Weit weg vom Rest der Welt. In 90 Tagen von Tanger nach Johannesburg. - Andreas Altmann

  • Kurzbeschreibung
    In Tanger, der dunkelsten und geheimnisvollsten Stadt des Maghreb, beginnt eine achttausend Kilometer lange Reise den dunklen Kontinent hinab. Die Westsahara, Mauretanien und Mali mit dem sagenumwobenen Timbuktu sind die ersten Stationen. Andreas Altmanns Reise ist reich an faszinierenden Erlebnissen, aber auch voller Hindernisse und Gefahren. Die Fahrt in Zonen, vor deren Besuch alle Botschaften warnen, entwickelt sich bald zum Abenteuer, das ohne Glück, Mut und Schmiergeld nicht zu überleben ist.


    Über den Autor:
    http://www.andreas-altmann.com/


    Meine Meinung:
    Nachdem ich Getrieben von Altmann so gut fand, mußte ich unbedingt einen seiner Reiseberichte lesen. Mit diesem Buch hier hab ich das dann in den letzten Tagen getan und bin zwie gespalten. Sprachlich nicht so ausgereift und schön, wie Getrieben, wird einem hier eine Welt eröffnet, die man nicht kennt und die einen befremdet. Ein Reisebericht der anderen Art. Afrika ist düster, dunkel und bedrohlich und vorallem teuer, wenn man nicht klug genug ist, sein Geld in die Kleidung zu nähen. :lache


    Ich bin nicht ganz so begeistert, wie nach der Lektüre von Getrieben, aber ich fand es gut und interessant, wenn es in mir auch nicht unbedingt, die Reiselust geweckt hat.... obwohl sich vermutlich in den Jahren, nach der Reise bis heute einiges verändert hat in Afrika, ob zum Guten oder zum Schlechten, ist die Frage. Mich würde interessieren, ob die gleiche Reise heute ähnlich abenteuerlich wäre und ob der Autor sie noch mal unternehmen würde...
    Ein bißchen Schade fand ich den totalen Mangel an wirklich positiven Begebenheiten, immer wieder schimmert durch, daß Altmann Afrika nicht mag und er eine milde Geringschätzung für die Afrikaner an den Tag legt. Mir fehlt das Lachen, die Fröhlichkeit, die es doch bestimmt auch in den dunklen Winkeln des Schwarzen Kontinents irgendwo geben muß....oder?

  • Andreas Altmann - Weit weg vom Rest der Welt: In 90 Tagen von Tanger nach Johannesburg


    Vom Irrsinn Afrikas oder den Entbehrungen eines Reisenden


    Knapp 13 Jahre nach seiner dreimonatigen Reise durch den schwarzen Kontinent erzählt Andreas Altmann in "Weit weg vom Rest der Welt" von Begegnungen mit gewöhnlichen und ungewöhnlichen Menschen und dem Abenteuer Afrika.
    Altmanns Stil, der als prägnant und direkt und zuweilen auch als emotional gilt, beschreibt schonungslos und offen die Zustände der Länder, die er bereist und berichtet von seinen Erlebnissen, die nicht nur den Autor, sondern auch den Leser alsbald an den Nerven zerren. Geht es in den Begegnungen doch immer wieder die gleichen Forderungen an den weißen Mann: Geld, Beschaffung eines Visums für Deutschland oder die Bitte, eine Tochter zu heiraten.
    Oft bleibt der Weltenbummler standhaft, in vielen Fällen jedoch hat er keine Wahl, wenn er ans Ziel kommen möchte und zahlt unfreiwillig den geforderten Bakschisch.


    So geruhsam und relativ friedlich die Reise in Tanger beginnt, so steigern sich mit deren Verlauf die Gefahren, denen sich Altmann ausgesetzt sieht. Deutlich wird dies zum einen in den Gesprächen mit deutschen Botschaftern, die klarstellen, wo die Hilfe für den deutschen Autor, der sich selbst als Reisender und nicht als Tourist sieht, aufhört und zum anderen an den Beschreibungen der Transportmittel, die Altmann für sein Fortkommen nutzt.
    Nachdem der Leser das nackte Elend von Mauretanien und Mali hintersichgelassen hat, nicht ohne zuvor mit Altmann die wunderbare Bibliothek Ahméd Baba von Timbuktu besucht zu haben, darf er mit dem Autor das politisch gefestigte Burkina Faso bereisen und Erholung suchen, bevor es in das krisengeschüttelte Liberia weitergeht und Altmann in Ghana feststellt, dass dieses Land nichts Aufregendes zu bieten hat.
    Die letzten Etappen seiner Reise verlaufen ebenso unspektakulär wie die Schilderungen darüber; Namibia und Südafrika werden abgehakt, zu sehr scheint Altmann mit dem Tod eines südafrikanischen Freundes und Fotografen beschäftigt zu sein, von dessen Tod er aus der Zeitung erfährt.


    Der Grundtenor dieser Erzählungen, die erst nach über einem Jahrzehnt veröffentlicht wurden, ist verzweifelt, selten melancholisch, fast immer abgeklärt und wird mit großer Lektüre von Kerouac bis Max Frisch begleitet, zeigt Altmann doch, wie sehr ihn die 90 Tage verändert und die Reiseerlebnisse zu der Person gemacht haben, die er verabscheut. Nachvollziehbar sind seine Gedanken und Gefühle durchaus, dennoch gibt es diese Momente, in denen der Leser hinterfragt, ob Altmanns europäischer, gelegentlich herablassender Blick auf Afrika den Schilderungen gutgetan hat, z.B. wenn er in Mantra gleicher Weise nach demokratischen Verhältnissen fragt oder die schlechte geistige Belüftung in Timbuktu anspricht.


    "Weit weg vom Rest der Welt" schließt mit einem lesenswerten Nachwort, das die wenig veränderte Situation der bereisten Ländern im Zeitpunkt der Veröffentlichung des Buches beleuchtet und Altmanns persönliche Sicht auf die Misstände deutlich macht, für die nach seiner Meinung viele Afrikaner selbst verantwortlich sind, da ihnen der Wille zur Veränderung fehlt.
    Eine Empfehlung ist diese Reisedokumentation dennoch wert, eben weil es zwischen all der Armut und Trostlosigkeit diese hoffnungsvollen Momente gibt, die Afrika in einem warmen Licht erscheinen lassen.