'Im Westen nichts Neues' - Kapitel 01 - 03

  • Zitat

    Original von Vivian


    Könnt Ihr mir noch irgendwelche Bücher von Remarque empfehlen ? Habe gehört, dass nicht alle seine Bücher so gut geschrieben sein sollen. :gruebel


    Hallo Vivian


    Remarques Bücher, also ich rede jetzt von seinen bekannten Werken, sind alle gut geschrieben und alle sind empfehlenswert.
    Natürlich hat Remarque auch schwächere Bücher geschrieben. Es gibt wohl keine Autoren/Autorinnen in der gesammten Welt der Literatur, deren Bücher allesammt den Ansprüchen des Lesers an ihre Meisterwerke entsprechen.


    Ich liste Dir gerne die Romane Remarques hier auf.... in der Reihenfolge meiner ganz persönlichen Beliebtheits-Skala....inetwa.
    Aber Achtung: die Bücher, die von den Kritikern als seine schwächsten bezeichnet werden, die stehen bei mir ziemlich weit oben.... :grin


    DREI KAMERADEN
    DER HIMMEL KENNT KEINE GÜNSTLINGE
    ARC DE TRIOMPHE
    DER SCHWARZE OBELISK
    DIE NACHT VON LISSABON
    ZEIT ZU LEBEN UND ZEIT ZU STERBEN
    LIEBE DEINEN NÄCHSTEN
    IM WESTEN NICHTS NEUES
    DER WEG ZURÜCK
    DER FUNKE LEBEN
    SCHATTEN IM PARADIES

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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  • Joan :


    Vielen, lieben Dank. :wave


    Zitat

    Joan:
    Aber Achtung: die Bücher, die von den Kritikern als seine schwächsten bezeichnet werden, die stehen bei mir ziemlich weit oben....


    Kritiker können sich auch mal irren oder den Geschmack des Lesers nicht treffen. Also schreckt mich das nicht ab. :grin Werde bestimmt noch mehrere Bücher von Remarque lesen.

  • Vivian....die Kritiker mögen schon recht haben, die wissen ja besser als ich, was zu einem hervorragenden Buch alles gehört.....


    ....aber ob diese Bücher dann mir oder anderen Lesern auch in dieser Reihenfolge gefallen, das ist halt wieder eine andere Geschichte.... :wave

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  • Hab jetzt eure Antworten noch nicht gelesen, da ich gestern abend erst das erste Kapitel gelesen habe.
    Auf diese Lektüre muss ich mich erstmal einstellen, habe vorher "Emma" gelesen und werde nun in den 1. Weltkrieg geworfen. Die Sprache ist sehr deutlich, man kann sich gleich in diesen Irrsinn hineinversetzen.

  • Zitat

    Lese-Rinchen
    Bildung macht dämlich erinnerte mich an die "großen" Strategen und die vielen hochrangigen Militärmitglieder. Ausschließlich die Gebildeten konnten diese Positionen einnehmen. Für sie schienen Soldaten nur Nummern und Zahlen und keine Menschen. Es muss also für den Soldaten an der Front so ausgesehen haben als mache Bildung dämlich. Weil sie feststellten, dass diese Leute anscheinend keine Ahnung von der Front hatten.


    Ich denke hier zynisch, dass die Soldaten für die Schreibtischstrategen tatsächlich nur Nummern und Zahlen waren. Man opfert sie für das große Endziehl. Das Schicksal des Einzelnen interessiert nicht, die Zustände an der Front haben mit denen im Hauptquartier der OVL nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und dann noch Gefasel von a la wenn sie nicht gewinnen haben sie es verdient zu sterben. Die Revolution 1918 hat ganz entscheidend auch mit dem letzten Satz zu tun, aus Meinung mancher Oberen hätte es ruhig noch ein wenig weitergehen können. Diese Entmenschlichung macht mich krank.

  • Zitat

    Original von Liesbett


    Ich denke hier zynisch, dass die Soldaten für die Schreibtischstrategen tatsächlich nur Nummern und Zahlen waren. Man opfert sie für das große Endziehl. Das Schicksal des Einzelnen interessiert nicht, die Zustände an der Front haben mit denen im Hauptquartier der OVL nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und dann noch Gefasel von a la wenn sie nicht gewinnen haben sie es verdient zu sterben. Die Revolution 1918 hat ganz entscheidend auch mit dem letzten Satz zu tun, aus Meinung mancher Oberen hätte es ruhig noch ein wenig weitergehen können. Diese Entmenschlichung macht mich krank.

    :write

  • Ich hatte ALLE Buecher von Remarque gelesen als ich so 14-16 Jahre alt war. Ist also schon ein paar Jahrzehnte her....


    Im Westen nichts Neues ist mir dabei am staerksten im Gedaechtnis geblieben. Einfach wegen des sehr starken Inhalts.


    Wie schon erwaehnt, liest man beim zweiten Mal etwas anders und hier mach ich mir dann schon auch Gedanken um die Sprache. Remarque hat ja so seine Kritiker bekommen ob der zu einfachen Sprache. Klar, mit einfacher Sprache zu schreiben ist keine grosse Kunst. Aber mit einer einfachen Sprache zu schreiben, die in keinster Weise banal klingt sondern mit jedem Satz ins Schwarze trifft, das ist mit der Grund weshalb dieses Buch zum Klassiker geworden ist und sich auch in so vielen Uebersetzungen verkauft hat.


    Es liest sich wirklich sehr fluessig, aber gerade deswegen les ich doch mal einen Satz zweimal, weil er so perfekt geschrieben war und einfach alles sagt was zu sagen ist.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Es ist jetzt direkt schwer Neues hinzuzufügen. Ihr habt bereits letztes Jahr alles geschrieben.


    Die einzelnen Personen:


    Paul Bäumer: Unerfahrener Schuljunge, schüchtern


    Kemmerich Der erste der gehen mußte


    Müller: Hart, aber verständlich, wie er nach den Stiefeln guckte.


    Himmelstoß: Hat seine Strafe


    Kat: Wußte immer, wo es etwas zu besorgen gibt.


    Tomatenkopf: Kann man sich bildlich vorstellen, so ein Küchenbulle :grin

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • "Im Westen nichts Neues" ist mein erstes Buch von Remarque. Als Kind habe ich mal eine Verfilmung gesehen, kann mich aber nur nach daran erinnern, dass ich sie sehr beeindruckend fand.


    Ich habe eine Ausgabe des Buches mit Materialien und Nachwort. Dort heißt es, dass Erich Maria Remarqe eigentlich Erich Paul Remark hieß und die französische Schreibweise des Nachnamens, die sein Urgroßvater noch trug, aufgenommen hat. Damit stellt sich das, was meine Mutter mir früher immer erzählt hat, nämlich dass Erich Maria Remarque eigentlich Kramer mit Nachnamen hieße und seinen Namen einfach umgedreht hat, als legende heraus.


    Ich kann mir die Personen bzw die Jungs auch sehr plastisch vorstellen. Durch die Szene mit dem sterbenden Kemmerich wird man als Leser sofort in die Greuel und Absurditäten des Krieges hineinversetzt. Sehr erschütternd.

  • Bisher habe ich nur das erste Kapitel gelesen und bin beeindrucckt mit welch einfachen Bildern und Gedanken die Grausamkeit des Krieges verdeutlicht wird. Da ist eine Kompanie von 80 jungen Männern, die sich darüber freut, die doppelte Ration an Essen zu bekommen. Sie bekommen es aber nicht, weil irgend ein Vorgesetzter besonders großzügig war, sondern weil sie noch tags zuvor 150 Mann stark waren. Man könnte denken, die jungen Männer seien sehr kaltschnäuzig, weil eben jene Ration so wertvoll und wichtig für sie ist. Aber eigentlich betont es nur die Ungewissheit, ob nicht einer von ihnen am nächsten Tag sterben wird, ob es nicht vielleicht die letzte richtige und vorallem reichliche Mahlzeit ist, die sie je in ihrem Leben Essen werden. Vermutlich die einzige Art der Wärme, außer der Kameradschaft untereinander, die sie dort bekommen.


    Vier junge Männer, noch nicht einmal 20 Jahre alt, werden die Protagonisten des Buches sein. Vier junge Männer, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben, aber dabei sind eben jenes zu verlieren!


    Schon jetzt erfüllt es mich mit Traurigkeit und ich bin gespannt, da ich dieses Werk bisher nur dem Namen nach kenne, wie tief es noch gehen wird!

  • Ich finde es auch schwer, noch etwas Neues hinzuzufügen. 'Im Westen nichts Neues' habe ich zum ersten Mal vor einigen Jahren in der Schule gelesen, aber ich konnte mich nur noch an wenig erinnern. Deshalb versuche ich diesmal sehr viel bewusster zu lesen.


    In der Art und Weise wie Remarque den jungen Paul Bäumer die Geschichte erzählen lässt, wird einem eine ganz neue Perspektive auf das Geschehen geöffnet, dass ist wirklich sehr beeindruckend.


    Zitat

    Müller: Hart, aber verständlich, wie er nach den Stiefeln guckte.


    Ich hatte beim Lesen wenig Verständnis dafür. Selbst wenn Kemmerich die Stiefel nicht mehr gebraucht hat, kann das doch nicht das erste sein, worauf Müller hinaus war.

  • Zitat

    Zitat:
    Müller: Hart, aber verständlich, wie er nach den Stiefeln guckte.



    Ich hatte beim Lesen wenig Verständnis dafür. Selbst wenn Kemmerich die Stiefel nicht mehr gebraucht hat, kann das doch nicht das erste sein, worauf Müller hinaus war.


    @buzaldrin
    Ich kann Dich genauso verstehen, wie Müller. Das Wissen um das Sterben des Anderen, lässt sich durch die phragmatische Sichtweise "dann braucht er die guten Stiefel nicht mehr, meinen Füßen werden sie gut tun" besser ertragen. Für uns, die wir eine solche Situation nicht wirklich nachvollziehen können, sicher schwer zu verstehen!

  • Zitat

    Original von Joschi
    @buzaldrin
    Ich kann Dich genauso verstehen, wie Müller. Das Wissen um das Sterben des Anderen, lässt sich durch die phragmatische Sichtweise "dann braucht er die guten Stiefel nicht mehr, meinen Füßen werden sie gut tun" besser ertragen. Für uns, die wir eine solche Situation nicht wirklich nachvollziehen können, sicher schwer zu verstehen!


    Ja, vielleicht lag mein Nicht-Verstehen wirklich daran, dass ich eine solche Situation einfach nicht nachvollziehen kann.

  • Zitat

    Original von Joschi


    @buzaldrin
    Ich kann Dich genauso verstehen, wie Müller. Das Wissen um das Sterben des Anderen, lässt sich durch die phragmatische Sichtweise "dann braucht er die guten Stiefel nicht mehr, meinen Füßen werden sie gut tun" besser ertragen. Für uns, die wir eine solche Situation nicht wirklich nachvollziehen können, sicher schwer zu verstehen!


    Mh ich war auch zwischen den beiden Standpunkten hin und her gerissen. Einerseits kommt es mir so vor, als ob es Müller absolut nicht um seinen Freund geht und er froh ist, seine Stiefel zu bekommen, aber andererseits ist es ja wirklich so, dass man den Tod schon kommen sah und die Stiefel somit dann "frei" wären.


    Mir hat das Buch ganz von Anfang an schon gefallen, was nicht sehr oft vorkommt. Deshalb bin ich mal gespannt, wie es weitergeht und werde sogleich weiterlesen.


    Lest ihr die Kommentare vom letzten Jahr? Also ich nicht.


    Wenn nicht ich für mich eintrete, wer dann?
    Wenn ich nur für mich selbst eintrete, was bin ich?
    Wenn nicht jetzt, wann dann?



  • Schon schwierig sich bei den Stiefeln für einen Standpunkt zu entscheiden. Ich habe meine anfängliche Meinung später beim Lesen doch noch mal geändert, da Müller dann ja selbst die Stiefel "frei" gibt, wenn ich mich richtig erinnere.


    Zitat

    Original von Veggie
    Lest ihr die Kommentare vom letzten Jahr? Also ich nicht.


    Also ich habe die Kommentare nicht gelesen, um mich beim Lesen auch nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. :-)