Der Schwur des Normannen - von Paul Löwinger

  • Kurzbeschreibung


    Sizilien 1146, am Hofe des Normannenkönigs: auf einem Vasallentreffen bricht ein blutiger Zwist zwischen den jungen Rittern Alan und Robert de Taren aus. Robert macht Alan mit allen Mitteln sein Erbteil streitig. Um den offenen Kampf zwischen den Brüdern zu verhindern, schickt der König Alan mit einer geheimen Mission nach Frankreich, zu Eleonore von Aquitanien. Als ihr Ritter geht Alan auf den Kreuzzug und erlernt die Kunst des Krieges und der Minne. Aber in Sizilien bereitet Robert eine furchtbare Intrige vor...




    kamelin meint


    Tut mit wirklich leid, aber ich kann die positiven Amazon Rezensionen für mich leider nicht bestätigen. Das ist besonders deswegen schade, da ich mir gerade wegen der ausgezeichneten Rezensionen das Buch bestellt hatte.


    Zum einen fand ich die Personen sehr farblos und eindimensional, die dadurch auch keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Die Guten sind tadellos - die Bösen skrupellos, was die Vorgehensweise der Charaktere durch das ganze Buch hinweg sehr durchschaubar wie vorhersehbar gemacht hat.
    Darüber hinaus, hat sich der Stoff kaum mit den Normannen beschäftigt, wie ich es gehofft hatte. Der Normannische König Roger II spielt eine Nebenrolle - und um ihn (und seinen Schwur) geht es auch gar nicht.
    Was mich zudem befremdet hat, ist das Einbringen zahlreicher historischer Personen, die mit der Geschichte nicht das Geringste zu tun hatten. Der Roman beschäftigt sich mit einem Erbschaftsstreit - und eben darum geht es. Was Alienore von Aquitanien, Ludwig VII oder der 2. Kreuzzug damit zu tun hat, konnte ich bis zum Ende des Buches nicht herausfinden. Diese Kreuzzugs-Nebengeschichte hatte für mein Empfinden lediglich den Zweck, dem Roman die fehlende Tiefe zu geben und ihn auf diese Weise zudem mit historischen Personen zu schmücken, die sich gut auf dem Klappentext machen. Mit den Protagonisten, der Haupthandlung oder dem eigentlichen Thema hatte das meiner Ansicht nach nichts zu tun und wirkte für mich daher sehr konstruiert.


    Natürlich muss sich jeder selbst ein Bild machen , aber ich kann leider nichts anderes schreiben, als dass ich mich - als leidenschaftliche Leserin historischer Romane - durch diesen arg durchgequält habe.


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  • Ich kann Kamelins Rezension eigentlich fast Wort für Wort unterschreiben. Das Buch hat mich bitter enttäuscht, nicht zuletzt weil ich Löwingers "Das Lied des Troubadours" in sehr guter Erinnerung habe. Jetzt bin ich fast versucht, das in Frage zu stellen. War ich damals leichter zufrieden zu stellen oder hatte Löwinger einfach ein paar schlechte Wochen, als er das Buch hier geschrieben hat? Und doch, ich kann mich erinnern, dass eine der interessantesten Figuren beim "Troubadour" einer war, der eigentlich böse war und doch nicht.
    Sowas sucht man hier vergeblich. Ich habe noch selten dermaßen oberflächliche Figuren erlebt. Der böse Bruder ist einfach nur böse und die guten Brüder besitzen ihrerseits nicht ein Fitzelchen an Persönlichkeit, von allen anderen ganz zu schweigen.


    Der Sinn der Handlung hat sich mir auch nicht erschlossen, das passt hinten und vorne nicht zusammen. Löwinger hätte sich entscheiden sollen, entweder gleich über den 2. Kreuzzug schreiben oder über intrigante Brüder am normannischen Hof. Allerdings ist die Handlung bei einem Buch mit solchen Abziehbildern als Charakteren leider ohnedies zweitrangig, zumindest für mich.
    Schade, sehr schade!