Das grüne Sofa – Natascha Würzbach

  • Dtv, 2007, 336 Seiten


    Klappentext:
    Natascha wächst in einem unkonventionellen Künstlerhaushalt in Bayern auf - nicht einfach im München der 1930er Jahre.
    ¯Ich brauche keine Ratschläge, ich brauche Geld!® Meine Großmutter schlägt mit der Faust auf den niedrigen Teetisch, daß die Tassen tanzen.Natascha wächst Ende der dreißiger Jahre als Einzelkind in einem unkonventionellen Künstlerhaushalt in München auf. Als ihr Vater, der beim Rundfunk arbeitet, Berufsverbot erhält, schlüpft er in die Rolle des Hausmanns, während ihre Mutter als Tänzerin mit KdF an der Ostfront tingelt. Nicht nur die Schule und die anderen Kinder, die sie wegen des ungewöhnlichen Berufs des Vaters hänseln, machen ihr Angst, auch zu Hause bekommt sie manchmal einen dicken Kloß im Hals, wenn ihre Eltern heftig diskutieren und in ihrer Anwesenheit wieder einmal ins Französische wechseln. Was ist es bloß, das sie nicht mitkriegen soll? Doch dann ziehen sie aufs Land, und trotz Krieg und Knappheit findet sich Natascha hier viel besser zurecht: sie schließt Freundschaften und streift durch die Berge. Und mit dem Ende des Krieges beginnt für sie ein neues Leben, denn endlich findet sie zu dem, was ihr liegt und was sie beglückt: lernen, studieren ...


    Zur Autorin:
    Natascha Würzbach, 1933 in München geboren, studierte Anglistik, Germanistik, Philosophie und Geschichte in München, Freiburg, Edinburg und London und war bis zu ihrer Pensionierung Professorin für englische Literatur an der Universität Köln.



    Meine Meinung:
    Ein Erinnerungsbuch, dass in der Kindheit der Autorin, in den 30ziger Jahren in Deutschland unter der Naziherrschaft beginnt, wie es eigentlich viele gibt.
    Aber dieses Buch hat einen frischen Ton, so ist die Autorin anfangs ein selbstbewusstes Kind, manchmal etwas frech, aber in ihrer Ungeniertheit liebenswert.
    Liebevoll beschreibt sie ihre Familie, ihre schräge Großmutter und ihre Eltern, die Künstler und Intellektuelle sind.
    Auf die Umgebung und Gesellschaft hat sie einen scharfen Blick, der nicht verurteilt, aber durchaus kritisch ist.
    Ihr Vater bekommt erst Strafen wegen Führerschmähung, später Berufsverbot.
    Die Wohnung der Familie wird im Krieg ausgebombt, zu Essen gibt es wenig.
    Das Zeitkolorit wird sowohl im positiven als auch im negativen gründlich vermittelt.
    Die zweite (langweiligere) Hälfte des Buches beschäftigt sich mit der Nachkriegszeit und Natascha Bestrebungen, ihr Abitur zu machen und zu studieren.
    Interessant ist das letzte Kapitel, der Nachtrag der Autorin, der einiges des Erzählten für Leser und Autorin in ein anderes Licht stellt.


    Leider will mir das Buch aber dann doch nicht so richtig gefallen, da sich der Stil im Verlaufe des Buches nicht viel ändert und auf literarisch gewagtere Stilmittel verzichtet wird. Die Autorin kommt nicht an literarische Ausdrucksformen einer Schriftstellerin wie z.B. Agota Kristofs und ihr Buch „Die Analphabetin“ heran. So verliere ich dann irgendwann das Interesse.
    Es bleibt dann doch „nur“ ein Erinnerungsbuch, aber immerhin eines das aus der Masse dieses Genres herausragt und wer solche Bücher mag, kann hier nichts falsch machen.

  • Natascha ist ein Kind, das im Deutschland der 30er Jahre aufwächst. Aus ihrer Kindersicht bekommen wir mit, wie das Land sich zunehmend wandelt und dass auch ihre Eltern, ein Künstler-/Intellektuellenpaar, von diesen Veränderungen irgendwie betroffen zu sein scheinen: es wird getuschelt und verstummt, sowie Natascha dazu kommt. Manchmal sprechen die Eltern französisch miteinander. Es ist also „was im Busch“. Nachdem ihr Vater seine Arbeit verloren hat und mit viel Glück einer Verhaftung durch die Gestapo entgangen ist, packt die Familie ihre Koffer und zieht aufs Land. Dort muß Natascha erst einmal wieder Anschluß ihren Platz im Leben finden…


    Aus Nataschas Sicht werden diese Jahre erzählt, was den Leser oft einen Schritt weiter sein lässt als Natascha, weil wir als Erwachsene und vor allem auch mit dem Wissen von heute genau wissen, was damals passierte, was man Natascha damals nicht erzählte.


    Zudem entsteht das Bild einer düsteren Zeit, das dem Leser gut vermittelt wird. Doch nicht alles ist „braun in braun“. Auf dem Lande gelingt es der Familie doch, ein halbwegs „normales“ Leben zu führen.


    Wie Herr Palomar bereits schrieb, hat das Buch im zweiten Abschnitt einige Längen, die den Lesefluß doch etwas ausbremsten – doch alles in allem wurde die Kindheit in den 30er Jahren gut eingefangen.


    Sehr aufschlussreich und interessant fand ich ebenfalls das Nachwort, das mit einigen sehr interessanten Details aufwarten kann.


    Ich schließe mich daher im Wesentlichen Herrn Palomars Meinung an: Kein Highlight des Genres, aber ein unterhaltsamer biographischer Roman, mit dem man nichts verkehrt machen kann.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)