'Waagschalen aus Gold' - Kapitel 07 - 12

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    Original von taciturus


    Gottschalk ist mittlerweile wirklich sehr anstrengend. Er hat so eine gewisse Überheblichkeit, dass er sich als das moralische Korrektiv von jedem und allen sieht.
    Vor allem erwartet er ständig, dass er eingeweiht wird und er vorher Aktionen abnicken darf.


    Mir ist im Moment nur nicht klar, wieso er sich eigentlich so entwickelt hat. Weil er tatsächlich im letzten Band auch mal von Nicco um Rat gebeten wurde?

  • Zitat

    Original von taciturus
    Gespräch zwischen Jordan und Katelina


    Danke, das hatte ich nicht mehr im Gedächtnis.
    Ich bin mir unsicher, ob der schlaue Jordan tatsächlich daran glaubt, dass sein Sohn Simon sich damit zufrieden geben würde.


    Interessant ist ja auch der Satz mit dem 'ungehobelten Pack' und den Leuten, die er verabscheut, die sich mit solchem einlassen. Und das im Gespräch mit Katelina :grin


    Zitat

    Original von Pelican
    Mir ist im Moment nur nicht klar, wieso er sich eigentlich so entwickelt hat. Weil er tatsächlich im letzten Band auch mal von Nicco um Rat gebeten wurde?


    Ich glaube, er ärgert sich und macht sich auch Sorgen. Selbst wenn Niccolo nicht für alle Schandtaten verantwortlich ist, die ihm unterstellt werden, so sieht Gottschalk ihn doch zumindest als einen mutwilligen Katalysator, der andere Personen Risiken aussetzt.

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    Original von Lemon
    Ich glaube, er ärgert sich und macht sich auch Sorgen. Selbst wenn Niccolo nicht für alle Schandtaten verantwortlich ist, die ihm unterstellt werden, so sieht Gottschalk ihn doch zumindest als einen mutwilligen Katalysator, der andere Personen Risiken aussetzt.


    Das ist eine der Fragen, bei denen ich daran kiefle, wie korrekt es ist, Nicco das alles unterzuschieben. Natürlich, es war seinetwegen, daß Katelina in der belagerten Stadt war. Aber, war es seine Schuld? Wie weit geht die Verantwortung? Und die ultimative Schuld für ihre Tragödie liegt ja auch bei ihr, weil sie ihn unbedingt beschlafen wollte.
    Das Problem ist halt, daß auch Nicco nicht davon absehen kann, sich für alles und jedes verantwortlich zu fühlen.
    Vielleicht braucht er ein Gewissen. Er will aber keines. Schon gar kein so unsubtiles wie Gottschalk.
    Aber, ich versuche auch dem Priester gegenüber etwas gerechter zu bleiben. Denn eigentlich handelt er ja aus Liebe Nicholas gegenüber, unterstelle ich mal. Außerdem hat er hier einen harten Job, da er das Gewissensein vorerst nicht mit dem abwesenden Tobie teilen kann.

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    Original von Grisel


    Das Problem ist halt, daß auch Nicco nicht davon absehen kann, sich für alles und jedes verantwortlich zu fühlen.
    Vielleicht braucht er ein Gewissen. Er will aber keines. Schon gar kein so unsubtiles wie Gottschalk.


    Wenn er sich aber für alles selbst verantwortlich macht, was er ja in gewissen Teilen macht und die Schuld auf sich nimmt, braucht er dann noch überhaupt ein externes Gewissen, da er ohnehin ein internes hat?


    Gerade in diesem Band erleben wir einen Niccolo, der nicht alles auf eine Karte setzt und der keineswegs der Maxime folgt, dass der Zweck die Mittel heiligt. Den Eindruck hatte ich zwar in anderen Bänden gelegntlich von ihm, hier habe ich diesen Eindruck gar nicht.

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    Original von taciturus
    Wenn er sich aber für alles selbst verantwortlich macht, was er ja in gewissen Teilen macht und die Schuld auf sich nimmt, braucht er dann noch überhaupt ein externes Gewissen, da er ohnehin ein internes hat?


    Ich denke, das ist der Grundkonflikt mit Gottschalk und Tobie.

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    Original von Grisel


    Aber, ich versuche auch dem Priester gegenüber etwas gerechter zu bleiben. Denn eigentlich handelt er ja aus Liebe Nicholas gegenüber, unterstelle ich mal. Außerdem hat er hier einen harten Job, da er das Gewissensein vorerst nicht mit dem abwesenden Tobie teilen kann.


    Für so selbstlos halte ich ihn nun auch wieder nicht.

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    Original von Grisel
    Das ist eine der Fragen, bei denen ich daran kiefle, wie korrekt es ist, Nicco das alles unterzuschieben. Natürlich, es war seinetwegen, daß Katelina in der belagerten Stadt war. Aber, war es seine Schuld?


    Aus meiner Sicht nicht, auch bei anderen Ereignissen.
    Aber Gottschalk - und auch Tobie - betrachten das wohl von einer anderen Warte. Sie meinen ja zu 'wissen', was Niccolo getan hat und welche Motivation er hatte, sie gehen oft zuerst erst einmal davon aus, dass Niccolo tatsächlich 'schuldig' ist. Kommen dann Zweifel auf, beharren sie darauf, dass er 'mitschuldig' oder letztendlich zumindest verantwortlich ist.
    Gottschalk ärgert mich mit dieser Haltung des öfteren, mehr als Tobie. Er kommt gerade in diesem Band zum Teil schon recht überheblich rüber, nicht nur Niccolo gegenüber.
    Aber ich habe es sowieso nicht so sehr mit diesen eifrigen Gottesmännern, ich bin also vorurteilsbeladen. :grin Daher bemühe ich mich, ihm hier mal geduldiger zu begegnen.


    Zitat

    Original von taciturus
    Wenn er sich aber für alles selbst verantwortlich macht, was er ja in gewissen Teilen macht und die Schuld auf sich nimmt, braucht er dann noch überhaupt ein externes Gewissen, da er ohnehin ein internes hat?


    Ich befürchte, Niccolos eigenes reicht Gottschalk nicht. Er ist Priester, ich geh davon aus, dass er das externe Gewissen als seinen Job ansieht.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Was meint ihr eigentlich, warum Nicco mit absolut niemandem darüber spricht, was er wußte, was nicht, was daneben ging.


    Manchmal denke ich, es gibt sogar jemand, dem er dies erzählt (ohne, daß wir es wissen): Loppe.



    Das denke ich auch.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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    Original von Pelican
    Was meint ihr eigentlich, warum Nicco mit absolut niemandem darüber spricht, was er wußte, was nicht, was daneben ging.


    Manchmal denke ich, es gibt sogar jemand, dem er dies erzählt (ohne, daß wir es wissen): Loppe.


    Falls man der Ansicht folgt, dass Niccolo diese Situation absichtlich herbeigeführt hat, damit er eine Rechtfertigung für Afrika hat, würde sich das dann ja wiedersprechen, wenn er ihnen dann aber alles genau erzählt.


    Ich glaub aber eher, dass Niccolo ein Spieler ist. Auch wenn sie seine Freunde sind, so sind sie doch auch gleichzeitig mögliche Schachfiguren für ihn und das würde nicht funktionieren, wenn er mit offenen Karten spielen würde.

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    Original von Grisel
    Gottschalk ist in diesem Buch besonders anstrengend. Als Mann der Religion, aber vor allem als Mann, der Nicco gerne besser machen würde, als dieser es selbst sein will. Ein Gewissen, das Nicco vielleicht braucht, aber absolut nicht will.


    Ich habe mich über Gottschalk genau wie Nicholas gewundert, das fing ja schon im letten Abschnitt an.
    Gottschalk ist wohl wirklich leicht Größenwahnsinnig, sich als Beichtvater von Nicholas aufzuspielen. Nicholas ist fassungslos.


    S.62:Mein Beichtvater? Sagte Nicholas.
    Wusstet ihr nicht, dass er hier ist? ...
    Mein Beichtvater? Wiederholte Nicholas.



    In Kapitel 9 geht Nicholas mal wieder zu Boden.
    Diesmal gab es was von Simons Schwester mit einem Backstein auf dem Kopf.
    Aber Nicholas ist doch hart im Nehmen und er erkennt sogar noch die Komik der Situation..


    Kapitel 12: Die dreitägige Schifffahrt auf der Karavelle, bei der soviele Leute bei der Vorbereitung beteiligt waren, verspricht spannend zu werden. Neuees Schiff, neue Mannschaft, neue Chance für Nicholas.
    Es wird auf reiche Ladung bei der Rückkehr gehofft.
    Papageien und Federn und Straußeneiern und Negersklaven und Gold!

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    Original von Grisel
    Ich glaube, das Problem ist weniger, daß er sich als Beichtvater aufspielt, sondern mehr, daß er anwesend ist. Mit ihm hat Nicco nun wirklich nicht gerechnet und der böse Julius hat ihn nicht gewarnt.


    Ich glaub schon, dass es auch die Anmaßung Gottschalks ist, dass er sich als der Beichtvater von Niccolo vorstellt und meiner Einschätzung nach nicht nur als dieser vorstellt, sondern sich auch in dieser Funktion in der Gruppe sieht, aber von Niccolo absolut nicht in dieser Funktion gesehen wird.


    Niccolo dürfte meiner Einschätzung nach immer genau planen, wo sich sein Team gerade aufhält und bei Gottschalk wird er schon auch vermutet haben, dass dieser ihn kontrollieren will und nicht mehr lang auf sich warten lassen wird.

  • Ich tue mich mit diesem Band unheimlich schwer. Nachdem ich Frühling des Widders und Spiel der Skorpione förmlich inhaliert habe, erinnert mich dieser Band von der Art her eher an den ersten.


    Bei den Plänen für Murano hab ich auch nur Bahnhof verstanden und auch die Diskussion mit Gottschalk hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, irgendwo den Anschluss verpasst zu haben.


    Ich hoffe, dass sich das nicht so durch das ganze Buch zieht.