Warum Pseudonym ?

  • Hi, Capesider.


    Versteh' diese gefakte Vita doch einfach als Bestandteil des gesamten Kunstwerkes, also als Teil des Buches. Mag ja sein, daß es auch so gemeint war. Jedenfalls hat niemand Anspruch darauf, daß die Vitae in Büchern auch tatsächlich stimmen - der Text wird erworben, aber der Autor ist nicht Bestandteil des Produktes.

  • Zitat

    Original von tomliehr
    Versteh' diese gefakte Vita doch einfach als Bestandteil des gesamten Kunstwerkes, also als Teil des Buches.


    Das ist ein guter Gedanke, von dieser Seite habe ich es wirklich noch nicht betrachtet! :-)
    Ich werde mal drüber nachdenken! ;-)

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Hallo,


    ich verstehe es dennoch nicht. Wenn ein Autor nicht will, daß seine Vita dem Leser bekannt wird, braucht er/sie doch einfach gar nichts bekannt geben darüber?


    Die Gründe für einen Fake leuchten mir irgendwie überhaupt nicht ein.


    Gruß
    Baumbart

  • Wenn der Autor nichts verraten möchte, ist es doch gut, jeder hat ein Recht auf ein Privatleben. Das möcht ich auch garnicht mit dem Buch mitkaufen, mir reicht meins schon.... :wave


    ---Versteh' diese gefakte Vita doch einfach als Bestandteil des gesamten Kunstwerkes, also als Teil des Buches. Mag ja sein, daß es auch so gemeint war.---


    Mag ja sein, aber vielleicht macht man sich auch lustig über den Leser, der ja alles schluckt....


    Wenn ich von jemanden die Bücher mag, und dann herausbkomme, daß vieles erlogen ist, nein danke, ich würd keins mehr von ihm kaufen...ich käm mir doch sehr veralbert vor...


    LG Iris

  • @Buffy...danke, Du hast auch meine Gedanken auch sehr treffend in Worte gefaßt.


    Das ginge mir auch so, daß ich mich betrogen und verarscht fühlen würde, nicht nur von Schriftstellern, sondern auch, wenn das ein "Normalo" machen würde.


    Da drängt sich mir automatisch der Gedanke auf: "Mit Menschen spielt man nicht."


    Wäre ich Schriftsteller und hätte auch noch so einen Scheißnamen...ich würde mir noch nichtmal gefallen lassen, daß der Verlag ihn in ein Pseudonym ändert.


    :wave


    Baumbart

  • Mein liebes bärtiges Bäumchen,


    schreiben ist ein hartes Geschäft, in dem vor allem viele rechteckige Papierzettel mit möglichst großen Zahlen darauf gelten. Wenn ein Verlag der Ansicht ist, er müsste dir ein Pseudonym verpassen, wird er dies auch tun. Sich dagegen zu sträuben heißt gegen eine Wand zu laufen. Es bringt nichts, außer dass du dir die Chance auf die Veröffentlichung kaputt machst. Der Verlag weiß sehr genau, dass es genug Leute gibt, die nur darauf warten, an deine Stelle treten zu können. Große Stars, die über allem stehen, gibt es in diesem Metier nämlich wenige.


    Die Verlage schönen auch die Vita ihrer Autoren, wenn es in ihr Konzept passt. Bei mit war man da sehr zufrieden und meinte, dass ich eine schöne, bunte Lebensgeschichte aufzuweisen hätte. Dies evrwundert mich etwas, denn ich halte mein Leben für so normal wie sonst was. Nun gut, etwas bewegter als bei einem Teil der anderen Autoren mag sie vielleicht gewesen sein.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Lieber Gheron,


    so erklärt kann ich das wenigstens etwas nachvollziehen. Arme Schriftsteller. Dann bin ich, glaube ich eher froh, keiner zu sein.


    Gheron, bei Zeit und Gelegenheit und einem Glas Wein, oder so kannst Du mir ja dann mal Deine Vita erzählen.


    :wave


    Liebe Grüße
    Baumbart

  • Dieser ganze Unfug begann schon in den 50er Jahren, als Autoren amerikanische Namen wählen mußten, um überhaupt einen Verlag zu finden. Die ganze SF-Schiene wurde mit wenigen Ausnahmen nur mit amerikanischen Namen besetzt. Ich darf da nur u.a. an Clark Darlton erinnern. Ebenso war es mit der gerade aufkommenden Westernromanreihe und einige Krimi-Serien. Die Entwicklung ist seitdem nachzuverfolgen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Eine Teilschuld zumindest haben auch die Leser, die sich gerade im SF/F-Bereich tatsächlich ausschließlich auf amerikanische Autoren gestürzt haben, jedenfalls Mitte/Ende des vorigen Jahrhunderts. Ich würd's auch nicht ganz so hart wie Gheron sagen. Der Verlag hat im Moment des Vertragsabschlusses - insbesondere Debütanten gegenüber - natürlich alle Hebel in der Hand, aber i.d.R. werden solche Fragen geklärt, bevor es zum Vertrag kommt, und wenn der dann vorliegt, darf der Verlag natürlich nicht mehr selbstherrlich zu einem Pseudonym greifen.

  • Lieber Tom,
    natürlich wird man GEFRAGT, was das Pseudonym betrifft. Man darf sich auch unter mehreren eines aussuchen oder Vorschläge machen - das ändert aber nichts daran, das man mehr oder weniger 'sanft überredet' wird, einem Pseudonym zuzustimmen. Wenn dann auch der Agent auf Seiten des Verlags in dieser Frage steht, hat man verdammt schlechte Karten. :-( :-( :-(
    Gruß Sysai

  • ich hab nichts gegen ein pseudonym. solang es schottisch ist.
    wenn man in verschiedenen genres schreibt finde ich es auch nicht schlimm wenn man in einem ann ein pseudo hat. würde ich wohl so machen.

  • Zitat

    Original von RATTENTOD
    ich hab nichts gegen ein pseudonym. solang es schottisch ist.


    OK... Dein Pseudonym wäre also: Rat McDeath :lache


    (hmmmm... und meines: Bat McCat :grin)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mein lieber Tom,


    auch ein bereits geschlossener Vertrag hindert einen Verlag nicht, ein neues Pseudonym einzufordern. Wenn du schon einen Vorschuss in der Tasche hast, kannst du dich ausgezeichnet wehren. Die Leute sitzen am längeren Hebel, es sei denn, du bist einer der wenigen Stars der Literaturszene, von dem man auch einen beschrieben Bierdeckel veröffentlichen würde.


    Die Verlage haben ihre eigene Meinung zu diesem Thema und davon gehen sie nicht ab, egal was ein Autor dazu sagen mag.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo,


    das, was die Autoren zu diesem Thread bisher gesagt haben, hat mich doch nachdenklich gemacht und betroffen, muß ich zugeben.


    Wahrscheinlich, weil ich, bevor ich hier zu den Büchereulen kam, mir entweder gar keine Gedanken gemacht hatte oder eine ungenügende, ja eventuell falsche Sichtweise der, ja nicht als Beruf erlernbaren, Arbeit eines Schriftstellers hatte.


    Ich hoffe, vor allem die etwas älteren Autoren finden die Fragestellung jetzt nicht naiv oder aberwitzig, aber ich war speziell bei der Berufsgruppe immer davon ausgegangen, daß die Bezeichnung "Beruf" eben von BerufUNG kommt, wie ich es bei einem guten Arzt, Lehrer, Künstler erwartet hätte?


    Tut das dann nicht in der Künstler-Seele wirklich richtig weh, wenn der Verlag von einem erwartet, ein Pseudonym zu benutzen?


    Und...auch wieder eher an die älteren Autoren gerichtet...was ist mit der Demut des Schriftstellers selbst? Bleibt die nicht irgendwann auf der Strecke?





    Gruß
    Baumbart

  • Ich glaube, dass viele Leute ein Idealbild vom Schriftstellertum vor Augen haben, sprich einen Künstler, der in seinem Elfenbeinturm vor der Schreibmaschine sitzt und sich dabei weder um Gott, noch die Welt kümmert.


    Es mag einige wenige und auch sehr erfolgreiche Exemplare dieser Gattung geben. Die meisten freien Schriftsteller kämpfen jedoch um jede Möglichkeit, etwas zu veröffentlichen, nur damit der Kühlschrank nicht ganz leer wird. Sie müssen dabei fast jeden Auftrag annehmen, nur damit ein paar Euro aufs Konto kommen. Für eigene Träume bliebt da oft nichts mehr übrig. Es wird getan, was der Verlag von einem will. Tut man's nicht, warten genug andere, die es tun würden. Daher ist ein Schriftsteller, der vom Schreiben leben will, meistens ein Sklave seiner Schreibmaschine.


    Andere Autoren, darunter auch wir, arbeiten in ihren Beruf und schreiben nebenbei. Da wir auf das Geld vom Schreiben nicht angewiesen sind, um zu überleben, können wir unser Augenmerk auch mehr auf die Qualität er Romanidee und des Textes legen, und auch mal Njet sagen, wenn uns von Verlagsseite her etwas nicht passt. Allerdings darf man sich das auch nciht zu oft erlauben, denn es gibt genug Andere, die ...
    Im Gegensatz zu den Nurautoren können wir uns aber in Schwerhörigkeit üben, wenn der Verlag Wünsche äußert, die uns nicht passen. So lange wir gute eigene Ideen in guter Qualität liefern, bricht uns das nicht das Genick.


    Das ist aber auch fast die einzige Freiheit, die wir haben.


    Noch ein kurzes Wort zu Clark Darlton. Als ich ihn vor vielen Jahren einmal besuchte, erzählte er in geselliger Runde, wie er seinen ersten Roman untergebracht hat. Er war damals Übersetzer und übersetzte amerikanische Autoren. Irgendwann schmuggelte er in den Packen Manuskripte, die an den Verlag abliefern musste, einen eigenen Roman ein und meinte, das wäre ein neuer Ami, den man ihn zugeschickt hätte. Der Verlag hat es gefressen! Erst als der Roman erschienen und auf großes Publikumsinteresse gestoßen war, wagte er sich zu outen.


    Ein solches Husarenstück ist heutzutage leider fast unmöglich.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo zusammen,


    Pseudonym ok. Es sind hier genügend Argumente aufgeführt, die zeigen, daß sowas durchaus auch Sinn machen kann.


    Eine schräge Lebensgeschichte erfinden, da kann ich auch noch mit leben.


    Aber falsche akademische Grade anführen ist für mich Betrug.


    Viele Grüße
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von Gheron
    Ich glaube, dass viele Leute ein Idealbild vom Schriftstellertum vor Augen haben, sprich einen Künstler, der in seinem Elfenbeinturm vor der Schreibmaschine sitzt und sich dabei weder um Gott, noch die Welt kümmert.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave


    Hallo Gheron,


    ich kann natürlich nur für mich sprechen und da würde ich sagen, daß das Gros der Schriftsteller ausgerechnet DAS nicht tun sollten...nämlich im Elfenbeinturm sitzen und sich um nichts, was draußen in der Welt vorgeht zu kümmern.


    Ansonsten finde ich es sehr gut, daß Du bereit bist, uns soviel zu erzählen.


    Das ist etwas, was nicht unbedingt alltäglich ist...in keinem Berufszweig der Welt.


    Ich zumindest würde gerne öfter sowas Interessantes lesen als nur Bla bla, aber das ist wahrscheinlich eine Frage der Einstellung zu diesem Forum.


    Mit dem Ausdruck Demut, der gewiß sehr provokant aufgefaßt wird von einigen, meinte ich übrigens die gegenüber der Kunst des Schreibens und Erzählens an sich und gegenüber dem Leser, der ja der Ansprechpartner sein sollte.
    Aber vielleicht irre ich mich ja auch und der eine oder andere Autor hört/liest sich nur selbst gerne und es ist ihr/ihm egal, was beim Publikum überhaupt ankommt?



    Danke Dir jedenfalls, Gheron, für die ausführliche Antwort aus Deiner Sicht. Mir wird dadurch jedenfalls vieles klarer...:-)


    Baumbart

  • Die ganze Bücherbranche ist nicht mehr so, wie sie sein sollte. Was ist das für ein Weg, wenn Bohlen und Co. Millionen Mal verkauft werden, und wirklich mühsame Bücher mit wichtigem Hintergrund als Toilettenwälzer enden?


    Irgendetwas läuft schief, und dass muss sich schnellstens ändern.


    mfg