Tod einer Sklavin – Ruth Downie

  • Ein Fall für Medicus Ruso

    Originaltitel: Medicus and the Disappearing Dancing Girls
    Aus dem Englischen von Bärbel Arnold, Velten Arnold


    Verlag Goldmann, 512 Seiten, Juni 2007


    Handlung laut Rückseite:
    Ausgerechnet nach Britannien, in einen der hintersten Winkel des Römischen Reiches, hat es den Militärarzt Gaius Petreius Ruso verschlagen. Kaum angekommen, begegnet er der schwer verletzten Tilla. Aus Mitleid nimmt er die junge Sklavin bei sich auf und pflegt sie gesund. Mit ihren schönen Augen und ihrem beharrlichen Schweigen stiehlt sie ihm nur zu bald die Nachtruhe. Erst denkt er noch, Tilla könne ihm bei seinen Ermittlungen an dem Mord an einer anderen jungen Sklavin helfen, doch dann verschwindet Tilla spurlos, und der Medicus droht die Nerven zu verlieren …


    Über die Autorin (Klappentext):
    Ruth Downie studierte Englisch am King's College in London und stellte bald danach fest, dass zu heiraten und danach glücklich und zufrieden zu leben nicht gerade ein Karriereplan ist. Da sie nicht Lehrerin werden wollte, für den Journalismus nicht hartnäckig genug war und für den Beruf der Krankenschwester zu feige, lernte sie tippen. Sie schrieb Kurzgeschichten, für die sie zahlreiche Preise erhielt, und veröffentlichte Artikel in verschiedenen Zeitschriften. Ruth Downie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in England in Milton Keynes, wo sie derzeit an Medicus Rusos zweitem Abenteuer schreibt.


    Meine Meinung:
    Ich hatte keine hohen Erwartungen, sondern nur leichte Unterhaltung erhofft.
    Das habe ich auf jeden Fall bekommen, denn die Hauptfigur, den leicht mürrischen und manchmal zynischen Medicus Ruso, der den Roman praktisch alleine trägt, hat mich schon sehr überzeugt. Er ist geschieden, verschuldet und versucht nun im römischen Britannien eine neue Karriere mit Ziel leitender Medicus zu beginnen, obwohl ihm Britannen verwahrlost, primitiv und feucht erscheint.


    Die Handlung ist 117 nach Christus angelegt. Das steht zwar nicht im Buch, schließe ich aber aus dem Tod des Kaiser Trajan und Machtübernahme Hadrians.
    Man erfährt ein wenig von der römischen Lebensart, ab und zu hätte ich mir mehr Details gewünscht, aber dafür wird man auch nicht in historischen Fakten ertränkt.


    Im Mittelpunkt steht Rusos Beziehung zur geheimnisvollen Sklavin Tilla, die am Arm verletzt, von ihm gekauft werden muss, damit er sie heilen kann.


    Stilistisch werde ich an Steven Saylor erinnert. Es gibt zusätzlich jede Menge Wortwitz in den Dialogen.


    Wenn man nicht unbedingt neue Maßstäbe im Bereich römisch-historischer Kriminalroman erwartet, ist das Lesen lohnenswert und vergnüglich.

  • Vielen Dank, Herr Palomar, auf die Rezension habe ich gewartet.
    Steven Saylor mag ich, also werde ich es auch mit Ruth Downie probieren.


    Aber der Oktober wird erst einmal im Zeichen von Dunnetts Niccolo stehen, in der Zwischenzeit kann ich ja den SUB um den Tod einer Sklavin schon mal erhöhen.

  • Meine Meinung:


    Medicus Ruso ist ein sympathischer Arzt, wenn auch nicht unbedingt vom Glück verfolgt – seine Ehe gescheitert, seine Familie verschuldet und er selbst ist mitten in Britannien, sozusagen am Ende der römischen Welt.
    Mit ihrem Protagonisten hat Ruth Downie eine interessante Figur geschaffen, die man gerne durch seine Abenteuer begleitet. Auch die anderen Charaktere wie der Arztkollege, Frauenheld und Mitbewohner Valens oder der Pförtner haben mir gut gefallen, da sie authentisch und vielschichtig wirken.
    Leider machen interessante Figuren und eine Portion trockener Humor (den ich sehr schätze und durchaus mehrere Male hier wiedergefunden habe,) noch keinen guten und spannenden Krimi und genau daran hapert es meiner Meinung nach bei diesem Buch. Die Ausgangssituation der toten Sklavin, deren Tod keine natürliche Ursache hat, bietet Stoff für knifflige und spannende Ereignisse, doch die konnte die Autorin nicht so nutzen, dass sie mich gefesselt hätten. Vielmehr plätschert die Krimihandlung im Rahmen des Alltagslebens des Medicus eher vor sich hin und steuert so gemächlich auf das (etwas klischeehafte) und einigermaßen vorhersehbare Ende zu. Nun gibt es durchaus historische Krimis, deren historischer Anteil den etwas vernachlässigten Krimi-Anteil mehr als wettmacht, doch hier werden zwar viele historische Details in die Ereignisse eingewoben, doch fehlt mir das gewisse Etwas und zu oft fühlte ich mich durch eine Situationsbeschreibung oder einen Kommentar einer Figur in die heutige Zeit zurückkatapultiert, was für mich einen nicht ganz stimmigen Eindruck hinterließ. Für einen kleinen Ausflug in das von den Römern besetzte Britannien zur Zeit Kaiser Hadrians bietet „Tod einer Sklavin“ solide Unterhaltung, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem historischen und weniger auf dem Krimi-Anteil liegt.


    Von mir eine 3+ in Schulnoten, macht auf der Eulenskala 6 Punkte! :wave


    (@ Herr Palomar: Hätte ich mal besser aufgepasst, dass du das Buch bei Historische Romane und nicht bei Krimis einsortiert hast :lache)

  • Zitat

    Original von solariumsusp
    super spanend, hats ne adresse für mich, wo ich es bestellen kann, habe gerade bei ebay geschaut, leider nicht? danke im voraus... LG


    solariumsusp ,
    über Amazon Marketplace oder auch lieferbar z.B. bei:
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    http://www.medienshop.de/buch/keywordsearch?ref=random_house&SEARCH_STRING=ISBN:3442463483


    Das Buch ist auch bei Tauschticket zubekommen, wenn man Tickets hat.

  • Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, ist aber auch durch das Buch schwankend. Mein größtes Problem mit dem Buch war, dass bei mir keine Atmosphäre für Ort und Zeit aufkam. Downie hat es nicht geschafft dem Imperium Romanum den kleinsten Hauch Leben einzuhauchen. Ich vermute, dass es zum einem an der Wortwahl lag. Viel zu oft wurden Wort verwendet, die für mich klar mit modernen Assoziationen verbunden sind. Wenn eine Patientin einen Krankenhauskittel trägt, das Licht durch die Fenster der Eingangshalle des Krankenhauses fällt, dann seh ich mich nicht in einem römischen Lager in Britannien im 2. Jh., sondern im nächsten LKH. Zum anderen aber auch thematisch. Mit vielen Anspielungen auf Krankenhausverwaltung, Einsparungen etc. fühle ich mich zu stark in modernen Themen verfangen. Ich kann zwar nicht beurteilen, inwiefern sich Downie dabei an historische Gegebenheiten orientiert, jedenfalls konnte mir nicht der Eindruck eines historischen Romans vermittelt werden. Lustigerweise fühlte ich mich während des Lesens auch öfter an Orte wie Pompeij erinnert, als an ein Militärlager (gab es dort wirklich Steinbauten?), wo dann auch Pompeij als Vorbild der Autorin im Nachwort erwähnt wurde.


    Der Krimi küchelt eher auf kleiner Flamme vor sich hin durch den Roman, was aber durchaus glaubwürdig ins Konzept passt. Hauptfigur Ruso ist schließlich Lagerarzt und kommt aufgrund dieser Tätigkeit mit den Todesfällen in Berührung und stolpert dabei immer mehr zufällig weiterhin, als das er bewusst nach dem Täter sucht. Es geht zwar stellenweise auf Kosten möglicher Spannung, wird aber durchaus konsequent umgesetzt und für einen historischen Krimi durchaus passend, und mE auch stimmig, wenn man einen Arzt und keinen Detektiv als tragende Rolle für einen Krimi auswählt.


    Allerdings ein historischer Krimi, der für meinen Geschmack etwas zu stark auf die Parallele der Zeitgeschichte ausgerichtet ist. Insofern ist der Drang der Autorin ihre Botschaft über Menschenhandel in der heutigen Zeit anzubringen, für die Authentizität des historischen Romans hinderlich bis schädlich.


    Trotz all dieser gravierender Kritikpunkte war es aber ein unterhaltsam zu lesendes Buch. Der Schreibstil der Autorin ist zwar durchschnittlich, der Humor für mich stellenweise zu bemüht und oft zu penetrant, dennoch entwickelt sich ein Lesefluß, man stockt nicht. Was bleibt, ist zwar keine Leseempfehlung, aber auch keine Warnung. Den im März erscheinenden zweiten Fall von Medicus Ruso, werde ich mir aber wohl nur kaufen, wenn er mir als ME über den Weg schleicht. Summa Summarum 6 Punkte.