Die Flucht der Ameisen - Ulrich C. Schreiber

  • Nun war ich in der Misere gefangen, wo denn diese 'Geokalyptische Vision' hingehört. Aber da der Schwarm schon in dieser Rubrik steht, und die Ameisen irgendwie zur Themenstellung 'wild gewordene Umwelt' hinein passen, und es nicht ganz unspannend ist, und Rhein-anrainer möglicherweise schlecht träumen lässt, ordne ich es einmal unter Thriller ein.


    DAS BUCH:


    Gerhard Böhm, Universitätsprofessor für Geologie in Köln und hat ein Hobby, das sein Beruf ist: Er sucht geologische Störungen, die im Zusammenhang mit dem mitteleuropäischen Vulkanismus stehen. Er findet sie auch; mitten im Gebüsch mit Resten alter Bergwerksbingen und jeder Menge Ameisenhaufen.


    Gerhard Böhm hat ein an Universitäten normales Problem: Er hat einen tollen Befund und zuwenig Gelder und zuwenig Mitarbeiter um daraus eine gezielte Forschungsarbeit samt Publikation zu machen. Seine Anträge werden abgeschmettert: Zu regional, zu uninteressant.
    Nichteinmal die Biologen interessiert die Frage besonders, warum grosse Waldameisen am liebsten an den geologischen Störungen ihre Nester bauen. Es wird schon warm rauf kommen.


    Gerhard Böhm hat auch ein grösseres Problem: Es gibt ein Erdbeben, das stärker ist, als das gewöhnliche gelegentliche Rumpeln an der Untergrenze der Spürbarkeit. Und im Laacher See, dem Überrest eines uralten Vulkans steigen wesentlich mehr Blasen auf, als früher. Seine Störungen weisen alle auf eine Richtung:


    Es gibt da einen kleinen, unbedeutenden Berg direkt am am Rhein, in der Nähe von Brohl: die Hohe Buche, und die steht so unschuldig und harmlos da, wie einst der Vesuv im Jahr 78. Und für einen Vulkan steht sie denkbar ungünstig...
    an einem engen Flusstal...
    dem einzigen Abfluss weit und breit...


    Und Deutschland hat ein Problem von dem es noch nichts weiss.


    Die Erde hat etwas heftiger gerumpelt, und die Rheinländer tun, was die Pompeianer im Jahr 78 getan haben: Die Sprünge in den Mauern wieder zugipsen und neu drübermalen.
    Aber in Pompeij kam das Jahr 79...


    Und in Deutschland wird es Sylvester...


    Die Sektkorken knallen, die Raketen steigen, und der Boden schwankt unter den Füssen der Angetrunkenen...
    und auch der weniger Angetrunkenen...


    Moment mal... habt ihr das auch gehört? Seid einmal still... schaut mal: was ist denn das da hinten für ein Licht?


    Tja.
    Prosit Neujahr.
    :grin


    EIGENE MEINUNG:


    Eigentlich langweile ich mich schnell beim Lesen persönlicher und familiärer Befindlichkeiten von Akteuren. Irgendwie bin ich an dem Buch drangeblieben und hatte es in drei Tagen ausgelesen...
    :gruebelAlso, ganz langweilig kann es demzufolge nicht gewesen sein, obwohl bei mir einige Fragen von wegen Magmafestigkeit und -gewicht contra Wasserdruck eines hochwasserführenden Flusses hochkamen... Weil, ich, Ungeologe, dachte mir: eigentlich fliessen Flüsse ja bergab. Und Magma ist flüssig und sollte auch bergab fliessen, vor allem, wenn es auf die Überredungskunst eines doch nicht ganz kleinen Bächleins an der Ackerfurche zweier nicht ganz so kleiner europäischer Grundstücke trifft...
    Wenn da schon ein Bett ist, warum kann sich das flüssige Gestein nicht zum flüssigen Wasser begeben? :knuddel1 Wahrscheinlich bin ich Ökoromantiker, denn die beiden können offenbar doch nicht so gut miteinander. :keule :unverstandenWahrscheinlich liegt es daran, dass Stein doch etwas schwerer als Wasser ist, und so schnell hart wird, wenn das Wasser so kalt ist. Und in der Engstelle von dem Tal ist so verdammt wenig Platz und schnell der Rigel vor; 200 Meter hoch, :wow und da wird man schmähstad... (südländ.: 'blöde-witze-still') oder man kann sich seinen Witz für die Fische aufheben :fisch blubb.


    Ulrich C. Schreiber


    muss es wissen. Er ist schliesslich Geologe. Vulkanologe. Für Mitteleuropa. Im Westerwald. :grin


    Aber :ohadas kann ja nicht wirklich passieren... oder? :lache


    Es kann. - :wow


    Heute. - :help

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

    Dieser Beitrag wurde bereits 7 Mal editiert, zuletzt von MagnaMater ()

  • Für mich hört sich das Buch auch wrklich spannens an, aber HC ist mir einfach zu teuer, also heisst es mal wieder WARTEN!!!


    Schade eigentlich, hätt ich jetzt richtig Lust zu das zu lesen!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Ich habe es heute beendet und wollte eben nachsehen, ob es schon Rezis gibt.Danke Magna :wave Da das TB nun aktuell wird, dachte ich, eine zweite Rezi könne nicht schaden:


    Autor: Ulrich C. Schreiber Jahrgang 1956 studierte Geologie, Chemie und Geochemie. Seine Forschungen führten ihn nach Namibia, Argentinien und in den pazifischen Raum. Er ist seit 1996 Professor für Allgemeine Geologie an der Universität Duisburg-Essen. Seine Arbeitsgebiete sind die regionale Geologie von Mitteleuropa, Vulkanismus und Tektonik sowie die Geoökologie. Dabei entdeckte er die Rolle der Ameisen als vulkanologisches „Frühwarnsystem“. „Die Flucht der Ameisen“ ist sein erster Roman.


    Buchrückentext: Das eigenartige Verhalten der Waldameisen macht den Geologen Böhm erst neugierig – und dann nervös. Erste Beben im Neuwieder Becken und im Aachener Raum bestärken seine Vermutungen. Und in der Sylvesternacht geschieht tatsächlich das Unfassliche: In der Eifel direkt am Rhein, nahe Koblenz, der erste Vulkanausbruch nach über 10000 Jahren. Eine ungeheure Katastrophe bahnt sich an…In Ulrich C. Schreibers wissenschaftlich fundiertem Geo-Thriller erlebt man hautnah, was passieren könnte, wenn brachiale Naturgewalt einen dicht besiedelten Wirtschaftsraum mitten in Europa treffen würde.


    Meine Rezension: Georg Böhm ist ein „ganz normaler“ Wissenschaftler, der sich an einer typisch deutschen Universität mit Anträgen für Forschungsgelder herumärgern muss. In seiner Freizeit geht er mit seiner Frau Karin auf Exkursionen in die Umgebung. Er hält ihr viele Vorträge zum Thema Geologie und Vulkanismus und geht mit ihr gemeinsam auf die Suche nach tektonischen Störungen. Böhm entdeckt, dass auffällig viele Ameisenhaufen direkt auf diesen Störungen gebaut sind und geht der Sache nach. Niemand will zuerst an einen Vulkanausbruch glauben, doch genau das geschieht, wie er vorausgesagt hat. Die Lavaströme stauen den Rhein an einer strategisch wichtigen Stelle und so beginnt eine Katastrophe. Was als „Geo-Thriller“ angepriesen wurde und mich zuerst an ein Nachahmer-Buch von Schätzings „Der Schwarm“ denken ließ, stellt sich bald als wissenschaftlich fundiertes Planspiel heraus. Die Handlung gründet auf Fakten und Hypothesen des Autors und Wissenschaftlers Schreiber. Er schildert zwar die Lebenssituation und den familiären Hintergrund des Protagonisten Böhm durchaus mit Humor, und es gab einige Stellen, an denen ich mich sehr amüsiert habe, doch spürt man bei allem, dass die wahre Handlung, seine wirkliche Intention die Geologie und der Vulkanismus nicht zu kurz kommen sollen. Und so liest sich das Buch dann zum Teil eher wie ein Lehrbuch und nicht wie ein Thriller, da der Stil insgesamt sehr nüchtern gehalten ist. Wären da nicht die Familie und einige „private“ Elemente aus dem Leben Böhms geschildert worden, so hätte ich das Ganze eher in die Kategorie Sachbuch eingeordnet. Einen dicken Pluspunkt allerdings hat sich der Autor bei mir als Katzenfan mit der Schilderung des "Monster-Katers" von Familie Böhm erworben – So kann nur jemand schreiben, der mit einem solchen Tier lebt.
    Fazit: Bei einem Thriller erwarte ich etwas mehr Spannung, und unbescheiden wie ich bin, vielleicht etwas mehr an Emotionen, auch wenn die so nüchtern beschriebenen Vorgänge im Rheintal eigentlich schon für sich sprechen. Trotzdem ein insgesamt interessantes Buch zu einem nicht alltäglichem Thema, das vielleicht die Sicherheit, so etwas könne in unserem Land nicht passieren, ein klein wenig ankratzt.



    Edit: Tippselfehler