Terry Pratchett: Schöne Scheine

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  • Neuer Übersetzer, schwache Geschichte

    Feucht von Lipwig, der ehemalige Galgenvogel, der im vorigen Scheibenwelt-Roman "Ab die Post" zum Postminister wurde, langweilt sich. Um nicht aus der Übung zu kommen, bricht er nachts in sein eigenes Postamt ein, was auch dem Patrizier, Lord Vetinari, natürlich nicht entgeht. Deshalb findet sich von Lipwig wenig später in einer neuen Rolle wieder: Er soll die marode Königliche Bank leiten, quasi, eigentlich aber als stellvertretender Direktor, denn tatsächlicher Erbe der soeben verstorbenen Besitzerin ist Herr Quengler, ein pausenlos sabbernder Mischlingshund, der wiederum dem Postminister vererbt wurde.


    Adora Belle Liebherz, die kettenrauchende Freundin von Lipwigs, ist zeitgleich auf der Suche nach verschollenen Golems. Ihre überraschende Entdeckung wird beim Ausgang der Geschichte eine wesentliche Rolle spielen.


    Irgendwann im ersten Drittel des Buches kam mir einiges zunehmend seltsam vor, bis ich zurückblätterte, um die Ursache zu finden: Andreas Brandhorst übersetzt die Scheibenwelt-Romane nicht mehr. Das erklärte, warum Vetinari unverhältnismäßig oft "Tyrann" genannt wurde, und warum einige Namen nicht in altbekannter, liebevoller Weise übersetzt worden waren, sondern nach dem englischen Original klangen (John Hicks). Aber das blieb nicht das einzige Manko des Buches. Die Story ist vorhersehbar und nur selten wirklich lustig oder gar spannend. "Schöne Scheine" liest sich wie ein langer Epilog zu "Ab die Post", ist für Pratchetts Verhältnisse unoriginell und, leider, humoristisch oft an der Grenze zur Brachialität. Einer der schwächeren Scheibenwelt-Romane.

  • :gruebel Also, ich hab Making Money auf englisch gelesen, und kam aus dem grinsen kaum heraus...


    weil:
    'You Have An Appointment Now WIth Lord Vetinari,' said the golem.
    'I'm sure I don't.'
    'There Are Two Guards Outside Who Are Sure You Do.' :grin


    und weil:
    Lord Vetinari lifted an eyebrow with the care of one who, having found a piece of carterpillar in his salad, raises the rest of the lettuce. :anbet


    und weil:
    'I am an Igor, thur. We don't athk quethionth.'
    'Really? Why not?'
    'I don't know, thur. I didn't athk.' :rofl


    und weil:
    All heads turned. A path cleared itself for Lord Vetinari; paths do for men known to have dungeons in their basements. :lache


    Edit: endlich: englische version:

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von Tom
    Neuer Übersetzer, schwache Geschichte

    Irgendwann im ersten Drittel des Buches kam mir einiges zunehmend seltsam vor, bis ich zurückblätterte, um die Ursache zu finden: Andreas Brandhorst übersetzt die Scheibenwelt-Romane nicht mehr. Das erklärte, warum Vetinari unverhältnismäßig oft "Tyrann" genannt wurde, und warum einige Namen nicht in altbekannter, liebevoller Weise übersetzt worden waren, sondern nach dem englischen Original klangen (John Hicks). Aber das blieb nicht das einzige Manko des Buches. Die Story ist vorhersehbar und nur selten wirklich lustig oder gar spannend. "Schöne Scheine" liest sich wie ein langer Epilog zu "Ab die Post", ist für Pratchetts Verhältnisse unoriginell und, leider, humoristisch oft an der Grenze zur Brachialität. Einer der schwächeren Scheibenwelt-Romane.


    Gut, dass Du dies hier erwähnt hast. Nun bin ich gerade einmal auf Seite 40 und schon vielen mir einige Merkwürdigkeiten in der Übersetzung auf, beispielsweise wurde ungeachtet der Situation, jedes "you" mit "du" übersetz. Es wirkt völlig deplaziert, dass Feucht Ventari derart persönlich anspricht, besonders wenn am Satzende noch ein respktvolles "Herr" angehängt ist.

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -

  • Hallo, Karthasis.


    Vielleicht arbeitet sich Bernhard Kempen ja noch ein. Jedenfalls haben sich in vielen Fanforen reichlich Leute über die Übersetzung beschwert. Aber Andreas Brandhorst ist mit seinen eigenen Romanprojekten offenbar so ausgelastet, dass er keine Pratchett-Roman mehr übersetzen kann. Drei sind in der Pipeline:


    I Shall Wear Midnight (Scheibenwelt-Märchen, Tiffany Weh)
    Raising Taxes (noch einer mit Feucht von Lipwig)
    Scouting for Trolls (k.A.)


    Die Erscheinungstermine stehen allerdings noch nicht fest - im November erscheint in englisch sein neuer Roman "Nation", der allerdings, so weit ich die englische Synopsis verstehe, ein Märchen ist, das nichts mit der Scheibenwelt zu tun hat.

  • Danke für die Informationen Tom.


    Für die Langeweile zwischendurch wäre ein Scheibenweld-Forum wirklich etwas feines, kannst Du mir da einen Tipp geben?


    Gut zu wissen, dass noch ein "Feucht von Lipwig"-Roman ansteht! "Ab die Post" hat mir unter den eigenständigen Romanen mit am Besten gefallen und "Schöne Scheine" ist, von der Übersetzung abgesehen, gut gestartet.


    "Nation" scheint der Amazon-Ankündigung zufolge wirklich nicht mit der Scheibenwelt in Verbindung zu stehen. Schade!

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -

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  • Also ich habe das Buch vorgestern auf englisch zu Ende gelesen und wirklich begeistert war ich nicht. Zwar bietet die Geschichte alles, was zu einer guten Scheibenweltgeschichte gehört, aber es fehlte mir der richtige Biss und wirklich neue Ideen. Vielleicht lag es daran, dass der erste Teil vom Plot zu ähnlich mit Going Postal war, nur das es sich diesmal um eine Bank und kein Postamt handelt.


    Für mich gute Unterhaltung, die allerdings gerade in der ersten Hälfte etwas besser hätte ausfallen können. Das letzte Drittel zeigt nämlich, was Pratchett kann. Denn das ist richtig geil :D

  • So, nun habe ich "Schöne Scheine" auch ausgelesen. Allerdings habe ich mir das englische Original besorgt, weil ich auch schon den Vorgänger in englisch gelesen habe. In meiner Ausgabe waren sogar (Überraschung!) ein paar Abkh-Morpork-Dollar drin, eben so, wie sie im Buch vorkommen. Das fand ich eine sehr nette Zugabe.


    Das Buch hat mir auch sehr gefallen, muss ich sagen. Klar, es war nicht mehr alles ganz neu, aber irgendwie mochte ich es trotzdem. :lache Am besten gefiel mir die Szene von Puccis erstem Auftreten in der Bank, als sie die Leute überzeugen will, dass es ja trotzdem nur Papier ist, was sie tausschen. Einfach herrlich, wie die Menge reagiert. :rofl Hat mich doch sehr amüsiert.


    Und wer hätte gedacht, dass der goldene Anzug noch mal so wichtig wird? :-)


    Vielleicht hätte ein wenig mehr Moist-Adora-Interaktion sein dürfen, aber ich habe eigentlich nichts zu meckern an dem Band. Das Ende hat mich auch noch überrascht. :)
    Außerdem ist Moist jetzt bestimmt vorsichtiger, was schwarze Kutschen angeht. :lache


    Ich bin jetzt einfach mal sehr optimistisch und hoffe auf "Raising Taxes". :lesend


    Doch, war unterhaltsam und hat mir Spaß gemacht. Bitte mehr davon. :-)