Schriftsteller als Brotberuf

  • Hallo Petra,


    mein Manuskript sollte der Anfang einer eigenen Reihe werden (ähnlich wie z.B. "der kleine Vampir").


    Bei einem Verlag, der immer mal Anthologien veröffentlicht und dann sagt "wir brauchen eine Geschichte mit Thema x für Altersgruppe y in Länge z" liegen meine Unterlagen auch noch. Hat sich seit einem halben Jahr nicht gemeldet. Immer noch besser als eine Absage. ;-)


    Wenn ich mal was veröffentlicht habe und nachweisen kann (außer den bisherigen Mini-Beiträgen), dann könnte ich mir schon vorstellen, in der von dir beschriebenen Weise vorzugehen. Oder wenn sonst nix geht.


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Zitat

    sagenwirmal, riskant bis fahrlässig, den Job hinzuhauen um zu schreiben und sich zu sagen, irgendwas findet sich schon wieder. Da findet sich nämlich meist nix.... hochgradig meschugge...


    Schaumermal.
    Ohne es probiert zu haben, kann ich einfach nicht urteilen.
    Vor allem würde es mich ewig reuen, immer nur vom Tun gefaselt zu haben anstatt den Schritt tatsächlich endlich mal ... usw.

  • Ich raff noch immer nicht so ganz, was dich davon abhält, ein Buch zu schreiben und gleichzeitig erst mal nicht sofort zu kündigen.


    Es sei denn, du wohnst in Entenhausen und heißt Dagobert Duck. :lache

  • Humpenflug


    Du kannst den Schritt doch auch tun, wenn du vorerst deinen Job behältst, oder schließt das eine das andere aus? Hier will dir ganz sicher niemand den Mut nehmen, nein - tu es, mach deine Träume wahr! Aber mit einem kleinen bisschen Sicherheit im Rücken schreibt es sich viel entspannter, glaub's mir. ;-)


    Wie auch immer du dich entscheidest, Humpenflug (wobei ich leider auch zu der langweiligen Fraktion gehöre, die trotz mehreren veröffentlichten Romanen nicht vom Schreiben leben kann und auch nicht im Traum dran denken würde, ihren Job zu schmeißen), ich bin gespannt zu hören, wie es für dich läuft.
    Ich hoffe, du hast genug Geld auf der hohen Kante, dass du dich über Wasser halten kannst, bis die ersten Honorare eintreffen - das kann nämlich unangenehm lange dauern.


    Aber auch ich bin der Meinung, auch wenn das spießig klingen sollte: Du kannst den Schritt genauso gut wagen, wenn du nebenher vorerst deinen Job behältst. Überleg mal: Du bekommst - wenn du Glück hast - pro verkauftem Buch 10 % vom Nettoladenverkaufspreis. Rechne mal aus, wie viele Bücher du verkaufen musst, um halbwegs davon überleben zu können.
    Was hindert dich daran, neben dem Schreiben noch ein festes Gehalt einzustreichen? Es lebt sich damit viel ruhiger. Solange du keinen Verlag hast, hast du auch keine Abgabetermine! Du hast also alle Zeit der Welt, an deinem Erstlingswerk zu feilen, so lange, bis du es gut findest.
    Wenn du dann unter Vertrag bist und jedes Jahr ein Buch liefern sollst, kannst du immer noch deinen Job schmeißen, wenn die Zeit knapp wird.


    Ich halte es wie Tom. Ich arbeite in meinem Brotberuf (wenn auch nicht so lange :-]) und schreibe nebenher, dabei veröffentliche trotzdem alle anderthalb Jahre einen Roman. Tja, leben kann ich davon nicht. Aber ich denke, wer wirklich schreiben will, der nimmt es auch in Kauf, nebenher noch "richtiges" Geld verdienen zu müssen. ;-)


    Viel Glück und liebe Grüße
    Britt

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

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  • Zitat

    Original von Tom
    Ich habe 14- bis 16-Stunden-Tage und schreibe danach. Ich schreibe allerdings sehr schnell. Mein viertes Buch erscheint im nächsten Jahr. Selbst, wenn ich es wollte, und ich will es nicht, weil mir meine Firma dafür viel zu viel Spaß macht (und es davon abgesehen eine gewisse Verantwortung gibt), könnte ich nicht davon leben, obwohl ich im Schnitt alle anderthalb Jahre einen neuen Roman veröffentliche. Erfolg ist nicht planbar.

    Also Tom das klingt ja schier unglaublich. Du bist offenbar ein echter Tausendsassa *neidischsei*:grin . Nach 16 Stunden nervenaufreibender Arbeit in einer erfolgreichen eigenen Firma noch die Lust und den Kopf frei zu haben, Bücher aus dem Ärmel zu schütteln, die sich verkaufen lassen und außerdem offenbar sehr gut ankommen. Nebenher noch als tragende Säule des Büchereulenforums täglich ausführliche, fundierte Kommentare zu allen möglichen Belangen abliefern und wahrscheinlich hast Du auch noch eine Familie mit 2-3 Kindern, für die du selbstverständlich rund um die Uhr da bist. Sicher gibt es dann noch zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen, die du ganz nebenher wahrnimmst. Sag mal, wie kriegst du das unter einen Hut? Wieviel Stunden hat eigentlich dein Tag? :wow

  • Es steckt eine interessante gesellschaftliche Problematik hinter diesem Thema: Individuelle Selbstverwirklichung gegen soziale Verantwortung. Eine einfache Lösung für dieses Dilemma gibt es ganz bestimmt nicht.


    Ich glaube, Humpenflug hat ein Problem, das viele haben: Er ist umgeben von Neinsagern, und die Neinsager haben einleuchtende Gründe. Da fällt es schwer, beim eigenen Ich zu bleiben.


    Mein Erfahrung aus dem Arbeitsleben ist, dass die meisten Jobs in der Wirtschaft, also die, bei denen sich Geld verdienen lässt, überhaupt nicht kreativ sind. Sie töten sogar jede Kreativität ab. Vielleicht ist es anders, wenn man selbst der Boss ist, aber der Boss werden immer nur wenige sein, und ganz bestimmt nicht die Kreativsten.


    Viele Leute können Aussteiger wohl auch deshalb schlecht ertragen, weil diese etwas tun, was sie sich selbst nicht zutrauen oder nicht gestatten. Dann sind solche Beispiele eher unangenehm, und man muss sie abtun.
    Bleibt die Frage des Risikos, das man für sich und andere eingeht. Hier muss jeder selbst abwägen, und kein Fall ist der andere. Aber man sollte sich dann auch fragen, ob man sein eigenes Leben leben will, oder das der anderen.


    Bei mir hat der Ausstieg aus dem Angestelltendasein Probleme aber auch viel viel tolle Erlebnisse gebracht. Bereut habe ich es keine Minute, und geschadet habe ich auch niemandem.
    Im Übrigen ist für mich die Frage, ob ich mein künftiges Buch veröffentlichen kann, momentan höchstens drittrangig. Ich habe in meinem Schriftstellerjahr viel Blödsinn geschrieben, aber auch viel dazugelernt. Es war oft frustierend, aber ich habe den Prozess nie als Stillstand empfunden. Das Hauptziel ist immer noch, einen guten Text zustande zu kriegen. Und das ist im Nebenberuf meiner Ansicht nach nicht möglich. Es braucht wohl (bei mir jedenfalls) sogar im Hauptberuf einige Jahre.

  • Zitat

    Original von lyrx
    Ich glaube, Humpenflug hat ein Problem, das viele haben: Er ist umgeben von Neinsagern, und die Neinsager haben einleuchtende Gründe. Da fällt es schwer, beim eigenen Ich zu bleiben.


    Und genau so oft liegen die Probleme in solchen Fällen nicht in den Nein-Sagern, sondern in denjenigen, die in maßloser Selbstüberschätzung jegliche Vernunft links liegen lassen. Dagegen ist auch nicht zu argumentieren, so lange die Selbstverwirklicher niemandem schaden.


    Zitat


    Mein Erfahrung aus dem Arbeitsleben ist, dass die meisten Jobs in der Wirtschaft, also die, bei denen sich Geld verdienen lässt, überhaupt nicht kreativ sind. Sie töten sogar jede Kreativität ab.


    Meine Erfahrung ist eine andere.
    Ich arbeite in der Industrie, ich verdiene richtig gutes Geld, und ich kann kreativ sein. Diese Kreativität muss man sich aber hart erarbeiten, sich gegen Widerstände durchsetzen und Beharrlichkeit zeigen. Das geht nicht von heute auf morgen. Kreativ kann man nur werden, wenn man bewiesen hat, dass die eigenen Methoden Dinge anzugehen und zu erledigen erfolgreich sind. Kein Arbeitgeber zahlt für Kreativität, die unter dem Strich unwirtschaftlich ist. Da liegt die Herausforderung.


    Zitat


    Viele Leute können Aussteiger wohl auch deshalb schlecht ertragen, weil diese etwas tun, was sie sich selbst nicht zutrauen oder nicht gestatten.


    Vielleicht können viele Leute Aussteiger deswegen nicht ertragen, weil Aussteiger in genau so vielen Fällen tatsächlich nur Menschen sind, die eben nicht klarkommen mit der ach so unkreativen Arbeitswelt, Leute, die sich nichts erarbeiten wollen, die stets nur die leichten Wege suchen?


    Zitat


    Das Hauptziel ist immer noch, einen guten Text zustande zu kriegen. Und das ist im Nebenberuf meiner Ansicht nach nicht möglich. Es braucht wohl (bei mir jedenfalls) sogar im Hauptberuf einige Jahre.


    Das mag für Dich persönlich so zutreffen, für viele andere gestandene Autoren tut es das ja offensichtlich nicht. Tom ist da nur eines von vielen Beispielen auf dem deutschen Buchmarkt. Viele Autoren gehen hauptberuflich völlig andere Wege und bringen Jahr für Jahr hervorragende Bücher heraus, nebenberuflich, ganz ohne aussteigen zu müssen.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Meine Erfahrung ist eine andere.
    Ich arbeite in der Industrie, ich verdiene richtig gutes Geld, und ich kann kreativ sein. Diese Kreativität muss man sich aber hart erarbeiten, sich gegen Widerstände durchsetzen und Beharrlichkeit zeigen. Das geht nicht von heute auf morgen. Kreativ kann man nur werden, wenn man bewiesen hat, dass die eigenen Methoden Dinge anzugehen und zu erledigen erfolgreich sind. Kein Arbeitgeber zahlt für Kreativität, die unter dem Strich unwirtschaftlich ist. Da liegt die Herausforderung.


    Es soll sogar kreative Beamte geben, in allen Ebenen- vom Regierungsrat z.A. bis zum Ministerialrat- und das in einem Apparat, der dem Denken und Handeln eigentlich ein engeres Korsett anlegt als die Wirtschaft- aber auch mit Korsett konnten die Damen früher tanzen. Das ist so die Sache mit dem Wollen. Wer nicht will kann auch nicht, häufig- nicht immer - gilt auch das Gegenteil.

  • Es ist zuvorderst eine pragmatische Frage. Wer es sich finanziell leisten kann, auszusteigen und ein Buch zu schreiben, sollte das tun. Würde ich nichts anderes tun als schreiben, hätte ich wahrscheinlich einen enormen Ausstoß. Möglicherweise. Denn Ideen brauchen Zeit, und die Zeit, die mich mein Job kostet, nutze ich, um Ideen reifen zu lassen und sie auf ihre Werthaltigkeit zu prüfen. Würde ich nur schreiben, ausschließlich, dann hätte ich wahrscheinlich schon sehr viel Schreibzeit mit der Umsetzung von beschissenen Ideen verbracht. ;-)


    Aber man sollte, und das wurde hier ja schon häufiger gesagt, nicht darauf wetten, daß man mittelfristig vom Schreiben leben kann. Ein verschwindend geringer Prozentsatz selbst derjenigen deutschen Autoren, die bei großen Publikumsverlagen veröffentlichen, kann vom Schreiben leben, denn diese Leute sind Bestandteil der riesengroßen Gruppe von Autoren, die keine Bestseller mit sechs- oder siebenstelligen Auflagen haben, sondern solide, ein durchaus veritables Publikum erreichende Bücher schreiben, die sich ein paar tausend Male verkaufen. Das muß man schon ein Jahrzehnt lang durchhalten, bis die Tantiemen eine Höhe erreichen, die Hartz IV überschreitet.


    Ich würde nicht ausschließlich schreiben wollen, selbst wenn ich es könnte. Aus meiner Sicht würde ich damit nämlich auf die Inspiration verzichten, die ich fürs Schreiben brauche. Und nicht nur das. Siehe oben.


    Edit: Es sind zwar fast Binsenweisheiten, aber schaden kann es nicht, sich die "Mythen über das Schreiben" auf der Site von Andreas Eschbach durchzulesen:


    http://www.andreaseschbach.com/page13/page13.html

  • Zitat

    Original von lyrx
    Das Hauptziel ist immer noch, einen guten Text zustande zu kriegen. Und das ist im Nebenberuf meiner Ansicht nach nicht möglich.


    Sorry, aber das ist doch Schwachsinn. Ob einer gut schreibt oder eben nicht, hängt doch nicht davon ab, was er beruflich macht oder wie es in seiner Familie aussieht.
    Es gibt Bestsellerautorinnen, bei denen springen etliche Kinder herum - sehr wahrscheinlich haben sie dadurch weitaus mehr zu tun und Streß als ein Angestellter, der nach 8 Stunden nach Hause geht.
    Andere arbeiten in Berufen, bei denen sie körperlich viel leisten müssen oder immer hoch konzentriert sein müssen oder viel unterwegs sind.
    Geht auch.


    Wer schreiben will, der wird auch schreiben. Klar hat derjenige, der das Glück hat, das als alleinige Einkommensquelle zu haben, also keinen anderen Beruf nebenher ausübt, mehr Zeit zum Schreiben. Aber Talent kommt dadurch nicht, genauso wenig wie handwerkliches Können. Das eine kann man nicht beeinflussen, das andere muss erst erlernt werden, bzw. kommt durch die Erfahrung.

  • Hallo, Leserättin.


    Ich glaube, lyrx hat damit in erster Linie gemeint, daß für ihn das Schreiben eine Sache ist, die enorm hohe Konzentration fordert, weil er einen sehr hohen Anspruch an sich hat und - wie sein Nick schon zu sagen versucht - auch entsprechende Anforderungen an die sprachliche Umsetzung. Es gibt Autoren, die einen ganzen Tag lang an einem einzigen Satz feilen können. Oder sogar müssen. Insofern ist dieser Einwand zumindest nachvollziehbar. Daß das Gros der deutschen Unterhaltungsliteraten nicht so arbeitet, steht auf einem anderen Blatt.

  • Zitat

    Original von lyrx
    Mein Erfahrung aus dem Arbeitsleben ist, dass die meisten Jobs in der Wirtschaft, also die, bei denen sich Geld verdienen lässt, überhaupt nicht kreativ sind. Sie töten sogar jede Kreativität ab. Vielleicht ist es anders, wenn man selbst der Boss ist, aber der Boss werden immer nur wenige sein, und ganz bestimmt nicht die Kreativsten.


    Ich möchte bezweifeln, dass besondere Kreativität in der täglichen beruflichen Arbeit der Schreibarbeit förderlich ist. Insbesondere wenn, wie Doc so richtig schreibt, es einen gewissen (Zeit-)aufwand darstellt, seinen Job entsprechend zu formen.


    Sind es nicht gerade die weniger kreativen Jobs, die einem genug kreative Energie übrig lassen, um nebenbei schriftstellerisch tätig zu werden?

  • Zitat

    Original von Tom


    Ich würde nicht ausschließlich schreiben wollen, selbst wenn ich es könnte. Aus meiner Sicht würde ich damit nämlich auf die Inspiration verzichten, die ich fürs Schreiben brauche. Und nicht nur das. Siehe oben.


    Das unterschreib ich voll und ganz. Geht mir genauso. :write


    Und das mit dem Ideen reifen lassen ist auch gut gesagt. Ich könnte mich auch nicht acht Stunden am Tag oder mehr ausschließlich aufs Bücherschreiben konzentrieren. Viel zu anstrengend. ;-)

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Zitat

    Original von lyrx
    Es steckt eine interessante gesellschaftliche Problematik hinter diesem Thema: Individuelle Selbstverwirklichung gegen soziale Verantwortung.


    dieser Satz macht für mich keinen Sinn.
    Wie soll "individuelle Selbstverwirklichung" gehen ohne davon leben zu können?
    Ich rede nicht von einem Haus am See und einem SLK vor der Tür. Ich meine so banale Dinge wie Miete, Futter, Krankenversicherung und Waschmittel. Das muss alles bezahlt werden; ich kann nicht zum Edeka um's Eck gehen, meine Tüte mit Spaghetti und Schokolade mitnehmen und sagen : "Ich bezahle nächstes Jahr, jetzt muss ich mich erst mal selbstverwirklichen!"


    Und man kann sich noch so sehr gegen "soziale Verantwortung" sträuben - spätestens, wenn das Finanzamt an die Tür klopft und eine Steuererklärung will, kommt man nicht drumrum.


    Schreiben als Beruf = "Aussteigen"? :wow
    Nichts könnte m.E. ferner der Realität sein. Ich habe es als "Einsteigen" empfunden - und zwar raus aus dem Angestelltenverhältnis, rein in das Abenteuer "Firmengründung".
    Denn das ist es letztlich - eine kleine Ein-Personen-Firma, mit Buchhaltung, Steuerberater, Papierkram.
    Neben der kreativen Arbeit am Text.
    Das ist anstrengend und kostet Zeit und Kraft.


    Und es ist nicht leicht, kreativ zu sein, wenn man mit dem einen Auge auf den Kontostand schielen muss. Denn die Zahlungen der Verlage kommen nicht so regelmäßig, dass es immer exakt mit den monatlichen Kosten wie Miete, Telefon und Internet und Krankenversicherung aufgeht. Während das andere Auge den Terminplan der Verlage im Auge behalten muss; denn die Verlagsmaschinerien sind auch nicht so flexibel, wie es die widerspenstige Muse immer gerne hätte.


    @ Tom:


    Danke für den tollen link! :wave


    Ich glaube auch, dass das Schriftstellerdasein immer noch mit enorm vielen Mythen behaftet ist.
    Zum Beispiel, was den realen Verdienst angeht.
    Wir sind nicht in Hollywood und nicht Julia Roberts, die für einen Film (Arbeit = ca. drei Monate) irgendwas um 20 Millionen Dollar kassiert. So als Extrembeispiel.


    Meiner Erfahrung nach muss man die schriftstellerische Selbständigkeit genauso realitätsnah angehen, planen und ausrechnen wie jede andere Firmengründung auch. Was die wirtschaftliche Seite angeht, ist es für mich unerheblich, ob ich schreibe oder gebrauchte Bagger an- und verkaufe.
    Da nützt es nix, traumverloren mit Zahlen zu jonglieren und zu sagen "wenn ich von dem Buch 80.000 Exemplare verkaufe, dann kann ich..."
    Die 80.000 kann einem niemand garantieren.


    Furchtbar unromantisch und banal das Ganze, ich weiß. :rolleyes
    Aber das ist nun mal die Realität.


    Neben aller Kreativität und Freude am Schreiben. ;-)

  • Zitat

    Original von Nicole
    Furchtbar unromantisch und banal das Ganze, ich weiß. :rolleyes


    Ich mag diese furchtbaren, unromantisch, banalen Frauen. Die haben so eine dreckige Erotik an sich, die mich ganz unruhig werden lässt. :-)


    Zitat


    Aber das ist nun mal die Realität.


    Als ob die jemanden interessieren würde, der sich selbst verwirklichen will. Ist doch wie mit den Castingshows. "Deutschland sucht den Super-Autor", ein Schaulaufen unerfüllbarer Träume und Möchtegerns.


    Gruss,


    Doc

  • Nochmal der Zwischenruf eines Lesers:


    Ich besuche regelmäßig den Blog einer Autorin, die Schritstellerin mittlerweile als Brotberuf ausübt. Die Disziplin, die man dazu ausüben muß, täglich genauer Plan soundsoviel tausend Worte, ist bewundernswert.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich besuche regelmäßig den Blog einer Autorin, die Schritstellerin mittlerweile als Brotberuf ausübt. Die Disziplin, die man dazu ausüben muß, täglich genauer Plan soundsoviel tausend Worte, ist bewundernswert.


    Ja, und dann muss man nämlich auch wirklich täglich einfach ranklotzen, egal ob gerade Musenküsse verfügbar sind oder nicht. Man quält sich manchmal für wenige Sätze stundenlang, denn jeden Tag läuft es einfach nicht flüssig.
    Keiner garantiert astronomische Verkaufszahlen, niemand weiß, wie das nächste Buch läuft. Ich fürchte, mir würde das Schreiben aufhören Spaß zu machen, wenn ich immer daran denken müsste, dass ich damit Geld verdienen MUSS.


    Es ist sehr viel unromantischer, als mancher sich vorstellt - und die große Entschädigung für den hundsmiserablen Stundenlohn ist eigentlich nur der Moment, wenn der Postbote das Paket mit den Belegexemplaren des neuen Buchs bringt - und natürlich das positive Feedback von den Lesern - einfach unbezahlbar! (Aber eben leider nichts, wovon man leben kann. :rolleyes )



    Danke für den zwischenruf des Lesers! ;-)

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Es gibt Menschen (und dazu gehöre ich auch) die können und möchten sich auf eine bestimmte Sache ganz konzentrieren, sie mit vollem Einsatz machen. Wenn ich für Geld arbeite, dann möchte ich das Vollzeit machen, und es soll möglichst effektiv sein. Schreiben geht gleichzeitig schlecht. Wenn ich aber schreibe, dann möchte ich mich ausschließlich damit beschäftigen. Ich behaupte nicht, dass dies ein Erfolgsrezept ist. Aber es entspricht mir, und es macht mir Spaß. Eine vollkommene Konzentration auf ein Ziel hin hat für mich einen großen Reiz. Deshalb kann ich Humpenflugs Ansinnen nachvollziehen.


    Ich glaube auch nicht, dass der Eröffner dieses Freds dabei ist, seinen Verstand zu verlieren oder vor seinen Verpflichtungen davonzulaufen. Das sollte man ihm nicht unterstellen, weil man ihn nicht wirklich kennt. Bestimmt stellt er ein paar Milchmädchenrechnungen auf, peilt über den Daumen, schätzt Risiken ab. Er hätte sein Vorhaben sonst schon längst in die Tat umgesetzt. Er zögert, denkt nach.


    Ein Quantum Wahnsinn ist unabdingbar, wenn was entstehen soll. Vor längerer Zeit hat einer eine Lunte angezündet. Es hat eine großen Knall gegeben. Das Ergebnis nennen wir heute Universum und müssen drin leben. Ist das planvoll und vernünftig gewesen? Ein Haufen Sternenstaub und irgendwo dazwischen ein paar Intelligenzbestien, die über Gott und die Welt diskutieren? Macht das Sinn? -- Lasst Humpenflug Vollzeit schreiben, wenn er will! Es gibt Schlimmeres! Seine Kinder werden nicht verhungern.

  • Zitat

    Original von lyrx
    Es gibt Menschen (und dazu gehöre ich auch) die können und möchten sich auf eine bestimmte Sache ganz konzentrieren, sie mit vollem Einsatz machen. Wenn ich für Geld arbeite, dann möchte ich das Vollzeit machen, und es soll möglichst effektiv sein. Schreiben geht gleichzeitig schlecht. Wenn ich aber schreibe, dann möchte ich mich ausschließlich damit beschäftigen.


    Seltsame Einstellung. Das würde ja bedeuten, dass Du Dich grundsätzlich nur einer Sache leidenschaftlich widmen könntest, was Du ziemlich sicher nicht tust. Du wirst genauso ein soziales Umfeld haben, wie die meisten Menschen, vllt. Frau, Kinder, Freunde, diverse Freizeitbeschäftigungen, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben. Nach Deiner Lesart müssten die alle unter so einseitigem Zeitmanagement zu leiden haben, weil Du Dich nur auf die EINE Sache, nämlich schreiben, konzentrieren möchtest.
    Auch ein Vollzeit-Job leidet nicht, nur weil man nebenberuflich schreibt. Das ist doch alles eine Frage der eigenen Disziplin, des Wollens, nicht des Könnens.


    Zitat


    Lasst Humpenflug Vollzeit schreiben, wenn er will!


    Das kann ihm doch eh keiner verbieten! (auch mit Ausrufezeichen :-) )


    Soll jeder glücklich nach seinem Gusto werden, aber für das Aussteigen zum Schreiben mit solchen, in meinen Augen vorgeschobenen Gründen zu kommen (sich voll und ganz der Sache widmen zu können, etc.), nur weil man nicht in der Lage ist das zu stemmen, was jede Hausfrau und Mami jeden Tag machen muss - Zeit- und Ressourcen-Management - ist, sich in die eigene Tasche zu lügen.


    Gruss,


    Doc

  • Sich nur aufs Schreiben konzentrieren mag ja schön und gut sein, aber von irgendwas muss man Miete bezahlen, den Kühlschrank füllen, etc. ;-)


    Ich kann den Wunsch, nur aufs Schreiben zu gucken, absolut nachvollziehen, aber da gehört eben mehr dazu als nur der Wunsch.


    Wenn man alleine, also nur für sich selbst verantwortlich, ist, mag das ja vielleicht noch irgendwie funktionieren, aber sobald da Familie dazu kommt, wird das nicht mehr gehen.


    Und nur auf eine Sache konzentrieren, hm, stelle ich mir nicht kreativitätsfördernd vor. Gerade durch andere Eindrücke kommen doch die Ideen, gelingen die Beschreibungen viel besser.
    Wenn ich mit dem Hund rausgehe und durch den Wald spaziere, atme ich den Geruch feuchter Erde, modernden Laubes und der Bäume ein. Das kann ich erleben, um es dann zu beschreiben.
    Gehe ich einkaufen, sehe ich die unterschiedlichsten Leute, kann mir Gestik und Mimik merken, werde für meine nötigen Statisten und Nebenfiguren inspiriert.


    Das sind alles Sachen, auf die ich gar nicht verzichten möchte. Und davon gibt es noch viele andere mehr. ;-)