Haltlosigkeit

  • Haltlosigkeit


    Die Zeit, in der man selbst doppelte Böden verliert,
    während man gedankenverloren ins Leere stiert,
    in der man zwei Decken zum warm werden braucht,
    und heißer Atem in Kälte verraucht



    Tage, an denen man nichts außer Regen wahrnimmt,
    der Körper und Straßen hinunterrinnt,
    an denen man keiner Pfütze ausweicht,
    und Wind von außen nach innen schleicht



    Das Gefühl, wenn alles Überforderung ist,
    weil man den Zuspruch eines anderen vermisst,
    wenn man glaubt selbst beim Nichtstun zu versagen,
    und Motivation zu Grabe zu tragen



    Momente, in denen Sehnsucht ohnmächtig macht,
    man plötzlich weint, wenn ein anderer lacht,
    in denen man sich wie ein Alien fühlt,
    der sich auf fremdem Boden verkühlt



    Wochen, in denen man sich in Kummer ersäuft,
    weil nur bei den and’ren alles wie gewöhnlich läuft,
    in denen man in Selbstmitleid ertrinkt,
    wenn das letzte klägliche Rettungsboot sinkt



    Die Sekunde, in der die letzte Stütze wegbricht,
    sei es nun unerwartet, oder auch nicht,
    in der Weite zu etwas Bedrohlichem wird,
    und man sich im eigenen „Ich“ verirrt



    Wenn man glaubt in Raum und in Zeit zu schweben,
    von Orientierungslosigkeit umgeben,
    wenn alles in mir nach Umarmung schreit,
    das ist die Zeit der Haltlosigkeit.


    :-) Liebe Grüße von eurem "Frischling"

  • Hallo Mondenkind (schöner Nick übrigens ;-) )


    Dein Text hat mich wirklich sehr berührt und ich hatte danach wirklich einen Kloß im Hals...


    Ich denke, dass diese oben beschriebenen Momente jeder kennt. Es ist immer nur gut, wenn man denn weiß, dass nach solch trüben Momenten auch irgendwann die Sonne wieder scheinen und einen das Lachen wieder finden wird... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • erinnert mich an pink floyd - i see you on the dark side of the moon...da kommt man sich bestimmt auch so haltlos vor!


    die gefühle sind echt schön beschrieben! aber da kommt natürlich unweigerlich die frage nach dem warum?


    bo

  • Bo, du willst doch mit diesem fettgedruckten Warum nicht eine dieser unseligen Diskussionen auslösen? Du weißt doch, in welchem topic der Weltschmerz gelagert wird, oder? ;-)


    Hi Mondenkind,
    schön geschrieben. Es gefällt mir, auch wenns traurig ist. :-)

  • Also, zuerst wollte ich ja auch wenig kritisieren, weil es doch von der Sprache her sehr üppig erscheint. Aber dann habe ich mir die Mühe gemacht, es noch einmal, diesmal mit lauter Stimme, vorzulesen und die Betonungen richtig zu setzen. Und siehe da, auf einmal hat es mich auch berührt.
    So ein Text erinnert einen an Vieles.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen