'Der letzte Harem' - Seiten 001 - 090

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Was mich verwundert ist, dass sie auch gleichzeitig auch aus scheinbar total vrschiedenen Kulturen zu stammen scheinen.
    (...)
    Den Sinn der Entführung Nadirs als kleinem Jungen kann ich nicht verstehen. Worum ging es dem Entführer? Nur darum Qualen zu bereiten? Denn die meisten Jungen sind ja daran gestorben.


    Na ja, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, stammt die eine aus einem christlichen Elternhaus, die andere aus einem islamischen. Da gibt es dann schon gewisse Unterschiede.


    Die Entführer waren vermutlich Sklavenjäger auf der Suche nach "Eunuchen-Nachschub". Wer die Prozedur überlebte, wurde entsprechend verkauft (so zumindest meine Vermutung).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Na ja, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, stammt die eine aus einem christlichen Elternhaus, die andere aus einem islamischen. Da gibt es dann schon gewisse Unterschiede.


    Das ist schon klar. Aber wohnen sie nicht im selben Ort? Haben sie nicht die gleichen Nachbarn? Kaufen sie nicht bei den gleichen Händlern ein? Und dennoch wachsen sie so unterschiedlich auf.
    Das ist es was ich meinte.


    Zitat

    Die Entführer waren vermutlich Sklavenjäger auf der Suche nach "Eunuchen-Nachschub". Wer die Prozedur überlebte, wurde entsprechend verkauft (so zumindest meine Vermutung).


    Hmm, der Verdienst ist doch sicherlich größer wenn die Überlebensrate höher wäre. Warum waren sie dann nicht 'vorsichtiger'?

  • @ Sabine_D


    Ich meine mich zu entsinnen, daß es mal Zeiten gab, in denen Christen und Moslems friedlich zusammen leben konnten. Allerdings war ich bisher der Meinung, das liege viel länger zurück. Möglicherweise war es aber zum Ende des Osmanischen Reiches dort noch so; da müßte wohl der Autor mal seinen "Senf" dazu geben, denn zu dieser Zeit und zum Osmanischen Reich weiß ich herzlich wenig.


    Und das mit der Überlebensrate ist eine gute Frage. Vielleicht war denen das egal, weil sie einfach so viele Kinder entführt haben, wie sie brauchten? ?(

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Vorsichter? Damals gabs keine Vorsicht bei derartigen OPs. *ggg* -
    Die betreffenden Jungen konnten froh sein, wenn man nicht 2 Backsteine nahm und.... auuuuaa...


    Wer eine Infektion bekam oder wer einen zu hohen Blutverlust erlitt, der war halt (noch) ärmer dran.
    Aber Eunuchen waren halt die einzigen Männer, die man auf einen Harem loslassen konnte.
    Wir haben es ja gelesen, wie Namir sich der Anzüglichkeiten und Nachstellungen seitens der Damenwelt zu erwehren hatte ;-)

  • SiCollier : Ich denke auch, es war schnurzpiepegal ob diese Jungen diesen Eingriff überleben oder nicht. Man hat sich einfach neue zusammengeklaut ....


    Und bei den OPs wurde sicher nicht auf Sauberkeit geachtet, dafür hat man diese Kinder ja nicht für vollgenommen.

  • Das mit "... 2 Backsteine ..." kenne ich auch; allerdings eher aus der Landwirtschaft, wo man auf diese Art Bullen zu Ochsen machte.


    @ Bumkin
    Vermutlich hast du nur zu recht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Bumkin
    SiCollier : Ich denke auch, es war schnurzpiepegal ob diese Jungen diesen Eingriff überleben oder nicht. Man hat sich einfach neue zusammengeklaut ....


    Und bei den OPs wurde sicher nicht auf Sauberkeit geachtet, dafür hat man diese Kinder ja nicht für vollgenommen.


    Wenn man darauf geachtet hätte, wären die Jungs bestimmt nicht im Sand eingebuddelt worden. Der war bestimmt nicht steril.
    Wobei, ob man dieses Wort damals wohl schon kannte? :gruebel

  • So, habe nun den ersten Abschnitt beendet.


    Zitat

    Sisi:


    Das hier der Völkermord an den Armeniern thematisiert wird, ist sehr interessant für mich, da ich darüber so gut wie nichts weiß.


    Das geht mir genauso.



    Die Gestaltung des Buches finde ich passend. Praktisch ist das Lesebändchen.


    Das Buch liest sich sehr flüssig und schon beim Prolog hatte ich alles um mich herum vergessen. :-)


    Selbst die Umgebung der Mädchen im Harem fand ich nicht befremdlich. Liegt vielleicht daran, dass ich vor kurzem "Palast der Winde" gelesen habe.


    Interessant finde ich die Einstellung des Sultans. Auf der einen Seite die Moderne und auf der anderen Seite das Altertümliche. Vor allem, dass bis jetzt alles so gut zusammen klappt. Die Sache mit dem Uhrmacher war schon hart. Aber schön, dass fast alle Uhren im Palast stehengeblieben sind. :-)


    Die Entführung Nadirs vor allem die Qualen die er erleiden musste, fand ich ganz schrecklich. :yikes

  • Zitat

    Original von Sabine_D



    Den Sinn der Entführung Nadirs als kleinem Jungen kann ich nicht verstehen. Worum ging es dem Entführer? Nur darum Qualen zu bereiten? Denn die meisten Jungen sind ja daran gestorben.



    Der Sinn ist ganz einfach: Geld! Eunuchen waren eine kostbare Ware. Gerade weil kaum einer die Prozedur der Kastration überlebte, waren die wenigen, die es schafften, anschließend so wertvoll, dass sie kaum mit Geld zu bezahlen waren.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    @ Sabine_D


    Ich meine mich zu entsinnen, daß es mal Zeiten gab, in denen Christen und Moslems friedlich zusammen leben konnten. Allerdings war ich bisher der Meinung, das liege viel länger zurück. Möglicherweise war es aber zum Ende des Osmanischen Reiches dort noch so; da müßte wohl der Autor mal seinen "Senf" dazu geben, denn zu dieser Zeit und zum Osmanischen Reich weiß ich herzlich wenig.


    Bitte sehr, hier der gewünschte Senf: Das osmanische Reich war bis zu seinem Untergang, den ich im Roman beschreibe, die mit Abstand größte Multikulti-Gesellschaft seit dem Römischen Reich, wenn nicht aller Zeiten. Sämtliche Religionen waren darin vertreten, die alle mehr oder weniger frei ausgeübt werden durften. Deshalb gab es umgekehrt aber auch viele - modern würden wir sagen: Parallelgesellschaften. Weshalb in einem Dorf, wie im Prolog, Menschen mit ganz unterschiedlichen Wertvorstellungen in unmittelbarer Nachbarschaft leben konnten. S. auch meine Antwort zur Frage nach dem Schweinefleisch in Teil II

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Diese ganze Welt und Kultur (wobei ich mich derzeit mit diesem Wort schwer tue) wird mir immer suspekter und unverständlicher. Ich habe schon über manche sehr fremde Kultur gelesen, aber noch nie war der „innere Abstand“ so groß wie jetzt. (Was allerdings, um Mißverständnisse zu vermeiden, dem Buch keinen Abbruch tut. Wenn ich am Ende weiß, diese „Kultur oder Epoche“ ist nichts für mich, habe ich ja auch was gelernt! :-) )


    Mir ging es ebenso: Selten hat mich ein Buch so auf Abstand gehalten, mir Unwohlsein beschert und mich dennoch gebannt.
    Obschon ich mit der Dame herzlich wenig am Hut habe, erschien bei den Beschreibungen des Harems vor meinem geistigen Auge des öfteren eine die Hände über den Kopf schlagende Alice Schwarzer. Was mich aber letztlich wirklich verstört hat, war mein zeitweiliger Gedanke (nachdem der Harem aufgelöst wird und die Frauen in die »Freiheit« entlassen werden), dass es den Damen im Harem doch im Grunde gut ging. Will sagen, dass sie versorgt und sorglos waren, sofern sie nicht gerade einer Favoritin in die Quere kamen. Auch wenn es mir nicht gefällt, die Frauen wurden für dieses Leben erzogen, kannten nichts anderes und waren vermutlich in der realen Welt völlig lebensuntauglich. Für manche dieser exotischen Geschöpfe muss die Begegnung mit der Welt doch ein regelrechter Schock gewesen sein. Doch, Freiheit ist etwas Feines, aber man muss auch darauf vorbereitet sein, diese Frauen waren es nicht und das wiederum birgt für mich eine Grausamkeit, die auch dadurch nicht zu mildern ist, dass es erst besonders schlimm werden muss, bevor sich etwas ändert oder gar besser werden kann. Hier waren einmal mehr gedankenlose oder einfach nur gleichgültige Menschen am Werk und das macht mich immer ein wenig ärgerlich.


    Was Freiheit bergen kann, wird hier später sehr anschaulich an Fatima und Elisas weiterem Leben geschildert; und ich habe immer noch daran zu knabbern, weil es für mich die alten »Was wäre gewesen, wenn; oder: Warum wurde ausgerechnet dieser Weg gewählt« -Fragen wieder aufwirft, womit ich dann beim Kismet wäre, wovon ich aber lieber erst gar nicht anfange, weil das bei mir ein Fass ohne Boden ist.


    Was ich mit dem ganzen Schmonz eigentlich sagen wollte: In diesem Buch stecken so viele grundsätzliche Fragen und das macht die Sache so ungemutlich und gut.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Auch wenn es mir nicht gefällt, die Frauen wurden für dieses Leben erzogen, kannten nichts anderes und waren vermutlich in der realen Welt völlig lebensuntauglich. Für manche dieser exotischen Geschöpfe muss die Begegnung mit der Welt doch ein regelrechter Schock gewesen sein. Doch, Freiheit ist etwas Feines, aber man muss auch darauf vorbereitet sein, diese Frauen waren es nicht und das wiederum birgt für mich eine Grausamkeit, die auch dadurch nicht zu mildern ist, dass es erst besonders schlimm werden muss, bevor sich etwas ändert oder gar besser werden kann. Hier waren einmal mehr gedankenlose oder einfach nur gleichgültige Menschen am Werk und das macht mich immer ein wenig ärgerlich.


    Auf der einen Seite stimme ich dir zu, auf der anderen Seite sträubt sich in mir alles, das anzuerkennen, schließlich wurden sie für das Leben "draußen" untauglich GEMACHT, aber der Mensch ist ein Wunder der Anpassung (wie sonst könnten viele ihr furchtbares Schicksal erdulden und überleben) und außerhalb des Harems besteht zumindest die minimale Chance auf ein eigenes Leben - lässt man die Tatsache außer acht, dass ehemalige Haremsdamen wohl kaum zu den geachteten Größen der Gesellschaft gehörten. Wie auch immer man es dreht, es ist das kranke System der Sklaverei (in welcher Erscheinungsform auch immer), dass diese Probleme und das Leid überhaupt erst hervorruft. *seufz*

  • Ich weiss auch nicht was besser ist. Entweder im Harem leben oder fast mittelos in Freiheit. Hört sich beides nicht berauschend an. Da bekomme ich sogar eine Gänsehaut. :yikes


    Was ich auch nicht ganz verstehen kann, dass sich vor allem die Frauen, das ganze gefallen lassen haben. Der ganze Stress nur um eine Favoritin zu werden. Sind sie es endlich geworden, dann die ganze Angst wieder ganz unten in Ungnade zu fallen. Einfach schrecklich und alles nur weil ein Mann (Sultan) es so bestimmt. Und was ist mit der Liebe ?


    Zitat

    milla:
    Wie auch immer man es dreht, es ist das kranke System der Sklaverei (in welcher Erscheinungsform auch immer), dass diese Probleme und das Leid überhaupt erst hervorruft. *seufz*


    Finde ich auch ganz schlimm.

  • Zitat

    Original von Vivian
    Was ich auch nicht ganz verstehen kann, dass sich vor allem die Frauen, das ganze gefallen lassen haben. Der ganze Stress nur um eine Favoritin zu werden. Sind sie es endlich geworden, dann die ganze Angst wieder ganz unten in Ungnade zu fallen. Einfach schrecklich und alles nur weil ein Mann (Sultan) es so bestimmt. Und was ist mit der Liebe ?


    Einerseits erscheint es mir so, dass viele der Haremsfrauen es als Auszeichnung verstanden haben, dass sie im Harem sind. Das könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass das Leben im Harem den Menschen in Freiheit wie ein Leben im Paradies erscheint. Das zeigt sich auch an den Erzählungen von Fatmas Mutter über den Harem.


    Die meisten scheinen den Sultan auch zu lieben. Oder zumindestens eine Art der Verehrung ihm entgegenzubringen, die sie das glauben läßt.


    Andererseits geht es glaub ich auch um die Hierarchie im Harem selbst. Wer zur Favoritin erwählt wird, hat es besser im Harem, als die anderen. Außerdem bekommen sie dann auch die Aufmerksamkeit des Sultans.
    Manche liebäugeln sicher auch damit einmal die oberste Haremsdame zu werden, indem sie selbst die Mutter des nächsten Sultans sind.

  • Milla, es war, wie ich schrieb, mein eigener zeitweiliger Gedanke, der mich verstört hat.



    Zitat

    Original von milla
    Wie auch immer man es dreht, es ist das kranke System der Sklaverei (in welcher Erscheinungsform auch immer), dass diese Probleme und das Leid überhaupt erst hervorruft.


    Richtig!


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Die meisten dieser Frauen waren Kinder als sie in den Harem kamen- kleine Kinder armer Eltern, oder wie hier unsere Heldinnen Vollwaisen, sie erlebten ds Leben im Harem in einem krassen Gegensatz zu bitterster Armut und Unsicherheit- und Sicherheit von aussen gab es im Harem. Konkurrenzdenken und Machtstreben war sicherlich nicht jeder Haremsdame eingegeben. Viele waren sicher mit ihrer Rolle als z.B. dritte Dienerin der zweiten Ehefrau ganz zufrieden.


    Und nicht alle Haremsfrauen durch die Geschichte des Harems waren Skalvinnen- noch weniger werden sich als solche in dem Sinne verstanden haben, den wir darunter subsumieren. Die Gefahr einfach verschachert zu werden bestand nicht. Wer einmal mit dem Sultan geschlafen hatte konnte auch suuperprominent "Ausserhaus" verheiratet werden.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von Vivian


    War bestimmt nur eine Ausnahme oder ?


    Bitte diese Frage durch den Autor zu beantworten- ich habe meine Einschätzung auch nur aus seinen Seiten..

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Die in Armut lebenden Familien konnten sich wahrscheinlich nur in der Fantasie ausmalen wie das Leben im Harem war. Und alles war sowieso besser als weiter in der Armut zu leben. Ich vermute, dass es für die jungen Mädchen das höchste überhaupt war zum Harem zu gehören. Und diese Vorstellung wurde wohl von den Eltern noch unterstützt. Vor allem weil das evtl. einen Essen weniger am Tisch bedeutete.
    Und wer hätte ihnen auch erzählen sollen, dass das Leben dort langweilig und teilweise auch von Mißgunst geprägt ist. Dieses glorifizierte Paradies gar nicht so toll war.
    Die Frauen, die im Harem lebten, haben ja 'draußen' nicht erzählen können wie es dort wirklich ist. Das nur eine kleine Handvoll in Saus und Braus lebt und den Sultan überhaupt zu Gesicht bekommt.