John Irving "Gottes Werk und Teufels Beitrag"

  • Es ist schon einige Zeit her, dass ich "Gottes Werk und Teufels Beitrag" gelesen habe. Ich habe es als sehr vielschichtiges Buch in Erinneriung, viele Stränge und - wie immer bei Irving - einzigartige Charaktere.


    Besonders Wilbur Larch, der alleinstehende, schrullige, aber liebenswerte Arzt ist mir ans Herz gewachsen. Seine Bemühungen, dass es "seinen" Kindern gutgeht, dass jedes einen guten Platz findet und er ihnen halbwegs ein "Zuhause" bieten kann haben etwas Rührendes und Berührendes. Aufgrund des wunderbaren Erzählstils Irvings folgen den oft sehr beklemmenden Textstellen immer wieder sehr humorvolle und versöhnliche.


    Die Abtreibungsfrage ist keineswegs das Hauptthema, vielmehr geht es um die Entscheidungsfreiheit der Frau in vielerlei Hinsicht.


    "Dieser Roman ist universal. Von einem Mann geschrieben, mit einem Mann als Held, kein bisschen feministisch und doch ein flammendes Werk für Frauen. Das mache mal einer nach."(Die Zeit, Hamburg)


    Im Jahr 1999 wurde der Roman verfilmt. Das Drehbuch, das ebenfalls John Irving schrieb und für das er einen Oscar bekam, wurde etwas adaptiert.


    Für mich sind sowohl Buch als auch Film Meisterwerke!!

  • @ Jersey


    Dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen! :-)


    Als Irving-Anbeterin habe ich mich recht spät an dieses Werk gemacht, habe ich doch erst alle anderen verschlungen.


    Und ich muss sagen, dass es für mich persönlich gleich an zweiter Stelle nach Owen Meany kommt.


    Allein das Gefühl und die Atmosphäre, die dieses Buch in einem schafft, ist erstaunlich.
    Irving versteht es meisterhaft, verschiedene Handlungsstränge, Motive und Symbole zu einem Ganzen zusammenzuführen, wo der Leser nur staunend und zutiefst befriedigt zurückbleibt.


    Wenn man einen Irving gelesen hat, dann bekommt man eine Ahnung davon, was Seelenfrieden ist...


    Liebe Grüße,
    Aimée

  • "Gottes Werk und Teufels Beitrag" ist für mich das beste Buch von Irving.
    Sozusagen sein Höhepunkt.
    Man fühlt sich beim Lesen beinahe wie einer dieser Waisen.


    "Gute Nacht, Ihr Prinzen von Maine, Ihr Könige von Neuengland"


    Oder so ähnlich...hat mir sehr gut gefallen.


    Danach ging es mit "Die vierte Hand" und "Bis ich dich finde" meiner Meinung nach bergab.

  • Meine Rezension:


    Ein Mann, der auszog, seine eigene Welt zu entdecken. Ich bin fasziniert von diesem Buch und fasziniert vom Schreibstil des Autors. Es ist für mich der erste Roman von John Irving, aber wie auch bei anderen Autoren wird es nicht der letzte sein. Der Autor beschreibt klar, deutlich und vor allem völlig unverblümt das Leben des Dr. Larch und seinem Schützling Homer.


    Es ist sehr interessant, die medizinischen Hintergründe zu erfahren, die mit Geburten aber auch mit Abtreibungen einher gehen. Doch die zwischenmenschlichen Beziehungen läßt John Irving natürlich auch nicht außen vor. Freundschaft, Liebe, Hass und mehr finden wir in diesem Roman.


    Ich fand das Buch so dermaßen interessant geschrieben, dass ich nicht mal merkte, dass es über 800 Seiten waren. Ich war gespannt auf das Ende des Buches und als es dann da war, schlug ich das Buch zu und dachte "Wie gehts Homer wohl heute?", weil der Autor sehr realitätsnah geschrieben hat und man meint, Homer wäre nun ein kleiner Teil des eigenen Lebens.


    Sehr schön fand ich auch die Anmerkungen des Autors am Ende des Buches. Dort erfährt man mehr über die Hintergründe und eignet sich das Wissen an, wo die Realität aufhört und die Fiktion beginnt. Alles in allem ein sehr gut geschriebener Roman, bei dem ich mich frage, warum ich ihn nicht schon viel früher gelesen habe. Der passende Film dazu wartet bereits auf mich und ich freu mich drauf.

  • Huhu ihr Lieben,


    ich lese gerade dieses tolle Werk und sage damit eigentlich schon alles. Ich mag es absolut! Irving hat eine - für mich ungeahnt - geniale Art zu schreiben, ich verschlinge die Seiten förmlich und mein Kopfkino ist unverschleiert :-)
    Im Gegensatz zu Sylvi fand ich den Film z.B. total ätzend! :grin Und ich hab das Buch jetzt nur hier, weil ich es während einer längeren Wartepause einem Freund stibitzt habe und gerade nix anderes zur Hand war. Umso überraschter war ich von der Tiefe der Gedankengänge und seiner Fähigkeit, grosze Worte gelassen auszusprechen.
    Bemerkenswert, in jeder Hinsicht.


    Drei Daumen hoch für John Irving!


    Grusz,
    ich

  • Zitat

    Original von LittleWhisper
    Umso überraschter war ich von der Tiefe der Gedankengänge und seiner Fähigkeit, große Worte gelassen auszusprechen.
    Bemerkenswert, in jeder Hinsicht.
    Drei Daumen hoch für John Irving!


    Das hast du sehr schön formuliert. :knuddel1
    Ich liebe Johnny vom ersten Buch an. Der für mich genialste und sympatischste Autor. *schwärm*

  • Owen Meany war das erste Buch von john Irving, das ich gelesen habe. Ich war fasziniert von der Scvhreibweise, der direktheit der Personen und der phantastischen GEschichte. gottes WErk und Teufles Beitrag war so was wie eine geniale fortsetzung nur mit anderer Handlung.
    Den film selbst fand ich nicht so gut, weil doch einiges anders erzählt wird, wie in der Gschichte selbst.
    die Freiheit, über doch recht heikle Dinge so zu denken und davon zu schreiben muss im land der unbegrenzten Möglichkeiten doch als mutig einzustufen sein.

  • Hallo Eulen der Nacht


    Ein wunderbarer sinnlicher , rührender und trauriger Film , den man getrost auch ein zweites Mal anschauen kann !


    Superbesetzung und klasse gespielt (Michael Caine )


    Aber das Buch lässt sich auch gut lesen , ohne das Langeweile aufkommt !


    L.G. teufelchen

  • Hallo zusammen,


    hier scheint man sich ja einig zu sein. Das Buch habe ich gelesen, weil mein Freund mich ein wenig dazu verfürhrt hat. Gottes Werk und Teufels Beitrag ist sein absolutes Lieblingsbuch. Zum Glück hat er es gemacht, denn ich fand es einfach genial.
    Als logische Konsequenz landete ein Irving auf meinem SuB und ich freue mich schon darauf ihn lesen zu können!
    Den Film habe ich mir nach der Lektüre natürlich auch angesehen und ich war bitter enttäuscht. :-( Ich habe von dem Charme und der Atmosphäre, die im Buch herrschen, leider nichts gemerkt.


    Ich habe dazu mal eine Rezi geschrieben, die ich ihn meinem Stammforum bereits gepostet hatte:


    Meine Meinung:


    St.Clouds in den 1920ern: der kleine Homer Wells wartet im Waisenhaus von St.Clouds darauf adoptiert zu werden. Genauso wie die anderen.... Dreimal hatte er die Chance auf eine Familie und dreimal kehrte er freiwillig wieder ins Waisenhaus zurück. Für Homer ist es sein zu Hause, der Ort an den er gehört.
    Auch Schwester Angela, Schwester Edna und Dr. Willbur Larch sehen dies genauso und freuen sich, dass Homer doch in St.Clouds bleibt. Homer darf also bleiben, aber nur wenn er sich nützlich macht.
    Und so wird Homer der Geburtshelfer von Dr Larch. Homer stellt sich dabei so geschickt an, dass sich Dr Larch nicht nur wünscht, dass Homer später einmal Arzt wird und Dr Larch später mal ersetzt, nein, Willbur Larch entwickelt auch Vatergefühle für Homer.
    Und so lebt die kleine Gemeinde in St.Clouds ihr relativ einsames Leben: Frauen kommen und gehen, Kinder werden adoptiert und geboren...
    Das Leben von Homer Wells und seinen Freunden ändert sich erst entscheidend,als Wally und Candy aus Ocean View nach St.Clouds kommen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Homer versteht sich sofort mit den beiden und verliebt sich sofort in die hübsche Candy.
    Und so kommt es, dass Homer doch noch St.Clouds verlässt und mit dem jungen Paar nach Ocean View geht und dort auf der Apfelplantage anfängt zu arbeiten.


    Nur kurze Zeit später: in Europa herrscht Krieg. Noch ist er nicht in Amerika angekommen, doch Wally zieht es zur Armee. Er verlässt Candy, seinen Freund Homer und das sichere Ocean View und lässt sich zum Soldaten ausbilden und fliegt auch bald seine ersten Einsätze im Kriegsgebiet und kehrt von einem nicht mehr zurück....


    Somit scheint für Homer die Chance gekommen zu sein eine Beziehung mit Candy zu führen, die sowohl ihn als auch Wally liebt.....


    Doch ist Wally wirklich tot? Kann eine Beziehung zwischen Candy und Homer wirklich gut gehen? Und findet Homer endlich das Glück, eine Familie zu haben und die Liebe und den Halt zu erfahren, die ihn in St.Clouds sein Leben lang gefehlt haben?



    Schon lange habe ich kein Buch mehr in der Hand gehabt, dass in sich so stimmig ist wie Irvings Gottes Werk und Teufels Beitrag.
    Irving erzählt auf eine wunderschöne Art eine Lebensgeschichte: eine Geschichte über das Erwachsen werden, das Älter werden und der Suche nach dem Platz im Leben.
    Irving verzichtete dabei auf jegliche Effekthascherei. Man hält ein ruhiges Buch in der Hand, denn Irving hat es nicht nötig den Leser an sich und die Geschichte durch aufgebauschte Skandale der Charaktere zu binden. Auf eine ganz natürliche Weise klärt er die Leser über die Fehler und kleinen alltäglichen Skandale der Protagonisten auf. Mit einer Spur Ironie zaubert er dem Leser immer und immer wieder ein Lächeln auf die Lippen. Dabei wirkt Irving niemals überheblich oder zieht Situationen ins Lächerliche. Vielmehr sorgt er dafür, dass der Leser sich mit den Problemen der Charaktere identifizieren kann.
    Neben dieser Art des Erzählens besticht Irving vor allem mit seinem Schreibstil. Es gibt nur sehr wenige Bücher, deren Sprache so dicht ist wie in diesem Roman.
    Schreibstil und Story ergeben zusammen eine Summe die perfekter nicht hätte sein können. Das Buch wirkt wie aus einem Guss.


    Wer Irving als einen großartigen Geschichtenerzähler bezeichnet, hat das Talent und die Vielfalt Irvings erkannt.
    Irving weiß ganz genau, wann er sich Exkurse, längere Rückblenden, detailreiche Schilderungen oder Zusammenfassungen erlauben kann, ohne das die Geschichte oder der Erzählfluss darunter leidet.
    Allerdings gehört Irving auch zu den Autoren, die man entweder liebt oder die man hasst.


    Ich jeden Falls habe meine Liebe für Irving mit diesem wundervollen Roman entdeckt!

  • Endlich mal jemand, der meine Meinung zum Film teilt. Ich war genaúso enttäuscht, hatte mir mehr erwartet bei der grandiosen vorlage, aber wesentliche Teile, wie ich finde, wurden weggelassen oder verändert. Damit verliert der Film einiges an Atmosphäre. Leider.

  • Mein Lieblingsbuch von Irving und insgesamt gesehen für mich eines der besten Bücher überhaupt. In wunderschönem Stil erzählt, sehr warmherzig und anrührend und dabei doch nie ins kitschige abdriftend.


    Den Film dazu mag ich auch, die Besetzung - allen voran Michael Caine - ist klasse.


    Das Buch ziehe ich dem Film aber dann trotzdem vor; es ist in derart perfekter Sprache und Erzählart geschrieben, dass es besser nicht geht. Da stimmt einfach alles.
    Allein die genaue Ausarbeitung der ganzen Charaktere, dann der besondere Charme des Buches. Es hat so viele so wunderschöne Stellen und zieht von der ersten Zeile an in die Geschichte.

  • @ Findus:


    :prost


    Besonders gruselig war ja für mich die Vorstellung, dass Irving selbst für das Drehbuch verantwortlich war!
    Das geht mir nämlich nicht ganz auf: wie kann jemand so einen genialen Roman schreiben, dass Drehbuch dazu aber so vergeigen?? :fetch

  • Der Film ist wirklich toll gemacht, das muss man den Machern schon alssen. Aber ich finde Verfilmungen haben es grundsätzlich schwer...
    Gerade bei diesem Buch ist meine Fantasie sowieso mit mir durchgegangen. Da war der Film natürlich schon ein wenig enttäuschend.

  • ich habe zuerst das Buch gelesen, denn die Bücher sind meistens besser als die Filme. Ich war begeistert, von vorne bis hinten spannend was nun aus dem Jungen werden würde.

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Meiner Meinung nach ist es besser zuerst den film zu gucken und danach das Buch zu lesen.
    Wobei man in der Fantasie schon eingsechränkt ist. die Figuren sehen dann eben aus wie die Darsteller, man kann sie sich nicht merh anders vorstellen. Dsas finde ich persönlich schade, weil die Figuren in meiner Fantasie oft viel kerniger, feiner, einfach prägnanter ausfallen.
    Ich habe es mir abgewöhnt Filme zu gucken, bei denen mich die Romanvorlage fasziniert hat.

  • Ich habe das Buch schon vor längerer Zeit gelesen und mir hat es überhaupt nicht gefallen. Damals habe ich es als langweilig vom Anfang bis zum Ende empfunden.
    Vielleicht würde ich es jetzt anders sehen, obwohl ich den Stil des John Irving noch immer nicht besonders mag.

  • Zitat

    Meiner Meinung nach ist es besser zuerst den film zu gucken und danach das Buch zu lesen.


    Richtig. Bei mir wars so, fand ich aber nicht weiter schlimm, da die Besetzung des Filmes ziemlich gut gelungen ist, daher haben sie mir auch beim Lesen als Michael Caine und Konsorten rumgespukt. Konnte mich aber gar nicht erinnern, dass im Film Melony vorkam, oder die Liebesbeziehung zwischen "Charlize Therone" und Homers bestem Freund (beide Namen wollen mir gerade nicht einfallen) eine wichtige Rolle gespielt hat.


    Gottes Werk und Teufels Beitrag ist das erste Buch von Irving, das ich gelesen habe und mir hats gefallen. Ich hab es am Strand gelesen, obwohl es dafür fast ein bisschen zu "schwer" ist. Deshalb könnte ich auch Irving-Bücher nicht öfter als im Ein-Jahres-Takt lesen, glaube ich. Werde mich aber bald wieder an ein Anderes von ihm setzen.