Heute war ich bei Crime Pays, eine Veranstaltung vom Wordfest, ein Schriftstellerfestival hier in Calgary. Geladen waren die Krimiautoren Jakob Arjouni, Louise Penny (Kanadierin, lebt in Quebec) und Peter Robinson (Brite, lebt in Toronto).
Zu seiner Ueberraschung wurde Arjouni gebeten aus der neuen englischen Uebersetzung von Kismet zu lesen. Er kann sich wirklich sehr gut und fluessig auf englisch ausdruecken, hat aber ein paar kleine Probleme mit der Aussprache. Es wurde sehr lustig, z.B. als er nicht wusste (wirklich?) ob diese tuerkische Musik "appealing" oder "appalling" sein sollte
Interessant fand ich seine Erklaerung, dass er sich nie wirklich als Krimiautor gesehen hat, auch selten Krimis liest. Von Simenon mal abgesehen. Fuer ihn stehen immer die Charaktere und die Fragen, die er sich mit seinen Buechern stellt und zu beantworten versucht, im Vordergrund. Ich fragte ihn, ob es wohl noch einen weiteren Kayankaya Band geben wuerde. Seine Antwort, er wisse es nicht, hoerte sich fuer mich eher wie ein hoeflicheres nein an. Schade, denn ich mag wie sich Kayankaya ueber die Jahre entwickelt hat und wuerde gerne sehen wie er sich in einem Deutschland verhaelt, dass heutzutage doch ganz anders aussieht als vor 25 Jahren als er "Happy Birthday Tuerke" schrieb - woran sich Arjouni kaum noch erinnern kann.
Aus dem Publikum kam uebrigens die gleiche Frage ueber den Rassismus in Frankreich verglichen mit Deutschland, die ich ihm auch stellen wollte. Und natuerlich sieht er Rassismus eigentlich ueberall auf der Welt. Nur heutzutage subtiler als es vor Political Correctness der Fall gewesen sein mag. Nun, ich hab ja auch zur gleichen Zeit in Frankreich gelebt als Arjouni die ersten Kayankaya Baende schrieb - als Le Pen das erste Mal ins Parlament gewaehlt wurde.
Von Peter Robinson hatte ich bis heute noch gar nichts gehoert. Aber er gefiel mir wirklich sehr gut. Der Ausschnit aus seinem neuesten Inspektor Banks Roman war sehr gut geschrieben. Ich mochte Robinson auch in der anschliessenden Diskussion. Er war sehr spritzig und gleichzeitig "down to earth".
Beim Hinausgehen bemerkte Arjouni uebrigens zu einem juengeren Zuschauer, dass das Publikum eigentlich wie erwartet fuer Krimileser eher betagt und ueberwiegend weiblich war. Ahem, ich erinnerte ihn dran, dass ich vom selben Jahrgang bin wie er!!! Allerdings hat er natuerlich letztlich Recht: bei solchen Lesungen sind eigentich immer ueberwiegend Frauen. Und ich sah heute sehr viel graues Haar ...
Das ganze dauerte nur eine Stunde, aber ich hab mich so gut unterhalten als waere es ein ganzer Abend gewesen