoren im Iran schnuppe ist, kann ich nicht mal ansatzweise kapieren, fehlt mir absolut der Sensor. Andererseits spielt die Bundeswehr weltweit keine wirkliche Rolle und machtpolitisch ist Deutschland eher 2.Liga. Die USA und ihre Präsidenschaftskandidaten (einer wird ja wohl an den Drücker kommen nach der Wahl) haben derzeit kein besonderes Interesse an einem atomar geführten Weltkrieg im Nahen und mittleren Osten. Sie wollen diese Krise beendet wissen, weil bei diesem Wahlkampfthema wohl kein Blumentopf zu gewinnen ist. Das Dilemma ist, dass mit der Ankündigung militärischer Gewalt noch nie eine Wahl gewonnen wurde, andererseits Appeasement noch nie zu einer friedlichen Lösung ernsthafter Probleme geführt hat. Bisher jedenfalls.

  • Zitat

    Original von Humpenflug
    39% der Amerikaner halten nach neuester Umfrage den Iran für die größte Gefahr für den Weltfrieden. Im Deutschland sind dies nach emnid (=Gallup Deutschland) 48% - allerdings halten diese 48% die USA für die größte Gefahr für den Weltfrieden :lache
    Im Ernst, warum den Deutschen eine Atombombe in Händen der islamistischen Diktatoren im Iran schnuppe ist, kann ich nicht mal ansatzweise kapieren, fehlt mir absolut der Sensor.
    (...) Das Dilemma ist, dass mit der Ankündigung militärischer Gewalt noch nie eine Wahl gewonnen wurde, andererseits Appeasement noch nie zu einer friedlichen Lösung ernsthafter Probleme geführt hat. Bisher jedenfalls.


    Anmerkung dazu: Die Europäische Union hatte ein Umfrage ins Leben gerufen, wer als größte Bedrohung für den Weltfrieden gelte. 59% (!!) sprachen sich für (oder im eigentlichen Sinne gegen) Israel aus. Diese Zahlen spiegeln in wenigen Abweichungen auch das Abstimmungsergebnis der Deutschen wider (wobei: da sind es 65 %!). Erschreckend genug, aber doch nicht genug:
    Inzwischen gibt es Anonyme (A***), die Holocaust-Leugner-Flyer in öffentlichen Gebäuden (gerne auch Universitäten) auslegen, es gibt auch ein ungekürztes und unzensiertes Interview mit Horst Mahler, das zeigt, dass gewisse Haltungen keine Illusion vergangener Zeiten sind, sondern durchaus lebendig in vielen Köpfen ruhen.
    Aber wir Deutschen schimpfen ja lieber über Bush und lachen mit/über Borat, wenn er die Einfältigkeit mancher Amerikaner vor Augen führt. Wir wollen ja die Guten sein. Wenigstens einmal in der Geschichte. (ironie off)

  • Auf das Interview gab es u.a. folgende Reaktionen:
    Henryk M. [URL=http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,515278,00.html]Broders Kommentar[/URL] und Arno [URL=http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,516243,00.html]Lustiger verklagt Zeitschrift[/URL] (Historiker und Überlebender).

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer
    Die Europäische Union hatte ein Umfrage ins Leben gerufen, wer als größte Bedrohung für den Weltfrieden gelte. 59% (!!) sprachen sich für (oder im eigentlichen Sinne gegen) Israel aus. Diese Zahlen spiegeln in wenigen Abweichungen auch das Abstimmungsergebnis der Deutschen wider (wobei: da sind es 65 %!). Erschreckend genug...


    Warum ist das erschreckend?
    Israel hat nun mal in den vergangenen 50 Jahren nicht unbedingt eine besonders friedliche Rolle im nahen Osten eingenommen und ist noch dazu bis an die Zähne mit moderner Vernichtungstechnologie bewaffnet.


    Zitat


    ... , aber doch nicht genug:
    Inzwischen gibt es Anonyme (A***), die Holocaust-Leugner-Flyer in öffentlichen Gebäuden (gerne auch Universitäten) auslegen ...
    ... das zeigt, dass gewisse Haltungen keine Illusion vergangener Zeiten sind, sondern durchaus lebendig in vielen Köpfen ruhen.


    Rechte Agitation hat leider eine lange "Tradition" in Deutschland, daraus aber einen direkten Zusammenhang mit dem obigen Umfrageergebnis zu konstruieren halte ich für nicht so gelungen.


    Zitat


    Aber wir Deutschen schimpfen ja lieber über Bush und lachen mit/über Borat, wenn er die Einfältigkeit mancher Amerikaner vor Augen führt.


    Tja, es ist nun mal so, dass die Amerikaner viele Chancen verpasst haben ihr Image im Rest der Welt aufzupolieren. Die Zeiten von Abraham Lincoln sind nun mal schon lange vorbei. The home of the brave ist seit dem letzten Jahrhundert leider zum home of the warmonger geworden.


    Zitat


    Wir wollen ja die Guten sein. Wenigstens einmal in der Geschichte. (ironie off)


    Und von mir ganz ohne Ironie: Die Guten werden wir niemals mehr sein können. Selbst die zwanzigste Generation von Deutschen nach WK II wird noch für die Sünden ihrer Väter herangezogen werden.


    Gruss,


    Doc


  • Die "Sünden der Väter" - wo sind übrigens die sündigen Mütter - sind Teil unserer Vergangenheit und sollten wohl besser nicht in Vergessenheit geraten.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.



  • Bei meinem Beitrag handelte es sich nicht um eine Kritik deiner Ausführungen, ich habe mir lediglich erlaubt, ihn bezüglich des "Vergessens" zu ergänzen. Tut mir sehr leid, wenn ich mein Anliegen nicht habe deutlich machen können. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich glaube, wir sollten uns nicht gegenseitig "vorhalten", zu wenig, oder das Falsche zu "vergessen" :grin
    Das Bedauernswerte ist, um mit Broder zu sprechen (ich weiß gar nicht, welches seiner Werke ich nicht mit Genuss eingepfiffen habe), dass man in Deutschland kein Gespräch jenseits des Dogmenkanons der political correctness und der wohlfeilen "Betroffenheitsgesten" über einen Teil der deutschen Vergangenheit führen kann, der von den Nachkriegsgenerationen weder geändert noch verantwortet werden kann.