Der Engel der Kurie - Georg Brun

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    Ein mittelalterliches Detektivspiel voller Intrigen und dunkler Geheimnisse: Ein junger Dominikaner und ein römisches Straßenmädchen suchen im Vatikan nach einem Serienmörder.Rom im Jahre 1526. Eine Reihe von grausamen Morden an jungen Frauen versetzt die Stadt in Angst. Der Kanzler der Kurie beauftragt ausgerechnet den unerfahrenen Dominikanermönch Jakob mit den Nachforschungen. Doch nicht nur der Vatikan zeigt sich an der Aufklärung der Morde interessiert. Auch Serena, die vierzehnjährige Nichte eines der Opfer, sucht mit anderen Straßenkindern nach dem Täter. Die Spuren führen bis in die Nähe des Papstes. Ein illegitimer Medici-Sproß, der für die Lustbarkeiten im Vatikan zuständig ist, scheint ein gefährliches Netz aus Erpressungen und Intrigen ausgelegt zu haben.


    Meine Meinung:
    Der Buchrücken verspricht Spannung: Intrigen und Morde im Dunstkreis des Vatikan im 16. Jahrhundert. Das aus dem Buch von Georg Brun dennoch ein recht fader Mix aus Anfängerkrimi und Rom-Reiseführer geworden ist, liegt vor allem an den konturenlosen Figuren und dem uninspirierten Plot.


    Jeder Ratgeber zum kreativen Schreiben weist auf die Wichtigkeit hin, der Hauptperson einen klar umrissenen Charakter, einen inneren Konflikt mitzugeben. Brun scheint von alldem nichts gehört zu haben. Sein Protagonist, der Hobbydetektiv und Dominikanermönch Jakob, zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er fromm, gescheit und rundlich ist. Nicht genug um beim geneigten Leser Interesse zu wecken. Die Prostituiertenmorde, die es aufzuklären gilt (beileibe keine neue Idee) bringen Jakob immer wieder in die Freudenhäuser der Stadt, wo dieser vor allem hohe kirchliche Würdenträger antrifft. Je höher gestellt in der kirchlichen Hierarchie, desto lüsterner und wilder waren die Kurialen damals, so will uns Brun glauben machen. Er beschwört das Bild eines pornokratischen Roms, dass es damals trotz Alexander VI. so nicht gegeben hat.
    Spätestens nach hundert Seiten nervt diese Lesart ebenso wie das ständige hin und her zwischen Bordellen, Festen und kirchlichen Institutionen. Hierbei gelingt Brun zumindest ein recht plastisches Bild Roms. Dass der keusche Mönch sich dann noch in eine stadtbekannte Kurtisane und Bordellbesitzerin verliebt, ist der vergebliche Versuch Menschlichkeit in eine allzu statische Handlung zu träufeln.


    Nach zwei Dritteln des Buches sank mein Interesse auf den Tiefpunkt, was dass Durchschauen der intriganten Verhältnisse umso mehr erschwert hat. Allzu konfus verwickelt Brun die unterschiedlichen Motivationen seiner wollüstigen Würdenträger. Die Aufklärung der Morde ist genauso unspektakulär wie unglaubwürdig.


    Fazit:
    Besonders Freunden von historischen Kriminalromanen ist dringend vom Kauf abzuraten. Zu konventionell breitet Brun seine Geschichte aus, die einfach nicht lebendig werden will.


    Kein ärgerliches Buch, in jedem Fall aber eines, dass nicht mit gutem Gewissen empfohlen werden kann.

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

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