'Der letzte Harem' - Seiten 001 - 090

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Das nur eine kleine Handvoll in Saus und Braus lebt und den Sultan überhaupt zu Gesicht bekommt.


    Das würde ich so gar nicht sehen wollen- auch die kleinste Dienerin im Harem lebte im Gegensatz zu ihren Geschwistern im hintersten Anatolien in Saus und Braus (siehe Prolog), alle werden täglich satt und leben in Sicherheit von aussen.


    Die Geschichte hat zur Genüüge gezeigt, dass es viele Menschen gibt, denen das zum Leben reicht- anderen eben nicht (tolles Thma gerade heute!)

  • Zitat

    Original von beowulf


    Das würde ich so gar nicht sehen wollen- auch die kleinste Dienerin im Harem lebte im Gegensatz zu ihren Geschwistern im hintersten Anatolien in Saus und Braus (siehe Prolog), alle werden täglich satt und leben in Sicherheit von aussen.


    Natürlich hast du in dieser Beziehung Recht.
    Aber träumt nicht jedes Mädchen davon, eine der Favoritinnen des Sultans zu werden? Von den anderen bedient zu werden? Und wie viele schaffen es dann wirklich?
    Der Rest verrichtet Sklavenarbeiten und kommt über diesen Status nie hinaus.
    Das war das, was ich sagen wollte.


    Aber sicherlich ist es immer noch besser, als bei den Eltern in Armut zu leben, das ist wohl war.

  • @ Tjorvensmum


    Wie soll ich das erklären? Wenn an heißen Tagen im Sommer die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint, scheint es z. B. über der Straße zu flimmern. Oder wenn man dann weiter weg schaut, flimmert es auch, vor allem wohl über Städten. Dieses "Flimmern" würde ich als Glast bezeichnen (zumindest verstehe ich das darunter).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Auch wenn es mir nicht gefällt, die Frauen wurden für dieses Leben erzogen, kannten nichts anderes und waren vermutlich in der realen Welt völlig lebensuntauglich. Für manche dieser exotischen Geschöpfe muss die Begegnung mit der Welt doch ein regelrechter Schock gewesen sein. Doch, Freiheit ist etwas Feines, aber man muss auch darauf vorbereitet sein, diese Frauen waren es nicht


    Kalypso



    Genau das war der Auslöser, wie ich überhaupt auf die Geschichte kam. Ich besichtigte - ausgerechnet an Pfingsten, dem Tag der Erleuchtung - vor drei Jahren den Topkapi-Palast, als der Führer erwähnte, dass 1909 der letzte autokratische Sultan von den Jungtürken zur Abdankung gezwungen worden war und im Zuge dieser Zwangsabdankung der letzte kaiserliche Harem aufgelöst wurde. In diesem Augenblick fiel mir der Philosoph Martin Heidegger ein, und seine Metapher von der "Geworfenheit des Menschen in die Existenz". Wenn irgendwelche Menschen, so damals mein spontaner GEdanke, diese Metapher je am eigenen Leib erfahren haben, dann diese Geschöpfe, die ja nichts anderes kannten als die Geborgenheit des Harems. Ja, das ist der Harem ja auch - "der gefeite Ort", so die Übersetzung, der absolute Schutz vor der Außenwelt.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Bitte diese Frage durch den Autor zu beantworten- ich habe meine Einschätzung auch nur aus seinen Seiten..


    Es gab da die unterschiedlichsten Varianten. Zunächst einmal war jede Frau im Harem eine Sklavin, auch die Ehefrauen. Dies übrigens ist der Grund, weshalb vor allem nicht-muslimische Frauen den Harem bevölkerten. Ein Muslim darf keinen Muslim versklaven. Doch längst nicht alle Frauen standen zu dem Sultan in einer erotischen Beziehung - wie denn auch, es waren ja um die 500. Manche wurden nur im Harem erzogen, es gab da eine sehr gute Schule, als Vorbereitung für die Ehe mit einem Minister oder Pascha=General. Manche wurden auch "nach Gebrauch" aus dem Harem heraus verheiratet, mit einer hohen Mitgift ausgestattet und der Ehre, vom Sultan für würdig erachtet worden zu sein. Andere wiederum mussten aus demselben Grund im Harem bleiben, damit kein anderer Mann die Erwählte berührte. - Kurz: es gab die unterschiedlichsten Varianten.

  • Zitat

    Original von milla
    Hab ich auch so verstanden :knuddel1


    Ah, dann ist okay.
    Ich wollte nur sicher stellen, dass niemand auf die Idee kommt, ich würde Sklaverei oder das aufgezwungene Leben der Frauen im Harem gutheißen, denn das ist ganz bestimmt nicht der Fall.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Vivian
    Ich weiss auch nicht was besser ist. Entweder im Harem leben oder fast mittelos in Freiheit. Hört sich beides nicht berauschend an. Da bekomme ich sogar eine Gänsehaut. :yikes


    Das wirklich Schlimme daran ist, dass die Frauen nie die Wahl hatten oder gar nach ihrer Meinung gefragt wurden.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Eben habe ich diesen Abschnitt zu Ende gelesen und kann mehr dazu schreiben.
    Bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut. Elisa ist in meinem Augen eine sehr mutige Frau und ich bin schon gespannt, wie es mit ihr und ihrer Freundin weitergehen wird.
    Die Szene als Nadir kastriert wurde, fand ich sehr abschreckend.


    @ Peter


    Ich habe gelesen, dass Abdülhamid von Kaiser Wilhelm II eine Standuhr geschenkt bekommen hat. Wann war das?

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Zitat

    Original von Tjorvensmum


    @ Peter


    Ich habe gelesen, dass Abdülhamid von Kaiser Wilhelm II eine Standuhr geschenkt bekommen hat. Wann war das?


    Kaiser Wilhelm war - nebst Gemahlin - zweimal in Konstantinopel, und zwar in den 90er Jahren. Als Gastgeschenke brachte er nicht nur die Uhr mit, sondern stiftete auch einen Brunnen, der heute noch existiert. Umgekehrt wurde zu seinen Ehren ein eigenes Appartement im Yildiz-Palast gebaut, damit er eine optimale Aussicht auf den Bosporus hatte. Und er nahm die Lizenz zum Bau der Bagdad-Bahn mit nach Deutschland. - Dies nur als ganz kleine Illustration, wie eng schon damals die deutsch-türkischen Beziehungen geflochten waren, wenn auch in ganz anderer Weise als heute.

  • Zitat

    Original von Kalypso


    Mir ging es ebenso: Selten hat mich ein Buch so auf Abstand gehalten, mir Unwohlsein beschert und mich dennoch gebannt.


    Das trifft meine Gefühle bei der Lektüre recht gut. Wobei ich keine negativen Gefühle wie Abscheu oder ähnliches empfinde. Es ist eher eine interessierte Neugier, ein staunendes Betrachten verbunden mit dem Bewußtsein, wie fremd mir diese Welt doch ist.

  • Hallo,
    ich möchte nun endlich auch noch kurz meine Meinung kund tun. Bin zwar schon viel weiter, hänge aber momentan an einer analog-Leitung...


    Mir ist ebenfalls als erstes die Widmung aufgefallen. Auch die Aufmachung des Buches gefällt mir gut.


    Zum Inhalt: am Anfang dachte ich oh je, jetzt kommt wieder diese zweigeteilte Story, wie lange wirds wohl dauern, bis alles zusammen kommt. Das ging aber sehr schnell und auch der Stil ist wunderbar flüssig. Allerdings erschien mir die Beschreibung des Harems fast zu positiv -- so als gäbs unter 500 Frauen nur Friede, Freude, Eierkuchen. Ich hab ein Buch über Harems (auch den Topkapi-Palast), da steht es etwas anders drin. Aber wenn Peter Prange den Palast besichtigt hat, muss er genug darüber wissen.
    Elisa ist mir auch sympathischer als die eher verschlagen wirkende Fatma.


    Auf jeden Fall wird das Buch immer spannender.
    bea

    Die Dichter
    Es soll manchen Dichter geben,
    der muß dichten um zu leben.
    Ist das immer so? Mitnichten,
    manche leben um zu dichten.
    Heinz Erhardt

  • Zitat

    Kalypso
    Mir ging es ebenso: Selten hat mich ein Buch so auf Abstand gehalten, mir Unwohlsein beschert und mich dennoch gebannt.


    Ich bin inzwischen dahinter gekommen, was mein Problem dabei ist. Das habe ich allerdings im Fred zum dritten Teil gepostet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das geprägte Cover gefällt mir sehr gut. Nur das Bild hat schon für einige Aufregung in meiner Umgebung gesorgt.



    Einen Palastgrundriss oder eine Karte habe ich auch vermisst.


    Die vielen verschiedenen Sichtweisen gefallen mir sehr gut.



    Durch die ersten Seiten musste ich mich kämpfen, aber danach war ich so gefangen, dass die Seiten nur so flogen. Jetzt bin ich leider schon kurz vorm Ende:-(.

  • Ich habe gestern noch die ersten Seiten gelesen und bin schon ganz begeistert von dem Buch. :-]


    Die Widmung ist wirklich wundervoll, welche Frau würde sich darüber nicht freuen?


    Es passt einfach super, dass ich das Buch jetzt lese, da ich vorhabe, am Sonntag zu der Lesung von Peter in Stuttgart zu gehen. :-]

  • Zitat

    Original von milla


    Schön finde ich, dass nach dem Prolog, der ja relativ abrupt endet, immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit stattfinden, die nicht nur Elisa und Fatima, sondern auch andere Figuren (z.B. Nadir) betreffen. Apropos Nadir, bei seiner Erinnerung wurde mir fast ein wenig schlecht :uebel, und das obwohl es gar keine expliziten Beschreibungen der konkreten Vorgehensweise gab - Respekt!



    :write :writeDiese Rückblenden gefallen mir auch sehr gut. Sie sind mMn gut in die Geschichte eingebaut.


    Nadir - oh ja, das ist wirklich extrem grausam. Und dann im Sand eingegraben. :yikes Einfach eine richtige Horrorvorstellung.