Olaf Olafsson - Der Weg nach Hause

  • Titel: Der Weg nach Hause
    Originaltitel: The Journey Home
    Autor: Olaf Olafsson
    Verlag: Knaus
    Erschienen: 2002
    Seitenzahl: 251
    ISBN-10: 3813501779
    ISBN-13: 978-3813501773
    Preis: ab 0,29 EUR bei Amazon


    „Seit zwanzig Jahren wohnt Disa in England auf dem Lande und leitet ein angesehenes Hotel. Seit zwanzig Jahren meidet sie jeden Gedanken an die Vergangenheit und hütet sorgsam das große Geheimnis ihres Lebens. Erst als sie erfährt, dass sie bald sterben muss, bricht sie ein letztes Mal in ihre isländische Heimat auf und erlebt aufs Neue das Glück und die Tragödien ihrer Jugend.“


    Soweit der Klappentext zu diesem Buch. Reduziert man dieses Buch auf seinen Klappentext, dann wird man denken, dass man hier sicher keine besondere Geschichte lesen wird, höchstens eine Geschichte, wie sie vielleicht schon unendlich oft geschrieben wurde. Es zeigt uns aber auch, dass man ein Buch eben nie auf seinen Klappentext reduzieren sollte.


    Olaf Olafsson hat ein sehr bewegendes Buch geschrieben. Mit großem Einfühlungsvermögen erzählt er die Geschichte der Disa in der Ich-Form. Er nimmt die Leser mit auf eine Reise von der Gegenwart in die Vergangenheit und von da aus wieder zurück. Er erschreckt den Leser nicht, wenn er sich mit sanften Sprüngen durch die verschiedenen Zeiten bewegt. Nie gibt er die notwendige Distanz zum Leser auf, immer lässt er dem Leser den notwendigen Spielraum zur Geschichte, die dieser eben benötigt um den Fortgang der Geschichte zu folgen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für die Rezi! :wave


    Klingt sehr interessant, und ist gleich vom Warenkorb in die Rubrik "bestellt" gewandert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dieses Buch fängt ganz langsam an, so langsam, dass ich, die ich zugegebenermaßen nicht sehr geduldig bin, einige Unterbrechungen mit etwas actionreicherer Lektüre brauchte.
    Disa, eine erfolgreiche und etwas unterkühlt wirkende Frau arbeitet also im Angesicht des Todes ihre Vergangenheit auf, in dem sie nach Island reist. Die birgt nicht allzu viele Überraschungen,


    doch der Teufel, in diesem Fall das eigentlich Interessante, steckt im Detail.
    So kommen einige kulturhistorische Details über die nicht sehr sympathische geistige Haltung vieler Isländer während der Nazizeit ans Licht, die nichts mit den ehrlichen, tapferen und aufrechten Naturburschen zu tun haben, zu denen Isländer von den Deutschen gern verklärt werden (wer's genauer wissen will, dem empfehle ich unten stehendes Buch) und auch die Kindheit, für damalige Verhältnisse sogar sehr behütet, in der jedoch der pietistische (Un)Geist das Verhältnis der Menschen untereinander bestimmt, hat nichts mit dem Islandbild zu tun, das "Nonni und Manni" uns einst vermittelt haben.


    Zitat

    Nie gibt er die notwendige Distanz zum Leser auf, immer lässt er dem Leser den notwendigen Spielraum zur Geschichte, die dieser eben benötigt um den Fortgang der Geschichte zu folgen.


    Nun ja, diese Distanz hat dazu geführt, dass ich mit keinem der Protagoisten so richtig warm wurde und letztlich auch nicht nachempfinden konnte, warum sie was tun :-(


    Ach ja, ich muss nach am Text zum Autor rumkritteln, der uns Olaf Olafsson als bedeutendsten isländischen Schriftsteller verkaufen will. Da gibt's aber ganz andere Kaliber, Einar Mar Gudmundsson oder Gudbergur Bergsson, also ich würde doch zumindest in Richtung "einer der bedeutendsten" runterkorrigieren :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)