Cornelia Canady: Tränen am Oubangui
ISBN: 342661619X
Verlag: Droemer Knaur (2000)
(Die Rezi bezieht sich auf die Weltbild-Ausgabe)
Als Afrika-Fan habe ich mir die Weltbildsammleredition „Afrika“ bestellt. Dieses Buch fand ich in der ersten Lieferung.
Über die Autorin (nach: Angabe im Buch und wikipedia.de):
Canady wurde 1942 in Berlin geboren. Sie arbeitete als Cutterin am Max-Planck-Institut. 1990 reiste sie im Rahmen einer Expedition zu den Pymäen das erste Mal nach Zentralafrika. Seit dem lebt sie in Afrika und setzt sich für den Urwald und für die Ureinwohner ein.
Klappentext:
Die Tierfotografin Julia wird von zwei befreundeten Wissenschaftlern zu einer Expedition ins noch unerforschte Kongobecken überredet. Dort ist ihr ganzer Mut gefordert: Sie begegnet steinzeitlich lebenden Pygmäen, erlebt in gefährlichen Situationen die wilden Tiere des Dschungels, verfällt dem Voodoo-Zauber - und sie trifft Tahim, den Mann ihrer Träume, dessen exotische Sinnlichkeit ihr ganzes Leben verändern wird.
Meine Meinung:Die Autorin scheint hier ihre eigenen Erfahrungen zu einem Roman verarbeitet zu haben.
Vorneweg: ich habe mich lange nicht mehr so über ein Buch aufgeregt, wie über dieses. Eigentlich habe ich es nur zu Ende gelesen, um einen richtig schönen Verriss schreiben zu können.
Das Buch erschlägt einen nur so mit Vorurteilen und billigen Klischees. Da fährt diese Möchtegern-Fotografin nahezu völlig unvorbereitet in den Urwald und kreischt bei jedem Krabbeltier vor Panik. Trotz aller Angst und Panik kann sie einen ganzen Pygmäen-Stamm nur mit einer Zigarette für sich gewinnen und wird sofort bei ihnen aufgenommen. Sie und der Rest des Expeditionsteams schlagen dort ihre Zelte auf und gewinnen ganz schnell die Freundschaft der Pygmäen. Alles ganz einfach.
Als sie sich mit dem Expeditionsleiter verkracht, flieht sie aus dem Dschungel und lernt in der Hauptstadt Bangui natürlich ganz zufällig den reichsten Mann des Landes kennen: den Libanesen Tahim. Prompt verliebt sie sich in sein exotisches Aussehen, kündigt in Deutschland Job und Wohnung und zieht zu Tahim nach Bangui. Dort werden Partys gefeiert und Champagner in Strömen vergossen. Nebenbei regt sie sich über die Afrikaner auf, die ja viel zu viele Kinder in die Welt setzen. (Zitat zu ihrer Freundin, einer Schwarzen: „ Wir arbeiten konzentrierter und organisieren unser Leben besser. Wir setzen nicht fünf Kinder in die Welt, wenn wir gerade mal Geld für eines haben. Wir denken weiter voraus als ihr, aber das kann man alles lernen.“)
Zwischendurch reist sie immer mal wieder in den Dschungel, um ihre „Freunde“, die Pygmäen zu besuchen. Dabei regt sie sich auf, dass diese durch den Kontakt zur „zivilisierten“ Welt immer mehr Krankheiten bekommen und gleichzeitig ihre eigene Lebensweise aufgeben wollen. Dass sie dazu beiträgt, indem sie zB Pflanzen für eine Plantage mitbringt, fällt natürlich überhaupt nicht auf.
Die große Liebe zu Tahim ist aber auch nicht so ganz das Wahre, hat sie doch leider übersehen, dass Tahim der größte Holzkonzessionär des Landes ist. Mist aber auch, damit will er nämlich nicht aufhören und das geht ihr doch etwas gegen das Umweltschützerherz. Naiv, wie sie ist, bekommt sie das aber auch erst Monate später mit. Aber soooo dramatisch ist das auch wieder nicht, kann er sie doch durch schöne Schmuckgeschenke besänftigen und schließlich ist er ja gut im Bett. Dumm nur, dass der Schmuck aus Elfenbein besteht... Leider sieht sie das bei aller Tierliebe natürlich auch nicht selbst – sondern auch das muss ihr erst gesagt werden.
Boah, was hab ich mich aufgeregt!
Kurz: Finger weg von diesem Buch!