Ehrenamtliche Aufgaben ...und wieviel sich dabei der Staat ersparen kann.

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Oder wäre es den Naturschützern wirklich egal, wenn sie von Nissui (japanischer Konzern, der u. a. Walfang betreibt) auf einmal haufenweise Geld für ihre Arbeit bekommen würden?


    Kann ich dir nicht sagen, wie es Naturschützer sehen. Mir ist es insofern egal, wenn die breite Öffentlichkeit genug Wert auf solche Aktionen legt, dass größere Organisationen sich im Sinne ihres Marktwertes (und sei es halt nur deswegen) dazu versprichtet fühlen, Hilfe zu leisten.

  • Zu den ehrenamtlichen Aufgaben/Tätigkeiten gehören in meiner Region auch die Vorstände der Privat-Schulen und -Kindergärten (deutsche Minderheit in Dänemark). Arbeitsplätze werden hierbei nicht gefährdet.

  • Hier sind noch sehr viele Bereiche kaum erwähnt, die ohne ehrenamtliches Engagement einfach nicht denkbar wären:
    - Die vielen Chöre, Blasorchester, Musikgruppen etc ... Was wäre unser kulturelles Leben ohne diese vielen Menschen?
    - Die ungezählten Aktiven in Sportvereinen ...
    - Die freiwilligen im Katastrophenschutz, den Feuerwehren, den Rettungsdiensten etc. ...
    - Die Telephonseelsorge und ähnliche Organisationen.
    - Die ungezählten Vereine im Land: vom Karneval über die Kleingärten bis zu den Karnickelzüchtern...
    - die Kirchgemeinden, in denen fast nichts liefe, wenn da nicht ganz viele Leute sich mit einbrächten.


    Was da an Zeit und Geld investiert wird, ist kaum zu beziffern. Unsere Gesellschaft wäre bedeutend ärmer, wenn es das nicht gäbe. Was da alles in der Freizeit an Werten geschaffen wird, ist wahrlich immens. Nein der Staat spart da nichts, aber die Gesellschaft gewinnt an Lebensqualität und Menschlichkeit. Der Staat gewinnt darum, weil wir der Staat sind. Er ist ja kein abstraktes Gegenüber. Und vieles, was ehrenamtlich läuft kann und muss gar nicht durch öffentliche Mittel finanziert werden und durch verwaltungsmäßige Bahnen gelenkt und geleitet werden.



    @ Heaven und Doc: wo seht Ihr denn den Trend zum Arbeitsplatzabbau mit Ersatz durch das Ehrenamt?
    Ich kann das beim besten Willen nicht erkennen. Ehrenamtliche Arbeit ist von hauptamtlicher unter anderem dadurch unterschieden, dass man das entstehende Arbeitsverhältnis sehr einfach beenden kann. Ehrenamtliche Arbeit ist dadurch selten längerfristig planbar, wenn man nicht tatsächlich ein Arbeitsverhältnis begründet (was in den wenigsten Fällen geschieht).
    In den Bereichen, wo es geschieht, steht der Einsatz von bezahlter Arbeitskraft in der Regel ausserhalb jeder Diskussion.
    Ich vermute hinter solchen "Argumenten" eher verschiedene Lobbys als tatsächliche Probleme. Nicht zuletzt ist es natürlich eine wunderbare Ausrede, sich nicht zu engagieren... Man will ja niemandem Arbeit wegnehmen. In aller Regel geht es aber um Arbeit, die sonst schlicht nicht gemacht würde, geht es im besten Sinne um ein bürgerschaftliches Engagement, um einen Reingewinn für die Gesellschaft. Hier im ländlichen Bereich wäre das gesellschaftliche Leben tot, wenn nicht ehrenamtlich durch die Kirmsen und die Feuerwehren etwas veranstaltet würde. Es würden historische Gebäude verfallen, wenn da nicht ehrenamtlich Initiative ergriffen würde.
    Ich denke, dass in der Summe sogar bezahlte Arbeit geschaffen wird, durch die vielen Ehrenamtlichen und in der Folge ihres Engagements.


    Zu dem Argument, man hätte so wenig Zeit, kann ich nur sagen: Es stehen jedem die selben 24 Stunden pro Tag zur Verfügung und die, denen das nicht reicht, nehmen dann eben noch die Nacht dazu. Das passt dann schon.


    @ Waldläufer: Dass man einige Leute immer wieder trifft, und dass die, die sich engagieren oft schon beruflich stark eingespannt sind und dann trotzdem noch an mehreren Baustellen aktiv sind, erlebe ich auch sehr sehr oft...

  • Kann ich dir sagen. Besonders im sozialen Bereich. Da werden auch nicht Stellen gekürzt, um sie umgehend mit Ehrenamtlichen zu besetzen. Nein. Aber es werden im sozialen Bereich, Kinder- und Jugendarbeit, Altenpflege u.u.u. immer wieder stellen eingespart. Und wenn die K**** am Dampfen ist, weil man die gebrauchten Stellen nicht finanzieren kann oder will, dann kommen Ehrenamtliche auf den Plan und helfen da dann aus. Was ansich ja gut ist, denn Hilfe ist nötig. Was aber die Leute, die für die Personlafragen zuständig sind, in Sicherheit wiegt, denn es passt doch. Und warum sollte man da wieder feste Stellen, die es ja mal gab, wieder einrichten?


    Das ist ein Kreislauf in meinen Augen. Erst weg damit, dann wird finanzfrei ausgeholfen und dann ist kein Grund mehr wieder einzustellen.


    Sag mir nicht, du hättest da keine Beispiele für? ;-)

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich denke, da sind zwei Sachen gut voneinander zu trennen. Das eine ist ein grausamer und gnadenloser Personalabbau im sozialen (und auch im kirchlichen) Bereich. Der hat Gründe, die sich ganz schnell und einfach benennen lassen: Es ist kein Geld da. Dieser Personalmangel ist so nicht hinnehmbar, völlig klar.


    Ein anderes ist, dass Ehrenamtliche sich im sozialen Bereich engagieren, dass sie fürsorgerische und betreuerische Aufgaben wahrnehmen.


    Den Kreislauf sehe ich allerdings nicht. Denn jeder weiss, dass die ehrenamtlichen Kräfte das Fachpersonal nie ersetzen, sondern bestenfalls ergänzen kann. Wenn es zu einer guten Vermischung kommen kann, ist das nur zu begrüßen. Jeder vernünftige (!) Personalplaner wird sich auch nicht in Sicherheit wiegen wollen, wenn er statt Schwestern nur noch Zivis, Praktikanten und Grüne Damen auf der Station hat. Er muss es u.U. zähneknirschend hinnehmen, solange die Krankenkassen und die Politik das Umfeld entprechend gestalten.


    In jedem Fall spricht die mangelnde Personalausstattung in verschiedenen Bereichen keineswegs gegen ehrenamtliches Engagement.

  • Man muß bei diesem Thema sehr vorsichtig sein, es ist ein sensibler Bereich.


    Zu unterscheiden - und zwar ganz streng - sind einerseits solche Dnge wie Vereinsarbeit, von den Hühnerzüchtern bis zur Blasmusik, über Kleingarten, Briefmarkensammler, Schachspielen, Sport, Fasnacht und hunderte mehr - und im Bereich geselslchaftlich notwendiger Arbeit.


    Und hier wird es nun gefährlich.


    Beispiele:


    Das Schulsystem der BRD beruht von Anfang an auf der stillschweigend vorausgesetzten Mitarbeit der Mütter als unbezahlte Hausaufgabehilfen. Die Stundenzahl vor allem in Grundschulen, die dem Einüben gewidmet sein soll, wurde von vorneherein niedrig angesetzt, weil man es als selbstverständlich ansah, daß Mütter nachmittags mit den Kleinen üben.


    In der Pflege Kranker und Hilfebedürftiger wird von vorneherein davon ausgegangen, daß Familienmitglieder, in der Mehrheit Frauen, diese Aufgaben übernehmen. Ungelernt. Natürlich darf man Pflegekurse machen. Natürlich bekommt man keinen bezahlten Urlaub, obwohl das Vollzeit-Jobs sind.


    Musikvereine sind etwas Schönes, es gibt aber auch Musikschulen als staatliche Aufgabe. Aus denen sich der Staat seit dreißg Jahren mehr und mehr zurückzieht. Die Musikerziehung in diesem Land ist entsprechend traurig.


    An deutschen Universtäten werden kaum NachwuchswissenschaftlerInnen eingestellt, sondern viel mehr im Ruhestand befindliche Professoren re-aktiviert. Sie unterrichten ehrenamtlich.
    Auch an Schulen werden immer häufiger Eltern eingespannt zum Unterrichten, weil es eben Geld kostet, Lehrerinnen und Lehrer auszubilden und einzustellen.
    Dieses Geld möchte der Staat nicht ausgeben.


    Unsere Studierenden zahlen inzwischen Studiengebühren und haben noch dazu das Glück 'ehrenamtlich' die Wände ihrer Hörsäle zu streichen wie es übrigens auch Eltern von Grundschülern längst tun.
    Daß Eltern in staatlichen Kitas ehrenamtlich Gartenarbeiten machen, Spielplätze reparieren oder alm die maroden Leitungen ist schon so selbstverständlich, daß es kaum noch jemand erwähnt.


    Diese Regierung läßt junge Menschen in Regierungseigenen Ämtern montelang unentgeltlich arbeiten. Man nennt das Praktikum. man kann es auch ehrenamt nennen.


    Historische Gebäude renovieren? Es gibt eine staatliche Denkmalpflege, ungeliebt, unterfinanziert, unterbesetzt, die sowieso schon auf Spenden angewiesen ist.


    Strukturschwache ländliche Gebiete? Wieso ist die Struktur schwach? Wer kann Struktur schaffen, wenn nicht ein Staat? Wo sind die Büchereien, Kinos, Freibäder, Freizeitheime geblieben? Die regelmäßigen Buslinien?
    Strukturen wurden gezielt zerschlagen, das gilt besonders für den Osten, ich kenn es aber auch aus Gebieten wie Ostfriesland oder Hessen.


    Das ist der Normalzustand in unserer Gesellschaft heute. Ist so etwas normal?


    Ich spreche hier für die Zustände in der BRD seit Anbeginn.


    Es herrscht das sog. Subsidiaritätsprinzip. Das bedeutet, daß sich der Staat nicht um Bereiche kümmert, die von Institutionen in privater Trägerschaft bedient werden. Gleich ob Kultur, Freizeit, Jugend ...
    Das kann bedeuten, daß es da, wo es Freiwillige Feuerwehr gibt eben keine Berufsfeuerwehr gibt. Oder wenn die AWO Freizeiten für Kinder anbietet, die hauptsächlich von Ehrenamtlichen betreut werden, es keine Stellen für ErzieherInnen gibt.


    Und all das in einer Gesellschaft, in der Geld der wichtigste Wert ist und alles plötzlich etwas kostet. Studiengebühren, Praxisgebühren, Gebühren für öffentliche Toiletten, Kostenbeteiligungen bei Anfragen etc. pp.


    Wie gesagt: sensibler Bereich.


    Und natürlich wird der eben deswegen der Begriff 'Ehrenamt' so häufig und so schwammig gebraucht.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Danke Magali! Genau DAS meinte ich. :wave


    Noch ein Beispiel. Berlin leistet sich zur Zeit "nur noch" ca 150 Hausmeister aus dem ÖD im Überhang. Geld für lau.
    Dafür habe ich in den Ferien mit meinen Kollegen die Zimmer der Schüler renoviert, gemalert, repariert....weil wir nicht ausreichend Hausmeister haben. kein Geld! :lache
    Die Mittel dazu schnorren wir mit Augenklimpern bei Eltern oder Firmen, damit wir unsere Arbeit vernünftig machen können und den Betrieb, der ja auch mit "Mieten" der Schüler bezahlt wird, aufrecht zu erhalten. Arbeit, die nicht zu unseren Aufgaben gehört und nicht entlohnt wird. Also ehrenamtlich.


    Tja, warum soll man da wen einstellen? Die Überhangs-Hausmeister endlich entsprechend eingruppieren, wenn der Betrieb auch so läuft?


    Hier will keiner den Eisatz der "ehrenamtlichen" schmälern. Im Gegenteil, denn man ist froh, dass Hilfe da ist. Aber der Staat zieht sich immer weiter zurück, denn es funktioniert ja nun auch so. :rolleyes

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Heaven ()

  • @ Magali ... nur immer vorsichtig und nicht das Kind mit dem Bade ausgekippt!


    zunächst:
    Ich halte auch das, was Du als Vereinsarbeit bezeichnest für gesellschaftlich notwendig. Überall da geschieht ja Gesellschaft, Menschen sind gesellig beieinander und gestalten gemeinsames Leben.


    Im Schulsystem sind zwei Dinge zu trennen (wie eben auch im Sozialen): Ich halte es für völlig selbstverständlich, dass Eltern sich um die Erziehung ihrer Kinder kümmern und in die entsprechenden Abläufe eingebunden werden. Das ist auch nicht erst seit der Gründung der BRD so, sondern es war schon so, bevor es überhaupt je Schulen gab. Die Schule als Einrichtung des Gemeinwesens ist ein Additivum. Ähnlich bei der Pfelge. Natürlich sind die entsprechenden Einrichtungen sinnvoll und unaufgebbar wichtig. Aber es ist doch völlig daneben, wenn wir meinen, da unsere Verantwortung auf- oder abgeben zu können. Der Staat, wie oben schon beschrieben, sind niemand anderes als wir.


    Dass Musikschulen eine staatliche Aufgabe wären, ist mir komplett neu. Es ist schön, wenn sich eine Kommune so etwas leistet, wenn es aber andere Formen von Gemeinwesen gibt, die das machen können, ist das auch OK. Was soll schlecht daran sein, wenn ein Musiker die Kinder für einen Musikverein ausbildet (in dem sie ihr Können dann auch praktisch anwenden können und Musik als Gemeinschaftserlebnis erfahren, und der als Verein in der Lage ist, die Kosten für eine solche Ausbildung für die Kinder in erträglichen Rahmen zu halten)?


    Dass Emeriti an Unis lehren, ist nur allzuoft ihr eigener Ehrgeiz. Wenn Unis stellen sparen, dann ist es rechtlich völli unmöglich, dies mit der Begründung zu tun, dass Emeriti die Arbeit verrichteten. Im Übrigen muss ich nicht wiederholen, was ich eben zu heaven schrieb.


    Ich halte das Subsidiaritätsprinzip für unser gegenwärtiges Gemeinwesen für das angemessenste: Es macht mit der gemeinsamen Verantwortung für die Gesellschaft ernst. Es stärkt im Grunde jeden von uns, und gibt uns die Möglichkeit, Gesellschaft auch zu gestalten.
    Ich hatte zwar nur 16 Jahre lang einen Staat, der alles in der Hand hatte, der meinte alles nud jedes bestimmen und organisieren zu wollen. Aber ich habe von einer Diktatur immer noch die Schnauze gestrichen voll. Ich bin froh und dankbar dafür, dass wir Volk und Staat gemeinsam sind, auch wenn uns das Verantwortung aufnötigt.
    "Strukturschwache Gebiete. Wer kann Strukturen schaffen, wenn nicht der Staat? Wo sind die Büchereien, Kinos, Freibäder, Freizeitheime geblieben?" Wer ist denn der Staat, wenn nicht wir?? Wer soll denn die Bücherei betreiben, oder das Kino, wenn nicht wir?? Wir müssens betreiben und nutzen. Nach dem, was ich erlebe, ist da, wo ein Ort es will, auch eine Bücherei, ein Bad, ein Kino ... und es wird gemeinsam organisiert, ober mittels Verein oder einer anderen Organisationsform. (Im Zusammenhang mit Kino und Freibad frage ich mich um so mehr, warum dies Aufgabe irgendeiner Behörde sein sollte, das zu installieren.)


    Zu den Feuerwehren kann ich aus meinem Wissen nur sagen: Es gibt sehr klare rechtliche Regeln, wo Berufsfeuerwehren installiert werden müssen...

  • Zitat

    Original von licht
    - Die freiwilligen im Katastrophenschutz, den Feuerwehren, den Rettungsdiensten etc. ...


    Schönes Beispiel dafür: die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger", die zum Teil ehrenamtlich arbeitet. Hier setzen - genauso wie z. B. bei der Freiwilligen Feuerwehr - Menschen ehrenamtlich ihr Leben aufs Spiel. Sie engagieren sich also in ganz besonderer Weise. Dass es da manchmal "Nachwuchsprobleme" gibt, ist aus diesem Grund wohl verständlich.
    Ein anderer Grund aber will mir nicht in den Kopf: Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen, aber "hauptamtlich" einen ganz normalen 8-Stunden-Job haben, werden Steine in den Weg gelegt mit dem Argument, dass der reguläre Arbeitgeber ja schließlich den Lohn zahlt und die Arbeitskraft ausfällt, wenn der Mitarbeiter dann wegen eines Rettungseinsatzes aus dem Betrieb gerufen wird. Naturkatastrohen, Feuer usw. richten sich nun mal nicht nach den Arbeitszeiten, aber da heutzutage jeder gern seinen Job behalten und nicht riskieren will, entlassen zu werden, ziehen sich immer mehr von solchen ehrenamtlichen, sehr wichtigen, lebensrettenden Tätigkeiten zurück - wegen des Unverständnisses der Arbeitgeber.


    Das kann doch so nicht richtig sein! :fetch :fetch

  • Zitat

    Zu den Feuerwehren kann ich aus meinem Wissen nur sagen: Es gibt sehr klare rechtliche Regeln, wo Berufsfeuerwehren installiert werden müssen...


    Und das ist auch gut so....
    wenn ich mir die "Bauernlöschzüge"(eingeschlossen das THW oder rote Kreuz oder die Johanniter und wie sie alle heißen) teilweise so ansehe, dann hat das meist mehr was von Landschulheimausflug, als von Feuerlöscharbeit.
    Ich erinner mich ganz dunkel an einen Gefahrgutunfall im Eifelbereich vor etlichen Jahren.
    Da kam ein einzelner freiwilliger Feuerwehrmann, mit einem Löschzug angefahren, blockierte mit seinem Fahrzeug die Zufahrt für die "echte" Feuerwehr, dann tauchten aus allen Ecken freiwillie Feuerwehrmänner auf. Da am Abend vorher Schützenfest war, hatten die Herren alle ordentliche Fahnen, aber nicht zum Winken sondern ausm Mund. Ergebnis waren 9 (!!) Blutproben, da die Herren auch alle mit ihren privaten Pkws zum Feuerschauspiel angereist kamen.
    Große Hilfen waren sie auch nicht, man stand mit den Händen in den Taschen größtenteils im Weg rum......aber klar Ehrenämter sind unheimlich wichtig, meist für die jenigen, die sie innehaben....


    *duckt sich schon mal wegen der Prügel, die sie jetzt beziehen wird*


  • Auch wenn es vom fakt Alkohol richtig ist..
    Da farge ich mich gerade, wo denn die "richtige" Feuerwehr blieb wo doch angeblich ausreichende vorhanden sind und warum, nur die Freiwillige auftauchte? ;-)


    Wohl sicher nicht, weil sie gerade nix besseres zu tun hatten. :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Heaven


    Auch wenn es vom fakt Alkohol richtig ist..
    Da farge ich mich gerade, wo denn die "richtige" Feuerwehr blieb wo doch angeblich ausreichende vorhanden sind und warum, nur die Freiwillige auftauchte? ;-)


    Wohl sicher nicht, weil sie gerade nix besseres zu tun hatten. :grin


    schon mal was von Wegen gehört, die zurück gelegt werden müssen???

  • Es wird immer spannender hier....so viele verschiedene Sichtweisen, und bei jeder sind interessante Aspekte zu finden. Ich habe einiges an Ueberdenkenswertem gefunden.


    Nur gerade der Kaninchenzüchterverein :grin...dem sein Engagement für die menschlichen Gesellschaft erschliesst sich mir jetzt nicht.... und bei einigen Ansichten von diesen Züchtern frage ich mich sogar, ob ihr Einsatz zumindest zum Wohl ihrer Tiere geschieht.
    Seien das nun Kaninchen, Kühe, Truthähne, Hunde, Katzen....ich könnte einige dieser Züchervereine auf den Mond schiessen.....mitsammt ihrem verd****** Ehrgeiz die ausgefallensten Expemplare den Schönheitsrichtern zu präsentieren, und ihre Tiere so zu lebensuntüchtgien, von Krankheiten geplagen Krüppeln zu züchten ..... :bonk


    ....und ich bin mir sicher, auch wenn die auf dem Mond ihr Dasein weiterfristen müssten, dass deswegen die Strukturen des menschlichen Zusammenlebens in keinster Weise ins Schwanken geraten würden. :lache


    Auwa sorry, jetzt merke ich gerade, ich habe mich böse ins Off Topic verrannt.....ich lasse es jetzt trotzdem stehen. :rolleyes

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • @licht:


    Also, ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer und dem Abbau professioneller Stellen. Ich bin Kinderkrankenschwester und Sozialarbeiterin, habe solche Dinge in meiner eigenen beruflichen Praxis (sei es in der Pflege wie auch in der Sozialen Arbeit) auch bereits erlebt- und erfahre im Austausch mit anderen Kollegen immer wieder, daß auch diese solche Erfahrungen gemacht haben.


    Dabei möchte ich auf keinen Fall den Stellenwert des Ehrenamtes schmälern. Bürgerschaftliches Engagement resultiert aus dem Verständnis, daß Menschen in einer Gesellschaft aufeinander angewiesen sind und die Verantwortung dafür nicht allein dem Statt und den professionellen Diensten überlassen werden kann. Im besten Fall wird bürgerschaftliches Engagement durch die Kommunen und öffentliche Träger auch noch unterstützt und begleitet- z.B. durch Fachkräfte wie Sozialarbeiter.


    Der springende Punkt für mich als "professionelle" Helferin ist aber tatsächlich dieser:

    Zitat

    Original von licht:
    Denn jeder weiss, dass die ehrenamtlichen Kräfte das Fachpersonal nie ersetzen, sondern bestenfalls ergänzen kann. Wenn es zu einer guten Vermischung kommen kann, ist das nur zu begrüßen. Jeder vernünftige (!) Personalplaner wird sich auch nicht in Sicherheit wiegen wollen, wenn er statt Schwestern nur noch Zivis, Praktikanten und Grüne Damen auf der Station hat.


    Sicherlich weiß jeder, daß Ehrenamtliche niemals Fachkräfte ersetzen können. Es ist aber auch allgemein bekannt, daß Rauchen Krebs verursachen kann, soll heißen: zwischen dem Wissen und der letztendlichen Entscheidung eines Personalplaners können Welten liegen.
    Das Ehrenamt sollte nach Möglichkeit keine Lücken im Sozialsystem füllen oder in irgendeiner Form instrumentalisiert werden- und doch passiert in der Realität genau dies. Das ist so natürlich nicht im Sinne des Erfinders, aber eine häufig festzustellende Tasache, aus der eine Unzufriedenheit auf Seiten aller Beteiligter resultiert.


    Ein Beispiel aus der Pflege: ist Essen geben, waschen o.ä. wirklich nur etwas, das nur von Pflegefachkräften ausgeführt werden darf oder darf das auch eine ehrenamtliche Helferin tun?
    Ich denke, so wichtig Ehrenamt im Sozialen Bereich ist, so wichtig sind auch diese "unaufdringlichen Gelegenheitsstrukturen" für die Arbeit der Fachkräfte: bei alltäglichen Dingen kommt man ins Gespräch, baut Vertrauen auf und kann Veränderungen viel schneller wahrnehmen und darauf angemessen reagieren als es ein (geschulter) Laie das kann. Wozu sonst eine langwierige Ausbildung zur Pflegefachkraft?
    Sicherlich halten viele ehrenamtliche Stationshilfen den Stationsablauf in Krankenhäusern oder Pflegeheimen überhaupt erst aufrecht und vielen Pflegekräften fehlt auf Grund der Überlastung schlichtweg die Zeit um solche alltäglichen Dinge tatsächlich selbst zu übernehmen - zufrieden kann eine Pflegende mit dieser Situation aber nicht sein. Nur: so lange alle Beteiligten den Stationsablauf irgendwie am laufen halten, besteht für den Personalplaner kein Bedarf neue Fachkräfte einzustellen. Qualitative Mängel in der Versorgung von Patienten werden dabei stillschweigend in Kauf genommen. Reagiert wird erst dann wenn Mißstände öffentliches Interesse erregen oder wenn etwas passiert.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Bei der Pflege zu Hause von Angehörigen sind es im Normalfall auch die Töchter (oder wenn fit genug die Ehefrauen), die als unbezahlte Pflegekräfte herangezogen werden. Denn das, was man an Pflegegeld bekommt, ist gering, das reicht wirklich gerade mal dazu, den zu Pflegenden zu versorgen.
    Man kann sich zwar Hilfe nehmen, aber: Die kommen 1 x, vielleicht 2 x pro Tag, hängt sehr von der Pflegestufe ab. Den Rest des Tages ist dann die Familie dran.

  • Zitat

    Original von Joan
    Nur gerade der Kaninchenzüchterverein :grin...dem sein Engagement für die menschlichen Gesellschaft erschliesst sich mir jetzt nicht.... und bei einigen Ansichten von diesen Züchtern frage ich mich sogar, ob ihr Einsatz zumindest zum Wohl ihrer Tiere geschieht.
    Seien das nun Kaninchen, Kühe, Truthähne, Hunde, Katzen....ich könnte einige dieser Züchervereine auf den Mond schiessen.....mitsammt ihrem verd****** Ehrgeiz die ausgefallensten Expemplare den Schönheitsrichtern zu präsentieren, und ihre Tiere so zu lebensuntüchtgien, von Krankheiten geplagen Krüppeln zu züchten ..... :bonk


    So sorry Joan, aber gerade bei Katzen liegst du da arg daneben.
    Die FIFé (Fédération International Féline) leistet sich sogar eine Health & Welfare Commission, die eng mit weltweit agierenden Tierschutzorganisationen zusammenarbeitet. Und die nationalen Mitglieder arbeiten ebenfalls eng mit Tierheimen und Tierschutzorganisationen zusammen. Allein in den FIFé-Mitgliedsländern ist PKD um 50% in den letzten 5 Jahren zurückgegangen, weil strenge Zuchtbestimmungen herrschen.
    Hier bei der FFM (Federación Felina de México) werden Menschen auf ein verantwortliches Miteinander mit ihren Mitgeschöpfen hingewiesen und viele Vorurteile abgebaut. Jeden Monat gibt es Vorträge, die umsonst sind und die verschiedenen Themen behandeln und den Ort bekommen wir von einer staatlichen Naturschutzkommission gestellt.
    Kreuzungen zwischen Wildtieren und Felis catus sind verboten (anders als in den USA) - da sonst der Genpool der Wildtiere eingeschránkt werden könnte.


    Charities sind in Amerika (und hiermit meine ich den Kontinent) sehr wichtig: Sie ersetzen den Staat, der diesen Gesellschaftsservice entweder völlig vernachlässigt - sei es aus mangelnden Resourcen oder aus Ignoranz. Strassenkinder, misshandelte Personen oder Tiere, geistig und körperlich Behinderte sind für ein armes Land nicht Priorität, erst recht nicht, wenn noch nicht einmal eine Grundversorgung an Wasser und Strom gewährleistet werden kann. Hier greift dann nur privates Engagement - oft von grossen Firmen unterstützt, deren CEOs gesellschaftliche Verantwortung spüren und sich dieser auch zutiefst verpflichtet fühlen.

  • Oryx
    das klingt ja alles wunderbar, was diese Organisationen so alles machen.


    Die Realität sieht aber ganz anders aus. Je flacher eingedrückt die Nase von "weissderteufel"-was für einer Katzensorte, desto höher die Punktezahl bei der Schönheitsbewertung....dass diese Katzen kaum noch richtig atmen können, das scheint diesen Züchtervereinen wurst zu sein. Dann diese langhaarigen Rassen....oh Mann, da könnte Dir eine Nachbarin von mir ein Liedlein singen. Sie hatte eine sündhaft teure Katze, deren Haut immer und immer wieder von Ekzemen übersät war.....mind. 2x im Jahr musste sie die Katze kahlrasieren um dann die Haut lt. Tierarzt mit irgendwelchen Salben zu behandeln.....das käme halt bei dieser Rasse öfters vor. Aber klar doch, Hauptsache sie hat eine weiss nicht wie herrlich seidige und möglichst lange Haarpracht :pille
    Meine Schwägerin hatte auch 2 Stk. solcher langhaarigen Rassekatzen....deren Verdauungsorgane waren dermassen degeneriert, dass sie fast täglich ihre Nahrung wieder erbrachen. Sie rochen auch dementsprechend aus dem Maul :rolleyes Zudem waren sie psychisch ziemlich angeschlagen und extrem nervös.
    Von den Zuständen, die meine Schwägerin bei jener Züchterin antraf will ich jetzt garnicht reden......


    Also....diese Organisationen, von denen Du schreibst, die scheinen unsere Schweiz zu übersehen....najaaaa, sie ist ja auch sehr klein.


    Ich bin schon wieder saumässig Off Topic :rolleyes

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Ich stimme Licht 100%ig zu.


    und nur mal nebenbei:


    Vereine sind staatlich anerkannte und geförderte Institutionen, die auch Steuern zahlen müssen ;0)... eine Interessensgemeinschaft, die vielleicht Alternativen darstellen, aber ohne die es auch geht.


    das nur mal so eyre