Prinz und Bettelknabe - von Mark Twain

  • Kurzbeschreibung


    An einem Herbsttag in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts werden in London zwei Knaben geboren: Tom Canty im Armenviertel und Prinz Edward, der langersehnte Thronfolger, im königlichen Schloss. Dreizehn Jahre später lernen sich die beiden zufällig kennen und tauschen ihre Kleidung. Vor dem Spiegel entdecken sie, dass sie sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Da wird auch schon der kleine Prinz in Toms Lumpen von der Wache davongejagt. In Londons Straßen bekommt er das harte Los seiner Untertanen am eigenen Leib zu spüren. Er muss erfahren, wie die Armen entrechtet und misshandelt werden und lernt so sein künftiges Reich von dessen grausamster Seite kennen. Währenddessen wird der Bettelknabe am königlichen Hof auf seine Krönung vorbereitet und als vermeintlicher Thronfolger umsorgt. Als der König stirbt, kann Prinz Edward in den Palast zurückkehren, um die Verwechselung aufzuklären. Erst vor dem fassungslosen Krönungspublikum gelingt ihm der Beweis, dass er der rechtmäßige Prinz ist. Eine Geschichte über die eigene Identität, eine Geschichte, die seit mehr als hundert Jahren kleine und große Leser berührt.





    kamelin meint


    Die Geschichte handelt von zwei Jungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist zum einen Prinz Edward, der geliebte Sohn und Thronerbe von Heinrich VIII. von England - und dann Tom Canty, der Sohn eines Bettlers, und Erbe von Prügel, Hunger und Armut.
    Doch Tom macht das Beste daraus und lässt sich nicht unterkriegen, im Gegenteil. Er beschliesst lesen zu lernen und sich zu bilden, soweit das in seinem Rahmen eben möglich ist.
    Hier finde ich sehr schön, wie Mark Twain die Veränderung von Tom beschreibt, sprich, wie Bildung Tom's Denken, seine Wahrnehmung und sein Handeln verändert. Und dann ist da der junge Prinz Edward, der einen guten Charakter hat und sehr auf den Schutz seiner zukünftigen Untertanen bedacht ist.
    Als die Beiden sich eines Tages treffen und zum Spass die Kleider tauschen, nimmt das Schicksal seinen Lauf, und Edward bekommt nun einen intensiven Einblick in das Leben seines Volkes - vielleicht mehr, als ihm lieb ist. Es beginnt eine abenteuerliche Reise, und zwar für beide Jungs, denn mit grossem Befremden muss Tom - der falsche Prinz - hinnehmen, dass bei seiner allmorgendlichen Ankleideprozedur, nicht weniger als zehn Diener beteiligt sind. So ein Tag als Prinz kann wirklich anstrengend sein. Tatsächlich ist es anstrengend ein Thronfolger zu sein, denn mit dem Herumtoben und Baden im Fluss ist nun Schluss. Stattdessen muss der junge Tom jetzt Latein, Griechisch und Rhetorik lernen. Das ist nicht gerade das, was ein freiheitsliebender Junge sich wünscht.
    Und wie steht es mit Edward? Der nimmt schockiert zur Kenntnis, dass es keine so grosse Gaudi ist ein Junge im Armenviertel zu sein. Erstmals erlebt er Willkür, Brutalität und Ungerechtigkeit am eigenen Leib, und beschliesst das niemals zu vergessen, wenn er einmal König ist. Denn er strebt nach Gerechtigkeit und möchte, dass es seinem Volk gut geht.
    So machen beide Jungen ihre Erfahrungen und gehen am Ende gestärkt aus der Geschichte heraus.
    Zum Schluss wird es noch einmal richtig haarig und spannend - vielleicht ein bisschen zu aufregend für kleine Kinder, darum würde ich das Hörbuch Kindern ab 10 Jahren empfehlen, und nicht darunter. Immerhin erlebt Edward wie zwei Mütter auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden und sein Freund und Beschützer am Pranger landet, wo er gedemütigt und geschlagen wird.


    Der Sprecher, Johannes Steck, hat eine sehr harmonische und wohlige Vorlesestimme, der zu folgen ausgesprochen angenehm war.
    Das Hörbuch "Prinz und Bettelknabe" ist eine sehr schön inszenierte und runde Geschichte - nicht nur für Kinder, sondern auch für Mamas und Papas.


    Das ist übrigens auch ein superschönes Weihnachtsgeschenk für die Kleinen, meine ich.




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