Allein aus Freundschaft - Nicci Gerrard

  • Klappentext
    Gaby spürte die toxische Wirkung ganz deutlich. Das Geheimnis verbreitete sich in ihrem Körper wie ein Gift, drang in alle Windungen ihres Hirns, befleckte die Vergangenheit und beschädigte die Zukunft. Sie verfügte über ein Wissen, das ihr nicht zustand. Was sollte sie jetzt tun?


    Seit Nancy, die beste Freundin aus Kindertagen, plötzlich alle Brücken zu Gaby abgebrochen hat, ist die Welt für Gaby nicht mehr dieselbe. Noch zwanzig Jahre danach schmerzt sie dieser Verlust so sehr, dass sie eines Tages beschließt, den Grund für Nancys Verschwinden in Erfahrung zu bringen. Dabei kommt sie einem Geheimniss auf die Spur, dass alles gefährdet, was Gaby Glück bereitet: ihre Liebe zu Connor; ihr gutes Verhältnis zu ihrem Sohn und ihrem Bruder; wertvolle Erinnerungen an eine große Freundschaft; ihre Gesundheit und ihr Selbstvertrauen. Denn sie entdeckt so Ungeheuerliches über Menschen, denen sie bedingungslos vertraut hat, dass dieses Wissen sie zu ersticken droht.



    Die Autorin
    Nicci Gerrard veröffentlich mit ihrem Ehemann unter dem Pseudonym Nicci French seit vielen Jahren Bestseller im Spannungsgenre. Bereits mit ihrem ersten Soloauftritt, "Als wir Töchter waren" (Ehrenwirth 2004), bewies sie, dass sie auch mit bewegenden Familiengeschichten zu fesseln vermag. Nicci Gerrard lebt mit Sean French und vier Kindern in einem alten Landhaus in Suffolk.



    Meine Meinung
    Der letzte Satz in Klappentext erinnerte mich im ersten Augendblick eher an einen Krimi als an einen Familienroman. Doch so ist es ganz und gar nicht. Es ist Nicci Gerrard gelungen auf ihre feinfühlige Art einen hervorragenden Familienroman zu schreiben. Sehr gut hat mir der ständige Perspektivenwechsel gefallen, so dass niemand zu kurz kommt. Kernpunkte dieser Geschichte sind Freundschaft, Liebe, Verrat und Versöhnung. Hört sich trivial an, ist es aber nicht. Gaby, die doch eigendlich so chaotisch, widersprüchlich und unlogisch ist, schafft es durch ihr kluges Handeln nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer Angehörigen wieder in die richtigen Wege zu leiten. So, genug verraten. Kein Kitsch, wirklich ein schöner, lesenswerter Familienroman.

  • Allein aus Freundschaft - Nicci Gerrard


    Verlag Ehrenwirth, 2007, 464 Seiten


    OT: Since you´ve been gone
    Aus dem Englischen von Gabriele Gockel und Rita Seuß


    Meine Meinung:
    Dieser Familienroman der Thrillerspezialistin ist tatsächlich in keinster Weise ein Thriller. Er ist sehr routiniert geschrieben und baut geschickt Stimmungen auf.


    Aufgrund der Vorhersehbarkeit der Handlung entsteht am Beginn eine Langatmigkeit, die teilweise zur Langeweile führt. Die Versuchung auf eine überraschende Wendung, wie in einem Thriller zu hoffen, ist groß.
    Anfangs fiel es mir auch schwer so richtig Zugang zu den Figuren zu finden, aber das änderte sich überraschenderweise ab. ca. Seite 200, ab da merkte ich, dass mich die Handlung sehr gefangengenommen hatte und mich die Figuren interessierten.


    Wie unterschiedlich die Menschen in diesem Buch sind, hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet. Gaby, die Hauptprotagonistin macht selbst einen originelle Vergleich, dass sie und ihr Sohn treuen Hunden gleichen, ihr Mann Connor und ihre Freundin Nancy hingegen eher Katzen. Die positiven und negativen Eigenschaften der Personen halten sich realistisch die Waage.


    Der Schluß hat mich dann wieder etwas enttäuscht. Das Motiv "alles wird gut" wird stark herausgestellt. Die abschließende Konstellation der Personen zueinander halte ich nicht für glaubwürdig, sei es auch noch so schön und wünschenswert.


    So bin ich am Ende gespalten. Einerseits woll ich den Roman nicht überbewerten, aber die sehr gute Lesbarkeit bei guten Niveau war außergewöhnlich. Daher möchte ich den Roman doch allen Lesern von tragischkomischen Familiengeschichten empfehlen!

  • Das Buch ist gerade wieder neu als Taschenbuch aufgelegt worden.


    Nicci Gerrard ist mir als Teil von Nicci French bekannt, zusammen mit ihrem Mann schreibt dieses Autorenehepaar sehr spannende Krimis. Doch als Solo-Autorin ist "Allein aus Freundschaft" der erste Roman, den ich in die Finger bekommen habe.


    Aufgrund des Klappentextes habe ich auch mehr Spannung und eher etwas Kriminalistisches erwartet. Tja, Klappentexte...


    Die Geschichte dreht sich um Gaby, ihre Familie und ihre Freundschaft zu Nancy, die vor 20 Jahren abrupt endete, ohne das Gaby weiß, warum das so war. Nancy ist einfach aus ihrem Leben verschwunden. Als ihr Sohn Ethan zum Studium nach Exeter geht, macht Gaby sich auf die Suche nach Nancy und findet sie auch. Und so lüftet sie das Geheimnis, warum ihre Freundin so spurlos alle Brücken hinter sich abgebrochen hat.


    Unterbrochen durch Tagebucheinträge einer jungen Frau, die kursiv gedruckt waren, entwickelt sich so langsam eine Geschichte, die sich zeitweise etwas langatmig las. Alles wird sehr ausführlich beleuchtet: die Vergangenheit der Freundschaft der beiden Frauen, die Geschichte der Ehe von Gaby und ihrem Mann Connor, die Gegenwart in Ethans Leben, dann das Drama und schließlich die Auflösung.


    Was mir wirklich gut gefallen hat, war etwa das letzte Viertel, als die Gefühle der einzelnen Personen geschildert wurden, die Unsicherheit, die Zweifel, wie man mit dem Geheimnis umgeht und ob man damit weiterleben kann. Doch der umständliche und langsame Erzählstil war für mich gewöhnungsbedürftig.


    Von mir gibt es 7 Punkte.

  • Was für eine tolle Geschichte.
    Ich war beim Lesen irgendwie hin und her gerissen. Da ist eine Frau, die ein Geheimnis hat, das sie mit niemandem teilt. Und dann ist da eine andere Frau, die es nicht bleiben lassen kann, sich einzumischen. In fremder Dinge zu wühlen, zu spionieren. Auch wenn es die beste Freundin ist, hat sie ein Recht darauf?
    Sollte man lieber sagen: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß? Oder muss jedes Geheimnis aufgeklärt werden, egal, wie es die Beteiligten trifft?


    Was ich ganz toll finde: Nicci Gerard beschreibt ganz zart, wie es die einzelnen Personen trifft, was sie durchmachen. Aber sie lässt sie keinen "Seelenstriptease" führen.


    Ich habe eine Schriftstellerin gefunden, von der ich unbedingt noch ein Buch lesen möchte.