Originaltitel: House of Leaves, erschienen 2000
Der Autor
Mark Z. Danielewski, geb 05.03.1966, ist der Sohn des polnischen Avant-Garde Regisseurs Tad Danielewski. Seine Schwester Annie Decatur Danielewski ist als Musikerin unter dem Namen Poe bekannt.
Er hat in Yale Englische Literatur studiert, wenn auch nur bis zum Bachelor-Abschluss, er wurde bei den Schreibseminaren regelmäßig abgelehnt. Er zog nach Kalifornien, wo er in Berkeley an einem Sommerprogramm für Latein teilnahm. Er verbrachte auch einige Zeit in Paris, in der er sich hauptsächlich mit Schreiben beschäftigte.
In den frühen 90ern besuchte er die USC School of Cinematic Arts in Los Angeles. Er arbeitete am Sound für einen Film über Derrida mit. Derrida ist ein französisch-algerischer Literaturkritiker und Philosoph, der auch in "Das Haus" eine Rolle spielt.
Sein zweiter Roman "Only Revolutions" war Finalist für den National Book Award 2006.
Quelle: Wikipedia
Das Buch
Vor seinem Erscheinen 2000 wurde "House of Leaves" nach und nach im Internet veröffentlicht und bald bildete sich eine Fangemeinde und Poe brachte ein Album mit dem Titel "Haunted" heraus, das von dem Buch inspiriert wurde.
Kern des Buches ist "Der Navidson Record", ein Dokumentarfilm.
Navidson, Fotograf und Pulitzerpreisträger, zieht mit seiner Freundin Karen, Ex-Modell, und den gemeinsamen Kindern in ein Haus. Sein nächstes Projekt ist eine Dokumentation über eine Familie, die ein Haus neu bezieht, sich einrichtet und es nach und nach zu ihrem Heim macht. Zu diesem Zweck bringt Navidson in allen Räumen, außer den Badezimmern, Kameras mit Bewegungsmeldern.
Als die Familie von einem Urlaub zurückkommt, ist auf einmal eine Tür im Elternschlafzimmer, die in einen fast schwarzen, aschfarbenem Stauraum führt, auf dessen gegenüberliegenden Seite sich eine weitere Tür zum Kinderzimmer befindet. Keiner kann sich erklären, wie es dazu kam, Messungen Navidsons ergeben, dass das Haus außen kleiner ist als innen.
Später erscheint eine weitere Tür, zu einem Flur, der auch aus aschfarbenen Wänden, Boden und Decke besteht. Dieser Flur,der theoretisch in den Garten führen würde, ist der Eingang zu einem riesigen Labyrinth aus Räumen, Sälen, Treppenhäusern und Abgründen, das sich stetig wandelt. Mit Hilfe seines Bruders, und anderen macht sich Navidson mit Kameras ausgestattet auf die Erkundung.
Aus diesen Filmen und den Aufnahmen aus dem Haus setzt sich "Der Navidson Record" zusammen, er liest sich wie ein Horrorroman und erinnert vom Spannungsfaktor stark an "Blairwitch-Projekt". Er ist unglaublich spannend und und ich hatte mehrfach Gänsehaut, weil es mich so gegruselt hat.
Dann gibt es Zampanò, er hat über den Film eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, die hunderte von Fußnoten enthält, die sich auch auf den Film bzw mit diesem in Bezug stehende Themen beziehen. Man erfährt einiges über Architektur, Literatur, Cinematographie, Mytologie und vieles mehr.
Über Zampanò selbst erfährt man nicht sehr viel und das wenige möchte ich hier nicht verraten. Als er stirbt kommt Johnny Truant in den Besitz seines Vermächtnisses in Form einer Truhe angefüllt mit Blättern, Notizzetteln, Umschlägen, und allem anderen erdenklichen Papier vollgeschrieben und vollgekritzelt mit Teilen der wissenschaftlichen Abhandlung.
Johnny macht sich an die Arbeit alles zu ordnen, wobei er weitere Fußnoten hinzufügt in denen er von seinem Leben und seinen Fortschritten erzählt. Zunächst sind das überwiegend sexuelle Abenteuer, aber mit der Zeit wird er immer paranoider und man sieht zu, wie ihm sein Leben entgleitet.
Meine Meinung
Man könnte glauben, dass durch die vielen Fußnoten der Lesefluss gestört werden könnte, aber ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt. Im Gegenteil je aufwendiger das Layout wurde, desto mehr hat es Spaß gemacht sich seinen Weg durch das Buch zu lesen. An einer Stelle liest man für etwa 20 Seiten nur eine Spalte auf der linken Seite, um sich dann über eine Fußnote, die einen das Buch umdrehen und auf der anderen Seite "zurücklesen" lässt, wieder an seinen Ausgangspunkt führen zu lassen.
Auf anderen Seiten sind jeweils nur wenige Wörter gedruckt, was den Lesefluss zu beschleunigen scheint. Wer hat sich das noch nicht gewünscht, wenn es spannend wird schneller lesen zu können und die Seiten einfach umzublättern, hier kann man das.
Ich bin einfach begeistert von diesem Buch, man kann sich auf das Gesamtwerk einlassen, oder auch nur Teile davon lesen.
Ich war ja bei einer Lesung und Danielewski hat erzählt, dass in Amerika Teenager nur den Horrorteil lesen und den Rest einfach überspringen
Die "Pelikangedichte" und "Die Briefe aus dem Three Attic Whalestone Institute" aus dem umfangreichen Anhang sind für sich genommen schon lesenswert.
Ich freue mich darauf es nocheinmal in deutsch zu lesen, denn bei den (pseudo-) wissenschaftlichen Teilen war ich beim Original manchmal etwas überfordert, was dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan hat.
P.S. Der Preis lohnt sich,zumal der aufwendige Druck ihn rechtfertigt. Die englische Ausgabe war allerdings noch bunter, zB die Fotos im Anhang.
Edit: da fehlte ein Wort edit, und noch ein paar mehr.
ASIN/ISBN: 3442739705 |