So, ich beginne es zu hassen:
Anscheinend habe ich an dieser rezi eine stunde zu lang herumgebastelt, so dass sich mein server inzwischen abgeseilt hat: also nocheinmal. Ich versuche meinen blumigen stil und den prosaischen schwulst meiner in den abgründen des speichers verschwundenen ersten rezi wieder auf die reihe zu kriegen... Niemals eine textdatei ohne sicherheitskopie in word abschicken; merk dir das für die zukunft, mein kind.
Also: Es geht in dem BUCH um... - Nein, so hat es vor zwei Stunden nicht begonnen... - Zurücklehnen augenschliessen, nachdenken... wo war ich letzte Nacht...?
Ach ja, ich war in Wyzima, einem kleinen, heruntergekommenen, von einem König regierten Stadtstaat.
Ein Fremder kam in diese Stadt, wahrscheinlich ein Söldner; zu fuss, mit einem Bihänder am Rücken, sein aufgezäumtes Pferd führend, geht er zielsicher auf die übel-beleumdetste Kneipe der ganzen Stadt zu, um sich ein Bier und ein Nachtlager zu bestellen.
Der Wirt ist skeptisch, der Fremde sieht nicht so aus, als könne er bezahlen. Er versichert, dass er zahlen kann, aber das reicht dem Wirt nicht. Der Mann kommt von weit her, ist müde und dreckig. Er ist dürr, und sein langes Haar hat früh seine Farbe verloren, obwohl er nicht alt scheint, und zu allem Überfluss spricht er den Dialekt der Bewohner von Rivia.
Schnell finden sich einige Strauchdiebe und Kneipenschläger, die ihm beim Austrinken und Gehen helfen wollen.
Einen Augenblick später sind zwei von ihnen tot und ein dritter liegt sterbend in einer langsam grösser werdenden Blutlache. Die anderen Gäste suchen ihr Heil in der Weite, oder verstecken sich hinter ihren Bierkrügen.
Die herbeigerufenen Wachen sind ganz glücklich, dass der Fremde denselben Weg hat, und sie freiwillig zum Statthalter und obersten Richter begleitet, denn er hat mit ihm zu sprechen.
Die Stadtregierung liess überall an den Wegkreuzungen anschlagen, dass sie ein Problem hat: Im alten Schloss haust eine menschenverschlingende Striga. Die reichsten Bürger der Stadt haben sich zusammengetan um 1500 Goldstücke zu zahlen, an denjenigen, dem es gelingt, das Untier zu töten. Der König jedoch ist bereit 3000 Goldstücke an denjenigen zu bezahlen, dem es gelingt, das Monster zu erlösen. Denn dieses Monster ist seine aus dem Inzest mit seiner Schwester entsprungene, totgeborene Tochter. Die Erbin des Reichs.
Der Fremde stellt einige Fragen, lächelt, und macht sich auf den Weg zur wüstgefallenen Ruine des alten Schlosses. Er ist Geralt von Rivia. Er ist Hexer. Einer von wenigen die ihre Erschaffung überleben. Und die Jagd auf Monster aller Art ist sein Beruf, seine Berufung.
Und er weiss, wie man das Monster daran hindert, dass es vor dem dritten Hahnenschrei zurück in seinen Sarg steigt und seiner Erlösung ein weiteres Mal entgeht, und für 3000 Goldstücke macht er es.
Diese Geschichte ist der Auftakt zu einem in einer Rahmenhandlung eingewobenen Geschichtenzyklus um den Hexer Geralt:
Kurzbeschreibung: dreckig, blutig, grausig.
Andrzej Sapkowski, Jahrgang 1948 war eigentlich Wirtschaftswissenschaftler, auch Literaturkriter, ehe er zum Schluss kam, er sei doch besser selber Schriftsteller. Und in seiner polnischen Heimat und in Osteuropa hat man ihm den Entschluss den Fantasy-Zyklus um den Hexer Geralt von Rivia zu schreiben mit einer Millionen-Auflage, dem Literaturpreis der Politiyka (1998), einer Fernsehserie und zuguterletzt einem in diesem Oktober international erscheinenden PC-Rollenspiel gedankt.
Wer wissen will, was in Osteuropa Begeisterungsstürme und ein Fandom hervorgerufen, hat, das man westlich von Polen so nur vom Herrn der Ringe kennt, soll sich an Geralt versuchen. Ich glaube nicht, dass er es bereuen wird.
Was mir am Hexer gefällt... Also, nicht nur, dass Geralt als PC-Avatar so schnucklig und vielversprechend aussieht – nein, mir gefällt, dass man hier Schwarz und Weiss vergeblich sucht, sondern sich mit Geralt in einer Welt aus Grauschattierungen herumtreibt, die einen genauso orientierungslos und desillusioniert wie den Helden selbst zurück lässt:
Was schön, gut und nett scheint, ist nicht selten in Wahrheit monströs, wohingegen die Monster gelegentlich sehr nett sind. Am häufigsten entpuppen sich die Menschen als die grössten aller Monster. Und oft – zu oft ist Geralt, der für Geld tötet, keinen Gott kennt und keinem Herren dient, das grösste Monster von allen.
Er tötet, zerstört, nimmt das Geld und zieht weiter, denn „Es hat keinen Sinn, zurückzuschauen.“