Katja Lange-Müller - Böse Schafe

  • Titel: Böse Schafe
    Autorin: Katja Lange-Müller
    Verlag: Kiepenheuer und Witsch
    Erschienen: August 2007
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 3462039148
    ISBN-13: 978-3462039146
    Preis: 16.90 EUR


    Man stelle sich einmal vor, man hat 17.50 EUR in der Tasche und möchte dieses Geld gern für eine lohnende Sache ausgeben. Einen Vorschlag hätte ich dazu. Man suche den nächsten Buchladen auf, verlange das Buch „Böse Schafe“, lege 16.90 EUR auf den Tisch (wer mitgerechnet hat, der wird bemerkt haben, dass noch weitere 0.60 EUR verfügbar wären), nehme das Buch und verlasse den Laden und suche sich ein gemütliches Leseplätzchen.


    Katja Lange-Müller erzählt in der Ich-Form die Geschichte von Soja und Harry. Allerdings brauchte sie viele Jahre, bevor sie (Soja) diese Geschichte erzählen konnte. Harry kommt nach 10 Jahren aus dem Gefängnis auf Bewährung heraus. Wegen eines Raubüberfalls hatte er einsitzen müssen. Einmal draußen, hat er nichts Besseres zu tun als seine Bewährungsauflagen zu verletzen und die begonnene Drogentherapie abzubrechen. Da lernt er Soja kennen, die sofort eine Therapie für Harry organisiert und dafür sorgt, dass er während dieser Zeit eine lückenlose Begleitung durch ihre Bekannten erhält.


    Geblieben von ihrer Zeit mit Harry ist ihr nichts weiter als ein Schulheft. In dieses Schulheft hat Harry die Dinge eingetragen, die ihn während der Zeit mit Soja beschäftigten. Nur kommt Soja in diesem Schulheft mit keinem Wort vor.


    Katja Lange-Müller hat einen sehr intensiven Roman geschrieben. Bemerkenswert ist die manchmal fast schon fatalistisch anmutende Schilderung von Gefühlen. Vieles wirkt auf den Leser irritierend, macht das Buch aber nicht zuletzt auch dadurch zu einem fast schon besonderen Leseerlebnis. Katja Lange-Müller bewahrt in der Person der Ich-Erzählerin Soja eigentlich immer eine gewisse Distanz zu ihren handelnden Personen. Soja erzählt manchmal so, als würde sie nicht teilhaben, sondern allenfalls nur beobachten.


    Behält man dieses Buch nun in Erinnerung? Keine Ahnung! Diese Frage werde ich wohl erst in etwa einem Jahr beantworten können. Hervorzuheben ist noch, dass es keiner dieser fürchterlichen „Betroffenheitsromane“ ist, keines dieser Bücher, wo eigene Erfahrungen unter dem Motto „…mir geht es ja so schlecht…“ auf peinliche Art und Weise nur unzureichend verarbeitet werden. „Böse Schafe“ ist ein lesenswertes Buch, eigentlich eine kleine Verbeugung vor einer fatalistischen Welt.


    Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Mit den noch übriggebliebenen 60 Cents kann man ja vielleicht den Grundstock für den Erwerb eines weiteren Buches anlegen…..

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich liebäugel ja seit ein paar Tagen schwer mit diesem Buch... Ach, hätte ich doch noch einen Büchergutschein, dann würde mir die Entscheidung leichter fallen. :-)

  • Ich dachte zuerst, dass mich das Thema nicht so ansprechen würde. Aber die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, hat mir gut gefallen und mich irgendwie fasziniert. Die Geschichte wurde sehr einfühlsam erzählt und gleitet nie in klischeehafte Darstellungen ab.


    Ein schönes und zugleich trauriges Buch.

  • Etwas arglos habe ich in dieses Buch hineingelesen, von dem ich nur wusste, dass es sich um einen vielbeachteten Liebesroman handelt. Es beginnt ja auch ganz harmlos mit der Begegnung zweier Menschen, von denen wenigstens einer, nämlich Soja, auf der Suche nach Liebe ist. Allerdings nach einer Liebe, die nicht allzu viel Nähe zulässt. Ohne es zu ahnen, findet sie in Harry das perfekte Pendant - denn allzu viel Tiefe kann man von der Beziehung mit einem schwer Drogenabhängigen wohl nicht erwarten.


    Von Seite zu Seite wird die Geschichte schlimmer, dramatischer, düsterer. Man möchte Soja zurück halten, die Vierzigjährige nicht naiv wie eine Zwanzigjährige in ihr Unglück laufen lassen. Und überhaupt: Mochte ich solch eine Randgruppengeschichte wirklich lesen? Ich hatte keine Wahl mehr, denn Katja Lange-Müller schreibt so schön und mitreißend, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte.


    Mit ihrer Hilfe hörte ich irgendwann auf, Soja für ihre "Dummheit" zu verurteilen, denn mit der Zeit fühlte ich mit ihr und bekam das Gefühl, dass sie durchaus etwas zurück bekommt, dass die Begegnung mit Harry die wahrscheinlich wichtigste und intensivste ihres bisherigen Lebens ist. Die Autorin fühlt sich sehr schön in ihre Protagonisten ein und hilft dem Leser, deren Motive zu verstehen.


    Ein sprachlich ebenso wie inhaltlich sehr lesenswertes Buch, das zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2007 nominiert wurde.

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Und noch so eine schöne Rezension :cry mensch, ihr macht mich arm


    verheulte Grüße von Elbereth :wave


    :write bei mir ist es nun auch auf der Wunschliste gelandet.

  • Zuverlässig wie ich bin, vermelde ich pflichtgemäß den Erwerb des Buches mitsamt dem Versuch es zu lesen...



    Ich muss sagen, ich habe es aufgegeben, irgendwie ist es überhaupt nicht das Richtige für mich.
    Ich fand es langweilig und irgendwie, mir fehlt da ein Wort für, unerleuchtet passt da wohl am ehesten.
    Schade, ich hatte mir wirklich mehr davon versprochen.



    enttäuschte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson