'Die Teufelsbibel' - Seiten 083 - 173

  • Die Entwicklung im Roman ist rasant und die Figuren finde ich gelungen beschrieben. Nicht nur den wortgewandten und berechnenden Xavier, sondern auch die Charakteriesierung der Theresia ist sehr gelungen. Man kann sich gut vorstellen, wie die Verbitterung in dieser Frau über die Jahre gewachsen ist, die ja insgeheim ihren Mann verdächtigt, ihr ein Kind untergeschoben zu haben. Interessant, sonst kennt man sowas ja nur andersrum. Sie ahnt nicht, woher ihr Mann Agnes wirklich hat und kann zu dem Kind keine Bindung aufbauen.


    Was mir auch gut gefallen hat, ist die Beschreibung der Gerüche. Gut, dass man das alles nur liest, es würde die Leser wahrscheinlich sonst narkotisieren. Mit diesem stinkenden Kaiser möchte man wirklich nicht in einem Raum eingesperrt sein.


    Die Episode mit den verschwundenen Katakomben unter der Heiligenstädter Kirche fand ich auch sehr interessant. Gibt es dazu einen historischen Hintergrund?


    edit: Zumindest die Sage vom schwarzen See und der zu Stein erstarrten Frau habe ich gefunden.

    Lieben Gruß Idgie



    Erst wenn man viel gelesen hat, lernt man wenig Bücher schätzen.

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  • Zitat

    Original von Idgie


    Die Episode mit den verschwundenen Katakomben unter der Heiligenstädter Kirche fand ich auch sehr interessant. Gibt es dazu einen historischen Hintergrund?


    edit: Zumindest die Sage vom schwarzen See und der zu Stein erstarrten Frau habe ich gefunden.



    Nein, die Katakomben sind frei erfunden. Ich hoffe, das ist jetzt keine Enttäuschung ... ;-)


    LGr
    Richard

  • Zitat

    Original von Idgie
    Sag mal, ist es Zufall, dass du dem Cyprian eine ähnliche Vita (Bäckersohn, als Protestant aufgewachsen und später konvertiert) verpasst hast, wie seinem Onkel Melchior?


    Das ist kein reiner Zufall. Zunächst liegt es natürlich aus faktischen Gründen nahe, dass Cyprians "Karriere" der seine Onkels gleicht, da Gewerbe oft über viele Generationen in der Familie geführt wurden und - solange einer nicht ums Leben kam/gebracht wurde, pleite ging oder keine eigenen Kinder da waren - es keinen Grund gab, die Geschäftsführung an Fremde abzugeben.
    Dramaturgisch passt es auch. Sowohl Melchior wie auch Cyprian haben die Segnungen des Lebens als Bäckermeister abgelehnt und sind ihren eigenen Weg gegangen, und eine gewisse Ähnlichkeit zwischen beiden ist nötig, um ihre instinktive Verbundenheit zu untermauern.


    LGr
    Richard

  • Was ich immer wieder sehr schön finde, sind die Sprüche an jedem Kapitelanfang. Auch der Satz aus S. 84 hat es mir angetan: „Es gibt im Himmel keinen Zorn wie den einer Liebe, die zu Hass geworden ist, dachte Pater Xavier, und in der Hölle keine Wut wie die einer betrogenen Frau.“


    Dass Theresia das Kind Agnes gar nicht richtig liebt (was sehr milde ausgedrückt ist), auf die Idee bin ich davor noch gar nicht gekommen. Ich dachte die ganze Zeit, dass sie sich „freut“ zumindest ein fremdes Kind aufzuziehen statt keines. Dass es natürlich nie ein Ersatz für ihr eigenes, verstorbenes sein kann, war mir schon klar. Aber so eine Wut.......... Und über die Herkunft denkt sie ja in eine ganz falsche Richtung........ Allerdings interessiert es mich jetzt schon was zwischen Agnes’ Geburt und der Adoption geschehen ist........War Agnes zwischendurch wirklich in einem Waisenhaus untergebracht............ :gruebel


    Theresia mag Rudolf II. nicht wirklich, mir ist er auch unsympathisch. :uebel Ich habe mir seine Person in Wikipedia mal genauer angesehen.


    Pater Xavier ist wirklich eine fiese Ratte :schlaeger, was in diesem Kapitel wieder bestätigt wird.


    Andrej ist irgendwie bei diesem Scoto untergekommen. Was für ein Typ ist das? Ziemlich zwielichtig auf jeden Fall. Wir werden hoffentlich noch mehr über ihn erfahren.


    Jetzt sind auch noch die Katakomben verschwunden, die Agnes als Kind gefunden hatte. Ein Ort an dem Cyprian vor vielen Jahren schon einmal ihr Retter gewesen ist. Sind sie wirklich durch ein Unwetter verschüttet worden oder waren da andere Hände im Spiel.


    Es bleiben auf jeden Fall viele offene Fragen. Also weiterhin spannend..

  • Ja, die "Beziehung" zwischen Theresia und Agnes hat mich auch etwas geschockt. Da zieht sie das Mädchen 20 Jahre auf und behandelt sie dann wie Sch***e. Das hat Agnes wirklich nicht verdient, sie kann ja nichts dafür.
    Und Theresia und Niklas scheinen ja auch keine großartige ehe zu führen, wenn sie ihm nach 20 Jahren immer noch nicht glaubt, dass Agnes nicht sein Bastard ist.
    Sie tut mir zwar irgendwo auch Leid, aber andererseits ist sie auch selber an ihrer Lage Schuld.

  • Ich glaube, an der Beziehung Agnes/Theresia hat sich über die Jahre nicht viel geändert, bis auf die Tatsache, dass Agnes jetzt Bescheid weiß. Ich hatte eher den Eindruck, dass Theresia ihr nie die Gefühle einer liebenden Mutter entgegengebracht hat.


    Was sollte sie im ausgehenden 16. Jahrhundert denn machen? Die Rechtsstellung der Frauen ließ da wohl nicht viel mehr, als Unzufriedenheit zu. Zwischen ihr und Niklas gibt es nur unausgesprochene Vorwürfe, die nie thematisiert worden sind. Niklas ahnt, dass Theresia Agnes für seinen Bastard hält, der Verdacht ist aber, wenn ich das richtig verstanden habe, nie ausgesprochen worden.

  • Zitat

    Original von Patricia_k34
    Auch der Satz aus S. 84 hat es mir angetan: „Es gibt im Himmel keinen Zorn wie den einer Liebe, die zu Hass geworden ist, dachte Pater Xavier, und in der Hölle keine Wut wie die einer betrogenen Frau.“


    :write
    Dieser Satz ist mir auch sofort "ins Auge gesprungen".


    Ja, Agnes und Cyprian - was für eine schöne Beziehung. Ich würde mir zwar auch wünschen, dass aus den beiden ein Paar wird, aber irgendwie glaube ich nicht daran. Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor andere Pläne hat. :grin


    Wirklich gelungen fand ich die Beschreibung als Andrej zu Kaiser Rudolf gebracht wird und er gerade nochmal den Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Grossartig erzählt. :grin :anbet

  • In diesem Abschnitt lernt man die Protagonisten und ihre <geschichten etwas ausführlicher kennen. Man erfährt von der gestörten Beziehung zwischen Agnes und ihren Eltern, vorallem ihrer Mutter. Sie erfährt auf unschöne Weise, das ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind.Der überaus "sympathische" Pater Xavier hat hier seine Finger mit im Spiel. Mitgefühl scheint für ihn ein Fremdwort zu sein.
    Gleichzeitig erfährt Agnes, das und mit wem sie verheitatet werden soll. Ihr Freund Cyprian ist der unerwünschte Kandidat.


    Andrej ist nun auch erwachsen, und hat das Massaker körperlich wie geistig scheinbar unbeschadet überlebt. Gott sei Dank gibt es keine Riechbücher, denn Rudolf II wäre ich nur ungern begegnet. Aber ich glaube zur damaligen Zeit roch es überall in den Städten strenger!


    Zitat

    von Schwarzes Schaf
    Was mir ein Rätsel ist, wieso hat Xavier den Jesuit umbringen lassen? Irgendwie hab ich das nicht so ganz verstanden... Grübeln wegen seinen Auftraggebern? Aber was haben sie denn davon?


    Der grausame Xavier, gehen seine Motive noch über den Auftrag hinaus?


    Zitat

    von Richard Dübell
    Als ich mehr oder weniger zufällig bei meinen Recherchen zu Pamplona über die erstmalige Durchführung der Stierhatz stolperte, war mir klar, dass ich dieses historische Datum irgendwie im Roman unterbringen musste. In der Ursprungsfassung war die Szene noch ausgefeilter und mit ein paar Slapstickelementen bezüglich der Stier-Stampede durchsetzt, aber das Ganze lenkte zu sehr von der eigentlichen Handlung ab, so dass ich sie dramatisch gekürzt habe.


    :gruebel Eine Extended Version für Bücher? Wäre das wirklich so ein schlechtes Konzept?

  • Zitat

    Original von Idgie


    Die Episode mit den verschwundenen Katakomben unter der Heiligenstädter Kirche fand ich auch sehr interessant. Gibt es dazu einen historischen Hintergrund?


    edit: Zumindest die Sage vom schwarzen See und der zu Stein erstarrten Frau habe ich gefunden.


    Ich habe hier nur die Sage genommen und so weit ausgebaut, dass sie historisch nicht vollkommen unwahrscheinlich wird und in die Dramaturgie passt.


    In einer früheren Fassung kamen übrigens noch viel mehr von diesen zum Teil dramatischen, zum Teil sehr berührenden Sagen aus Wien und Prag vor; aber ich musste einsehen, dass sie in ihrer Urform nicht in die Geschichte passten, und um sie so massiv umzuschreiben, dass sie gepasst hätten, taten sie mir zu leid. Sie wären dadurch auch großteils nicht mehr wiederzuerkennen gewesen, und das hätte sie ohnehin sinnlos gemacht.


    LGr
    Richard

  • Nach dem bombastischen, aufregenden Einstieg im ersten Teil, sicht die Geschichte für mich nun mehr oder weniger so dahin... das ganze TamTam um Agnes und Cyprian ist mir zu ausgeweitet, da sich mich in meiner Suche ( :grin) nach der Teufelsbibel nicht weiterbringt!


    Obwohl mir die Sprache eigentlich sehr gut gefällt, fließend und plastisch, fühle ich mich bei Landschaftsbeschreibungen immer abgehängt und überlese sie nun mittlerweile einfach ganz.


    Ich weiß nicht, ob es an meiner Unkenntnis liegt, aber die Dialoge zwischen den Kardinalsleuten sind mir des öfteren etwas unzusammenhängend, so dass ich mich frage "An welchem Punkt habe ich den Anschluss verloren?" :gruebel


    Pater Xavier verwirrt mich! Dachte ich im ersten Teil noch, er meine es vielleicht wirklich gut, frage ich mich was ihn dazu bewogen hat a) den Hausfrieden der Wiegants zu zerstören und b) Vater Stefano umbringen zu lassen. Das ergibt bisher keinen Sinn für mich. :gruebel


    Ich hoffe, bald kommt wieder mehr zu der Teufelsbibel! :write



    Jass :keks

  • Zitat

    Original von Joschi



    :gruebel Eine Extended Version für Bücher? Wäre das wirklich so ein schlechtes Konzept?



    So eine Leserunde ist ja eine gegenseitige Befruchtung, und unsere kurze Diskussion über entfallene Szenen hat mich auf eine Idee gebracht. Die alljährliche BR-Sternstunden-Gala wird in diesem Jahr aus meiner Heimatstadt Landshut übertragen. Da ich eingeladen wurde, einen Beitrag zu leisten, organisiere ich nun in einem normalerweise geschlossenen alten Gewölbe eine kleinen Glühwein- und Mittelaltereintopf-Ausschank (der Autor bewirtet höchstpersönlich!) und lese dazu zwei kurze Stellen aus der TEUFELSBIBEL, die es nicht ins fertige Buch geschafft haben - so eine Art Life-Director's Cut meines Buches. Ich bin gespannt, was daraus wird, und bedanke mich nochmal hier bei allen, die mich dazu inspiriert haben.


    LGr
    Richard

  • Zitat

    von Richard Dübell
    So eine Leserunde ist ja eine gegenseitige Befruchtung, und unsere kurze Diskussion über entfallene Szenen hat mich auf eine Idee gebracht. Die alljährliche BR-Sternstunden-Gala wird in diesem Jahr aus meiner Heimatstadt Landshut übertragen. Da ich eingeladen wurde, einen Beitrag zu leisten, organisiere ich nun in einem normalerweise geschlossenen alten Gewölbe eine kleinen Glühwein- und Mittelaltereintopf-Ausschank (der Autor bewirtet höchstpersönlich!) und lese dazu zwei kurze Stellen aus der TEUFELSBIBEL, die es nicht ins fertige Buch geschafft haben - so eine Art Life-Director's Cut meines Buches. Ich bin gespannt, was daraus wird, und bedanke mich nochmal hier bei allen, die mich dazu inspiriert haben.


    Kann man da auch aus der Ferne dran teilhaben?

  • Zitat

    Original von Joschi


    Kann man da auch aus der Ferne dran teilhaben?



    Hallo Joschi,


    tatsächlich wäre ein Teilnahme aus der Ferne möglich, weil die Sternstunden-Gala am 14.12.07 im Bayerischen Fernsehen übertragen wird. Mittlerweile habe ich aber leider festgestellt, dass mein Konzept viel zu intellektuell ist und nur ganz wenige Menschen interessiert, die aber alle keine Zeit haben, meiner Einladung zu folgen. Ich habe daher umdisponiert und werde meine extra auf Kinder zugeschnittene historische Stadtführung machen und nur eine kleine Lesung samt Glühwein und Eintopf nachschieben, diese allerdings aus dem veröffentlichten Buch und nicht aus dem Manuskript.
    Bei so etwas stellt man wieder mal ganz demütig fest, dass nicht alles, was einen selbst interessiert, auch die anderen 6 Milliarden Menschen hören wollen.


    LGr
    Richard

  • ... Bin zwar noch nicht arg weit in diesem Abschnitt, aber ich möchte schon anmerken, wie unsymphatisch mir Pater Xavier schon geworden ist! :schlaeger
    Was bezweckt er damit, dass er eine Keil zwischen Niklas und Agnes treibt? Ich mag so berechnende Menschen einfach nicht! :fetch


    Zumindest hat sich für mich schon mal bestätigt, dass Agnes das Neugeborene ist :-)


    .. heut Abend komm ich hoffentlich ein bischen weiter...

  • Ich habe gestern abend den zweiten Abschnitt zu Ende gelesen und bin mittlerweile ziemlich skeptisch. Bisher habe ich wirklich Probleme in die Geschichte hineinzufinden. Klar, die Geschichte um Agnes ist leicht zu verstehen, aber sobald die ganzen Priester, Kardinäle und Päpste ins Spiel kommen, schalte ich irgendwie ab, weil es mir einfach zu viele Infos auf einmal sind. Echte Spannung will, bei mir jedenfalls, auch nicht aufkommen.
    Da mein Mann aber von dem Buch ziemlich begeistert war, stürze ich mich in der Hoffnung auf Besserung, mit neuer Motivation, auf den dritten Abschnitt.

  • Mir gehts ganz genauso wie Quasselstrippe. Ich find in die Geschichte nicht rein, finde sie dadurch elendslangweilig und wollte heute eigentlich schon die Flinte ins Korn werfen.
    Mittlwerweile lese ich halt doch weiter, aber ohne große Freude. Eigentlich hätte ich mir sehr viel mehr erwartet. Aber ich denke, dass ist einer dieser historischen Romane wie es ihn zu tausenden gibt, nichtssagend und unrealistisch. Zumindest für mich ist es so.