Cécile - Theodor Fontane

  • Die Macht der Vergangenheit



    260 Seiten, kartoniert
    Kommentierte Ausgabe; herausgegeben von Helmuth Nürnberger
    Verlag: DTV, München
    ISBN-13: 978-3-423-13173-5


    (Es gibt noch etliche weitere Ausgaben, vom einfachen Reclamheft bis zum gediegenen Manesse-Hardcover.)




    Kurzinhalt / Klappentext


    Cécile, die junge, schöne, jedoch melancholische Ehefrau des Gardeobersts a. D. Pierre von St. Arnaud, lernt bei einem Kuraufenthalt den Zivilingenieur Robert von Gordon kennen. Beide sind sich wohlgesonnen, ohne daß die Grenzen des Anstandes überschritten würden. Gordon fühlt, daß es um Cécile eine „Geschichte“ geben muß und schreibt an seine Schwester um Informationen. Nach einigen Tagen muß er aus beruflichen Gründen abreisen.


    Etliche Wochen später trifft man sich in Berlin wieder und knüpft an die guten Beziehungen an. Schließlich trifft der Brief von Gordons Schwester mit den erbetenen Auskünften ein. Und so nimmt das tragische Schicksal seinen unerbittlichen Lauf.


    Der erste Roman aus Fontanes »Ehetrilogie« skizziert in meisterlichen Gesprächen sowie in subtil entsponnener Handlung die Brüchigkeit der von Adel und Militär geprägten Normen der Berliner Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts.


    Hier klicken für einen ausführlichen Wikipedia-Artikel über diesen Roman. Achtung: enthält die vollständige Inhaltsangabe!
    Edit. Ich habe diesen Artikel inzwischen gelesen. Er enthält sehr viele Informationen über das Werk und die Zeitumstände sowie Hintergründe. Eine prima Verständnishilfe. Wer allerdings keine "Spoiler" (furchtbares Wort in diesem Zusammenhang) mag, sollte ihn erst nach dem Buch lesen, weil die innere wie äußere Handlung sehr umfassend erklärt werden.


    Zum Buch gab es auch eine private Leserunde, in der man interessante Zusatzinformationen finden kann.




    Über den Autor


    Theodor Fontane, am 30. Dezember 1819 in Neuruppin (Brandenburg) geboren, wurde wie sein Vater Apotheker. 1849 entschloss er sich jedoch, seine schriftstellerische Tätigkeit zum Hauptberuf zu machen, und arbeitete fortan als Auslandskorrespondent, Kriegsberichterstatter und Theaterkritiker. Erst mit fast sechzig Jahren begann er seine berühmten Romane und Erzählungen zu schreiben. Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin.


    Hier klicken für den Wikipedia-Artikel über Theodor Fontane




    Meine Meinung


    Oh je, Leserunde als letzter beendet, Schlußrezension schreiben - aber es gibt noch gar keine! Nun denn.


    Seit Jahren stand das Buch innerhalb meiner Fontane-Ausgabe ungelesen im Regal. Die Leserunde war der Anlaß, endlich einmal etwas von Theodor Fontane zu lesen. Hätte ich es doch nur früher schon getan!


    Bereits auf den ersten Seiten ist man in einer ganz anderen Welt angekommen. Kein Handy, kein Telefon, Nationalstaaten - und dennoch eine Weltoffenheit, die mich erstaunt hat. Der Roman spielt Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts. Beachtlich, was für Entfernungen man schon damals in welch kurzer Zeit zurücklegen konnte, wie weit entwickelt die Kommunikation war, welches Pensum zu schaffen war.


    Und dennoch eine ganz andere Welt, als wir es heute gewohnt sind. Es strahlt für mich noch ein bißchen mehr Ruhe durch, als die pure Hektik, die ich aus unseren Tagen gewohnt bin. Und natürlich waren die Befindlichkeiten und gesellschaftlichen Regeln und Umgangsformen ganz andere als heute. Und genau da liegt auch die größte Distanz zu uns.


    Da die Kenntnis dieser gesellschaftlichen Hintergründe vorausgesetzt wird, wird nicht unbedingt alles erklärt bzw. Dinge als selbstverständlich gewußt vorausgesetzt, die uns heutigen schlicht fehlen. (Gut, vielleicht nicht allen, aber mir.) Und hierin liegt auch das einzige Problem begründet, was bei mir aufgetaucht ist: beim Zusteuern auf die Katastrophe in Berlin habe ich vieles (aus heutiger Sicht gesehen) als gar nicht so schlimm empfunden. Insofern ist manches aus heutiger Sicht gesehen vielleicht schwer verständlich bzw. nachvollziehbar. Was uns einen um so besseren Blick auf eine vergangene Zeit mit ihren Vorstellungen gewährt. Insofern war ich auch dankbar für die zahlreichen Anmerkungen und weiterführenden Erklärungen im Anhang meiner Ausgabe, welche nicht die verlinkte ist.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und bin heilfroh, daß eyre diese Leserunde so übers Knie gebrochen hat (wenngleich ich auch mit Verspätung fertig geworden bin). Wer weiß, wann ich das Buch sonst gelesen hätte. Das war zwar mein erstes Buch von Fontane - aber mit Sicherheit werden sehr bald weitere folgen (die zum Glück schon im Rahmen einer Werkausgabe im Regal stehen. :-) ) Es hat richtig Freude bereitet, mal einen „Klassiker“ zu lesen, und ich werde das sicherlich in Zukunft öfters tun.


    Wie Fontane es allerdings geschafft hat, trotz des tragischen Endes eine innere Stimmung, die mit diesen Worten:
    Der Friede Gottes aber, der über alle Vernunft ist, sei mit uns allen.
    mehr als gut beschrieben ist, zu hinterlassen, wird für mich eines der großen Rätsel dieses Buches bleiben.


    Edit. Schreibfehler natürlich zu spät gesehen; Ergänzung.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Ja, diese Leserunde war sehr gut, weil ich dieses Buch sonst nicht entdeckt hätte. Und so vieles nicht verstanden.


    Wie SiCollier fehlt auch mir ein wenig das Wissen über die damaligen gesellschaftlichen Feinheiten. Deshalb hatte ich einige Mühe, Schimpf und Schande in vollem Umfang zu empfinden und die Reaktionen und Handlungen der Protagonisten nachzuvollziehen. Besonders Gordon hat es mir schwer gemacht, meine Gefühle der Hauptdarstellerin gegenüber kann ich gar nur als ungnädig bezeichnen.


    Und trotzdem, das Buch hat mir Freude bereitet. Zum einen sind da diese wunderbaren Naturbschreibungen Fontanes. Und zum anderen diese herrlichen Nebenfiguren, die witzig, frech, arrogant und nett angezogen durch die Gegend stiefeln, oder besser wandern. Ich habe nicht wenig über die witzigen Dialoge der beiden Berliner und die Zungenfertigkeit der Rosa gelacht.


    Alles in allem war es für mich ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken über die Gesellschaft und ihre Spielregeln anregt.

  • Habe ich wirklich keine Rezension für "Cécile" gemacht ... auwaia ... dann danke ich Dir herzlich ... mir hat die Leserunde viel Spaß gemacht und wenn ihr weitere Fontane-Klassiker lesen wollt ...


    ICH KENNE SIE ALLE :wave
    (nur die Lyrik, Reiseliteratur und Briefe noch nicht)


    das fontane-fan-eyre