Das Buch (Amazon)
Die Cousinen Laura und Matilde machen sich von Lissabon aus auf die Reise nach Malta. Hier wollen sie mehr über die Wurzeln ihrer Familie erfahren, denn einer ihrer Vorfahren stammt von der Mittelmeerinsel. Die beiden Frauen werden gefangen genommen vom Zauber dieser Insel, von ihrer Schönheit und ihrer uralten Geschichte. Immer wieder war Malta Schauplatz von Kriegen, die bewegte Vergangenheit hat Narben hinterlassen. Doch trotz aller Belagerungen und Eroberungen haben die Bewohner sich ihre eigenständige Kultur und Tradition bewahrt. Laura und Matilde sind angesichts dieses historischen Ortes mit ihrer ganz persönlichen Geschichte konfrontiert. Laura hat bei einem Flugzeugunglück ihre Eltern, ein in seiner Ehe glückliches und für sie vorbildliches Paar verloren, und muss diesen Verlust verwinden. Kraft gibt ihr dabei ihr Ehemann. Für Matilde wird die Reise nach Malta Wendepunkt ihres Lebens: Sie begegnet dem Engländer Ian, es ist Liebe auf den ersten Blick. Am Ende ihrer Reise haben Laura und Matilde Klarheit gefunden für sich und ihr Leben, beide wissen nun, welchen Weg sie gehen müssen.
Die Autorin (Amazon)
Helena Marques wurde 1935 in Carcavelos bei Lissabon geboren. Ihre Eltern stammen von Madeira, dorthin kehrten sie auch drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter zurück. Helene Marques besuchte auf Madeira die Schule und studierte anschließend englische Literatur. Nach einigen Jahren als Lehrerin begann ihre journalistische Karriere. Sie arbeitete bei mehreren namhaften Zeitungen und war unter anderem Mitherausgeberin des „Diário de Noticias“. 1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Raquels Töchter“, der auf Anhieb ein großer Erfolg war.
Meine Meinung
Über den ersten Roman der Autorin, "Raquels Töchter", hat sich Elke Heidenreich sehr positiv geäußert - vielleicht mag das für manche ein Qualitätssiegel, für andere eine Warnung sein? Ich kann nichts dazu sagen, habe es nicht gelesen.
Laura und Matilde gehören ebenfalls zu Raquels Nachfahrinnen, das Buch steht aber für sich allein.
Ich wollte etwas über Malta lesen ( magali , weghören! ), und nach Nicholas Rinaldis The jukebox queen of Malta war dies der zweite Versuch. Ein gänzlich anderes Buch. Obwohl ich es relativ flott durchgelesen habe, bin ich nicht richtig damit warm geworden. Ein bisschen erinnert es mich an eine Oper: Die Musik ist vielleicht schön, aber man versteht nicht so richtig, worum es eigentlich geht.
Das Buch enthält viele historische Schilderungen zur maltesischen Geschichte, auch viele Beschreibungen der Architektur und Landschaft. Führe ich nach Malta, würde ich das Buch sicher mitnehmen oder zumindest nach der Reise noch einmal lesen, und dann würde sicher vieles für mich lebendig.
Schön - nein: interessant - ist auch, dass man eine Sichtweise auf den Zweiten Weltkrieg kennen lernt, die man so nur selten bekommt: Wie die kleinen Inseln in Europa entweder um ihre Neutralität gerungen haben oder von den Kriegsbeteiligten strategisch genutzt wurden und was das für die jeweilige Bevölkerung bedeutete: Malta, Madeira, Gibraltar, alle diese Orte spielen für die handelnden Personen bzw. ihre Vorfahren eine wichtige Rolle.
Als belletristisches Sachbuch, um es mal so zu nennen, war das Buch also wirklich lohnenswert. Versagt hat es für mich (!) bei der eigentlichen Geschichte, um die es gehen sollte: Die Beziehung zwischen Laura und ihrem Mann und auch die zwischen Matilde und dem Mann, den sie auf Malta kennen lernt, habe ich als sehr eindimensional empfunden. Dafür, dass diese beiden die Hauptrolle spielen (das Buch wird aus Lauras Sicht, aber in der dritten Person erzählt), entwickelt sich für sie wenig bzw. das, was sich entwickelt, wird sehr klischeehaft dargestellt. Die Suche nach dem gemeinsamen Vorfahren, wegen der sie eigentlich nach Malta gereist sind, erledigt sich problemlos an zwei Vormittagen oder so und wird dann auch nicht weiter thematisiert. Nicht wirklich klar geworden ist mir, was die anderen Figuren, die Laura und Matilda auf Malta treffen, für eine Rolle hatten - da habe ich möglicherweise etwas schludrig gelesen, aber da entstanden plötzlich Verknüpfungen, Konflikte, Vertrautheiten, deren Ursprung und Entwicklung sich mir nicht wirklich erschlossen.
Interessant wiederum die eingestreute Familiengeschichte Lauras, anhand deren (siehe oben) viele historische Informationen vor allem über Madeira gegeben werden. Aber der Zusammenhang zur heutigen Laura - darüber mögen aufmerksamere Leser im Einzelnen Aufschluss geben.
Dafür, dass ich eigentlich keine Übersetzungen mehr lesen will (das Original ist Portugiesisch), hat es mir sprachlich gut gefallen. Die Dialoge klingen oft etwas gestelzt - in so wohlgeformten Sätzen spricht im Alltagsdialog oder in emotionalen Situationen niemand -, aber das ist vermutlich nicht der Übersetzerin anzulasten. Es hat mich auch nicht gestört, es ist höchstens eine verpasste Gelegenheit, das Buch authentischer klingen zu lassen. So kommt's halt literarischer rüber.
Also, wie gesagt - falls ich je nach Malta käme, würde ich es noch einmal lesen wollen, weil auch erst dann wohl all die Bilder für mich bunt würden. Der Aspekt "Zweiter Weltkrieg" war spannend (und in Bezug auf Malta auch eine ganz gute Ergänzung zur "Jukebox queen"). Zu allem, was die Personen des Romans betraf, habe ich leider nicht wirklich einen Zugang gefunden, wobei ich allerdings ein bisschen fürchte, dass das auch an mir liegen könnte und nicht nur am Buch.