Der Biss der Schlangenfrau
Inhalt:
In einem kleinen englischen Dörfchen erzählt man sich die Legende von einer weißen Schlange. Als merkwürdige Dinge geschehen, erkennen die Bewohner bald, dass mehr hinter der Legende steckt als ihnen lieb ist. Und dass mit dem Untier nicht gut Plumpudding essen ist.
Rezension:
Der Archäologe Angus tut das, was Archäologen am besten können: Er buddelt sich durch den Garten und findet einen komischen Schädel. Der erste Gedanke ist: Dinosaurier. Der zweite: Geht nicht. Die Gesteinsschicht stammt aus der Römerzeit. Also lagert der ratlose Angus das Ding erstmal auf seinem Schreibtisch.
Auf einer Party lernt Angus alsbald Lord James kennen. Dieser Jüngling (dargestellt vom blutjungen zarten Hugh Grant) prahlt mit seinem Vorfahr, der den berüchtigten Wurm von Devon einst einen Kopf kürzer gemacht haben soll. Zu dessen Ehre wird einmal im Jahr zu eben jener Party geblasen, und passend zur Wurm-Themaik ein garstig anzusehendes Buffet aufgefahren. Ich hoffe mal, dass diese "Regenwürmer in Aspik" nur ein Scherz waren. Schlaff über Schüsseln baumelnde Krakenarme sind schon schlimm genug. Wenn auch nicht so schlimm wie der Kreisch-Hoschi, der für die musikalische Unterkritzelung der Party sorgt und auf haarsträubende Weise die Geschichte des Wurms von Devon erzählt. Der Bardesänger aus Ritter der Kokosnuss war auch nicht besser ;o)
Nun, die Tuscheleien der Dörfler gewinnen an Stoff, als die schlangenhafte Silvia auftaucht und das berüchtigte "Tempelhaus" im Wald bezieht. Die entpuppt sich schnell als mythisches Wesen, klaut den Schädel, kotzt auf Jesuskreuze und krallt sich den dicken Polizisten des Dorfs, weil dessen Helfer leider grade "Probleme mit der Fahrradpumpe hat" und außerdem "sein Putenschnitzel nicht erkalten lassen will". Dem Polizisten folgt ein Jünglein, das sich grade auf dem Weg in die Jugendherberge befindet und von der Schlangendame dazu auserwählt wird, ihrem Gott Dionis geopfert zu werden. Von dem stammt nämlich der Schädel, und er muss dringend wieder erweckt werden, nachdem vor Jahrhunderten so ein Honk seinen Kopf abgeschlagen hat. Leider wird die Dame mitten in der schönsten Opferungsszene von einem hartnäckigen Klingeln gestört. "Scheiße!" stößt sie aus und geht mal gucken. Vor ihr steht der zarte Hugh Grand und sieht soviel appetitlicher aus als ihr zuvor erwählter pubertierender Klops, der nach einem Biss in den Piephahn auch nur noch blöd aus der Wäsche guckt. Infolgedessen wird er ersäuft.
Alles kommt also, wie es kommen muss. Die Lady wird enttarnt, Angus und Lord James blasen zum Kampf, eine Blondine wird zur Opferung entführt und der dicke Polizist von vorhin mutiert zum pummeligen Python. Dem Lord kommt zudem noch eine geniale Idee: Sein verstorbener Dad hatte doch da mal eine Schallplatte mit Schlangenbeschwörer-Musik. Prompt installiert er fette Lautsprecher auf dem Dach seines Landsitzes und lässt orientalisches Geplärre übers Land schallen. Dem kann die Schlangenlady nicht widerstehen und windet sich - natürlich in High Heels und Strapsen - aus ihrer Schlafstatt: einem Weidenkorb. Das Finale beginnt.
"Der Biss der Schlangenfrau" ist ein merkwürdiger Film. Voll mit Selbstironie und Humor, aber auch voll mit psychodelischen Einfällen. So plumpst immer mal wieder jemand in komische Visionen oder träumt Sachen, die sich jeder...hmm...sagen wir mal Logik entziehen. Da wären Nonnen, die einen Jüngling am Kreuz ihrer Riesenschlange opfern und anschließend von einer Römerhorde vergwaltigt werden, da wären mit Riesenphalussen ausgestattete Schlangenladys, sich kloppende Stewardessen in Strapsen und erigierte Kugelschreiber.
Die sonst so evil wirkende Schlangenfrau kann sich bei Klängen, die auf irgendeine Weise jaulen, nicht mehr halten. Und so kringelt sie sich unkontrolliert, wenn man auf der Mundharmonika spielt oder - wie der findige Angus - mit einem Dudelsack daherkommt. Als echter Brite hat der übrigens auch in Notsituationen ein Faible für Stil und schmeißt sich vorher noch schnell in einen Schottendress. Wenn schon, dann richtig. Nicht wahr? Wobei es wirklich lustig anmutet, wenn auch der dicke Polizist der Dudelsackmusik verfällt und mit lasziven Zuckungen dem Archäologen hinterherschlängelt.
Naja, das Fazit ist ein bisschen schwer. Ich gebe dem Film 3 von 5 Büchereulen, weil er irgendwie unterhaltsam war, wenn auch weder Fisch noch Fleisch. Zudem rechne ich es immer hoch an, wenn man über sich selbst giffeln kann. So wie der Regisseur hier. Wobei die komischen Träume allzu arg sonderbar waren und für viele blinkende Fragezeichen über den Köpfen sorgen. Dennoch oder vielleicht deswegen gilt dieser Streifen in gewissen Kreisen als Kultwerk.