Tatort - Das Sonntag-Abend-TV-Programm?

  • Daumen so halb hoch. Technisch solide gemacht, die Idee mit den Jugendfreunden, die damals eine Menge zusammen durchgemacht haben, und die jetzt ein Ermittlerteam bilden, hat mir überwiegend gut gefallen. Ein wenig irritierend fand ich die Rammsteinoptik bei den Hauptdarstellern, dieses seitengescheitelte, latent aggressive Auftreten. Der Fall selbst hätte in der Psychologie der zwar klischeehaft, aber sehr gut gezeichneten Textilfabrikantenfamilie genug Potential gehabt - die Ausweitung auf die Zwangsarbeiterthematik und die Aufklärung über die Aktenberge und diese ganze Sache mit dem Selbstmord des Sohnes und dem Outing des Enkels und all das, das war too much, da hätte man die Kanne gelegentlich gegen ein etwas präziseres Gießgerät austauschen können. Alles in allem durchaus solide, überwiegend gelungene Krimiunterhaltung, aber für das neue Team ist noch Luft nach oben.

  • Frankfurt, gestern. Vor gut einem Jahr gedreht, mit Hannelore Elsner in einer letzten Nebenrolle. Sie ist nicht lange nach den Dreharbeiten gestorben und spielt in "Die Guten und die Bösen" die ehemalige Kriminalkommissarin Elsa Bronski, die halbheimlich in der Unteretage des Präsidiums sitzt und alte Fälle durchforstet, die sie in ihrer aktiven Zeit nicht lösen konnte. Dazu gehört der Fall von Helene Matzerath, die entführt und fünf Tage lang festgehalten und vergewaltigt wurde. Sie war die Ehefrau eines Polizisten, der nun, sieben Jahre später und zwei Monate nach dem Selbstmord der Ehefrau, den Peiniger gefunden und hingerichtet hat. Er stellt sich - und damit die Mordermittler Brix und Janneke vor ein großes Problem. Der Kollege ist fraglos ein Mörder, und zwar ein berechnender, kaltblütiger Mörder, aber ohne ihn wäre die Tat nie gesühnt worden, denn die Beweislage wäre viel zu dünn für eine Verurteilung gewesen.


    Der sehr lakonische und mit Metaphern und Anspielungen durchsetzte Grenzgang-Tatort mit dem Hauptthema "Selbstjustiz" und vielen Nebenthemen hat mir ganz exzellent gefallen. Nicht nur in Szenen mit großer Komik, etwa wenn der als Mörder verdächtige Matzerath für Kommissar Brix, der sich vollgekotzt hat, ganz selbstverständlich ein frisches Hemd aus dessen Auto holt. Oder als sich die Coachin (?) für Kommunikationsoptimierung im Präsidium verirrt, in dem aufgrund von Umbauarbeiten ein Ausnahmezustand herrscht, und nur zufällig gefunden wird. Oder in den wirklich klugen Gesprächen und Verhören. Ein von A bis Z fast perfekt durchgehaltenes Szenario, toll gespielt und auch ganz ohne Whodunnit spannend bis zum Schluss. Aus meiner Sicht eine der besten Folgen diesen Jahres bisher.

  • Ich hatte mir bis jetzt nur die Kommentare auf ARD angeschaut. Die meisten fanden ihn langweilig. Aber nach Deiner Einschätzung werde ich ihm in der mediathek eine Chance geben. Vor allem wegen Hannelore Elsner.

  • Tom ...
    so unterschiedlich können die Wahrnehmungen sein.


    Mir hat er gar nicht gefallen... vor allem Margarita Broich mit ihrem ewig gleichen Gesichtsausdruck hat mich gewaltig genervt. Bei ihr habe ich immer den Eindruck, sie hat eine 10er Valium genommen. Gefällt mir gar nicht.

    Hannelore Elsner hat, wie immer, gut gespielt - allerdings hat sie zum Plot nicht wirklich viel beigetragen...


    War nicht meiner.

  • Findus : Schaust Du "Wilsberg" noch an (ich frage wegen Deiner Signatur)?

    Leute, die einen Whodunnit-Krimi erwarten, werden das langweilig finden, ja.

    Eigentlich schon länger nicht mehr, aber die Signatur finde ich immer noch gut. ;) Für mich sind eigentlich gute Dialoge und stimmige Abläufe wichtiger als die Tätersuche. Von daher melde ich mich wieder, wenn ich ihn mir angeschaut habe.

  • Ich habe nach 20 Minuten völlig gelangweilt abgeschaltet. Da hätte ich mir auch ein Video von unserer letzten Weihnachtsfeier ansehen können. Und zumindest die ersten beiden Auftritte der Coachin fand ich bemüht und unglaubwürdig bis zur Lächerlichkeit.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Du hast eindeutig zu früh abgeschaltet, harimau  ;) Nachdem das Zechgelage vorbei war, wurde es doch noch sehenswert.


    Zwar habe ich bis zum Schluss irgendwie drauf gewartet, dass da doch noch irgendeine unerwartete Wendung kommt und Matzerath den Mord doch nicht begangen hat, aber insgesamt hat mir der Tatort gut gefallen.

  • Guter Durchschnitt, mit den üblichen Versatzstücken.

    Die Äußerlichkeiten fielen mir auf. Frei nach Nietzsches Satz „Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tötet man“ werden rechtsradikale Frauen oft verspottet: „Sie sehen aus, als ziehen sie Katapulte nach Gondor“ usw. Hier aber ein Engelsgesicht mit vielen bösen Gedanken. Erinnert an eine Erzählung von Heimito von Doderer …

    Opfer von Migrantengewalt werden Merkel kein Denkmal errichten, das ist mal klar und menschlich nachvollziehbar, aber kein Grund für den nicht belasteten Staatsbürger, an die gefährlichsten und irrsinigsten („The great Replacement“) Verschwörungstheorien zu glauben. Halte ich auch für fragwürdig, so einen Müll einem großen Millionenpublikum überhaupt vorzuführen.

    Die dunkelhäutige Polizistin war stark. Erinnerte verdammt an Grace Jones in einem James-Bond-Film aus den Siebzigern - als bärenstarke Schurkin, die sich am Ende mit den „Guten“ verbündet. :grin Ach, hätte sie doch in diesem Sinne gehandelt und beim Verhör den milchbärtigen, rassistischen Rotzlöffel gleich mal über den Tisch gezogen und ihm fachgerecht die Kauleiste verbogen. Stattdessen bleibt sie ruhig und wäscht sich die Besudelung im Waschraum mit Wasser ab. Eine starke, aber nur allzu oft genutzte Metapher ...


    7,5/10

  • Es war der erste Fall von Lindholm plus neuer Kollegin den ich gesehen habe.

    Ich fand ihn recht mittelmäßig...............

    Schrecklich fand ich dieses Geturtel mit dem Mann der Kollegin.:rolleyes:

    Und dass es am Schluss "nur" ein Mord aus Eifersucht war passt für mich überhaupt nicht zum doch recht komplex aufgebauten und zeitlich überwiegenden Thema "neue Rechte". Plus Feminismus.

    Nee, konnte mich nicht richtig überzeugen........

  • Moin...

    ich mag Maria Furtwängler sehr und finde die neue Kombi sehr gelungen.

    Mir hat der gestrige Tatort sehr gut gefallen, gerade der Plot mit der Auflösung war sehr stimmig in meinen Augen. Endlich mal ein Mord NUR aus Eifersucht, keine politische Komponente... Und dazu immer die Mails eingeblendet, die zeigen, wie manipulativ das Netz ist.


    :thumbup:

  • Moin...

    ich mag Maria Furtwängler sehr und finde die neue Kombi sehr gelungen.

    Mir hat der gestrige Tatort sehr gut gefallen, gerade der Plot mit der Auflösung war sehr stimmig in meinen Augen. Endlich mal ein Mord NUR aus Eifersucht, keine politische Komponente... Und dazu immer die Mails eingeblendet, die zeigen, wie manipulativ das Netz ist.


    :thumbup:

    :write

    Nur so gegen Mitte war der Tatort ein wenig langweilig, find ich

    Und das mit den Mails fand ich auch total erschreckend

  • Ich fand das überhitzt, zugleich seltsam steril, oft unglaubwürdig und unterm Strich ziemlich anstrengend. Wieder hat sich eine "Tatort"-Redaktion beim Versuch etwas verhoben, die "Neue Rechte" zu thematisieren, und die irgendwie ulkige Tatsache, dass es auch intelligente Rechtsextreme zu geben scheint, obwohl das nach einem Oxymoron klingt. Sehr schräg fand ich den altlinken Professor, der versehentlich (und in etwas aufgesetzter Weise) rassistische Klischees bedient, genervt haben die eingeblendeten Tweets (diese Form von Propaganda betreiben übrigens nicht nur die Rechten, und auch den Verzicht auf Fakten oder die Vorverurteilung in Unkenntnis der Sachlage haben sie nicht gepachtet), und dann die Lovestory als Erklärung fürs Ganze - ich weiß nicht.

    Gut gefällt mir die Spannung zwischen Maria Furtwängler und Florence Kasumba, aber gerade die Gefühlswelten, die diese Spannung reflektieren, bringt Maria Furtwängler nicht (mehr?) besonders kraftvoll rüber. Sie wirkt tatsächlich leider oft wie eine Person aus extrem gutsituierten Umständen, die in ihrer Freizeit schauspielert oder irgendwas anderes Volksnahes macht.

    Unterm Strich so mittelhalbgut. Und mit welcher Begründung wurde eigentlich das Wohnhaus dieser Nazi-Wohngruppe durchsucht? Das habe ich nicht verstanden.

  • Mich kann die neue Kollegin auch nicht überzeugen. Sie ist mir zu unnahbar und zu derb, fast schon ein wenig zu maskulin. :|

    Aber der Fall an sich war für mich sehr spannend. Jedoch hat sich mir der Grund für den Mord sehr schnell erschlossen.

  • Mich kann die neue Kollegin auch nicht überzeugen. Sie ist mir zu unnahbar und zu derb, fast schon ein wenig zu maskulin. :|

    Aber der Fall an sich war für mich sehr spannend. Jedoch hat sich mir der Grund für den Mord sehr schnell erschlossen.

    Für mich war es spätestens dann klar, als die das Transparent ausgerollt haben. Krieg mal so ein Ding in wenigen Stunden her.... ;-)

  • Mich kann die neue Kollegin auch nicht überzeugen. Sie ist mir zu unnahbar und zu derb, fast schon ein wenig zu maskulin. :|

    Ich finde die richtig gut. :dafuerAuch und gerade als Kontrastprogramm zu den vielen weichgespülten Bubis mit Hipsterbärten im deutschen Fernsehen. ;)

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Für mich war es spätestens dann klar, als die das Transparent ausgerollt haben. Krieg mal so ein Ding in wenigen Stunden her.... ;-)

    Darüber bin ich auch sofort gestolpert. :grin

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann