Der Gehilfe des Mumienmachers – Rosa Naumann (13 - 16 Jahre)

  • Historischer Jugendroman


    Rowohlt, 239 Seiten, September 2007


    Handlung:
    Wir schreiben das Jahr 1270 v. Chr. Der fünfzehnjährige Ayat wird in die ägyptische Stadt Waset verschleppt, wo er als Gehilfe des Mumienmachers Wah dienen muss. Trotz seiner Gefangenschaft findet Ayat Gefallen an der komplizierten Kunst des Mumifizierens – noch mehr aber an Tenperet, der schönen Schwester seines Freundes. Als er herausfindet, dass der finstere Wah Anführer eines Grabräuberrings ist, erkennt Ayat seine Chance, Tentperet zu beeindrucken und die Freiheit für sich zurückzuerkämpfen. Dabei gerät er allerdings in höchste Gefahr…


    Über die Autorin:
    Rosa Naumann, geboren 1951, studierte Englisch und Geschichte in Berlin. Sie arbeitete als Übersetzerin in der Industrie, war in der Erwachsenenbildung tätig und leistete mehrere Jahre eine Schreibwerkstatt. Seit Erscheinen ihres ersten Buches „Verschollen in der Pyramide“ im Jahr 2005 widmete sie sich ganz dem Schreiben. Als Jugendliche lebte sie mit ihren Eltern in Ägypten. Rosa Naumann ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Sie wohnt mit ihren Mann bei Frankfurt am Main.


    Autorin-Homepage: www.rosanaumann.de


    Meine Meinung:


    Das Buch um den 15jährigen Jungen Ayat hat einen sehr interessanten geschichtlichen Hintergrund. Es spielt zur Zeit des Pharao Sethos I (1291-1278). Ägypten unterhält Handelsbeziehungen mit den Nachbarländern. An den Küstenstädten dieser Gebiete (Syrien, Palästina, Libanon) kommt es zu Aufständen, die Sethos I niederschlagen lässt. Die Aufständigen und ihre Familien werden zur Zwangsarbeit nach Ägypten deportiert. So geht es auch Ayats Familie, da Ayats Vater einen Aufstand anführte.


    Diese Zeit und der Schauplatz sind bei Jugendbüchern selten. Bei Romanen für Erwachsene ist das Sujet meist sehr komplex, manchmal schwierig.
    Der Vorteil hier, ist dass die Bräuche und Leben in Ägypten sowie viele berufliche Tätigkeiten, wie Heilkunde, das Herstellen von Schriftrollen oder das Einbalsamieren, gut becshrieben werden.


    Am Anfang ist der Roman sehr verhalten, obwohl eigentlich viel passiert. Ein geduldiges Lesen ist erforderlich, bis der Roman in der zweiten Hälfte an Fahrt gewinnt.


    Ayat ist sehr lernbegierig, vielleicht mehr als mancher Leser.
    Ständig beobachtet Ayat aufmerksam und will etwas wissen (z.B. auch über die ägyptischen Götter Isis, Osiris, Horus, Anubis etc), worauf viele bereit sind, ihm ausführlich zu berichten. Ein ungeduldiger Leser könnte damit Probleme haben. Der Vorteil der Detailfülle ist, dass man sich raussuchen kann, was einen wirklich interessiert. Erfreulich, dass man immer merkt, dass die Autorin sich wirklich auskennt mit Ägypten.


    Manchmal hatte ich etwas Probleme mit dem Protagonisten. Ayat geht fast freiwillig mit in die Gefangenschaft und spürt nicht die gleiche Qual dabei, wie z.B. seine Mutter. Über diese Einstellung des Jungen und dass er seine Mutter nicht so richtig versteht, habe ich mich etwas gewundert. Schließlich bedeutete die Gefangenschaft auch für ihn einen sozialen Abstieg und die Abkehr des bekannten Lebens in seiner Heimat. Warum er trotzdem geradezu darauf brennt, das neue Land kennen zu lernen, dass er auch auf Anhieb sehr mag und wo er leicht Freunde findet, wird mir bis zum Schluss nicht ganz klar.


    Zum Schluss gibt die Autorin einige Fakten zum geschichtlichen Hintergrund und Worterklärungen.


    Obwohl mir die Komponente fehlte, tiefere Einblicke in die Gefühlswelt der Protagonisten nehmen zu können, überwiegt die Lesefreude und es entschädigen die vielen, sehr interessanten Details und der ruhige Stil und ich kann das Buch empfehlen.