Das Rätsel der Masken - Elia Barceló

  • Das Rätsel der Masken – Elia Barceló


    Meine Rezension:
    Der Roman entwickelt nach komplizierten Anfang mit den überzeugenden Themen Literatur und Täuschung schnell eine sogartige Wirkung


    Die Figuren sind überzeugend, besonders der Philologe Ari Lenormand, der eine Biographie über den argentinischen Schriftsteller Rául de la Torre schreiben möchte und Amelia, die Exfrau des Schriftstellers, der zwar nicht viel auftritt (er hat bereits vor Beginn des Romans Selbstmord begangen), aber sehr geheimnisvoll ist.
    Zwischen Ari und Amelia entsteht schnell ein besonderes Verhältnis.
    Amelia, die in den Zeitsprüngen über einen längeren Zeitraum zu beobachten ist, wird die wichtigste Hauptfigur. Sie überzeugt als Charakter, die auch über eine spitze Zunge und Ironie verfügt. Die guten Dialoge zwischen ihr und Ari sind deshalb besonders amüsant.


    Ari kennt das Werk seines Idols Rául de la Torre, doch über dessen Leben gibt es viele Geheimnisse und Leerstellen. Rául war in Argentinien geboren, doch in Frankreich aufgewachsen, seine Trennung von Amelia führte ihn zur zweiten Frau, die politisch aktiv war, später folgte sein Bekenntnis zur Homosexualität und Selbstmord.
    Mich überzeugt, wie Ari bei den Recherchen auf immer mehr Fragen und Rätsel über den Autor stößt und wie die vergangenen Zeiten aufleben. Vieles ist nicht so, wie es scheint.


    Dass es dann bei den vielen Geheimnissen, die sich aus der Entstehung der Bücher ergeben, auch noch um Mord geht, vielleicht sogar politisch motivierten, hätte ich persönlich nicht gebraucht, aber es trägt noch zur Verdichtung bei, dass muss ich zugeben. Ein Hauch von Agententhriller wird dadurch reingetragen, doch mehr tragen auch diese Elemente der Geschichte über Liebe, Freundschaft und Beziehungen bei.
    Die eigentliche Pointe des Romans ist aber früh zu erahnen.


    Einer der wenigen Romane, der vollkommen in der Welt der Literatur eingebettet ist und durch sie lebt.
    Obwohl ich zwischendurch auch einmal in dem über 500 Seiten langen Roman stecken geblieben bin, hat er mich doch sehr fasziniert und ich werde mich nach „Das Geheimnis des Goldschmieds“, dem früheren Roman der Autorin, umsehen

  • Ariel Lenormand ist Philologe und verbringt ein Auslandssemester in Paris, um eine Biographie über einen Schriftsteller zu schreiben, den er schon seit Jahren verehrt und bewundert: Raul de la Torre.


    In Paris macht Ariel die Bekanntschaft des Verlegers von Raul, dessen Lebensgefährten und der Witwe des Autors. Diese schicken ihn auf eine abenteuerliche, spannende und wirklich interessante Schnitzeljagd, indem sie Ariel nach und nach, häppchenweise, Teile aus dem Leben des Autoren und Menschen de la Torre berichten. Daß die Wahrheit dabei nicht immer ganz gesagt oder teilweise verschwiegen wird, merkt Ariel schon bald, und er erfährt, daß Geschehnisse, die die gleichen Menschen erlebt haben, trotzdem aus völlig anderen Sichtweisen erzählt werden können.


    Und so beginnt die schwierige Arbeit, aus den einzelnen Mosaiksteinchen diejenigen herauszufinden, die sich am Ende zu einem ganzen Bild zusammenfügen lassen.


    Die Autorin Elia Barceló entführt den Leser in eine Welt voller Halbwahrheiten, Lügen, Dingen, die man zwar weiß, aber nicht sagt und Offensichtlichem, das aber so nicht wahrgenommen wird. Dabei läßt sie den Leser zwar mehr Dinge wissen, als ihren Protagonisten Ariel, indem sie auch die anderen Figuren zu Wort kommen läßt, in anderen Bereichen wissen aber die Personen mehr als der Leser. Rückblenden, Briefe und Perspektivwechsel runden dieses Buch zu einem wunderbaren Gesamtwerk ab, das ich mit viel Spaß an der Freude gelesen habe.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ein tolles und sehr empfehlenswertes Buch, welches mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.


    Über den Inhalt muss ich wohl nichts mehr sagen, aber ich kann das Buch nur jedem ans Herz legen.


    Schöne Sprache, sehr guter Schreibstil. Ein Buch, welches ich nicht unbedingt als spannend bezeichnen würde, welches sich aber sehr gut und flüssig lesen lässt.


    Besonders gut gefallen haben mir die Perspektiven- und Zeitwechsel. Die Geschichte um den Schriftsteller Raul wird aus verschiedenen Perspektiven in der Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Zwischendurch tauchen auch Zeitungsabschnitte bzw. Interviews und Briefe auf.


    Fazit: Lesen, Lesen, Lesen :lesend

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Meine Meinung:


    Der junge Ariel Lenormand ahnt nicht, worauf er sich einlässt, als er sich entschließt, für Recherchen für seine Biographie über den berühmten Schriftsteller Raul de la Torre nach Paris zu reisen. Das Leben des Schriftstellers, der seinem Leben nach vielen Höhen und Tiefen selbst ein Ende gesetzt hat, ist nicht nur auf den ersten Blick außergewöhnlich, es birgt auch viele Geheimnisse, denen sich Ari durch Gespräche mit Rauls Freunden, seinem Verleger und seiner Ex-Frau zu nähern versucht. Nur langsam wird ihm klar, dass er mit seinen Recherchen in ein Wespennest gestochen hat...


    Durch den ständigen Wechsel zwischen Zeitebenen und Erzählstimmen konstruiert Elia Barcelo hier ein Mosaik eines Lebens, dessen Tragik sich mit jedem Kapitel weiter enthüllt. Dabei geht es um tiefe, fast schon selbstzerstörerische Liebe, Freundschaft, Hingabe und Treue, aber auch um Betrug, Verrat und Tod. Elia Barcelo beschreibt dieses Kaleidoskop aus Gefühlen im Strudel der Ereignisse eines ganzen Lebens so authentisch und mitreißend, dass sich sofort das Gefühl einstellt, mitten im Geschehen und - ganz wie Ari und seine neuen Bekanntschaften - zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und hergerissen zu sein. Die große Stärke des Romans liegt in der authentischen Zeichnung seiner Figuren, die niemals eindimensional, sondern mit all ihren guten wie schlechten Eigenheiten absolut lebendig wirken. Hinzu kommt, dass die Geschichte stets noch eine Überraschung bereit hält, nichts so ist wie es scheint, und auch so manche vermeintliche Auflösung einer offenen Frage kann sich schließlich als falsch erweisen. Ein toller, vielschichtiger Roman, der nichts vermissen lässt und zum Mitfiebern, Mitfühlen, Mitleiden einlädt!


    Von mir ebenfalls 10 Punkte! :-]