Hier kann zu den Seiten 383 - 464 geschrieben werden.
'Der letzte Harem' - Seiten 383 - 464
-
-
In diesen Abschnitt geraten wir nun mitten in den bereits angesprochenen Völkermord an den Armeniern. Unvorstellbar welche Greultaten hier begangen wurden. Ich finde die Darstellung der Geschehnisse gut gelungen. Wie das Regime versucht der Weltöffentlichkeit ein humanitäres Vorgehen vorzuspielen fand ich gut geschildert und die Darstellung der Greultaten zeigt die Gewalt.
Fatima ist nun auch selbst zu einem Frak geworden. Erfreulich war, dass sie am Ende noch den Anstand gefunden hat und versucht hat Elisa zu helfen, wenn es leider auch vergeblich war.
Felix Möbius Situation ist momentan auch unvorstellbar. Zuerst wird er hinters Licht geführt und erteilt den Verbrechen den Anschein der Humanität und muss dann das Ausmaß der Verbrechen selbst feststellen. Obwohl er auch etwas hellhöriger hätte sein können. Ich interpretiere die Anstrengungen des Regimes so, dass bereits ein öffentlicher Druck in den Weltmedien bestanden hat und da hätte Möbius davon wissen müssen, wenn er in das Land reist und mit einer offizielen Aufgabe betraut wird.
Am liebsten würde ich sofort die letzten hundert Seiten weiterlesen, aber leider muss ich jetzt auf die Uni. Aber am Abend werd ich sofort weiterlesen.
-
Unfassbar, was Menschen für Tiere sein können - auch wenn dieser Vergleich eine Beleidigung für jedes Tier darstellt!
Das blutgierige Abschlachten von Kindern, Frauen, alten und jungen Männern habe ich mir überhaupt nie so klargemacht. Ich wusste von dem Völkermord, wusste, dass viele Armenier nach Frankreich und anderswo geflüchtet sind, aber ich wusste nie, dass über eine Million Armenier ausgelöscht wurden und schon gar nicht wie das geschah.
Taifun hat zu Recht seinen Namen erhalten, er ist wie ein mörderischer Sturm.
Dieses Grauen das mich beschlich beim Lesen der "jungtürkischen" Anfangszeit nimmt mir meine Achtung vor Atatürk, den ich eigentlich immer sehr geschätzt hatte. Er war bestimmt auch einer der Handlanger bei dem Völkermord.Die Kurden scheinen ja auch ein ganz spezielles Wesen zu haben. Bisher war mir nicht klar, dass diese eine große Rolle bei dem Meuchelmord an den Armeniern hatten.
Auf das Buch kann ich jetzt erst mal gar nicht eingehen. Was interessiert uns jetzt eigentlich das Schicksal der beiden Frauen in Anbetracht dieses Elends.
-
Ich bin mit dem Abschnitt noch nicht durch- aber tut ihr dem Autor nicht Unrecht?
So allein stellt er die Türken nicht als Schuldige dar- die Türken haben letztlich gewonnen und daher zunächst die Definition über die Geschichtsschreibung nach dem alten Motto, dass der Sieger die Geschichte schreibt- heute stehen wir mehr auf der Seite der Verlierer und Unterdrückten- aber denkt an den Prolog- im Krieg gibt es keine Unschuldigen und die Armenier haben das Dorf ausgerottet und bei den Aufständen der Armenier gegen die Türken ging es auch nicht mit Höflichkeitsbezeichnungen ab.
Sicherlich sind diese Massaker ein großes Problem für die moderne Türkei, die keinen Schatten auf den Atatürk, den Vater der Türken, sehen will- dabei welche große Persönlichkeit hat nicht auch ihre dunklen Seiten?
-
Zitat
Original von beowulf
Ich bin mit dem Abschnitt noch nicht durch- aber tut ihr dem Autor nicht Unrecht?Einerseits solltest du den Abschnitt zuerst fertig lesen, da gerade am Ende des Abschnitts noch einige sehr gewaltsame Szenen folgen.
Einseitig finde ich die Darstellung nicht. Es wird auch geschildert, dass die armenische Freiheitsbewegung terroristische Mittel verwendet hat, die man nicht gutheißen kann.Die beschriebenen Greultaten unter der Leitung von Pascha Taifun zeigen jedoch eine besondere Menschenverachtung und Grausamkeit.
-
Angesichts der hier beschriebenen Gräueltaten ist es schwer einen Kommentar zu verfassen, so sprach- und fassungslos war ich beim Lesen dieses Teils.
ZitatOriginal von Sisi
Das blutgierige Abschlachten von Kindern, Frauen, alten und jungen Männern habe ich mir überhaupt nie so klargemacht. Ich wusste von dem Völkermord, wusste, dass viele Armenier nach Frankreich und anderswo geflüchtet sind, aber ich wusste nie, dass über eine Million Armenier ausgelöscht wurden und schon gar nicht wie das geschah.
Mir fehlen einfach die Worte. Zu unvorstellbar sind die Zahlen und die Grausamkeiten, die hier beschrieben werden.Zu dem Schicksal von Elisa und Fatima muss ich dennoch etwas loswerden:
Dass Fatima dem Alkohol verfällt, war abzusehen und hat sich jetzt auch bestätigt. Und dass sie tief in ihrem Inneren Elisa immer noch liebt ebenfalls. Wie schmerzhaft muss die Erkenntnis sein, dass sie die Mitschuld an deren Schicksal trägt und noch schmerzhafter die Erkenntnis, mit was für einem Monstrum sie verheiratet ist. Irgendwo steht, dass sie sich mit dem Alkohol betäubt - wahrscheinlich war das ihre Methode, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen.
Und Elisa... ihre Freiheit endet mit unsäglichem Leid und fast mit dem Tod. Doch um nochmal auf den Gedanken aus einem vorherigen Thread zurückzukommen - hier wird deutlich, es ist nicht die Freiheit, die sie zu fürchten hatte, und die sie in Gefahr bringt, sondern es sind die Menschen...
-
Zitat
Original von taciturus
Die beschriebenen Greultaten unter der Leitung von Pascha Taifun zeigen jedoch eine besondere Menschenverachtung und Grausamkeit.
Das kan ich so nicht erkennen- was aber daran liegen mag, das genau dieser Teil der Geschichte mir bekannt ist und ich einfach vergleiche mit dem wie die Engländer in dieser Zeit in Afrika "gewirkt" haben, die Deutschen, deren Führer sich ausdrücklich auf die Geschichte berief und unter Verkennung auch dieser Tatsache meinte die von ihm mitzuverantwortenden Gräueltaten würden schnell vergessen, da niemand mehr über die Massaker an den Armeniern rede, die wollen wir mal gar nicht zu einem Vergleich heranziehen- das Vorgehen der Türken später gegen die Bergtürken (Kurden- was ist das?), oder um das Gebiet des osmanischen Reiches nicht zu verlassen- die Kreuzfahrer und ihr Wüten, das Ausrotten von Andersdenkenden und derm Namen Hexenverfolgung, die Eroberung Amerikas, to be continued endlessly- Menschen sind grausam und wenn sie von Hass und Rachegefühlen getrieben werden- sich also auch noch "im Recht" fühlen ist die dort gezeigte Verhaltensweise leider mitnichten "besonders".
-
Zitat
Original von milla
Wie schmerzhaft muss die Erkenntnis sein, dass sie die Mitschuld an deren Schicksal trägt und noch schmerzhafter die Erkenntnis, mit was für einem Monstrum sie verheiratet ist.Ist er das? Er will Macht, er will seine politische Überzeugung durchsetzen und für ihn sind die Armenier eine reale Gefahr im Erreichen seiner Ziele. Er har für de Freiheit seines Volkes von einem Diktator gekämpft unter Einsatz seines Lebens, die Willkür des Sultans aus nächster Nähe erlebt und nun gilt es das erreichte gegen innere und äussere Feinde zu verteidigen-, dass ganze noch unter Kriegsbedingungen, Istanbul hungert- dabei liebt er seine Frau über alles- ein vielschichtiger Charakter, besimmt kein positiver- aber ein Monster?
Wollte der Autor Taifun als Monster zeichnen?
-
Es fällt mir sehr schwer zu diesem Abschnitt etwas zu schreiben.
Ich weiß nicht, ob der Autor so deutlich werden musste.
Es sollte doch ein Roman über die Freundschaft zweier Frauen werden und kein Horrorbuch. Ich war wirklich versucht, das Buch an die Seite zu legen. Solche Schilderungen habe ich hier nicht erwartet und auch nicht gebraucht.
Sie haben mein Lesevergnügen, welches ein Buch mir ja bringen soll, erheblich geschmälert.Ich erwarte nicht, dass die Taten von damals totgeschwiegen werden. Genauso wenig wie die Geschehnisse um 1940 herum, die sich denen hier verblüffend gleichen. Deportationen, Massenmorde...
Aber doch bitte nicht in einem ansonsten so schönen Roman.@ Beo
Ich weiß nicht, ob der Autor Taifun als Monster zeichnen wollte. Tatsache ist jedoch, dass Taifun seine überlegende Situation genießt. Und das macht ihn für mich als Monster. -
Ich hatte gestern ein sehr interessantes Interview mit einem Journalisten. Der bohrte auch an dieser Stelle des Romans nach: Welche Position ich denn nun in der Armenierfrage beziehen würde? Meine Antwort: Darüber zu entscheiden, ist nicht meine Aufgabe. Ich bin kein Historiker, sondern Romanschriftsteller. Aber ich glaube, wenn ich einfach beschreibe, wie fast alle in diesen Fall verwickelten Parteien Schuld auf sich geladen haben, dann besteht vielleicht die Chance, dass die Leser sich mit den Vorfällen wirklich auseinandersetzen - genau wie Ihr das jetzt tut. Hätte ich hingegen selbst Partei ergriffen, würden mich die einen loben, die anderen tadeln, je nach eigener Position und dem jeweiligen Vorurteil - doch keiner würde die historische Geschichte befragen...
Sorry, Sabine, dass Dir die Szenen so böse aufgestoßen sind. Mir selber ist es genauso ergangen. Ich wusste ja nicht, als ich den Roman anfing, auf was ich mich da einlasse. Doch Schreiben ist genauso wie Leben. Man fängt irgendwo an, wo es scheinbar ganz schön ist, zum Beispiel im Harem, und plötzlich gerät man in des Teufels Küche... Als ich das beim Schreiben merkte, hätte ich natürlich kehrt machen können. Aber wäre das nicht Verrat gewesen? Verrat an meiner eigenen Geschichte? Ich meine, eine Geschichte muss genauso zu Ende gelebt werden wie das Leben selbst. Egal, wie die Verhältnisse sind. Das wusste schon Goethe, als er im Prolog des Fausts den Theaterdirektor sagen ließ: "Nun wandelt mit bedächtger Schnelle, vom Himmel durch die Welt zur Hölle." - Große Preisfrage: Gibt es einen Weg aus der Hölle zurück? Antwort: Weiterlesen!
-
Ich bin sehr gespannt auf SiColliers Kommentare zu diesem Teil.
-
@ beowulf:
Sicher, aber ein Unrecht wiegt das andere nicht auf. Unrecht und Unrecht gibt nicht Recht. Und wenn geschilder wird, wie Taifun und seine Leute einen Menschen mit Hufeisen beschlagen ließen und dabei scheinbar Freude empfanden, dann handelt es sich dabei um extrem grausame Vorgangsweisen, die nicht dadurch besser oder schlechter werden, da an anderen Orten dieser Erde und zu anderen Zeiten Menschen ebenso grausame Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben.
-
Zitat
Original von taciturus
@ beowulf:Sicher, aber ein Unrecht wiegt das andere nicht auf. Unrecht und Unrecht gibt nicht Recht. Und wenn geschilder wird, wie Taifun und seine Leute einen Menschen mit Hufeisen beschlagen ließen und dabei scheinbar Freude empfanden, dann handelt es sich dabei um extrem grausame Vorgangsweisen, die nicht dadurch besser oder schlechter werden, da an anderen Orten dieser Erde und zu anderen Zeiten Menschen ebenso grausame Verhaltensweisen an den Tag gelegt haben.
Aber ich hatte ein wenig den Eidruck die Postings würden statts der gewaltneutralen Ecke in eine Proarmenierecke abweichen und dem wollte ich entgegenschreiben- ohne in die Projungtürkenecke abgestellt zu werden.
-
Vermutlich ist es auch durch die Leserunde bedingt, dass dieser Eindruck entstehen kann, weil in diesem Abschnitt vor allem die Verbrechen von jungtürkischer Seite im Vordergrund stehen und die Verbrechen von armenischen Gruppen in anderen Abschnitten mehr im Rampenlicht stehen.
Wenn man das Buch dann im Gesamtseitenspektrum betrachtet gleicht es sich aus und in dem Leserundenabschnitt ist es mehr fokusiert. -
Zitat
taciturus:
In diesen Abschnitt geraten wir nun mitten in den bereits angesprochenen Völkermord an den Armeniern. Unvorstellbar welche Greultaten hier begangen wurden.Beim Lesen war ich tief betroffen und fassungslos. Einfach unvorstellbar !
Prof. Möbius schien mir am Anfang doch ein wenig zu naiv. Eigentlich hätte er informierter sein müssen.
Fatima scheint endlich mal "aufzuwachen" in allerletzter Sekunde.
Taifun ist einfach nur grausam.
-
Taifun ist ein Teufel!
Fatima ist einsam. Sie sehnt sich nach ihrem alten Leben, ihrer Freundin Elisa, ihrem Sohn .... Der Alkohol ist ihr fester Wegbegleiter ...
Dachte ich schon im letzten Abschnitt, das Leben für Elisa sei hart, so ist es jetzt gar kein Leben mehr .. Angst, ständige Angst ... und nur weil sie (angeblich) nicht der"einzig wahren" Rligion angehört. Gott statt Religion wäre sowieso besser.
Felix ist wieder da ... wieder genauso blauäugig wie zuvor. Nachdem Massaker findet er Elisa und Aram.
-
Frage an den Autor: Ist Taifun ein Teufel ? Sollte er als solcher dargestellt werden?
Frage an die männlichen Leser: Kann es sein, dass das von Männern anders gelesen wird?
Natürlich sind da einige Szenen wie das besohlen oder das Verhalten gegenüber dem Bischof- aber soll das subjeltiv Teufelei sein oder zeigt es nur wie Menschen sich in solchen Extremsituationen verhalten können- zu solchen Exzessen kommt es wenn Menschen exzessive Macht erhalten. Das Verhalten im übrigen ist das eines machthungrigen Menschen im Dienste seines Ehrgeizes, gewichtet in seiner Zeit und Umgebung. Nicht anders als der Kollege von heute, der Gerüchte über die neue Kollegin verbreitet um die Beförderungsstelle zu erhalten und so eine Runde moppt. -
Zitat
Original von beowulf
Frage an den Autor: Ist Taifun ein Teufel ? Sollte er als solcher dargestellt werden?Nein, ein Teufel ist Taifun nicht, bzw. soll zumindest keiner sein. Sondern ein Mensch, der sich einer Sache ganz und gar verschreibt, der Revolution, und dann selber außer Rand und Band gerät, in der Vermischung verschiedener Motive: Erreichung des Ziels, persönlicher Ehrgeiz, Erfahrung von Macht usw. Am wichtigsten aber ist mir an dieser Figur: Auch Menschen, die buchstäblich über Leichen gehen, können sich unsterblich verlieben - und Sklaven ihrer eigenen Liebe werden, so wie sie selber ihre Opfer versklaven. Solche Menschen gibt es, man denke nur an die fürsorgenden Väter oder sensiblen Musiker, die zugleich KZ-Leiter waren. Die moderne Gehirnforschung hat dafür eine Erklärung: diese Menschen sind gehirnphysiologisch genauso wie wir ausgestattet, mit allen Anlagen zur Liebe , doch ein Areal im Gehirn ist bei ihnen unzureichend entwickelt: dasjenige, das für Empathie, Mitgefühl zuständig ist. Sie haben darum einfach kein Empfinden dafür, was sie anderen Menschen antun.
-
Gegenfrage: Was ist ein Teufel?
Taifun hat sicher auch andere Seiten an sich, die man durchaus auch positiver sehen kann. Auch wenn die Fähigkeit zu lieben nicht zu unterschätzen ist, so hat er sich dabei doch auch eines Weges bedient, der von Intrigen, Lügen und Demütigung gepflastert war.
Andererseits sehen wir auch die brutalen Handlungen, zu denen er im Stande ist. Ob er die später bereut und ein Unrechtsbewusstsein entwickelt wissen wir nicht, ich würde eher nicht davon ausgehen und würde auch die Antwort von Peter Prange in diese Richtung interpretieren.
"Normal" ist das sicher nicht und es zeigt tiefe Abgründe in seinem Moralempfinden.
-
Worauf ich hinaus will, ist dass ich ziwischen dem Unternehmensberater der an seine Provision denkt wenn er die Entlassung von 6.ooo Mitarbeitern einleitet und Taifun Pascha nur einen Unterschied in der Zeit und deren Umstände sehe, nicht im Character- und mancher von uns könnte problemlos so einen liebenswerten Familienvater, Mitglied bei den Rotariern und im Golfclub, zu seinen Bekannten oder gar Freunden zählen.