Fragen an Christoph Hardebusch

  • Ich schreibe das mal hierhin: wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein Buch über die Trolle zu schreiben? Das ist ja nicht unbedingt naheliegend, finde ich zumindest.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier : Dafür muss ich ein wenig ausholen. Vor zwei Jahren hatten zwei Freundinnen von mir den Plan, eine Literaturagentur für Fantasy, Science Fiction und Historische Romane zu gründen, da es eine Agentur mit dieser Spezialisierung noch nicht gab, sie beide Erfahrungen und Kontakte in der Verlagsbranche hatten und die Zeit für reif hielten. Ich habe vorher ein wenig vor mich hin geschrieben, aber nie so richtig auf eine Veröffentlichung hin (mit der namhaften Ausnahme eines Shadowrun-Romans). Die Beiden kannten einige Texte von mir, fanden sie gut und fragten mich, ob ich nicht mal ein Romanprojekt für ihre Agentur angehen wollte. Das habe ich getan, und die Agentur hat es bei Heyne eingereicht. Den Lektoren wiederum gefiel meine Art zu schreiben. Allerdings fragten sie mich, ob ich nicht einen Aspekt des Projekts, nämlich die Trolle in einem neuen Buch in den Mittelpunkt stellen wolle. Die Überlegung dahinter ist simpel: einen neuen Autor am Markt zu platzieren ist schwer; kein Wunder bei 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr. Programmplätze sind rar, und Startauflagen von unbekannten Neulingen sehr niedrig. Bei "Die Trolle" standen die Chancen einfach besser, nicht untergehen. Allerdings hat damals auch niemand an einen derartigen Erfolg geglaubt. Ich am allerwenigsten.


    Ich habe dann darüber nachgedacht, ob ich ein Buch über meine Trolle schreiben könnte, kam zu der Erkenntnis, dass ich es kann, und habe zugesagt.


    Leilani : Ich bin ein typischer Querbeet-Leser. Ich lese recht viel Fantasy verschiedenster Couleur, einiges an SF, gerne mal einen Krimi oder Thriller, bin sehr an Historie und entsprechenden Romanen interessiert, und versuche, immer mal wieder einen Klassiker dazwischen zu schieben. Außerdem schmökere ich sehr gerne in Fach- und Sachbüchern.


    Ich denke, wenn man lange genug liest, erkennt man, dass es in jedem Genre und Nicht-Genre Perlen und Schrott gibt. Zudem tut ein Blick über den Tellerrand auf den reichhaltig gedeckten Tisch häufig gut.


    Lieben Gruß,


    Christoph

  • Danke für die ausführliche Antwort! Das kann ich gut nachvollziehen. Eigentlich schade, daß heutzutage alle möglichen Tricks (das ist jetzt nicht abwertend gemeint!) notwendig sind, und nicht die Qualität allein entscheidet. Aber Klagen hilft nix - es ist halt so.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dany-Maus1986 : "Die Trolle" ist inzwischen in der 5. Auflage (oder der 6.? Ich habe ein wenig den Überblick verloren).


    Es wird ein weiteres Buch geben, aber vielmehr kann ich noch nicht sagen. Ich habe dem Verlag auf der Buchmesse in Frankfurt ein Konzept präsentiert, und meine Lektorinnen waren recht angetan.


    SiCollier : Nun ja, als Trick würde ich es nicht bezeichnen. Titel, Cover und Backcover werden von Verlagen halt nach Möglichkeit so gewählt, dass sie möglichst viele potentielle Leser erreichen. Wenn bei diesem Titel vielleicht 10mal mehr Leser zugreifen, dann ist das - wie du sagst - eben so.


    Sie hätten den Titel ja auch auf das ursprüngliche Projekt pappen können; Trolle gab es ja. Das wäre trickreich gewesen ... ;-)


    Lieben Gruß,


    Christoph