Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe – Petra Hulová

  • Sammlung Luchterhand TB (2007), 304 Seiten


    Originaltitel: Pamet moji babicce
    Übersetzt aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier


    Klappentext:
    Kürzlich in der mongolischen Steppe: Dzaja ist keine reine Mongolin und deshalb nicht recht anerkannt im Nomaden-Clan. Außerdem ist sie nur ein Mädchen. Als sie volljährig ist, geht Dzaja in die Stadt, um ihr Glück zu finden. Doch bald erkennt sie, dass sie in der Stadt das Mädchen aus der Steppe ist, eine Fremde. Berührend, bilderreich und gleichzeitig lakonisch schildern erst Dzaja, dann ihre Mutter und später Dzajas Tochter scheinbar ganz alltägliche Begebenheiten. Von der Rechtlosigkeit der Frauen in der Steppe, von der Sinnlichkeit und Farbigkeit des Nomadendaseins und von der Beliebigkeit und Kälte städtischer Kultur, die aber auch Freiheit bietet. Am Ende muss jede der drei Frauen für sich ihren ganz eigenen Weg finden und auf etwas verzichten, was eigentlich unverzichtbar ist: Auf das Alte zugunsten des Neuen. Oder auf die Freiheit zugunsten der Sinnlichkeit.


    Über die Autorin laut Random House
    Petra Hulová wurde am 12. Juli 1979 in Prag geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Kulturwissenschaft und Mongolistik. Für einige Zeit lebte sie in der Mongolei. Zurzeit widmet sie sich ihrer Promotion in Kulturwissenschaft. Sie gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente in Tschechien. Sie hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. Mit ihrem Debütroman "Kurzer Abriss meines Lebens in der mongolischen Steppe" hat Petra Hulová, damals 23 Jahre alt, geschafft, was schon lange keiner Autorin gelang - sie hat Kritiker und Leser quer durch alle Altersgruppen überzeugt und vom Fleck weg einen Bestseller geschrieben.
    Zur Übersetzerin (Klappentext):
    Christa Rothmeier, geboren 1948, studierte Slawistik und Romanistik in Wien und Prag und ist freiberuflich als Universotätslektorin, Publizistin und literarische Übersetzerin tätig. Unter anderem wurde sie 2007 mit dem Gratias Agit ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Es ist davor zu warnen, den originellen deutschen Titel, der nichts mit dem Originaltitel (Memory for my Grandmother) zu tun hat, als witzig aufzufassen.
    Dieser autobiographisch wirkende Roman ist nicht witzig, sondern eher deprimierend.
    Zweifellos kann die Autorin schreiben, denn sie drückt das ungeliebt sein, schlechte erste sexuelle Erfahrungen und problematische Lebensumstände mit einer großen Intensität aus.
    Der Erzählstil wirkt auf mich resignativ. Das ändert sich Mitte des Romans mit dem Wechsel der Ich-Erzähler von Dzaja auf ihre Mutter oder Tochter Dolgorma.
    Von jetzt an erfordert es viel Konzentration um zu verfolgen, wer gerade spricht.
    Die Sprache ist oft poetisch, aber nie bequem. Dem Text sind eine Vielzahl mongolischer Begriffe beigemengt, die in einem Glossar erläutert werden.
    Manche Abschnitte sind einfach großartig:
    S.295: Dort, wo jetzt die Gipfel der roten Berge sind, wuchsen früher angeblich giftige Nesselgewächse, Mörderblumen. Selbst ein Riese konnte ihre Verbrennungen nicht überleben. Und daher sind die Berge übrig geblieben. Als einzige Reste der alten Welt.


    Ein Roman, der den Leser fordert, er bleibt bitter bis zum Ende.

  • Dieses gleichermaßen schwierige wie unterhaltsame Buch habe ich gerade beendet. Schonungslos wird erzählt, wie es in einem Winkel der Erde zugeht, über den ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Zwischendurch habe ich vergessen, dass ich gerade nur lese, ich war mittendrin.
    Gut, dass es schon eine Rezi gibt, meine wäre ähnlich ausgefallen.


    Lieben Gruß


    polli