Ehrenamtliche Aufgaben ...und wieviel sich dabei der Staat ersparen kann.

  • ....oder andersrum gefragt: wieviel wird dadurch dem einzelnen Steuerzahler erspart?


    In einem anderen Thread habe ich etwas über eine "ehrenamtliche Aufgabe" gelesen. Das hat mich zu diesem Thread hier inspiriert.


    Sponan kommen mir sehr viele Vereine in den Sinn die solche Aufgaben übernehmen .....aber auch all die vielen unentgeldlichen Einsätze, die auf Initiativen von Einzelpersonen basieren darf man dabei nicht vergessen.


    Ob sich wohl schon jemand die Mühe gemacht hat, all diese Stunden zusammenzuzählen: für ein ganzes Dorf, für ein Bundesland, für eine ganze Nation....weltweit.
    Man würde wohl auf unglaubliche Zahlen kommen, wenn das überhaupt zu errechnen wäre........und unermesslich ist auch der immaterielle, der soziale Wert dieser Einsätze.



    - All die vielen Sportvereine gehören dazu....beispielsweise die Hundesportvereine mit ihren Lawinen- Rettungs- und Santätshunden.


    - Samaritervereine


    - Tel. 143 - Die dargebotene Hand (ich weiss jetzt nicht, ob es diese Telefonhilfe europaweit gibt)


    - Frauen- und Müttervereine



    Das sind jetzt nur ein paar wenige Beispiele.
    Euch sind sicher noch ganz viele andere solcher Vereine oder Einzelpersonen bekannt, die Ihr uns hier vorstellen könntet.


    Ich hoffe auf ein reges Teilnehmen an diesem Thread....und vielleicht kommt dabei auch der eine oder andere Gedanken auf an all diese Menschen, die so einen grossen Teil ihrer Zeit und ihrer Energie für die Allgemeinheit einsetzen.


    Liebe Grüsse....Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Das fängt schon auf viel niederer Ebene an- wenn der alten Nachbarin etwas eingekauft wird, die Kranke zum Arzt gefahren wird- unorganisiert. Besuchsdienste im Krankenhaus oder Gefängnis, etc.

  • Hospizvereine... fallen mir dazu ein... einfach, weil ich es selbst auch machen werde und dabeibin, grade den Kurs dazu zu absolvieren.


    Finde ich sehr sehr wichtig in einer Gesellschaft, die den Tod und das Sterben an den Rand, in Krankenhäuser und Altenheime drängt.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Geschenke der Hoffnung e.V, die im Forum angesprochene Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" fand ich richtig klasse und hab mich als ehrenamtliche Helferin gemeldet.
    Ich find das immer toll, wenn jemand ehrenamtlich etwas macht, egal wo, Hilfe wird überall benötigt. Bei uns gibt es jetzt auch endlich mal eine "Tafel". Das ist ein sehr gutes Projekt!!!
    Schade, dass sich nicht mehr Menschen ehrenamtlich engagieren. Und noch trauriger, dass ehrenamtliche Hilfe (egal wo) von der Gesellschaft nicht entsprechend gewürdigt wird.
    Ich fände es z. Bsp eine gute Idee, wenn Menschen, die vorrübergehend keine Arbeit haben, sich ehrenamtlich engagieren würden, anstatt dass sie vom Arbeitsamt oder gar der Arge in irgendwelche "unnütze" Kurse gesteckt werden. Nicht falsch verstehen, aber einige Kurse, von denen ich bei Bekannten hörte, sind wirklich unnötig...

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Tierheime. Ich war selbst lange Zeit ehrenamtliche Helferin in einem Tierheim, wohne aber nun schon länger so, dass keines in der Nähe ist.
    Hat mir extrem viel Spaß gemacht, war immer bei den Hunden und hab dabei auch viel gelernt.


    Und kostenlose Pferdepfleger gibt es in jungen Mädchen zuhauf, die sich geradezu darum reißen, ein Pflegepferd zu bekommen und sich mitunter sogar darum streiten, wer ausmisten, Hufe auskratzen oder den bissigen Junghengst von der Weide holen darf :lache
    Hab da als Teenie auch zugehört und begierig alles im Stall und mit den Pferden gemacht, wofür ein Pferdepfleger normalerweise bezahlt wird.

  • Ich habe mir die Frage gestellt ob die Frage nicht falsch gestellt ist.


    Die Frage geht von einem falschen Staats- und Bürgerverständnis aus. Wenn ich ehrenamtlich etwas nicht mache, mache ich es dadurch, dass mir die Verwaltung die Steuern dafür abnimmt und ich neben der zu Erledigung notwendigen Arbeit auch noch die Verwaltung der Gelder bezahlen "darf". Der Staat, der dabei etwas spart, bin nämlich ich. Das sollte zumindestens der Fortschritt in der Demokratie sein, dass wir alle sagen: Der Staat bin ich. Durch ehrenamtlich Arbeit sparn wir also alle- Steuern zahlen.

  • Nicht zu vergessen: die freiwillige Feuerwehr.....zumindest hier in der Schweiz.


    Gut, hier bei uns können Mitglieder der Feuerwehr gewisse Abzüge bei den Steuern machen.....aber wie genau das jetzt gehandhabt wird, weiss ich nicht.


    Gibt es in anderen Ländern auch diese freiwilligen Feuerwehren?

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich habe mir die Frage gestellt ob die Frage nicht falsch gestellt ist.


    Die Frage geht von einem falschen Staats- und Bürgerverständnis aus. Wenn ich ehrenamtlich etwas nicht mache, mache ich es dadurch, dass mir die Verwaltung die Steuern dafür abnimmt und ich neben der zu Erledigung notwendigen Arbeit auch noch die Verwaltung der Gelder bezahlen "darf". Der Staat, der dabei etwas spart, bin nämlich ich. Das sollte zumindestens der Fortschritt in der Demokratie sein, dass wir alle sagen: Der Staat bin ich. Durch ehrenamtlich Arbeit sparn wir also alle- Steuern zahlen.


    Aber auch Arbeitsplätze werden dadurch eingespart die der Staat sich nicht leisten kann oder will. Der Trend geht momentan zum Abbau und dem Ausgleichen durch Ehrenamtliche. :-(



    Ich finde ja so ehrenamtliche Arbeit an sich klasse und würde auch gern was machen. Aber ich weiß gar nicht wo ich die Zeit dazu hernehmen soll, bin sozusagen nicht planbar.


    Dafür versuche ich immer mal kleine Beiträge bei ehrenamtlichen Vereinen zu leisten. Besser als nix. In der wenigen Freizeit schiebt sich immer mal was.


    Zum Beispiel hier oder auch hier. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • ich finde interessant, dass sich auch immer mehr Firmen für das soziale Engagement interessieren und das auch für wichtig erachten.


    Bei uns gibt es zB regelmäßige Spendenaktionen, bei denen Mitarbeiter spenden können und die gesammelte Summe dann durch die Firma verdoppelt wird. Oder es werden bestimmte kulturelle Dinge unterstützt - zB die Restauration der Berliner Museumsinsel.
    Weiterhin gibt es bei uns regelmäßig einen sogenannten "Make a difference day". Dabei werden die Mitarbeiter freigestellt, um an bestimmten Projekten mitarbeiten zu können - das ist zB mal die Aufrüstung eines Kinderspielplatzes oder der Ausflug mit behinderten Menschen in den Zoo. Daraus haben sich auch schon einige längerfristige Zusammenarbeiten ergeben. Das ist eine tolle Sache, weil man eben mal etwas anderes kennen lernt und mit neuen Sichtweisen konfrontiert wird. und ein "ich arbeite viel, für soziales Engagement habe ich keine Zeit" ist keine gültige Ausrede mehr :-)


    ob da der Staat an der Stelle wirklich spart, das bezeifel ich ein bißchen: weil gerade für solche kleinen, aber sehr wichtigen Aktionen hat der Staat oft kein Geld. Dann bleibt der Kinderspielplatz halt unrenoviert und der Zooausflug fällt aus, weil kein Geld für den Transport und die Eintrittskarten da ist.


    andererseits denke ich auch jeden Fall, dass ohne dieses Engagement eines jeden Einzelnen eine Gemeinschaft auf die Dauer nicht funktionieren kann.

  • Das "Ich habe keine Zeit, ich muss so viel *bla*"-Argument zählt für mich selten. Habe es zu oft erlebt, dass ich das doppelte Pensum an Aufgaben hatte und die Zeit dennoch fand. Seltsamerweise sind in unserem kleinen Freiwilligen-Verein viel eher Leute, die bereits an anderen Ecke schon engagiert sind.


    Kann es aber durchaus verstehen, wenn jemand sagt: Dazu hab ich jetzt keinen Nerv. Nur muss man so ehrlich sein können. Toll finde ich es dann, wenn man sich halt andere Wege sucht, wie man Unterstützung gibt. Wie Heaven zum Beispiel.

  • Ich ziehe meinen Hut vor den Leuten, die die Zeit haben und sich die Zeit nehmen sich ehrenamtlich zu engagieren. So lange solche Jobs mit einem vernünftigen Verhältnis zum Einsatz von Profis vergeben werden, sehe ich da keine Probleme. Wenn dadurch allerdings Arbeitsplätze verloren gehen bzw. neue Stellen erst gar nicht mehr geschaffen werden, dann läuft was schief im Gefüge zwischen Sozialstaat und Bürgerverständnis.


    Beim Engagement von Firmen bin ich meist erstmal skeptisch. Klar, da fließt Geld in unterstützenswerte Projekte, und das ist gut so. Aber letztendlich wird da wahrscheinlich Vieles nur mitgetragen, weil es eben imagefördernd oder zur Gewissensberuhigung beiträgt, und nicht etwa, weil sich die Geschäftsführung höheren Zielen im Staate verpflichtet fühlt.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Beim Engagement von Firmen bin ich meist erstmal skeptisch. Klar, da fließt Geld in unterstützenswerte Projekte, und das ist gut so. Aber letztendlich wird da wahrscheinlich Vieles nur mitgetragen, weil es eben imagefördernd oder zur Gewissensberuhigung beiträgt, und nicht etwa, weil sich die Geschäftsführung höheren Zielen im Staate verpflichtet fühlt.


    Ist das nicht zweitrangig, wenn das Geld an den richtigen Stellen ankommt und zur Verbesseung beiträgt? Ich glaube nicht, dass man moralischer sein muss, als es die Moral verlangt.

  • Zitat

    Original von Waldlaeufer


    Ist das nicht zweitrangig, wenn das Geld an den richtigen Stellen ankommt und zur Verbesseung beiträgt? Ich glaube nicht, dass man moralischer sein muss, als es die Moral verlangt.


    Finde ich auch. Habe es oft erlebt, dass Firmen sich nur aus diesem Grunde an Aktionen beteiligten. Und wenn noch die Zeitung was Schönes schrieb und paar mal den Namen der Firma erwähnte, gabs noch mehr Kohle.
    Prinzipiell aber egal, Hauptsache der guten Sache ist gedient :-]

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Natürlich ist es zweitrangig. Hatte ich ja auch mit "Klar, da fließt Geld in unterstützenswerte Projekte, und das ist gut so." hoffentlich deutlich gemacht.
    Nur sollte man bei allen finanziellen Aspekten doch nicht so ganz die Moral aus dem Blickwinkel verdrängen, sonst hat das irgendwie den Hauch von Prostitution. Oder wäre es den Naturschützern wirklich egal, wenn sie von Nissui (japanischer Konzern, der u. a. Walfang betreibt) auf einmal haufenweise Geld für ihre Arbeit bekommen würden?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Oder wäre es den Naturschützern wirklich egal, wenn sie von Nissui (japanischer Konzern, der u. a. Walfang betreibt) auf einmal haufenweise Geld für ihre Arbeit bekommen würden?


    @Doc
    :gruebel Mir wäre es egal, denn den Naturschützern wäre geholfen und jeder Cent den beispielweise Nissui weniger hat, ist ein guter Cent! Oder?

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
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  • Bürgerschaftliches Engagement halte ich für wichtig und richtig und das muss nicht in jedem Fall gleich Arbeitsplätze verdrängen oder vernichten. In Schulen wird zunehmend mehr Wert darauf gelegt, dass Schüler in diesem Bereich gestärkt werden und lernen Verantwortung für ihre Umwelt.


    Das Projekt TOP SE (Themenorientiere Projekte Soziales Engagement) an BW Realschulen ist jetzt von der Bertelsmannstiftung ausgezeichnet worden. Schüler übernehmen da im Rahmen eines Sozialpraktikums Verantwortung in verschiedenen Bereichen z. B. Betreuung von Grundschulen, Hilfestellung für jüngere Schüler, veranstalten gemeinsame Projekte gegen Vandalismus und Radikalismus in ihren Stadtteilen, oder generationenübergreifende Projekte wie Erzählcafés und EDV-Kurse60+

  • Wie ich gerade lese....diese ehrenamtlichen Hilfen sind doch sehr mannigfaltig und weitgreifend....ob wir nun unsere Zeit dafür einsetzen oder ob wir eben auch solche Projekte finanziell unterstützen.....


    @ beowulf...
    Sehr interessant auch Dein Aspekt über die nachbarschaftliche Hilfe.....eher unspektakulär halt, aber enorm wichtig.


    Spektakulärer ist da dann schon wieder folgendes Beispiel:
    Bei uns hier gibt es die GLÜCKSKETTE SCHWEIZ. Nach grossen Kriegs- oder Naturkatastrophen (zB. Hochwasser, Erdbeben, Flüchtlingselend) im In- oder auch Ausland wird ein spezieller Tag bestimmt, an dem per Radio und TV für diese Glückskette gesammelt wird....Namen von spendenden Firmen und auch von Privatpersonen werden im Laufe dieses Tages bekanntgegeben, das sind dann Beiträge von Fr. 1.-- (Taschengeld von Kindern) bis zu Summen von Hunderttausenden von Franken (meistens sehr grosse Firmen) ....und dazu auch immer wieder der aktuelle Spendenstand. Meistens kommen so dann zweistellige Millionenbeiträge zusammen, schon zwei- oder dreimal um die 30 Millionen SFr.....an einem einzigen Tag.


    Da sitzen auch wieder sehr viele freiwillige Helfer dann an unzähligen Telefonen und nehmen die Anrufe entgegen.....
    .....und wenn einer dieser Spendenwilligen Glück hat, dann sitzt am anderen Ende der Leitung sogar schon mal ein Bundesrat, der sich für eine oder zwei Stunden zur Verfügung stellte .....oder auch eine andere prominente Person (Sport, Kultur etc.)

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
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  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ich ziehe meinen Hut vor den Leuten, die die Zeit haben und sich die Zeit nehmen sich ehrenamtlich zu engagieren. So lange solche Jobs mit einem vernünftigen Verhältnis zum Einsatz von Profis vergeben werden, sehe ich da keine Probleme. Wenn dadurch allerdings Arbeitsplätze verloren gehen bzw. neue Stellen erst gar nicht mehr geschaffen werden, dann läuft was schief im Gefüge zwischen Sozialstaat und Bürgerverständnis.


    Arbeitsplätze verloren gehen? Eher nicht, denn wer sollte da ein Gehalt zahlen?
    Tierheime z. B. leben üblicherweise vor allem von Spenden und Geldern, die sie bewilligt bekommen, Zuschüsse halt. Einige fest angestellte, bezahlte Mitarbeiter gibt es da und große Tierheime haben es vermutlich auch besser, aber gerade die kleinen sind über jede Hilfe froh.
    Wobei da auch immer noch neben dem Spaß, den das ganze macht auch noch der Aspekt des Lernens dabei ist; denn man lernt durchaus was dabei.


    Und bei Pferdeleuten sieht es so aus: Der normale Pferdebesitzer hat meist kein Geld für so eine zusätzliche Ausgabe (bei dem, was Stallmieten und das ganze drumherum kostet, verständlich), einen Stallknecht würde er sich so also sowieso nicht leisten (können).
    Und der Pferdebesitzer, der es sich leisten kann, weil sein Liebling ein teures Sportpferd oder Zuchthengst ist, der hat ohnehin Personal dafür, da solche Tierchen üblicherweise in Ställen untergebracht sind, wo die Boxenmiete noch höher liegt, dafür aber gut geschultes Personal dort herumläuft.