'Der Ruf des Kondors' - Kapitel 29 - Ende

  • Nun zu den letzten Kapiteln:


    In diesem Teil machz sich irgendwie eine Abschiedsstimmung breit, die so sicher gewollt und auch gut ist.


    Kayuantu ist ein gebrochener Mann und der Versuch einen Platz in der neuen Welt zu finden, wird ihm durch das Verbrennen seiner ruca zu nichte gemacht. Er verfällt zusehends dem Alkohol und stirbt nach einem Unfall mit der Säge (oder war es vielleicht Absicht). Josef gelingt es ihn, entsprechend der Riten der Mapuchen, zu beerdigen. Das Bild mit dem Kondor finde ich in diesem Zusammenhang sehr schön.


    Ayen erwartet ein Kind, naja eine machi hat eben nicht immer recht.


    Paul Armbruster findet sein persönliches Glück, auch wenn es seinen körperlichen Verfall nicht aufhalten kann. Für mich ist er der "Gute Geist" in diesem Buch, er hilft seinen Freunden auf den richtigen Weg zu kommen, z.B. Oswaldo und Amandas Hochzeit oder die "Heimkehr" Ramons zu seiner Familie.


    Ramons Geschichte erfüllt sich auch mir zu schnell und komplikationslos. Ich gehöre ebenso zu jenen, die gern etwas mehr über ihn erfahren hätten.


    Zitat

    Original von SciCollier
    Nur durch einen Absatz getrennt sind Monate vergangen; und ein zweites Kind wurde geboren. Erst durch diese Erwähnung habe ich verstanden, wie viel Zeit verflossen sein mußte. (Hätte die Familie nicht nur ein paar Wochen nach der Reise nach Valparaiso kommen wollen, oder verwechsle ich da was?)


    Darüber war ich auch verwundert, die Eltern sollten im nächsten Frühjahr kommen, was in meiner Vorstellung höchstens ein halbes Jahr umfasst hätte. Aber Kayu kann laufen, sein Onkel hat sich bereits eingelebt und Ayen war ein zweites Mal schwanger und bereits niedergekommen. Ganz schön schnell das alles.


    Trotzdem, auch ich liebe Happy Ends und somit versöhnt mich das Ende mit so mancher inhaltlichen Unzulänglichkeit.


    Vielen Dank für diese wieder sehr interessante Leserunde!

  • Zum Ende der Leserunde, nochmals mein persönliches Gesamtresümee.


    Zitat

    chiclana
    Auch Josefs und Ayens Wiedersehen fand ich sehr gelungen, voller Zweifel und Ängste, aber letztendlich kriegen sie sich doch!


    Was kann ich da noch sagen, außer: :write



    Zitat

    Joschi
    Ramons Geschichte erfüllt sich auch mir zu schnell und komplikationslos. Ich gehöre ebenso zu jenen, die gern etwas mehr über ihn erfahren hätten.


    Auch hier kann ich nur :write.



    Gut gefallen hat mich auch, daß Emil und Luise zusammen blieben, trotz aller Widrigkeiten, daß sich die „Beziehung“ Paul Armbruster - Luise auf die im Buch beschriebenen Weise „gelöst“ hat und es keine wie auch immer gearteten Katastrophen gab, um Paul und Luise noch zusammenzubringen. Das dürfte der Realität recht nahe kommen, und manchmal ist die Realität halt doch schöner als die Phantasie! :-]



    Nach anfänglichen Problemen, die sich umfangmäßig ziemlich genau mit dem ersten Teil deckten, bin ich dann doch noch recht gut in das Buch und die Geschichte hineingekommen. Im weiteren wurde das Buch so fesselnd, daß ich mich zwingen mußte, mein „normales Tagewerk“ zu erledigen anstatt einfach weiterzulesen (was mir auf den letzten 50 - 60 Seiten allerdings nicht mehr gelungen ist ;-) ). Es kam eine Thematik zur Sprache, mit der ich mich noch nie so recht oder intensiv befaßt habe; und gänzlich unbekannt war mir die Tatsache, daß eine Menge Deutscher nach Südamerika (bzw. Chile) ausgewandert sind.


    Die Entwicklung der Handlung und Charaktere erschien mir logisch und folgerichtig, wenngleich mir Ramón etwas zu kurz kam. Von ihm und seinen Motiven hätte ich gerne mehr erfahren. Ich denke, der Stoff hätte durchaus für eine richtiggehende „Saga“ gereicht, vielleicht nicht unbedingt eine der heute modernen Trilogien, aber für einen Zweibänder schon. ;-) :-) Andererseits bleibt durch die Lücken genug Platz für eigene Phantasie, was da wohl alles passiert und geschehen ist - eigentlich auch nicht schlecht. Vielleicht ist mir das Buch dadurch letztlich doch so ans Herz gewachsen, daß ich gegen Ende das Gefühl hatte, mich von langjährigen Freunden verabschieden zu müssen (womit ich am Anfang nun gar nicht gerechnet habe). Daß dieser Abschied ruhig hätte etwas länger dauern können, daß ich zu gerne gewußt hätte, wie denn die erste Begegnung von Josefs Eltern mit Ayen verläuft, und was überhaupt in den Wochen davor alles so geschehen ist, sei nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt.


    Dankbar war ich auch für die vielen hineinverwobenen historischen Fakten aus der Geschichte Chiles und der Mapuche. So vor etwa drei Jahren habe ich mich intensiver mit der Geschichte der nordamerikanischen Indianer beschäftigt. Von daher war mir vieles, was den Niedergang der Mapuche verursachte, bzw. die Folgen davon, nur all zu vertraut. Wie sich die Geschichten gleichen ... Und dennoch, obwohl ich wußte, was da kommen mußte, und obwohl das Buch sehr dankenswerterweise die Horrorszenen eben nicht bis ins letzte ausmalt und beschreibt, sondern nur andeutet, mußte ich mir an manchen Stellen, es sei zugegeben, die eine oder andere Träne verkneifen.


    Im übrigen hat das Buch in mir eine Saite wieder zum Klingen gebracht und Erinnerungen geweckt, die ich mühsam hatte verstummen lassen. Also werde ich mich erst mal auf den Speicher begeben und zwei, drei Bücher über „Native Americans“ aus meinen Bücherkisten herausholen und auf den SUB ganz oben legen.


    An dieser Stelle noch danke an Rosenstolz für das Bild und den Link! Sieht das dort schön aus; da könnte ich mich auch wohl fühlen. :-)


    Und zum Schluß noch einen ganz besonderen Dank an Astrid für die prima Begleitung der Leserunde und die Geduld mit meinen „Meckereien“. Letztlich haben es die Leserunde und Deine Erklärungen geschafft, daß mir das Buch im Ganzen außerordentlich gut gefallen hat, und ich es sicherlich in absehbarer Zeit nochmals lesen werde. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wow, dieser letzte Abschnitt hat es nochmal in sich. Besonders Kayuantu Schicksal hat mich berührt.
    Aber zum Ausgleich gab es ja auch viel zum Freuen! Wirklich drollig fand ich Paul und seine Versuche Oswald zum Vorzeige-Ehemann zu machen...
    Und die Brüder treffen sich nun doch endlich. Ramóns Wandlung fand ich auch ein wenig glatt, aber das hat mich nicht weiter gestört. Mir haben auch die Ramon Kapitel so ausgereicht, für meinen Geschmack war die Mischung der Schauplätze und Personen und auch die Länge des Buches insgesamt, genauso wie es ist, wunderbar gelungen!


    Sehr gefreut hat mich, dass Ayen doch noch Kinder bekommen konnte. Und das Highlight war natürlich: Familie Scholz wieder vereint, damit hatte ich garnicht gerechnet, aber ich fand den Schluss wunderbar stimmig.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, ich wollte das Lesen am liebsten garnicht unterbrechen. Schön fand ich auch, dass mal ein junger Mann die Hauptrolle spielt.


    Herzlichen Dank an Astrid für die Begleitung der Leserunde - und natürlich auch an alle anderen Leserunden-Teilnehmer - so macht das Buch gleich noch mehr Spaß!


    Zitat

    Original von SiCollier
    An dieser Stelle noch danke an Rosenstolz für das Bild und den Link! Sieht das dort schön aus; da könnte ich mich auch wohl fühlen. :-)


    :write

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Früher schrieb jemand, daß die Ramón-Kapitel zu kurz kämen. Dem möchte ich mich zwischenzeitlich anschließen; ich hätte gerne mehr über ihn erfahren, auch über seine Gedanken, nicht nur ein paar Szenen mit seinem Tun.


    Hmmm... diese Stellen fand ich am störendsten im Buch, diese Rückblicke zu Ramón. Auf mich wirkte er wie ein Störfaktor, der eigentlich nicht in die Geschichte hineingehört. Das hat sich teilweise gebessert oder abgemindert. Aber durch das ganze Buch hin war er mir zwar sympathisch - aber sein Schicksal war mir völlig egal.


    Zu Kayuantu, Ayen, Josef und Armbruster hingegen habe ich eine "Beziehung" hergestellt, ich fieberte mit, hoffte, dass es ihnen gut geht.


    Kayuantus Tod fand ich sehr traurig :cry und habe mich darüber aufgeregt.
    Insgesamt war mir dieses Kapitel (33?) zu schnell und stimmungsgeladen. Zuerst diese furchtbare Trauer - und dann die unmäßige Freude über das Kind... Etwas mehr Seiten dazwischen hätten dem Buch nicht geschadet.


    Zitat

    Zum Ende des 33. Kapitels erfahren wir, quasi in einem Nebensatz, daß Ayen ein Kind erwartet. Wie nun, ich dachte, sie könnte keines mehr bekommen? Also hat sich die alte machi doch geirrt? Ein paar Worte mehr an der Stelle hätte ich mir gewünscht, denn es ist doch eine recht erhebliche Wendung des Schicksals.


    Na ja, es war doch "klar", dass die machi irgendwann Unrecht haben würde, wo doch "Auch eine machi kann sich irren" mehrmals auftauchte. Teilweise fand ich das Buch etwas vorhersehbar. Raimund wird wiedergefunden, die Familie versöhnt sich, die beiden Prophezeihungen erfüllen sich, der Mann ohne Gedächtnis stellt sich als Armbruster heraus, Josef schafft es, in Chile sein Glück zu finden.


    Trotz kleinerer Mängel hat mich das Buch mitgezogen und hat mir sehr gefallen.


    :wave bartimaeus


    Eine Frage hätte ich noch: Was ist jetzt eigentlich aus den Ehrets geworden?

  • Mittlerweile bin ich auch fertig und werde wohl auch in Kürze noch eine abschließende Rezension schreiben, ich kann aber schon mal sagen, daß mir das Buch sehr gut gefallen hat.


    Ich bleibe bei meiner anfänglichen Aussage, daß es in meinen Augen Astrids bisher bestes Buch ist. Es hat eigentlich nur einen Fehler: es dürfte länger sein. :-)


    Astrid hat uns ja dann doch noch mit einem Happy-End überrascht.


    Astrid, hast Du während des Schreibens auch erwogen, es deutlich schlimmer ausgehen zu lassen?

  • Mir hat das Happy End auch gut gefallen, obwohl es mir fast ein bisschen zu extrem war.
    Der Vater kommt mit. Ramon wird von heute auf morgen ein "Guter". Clara bekommt das zweite Kind...


    Aber insgesamt ein schönes Buch, das fast nach einer Fortsetzung schreit :grin.

  • So, nun bin ich auch endlich am Ende angekommen.


    In diesem Abschnitt geht es um Anfang und Ende, Leben und Tod, Wiedersehen und Abschied...der Kreislauf des ewigen Lebens eben.


    Kayuantu ist mit dem Schicksal seines Volkes -wie so viele- nicht fertig geworden, und auf tragische Weise zu Tode gekommen.
    Als Josef die unfertige Stele entdeckt hatte, glaubte ich zunächst, Kayuantu werde Selbstmord begehen.
    Schade, dass Josef ihn nicht auf "seine" Seite ziehen konnte bzw. ihm Hoffnung für ein neues Leben geben konnte.
    Schön und traurig auch der Abschnitt, in dem Josef seinen toten Freund ins Tal des Heiligen Steins bringt und beerdigt...oder wie es Ayen passender ausdrückt...S.505:"Sei stark, denn du musst Kayuantu nach Hause bringen."


    Die Abschnitte über Raimund fand ich eigentlich gar nicht unpassend, ist er doch der Grund, warum Josef überhaupt nach Chile gegangen ist.
    Das glückliche Wiedersehen am Ende lief zwar ein wenig zu glatt, war aber für mich abzusehen....in den einzelnen Kapiteln über ihn, merkt man, dass er nicht durch und durch böse ist, sondern sein Schicksal einfach falsch angepackt hat.



    Josef hat eine tolle Entwicklung durchgemacht, und zielstrebig seinen Traum verfolgt, und sich schlußendlich gut in dem fremden Land eingelebt.
    Auch Ayen ist trotz ihrer Schicksalschläge stark geblieben und hat an Josefs Seite endlich ihren Frieden gefunden. Ein starkes und schönes Paar :-]
    Dass Ayen doch noch Kinder bekommen konnte, habe ich mir schon gedacht, und mich darüber gefreut, zeigt es doch, dass man das Schicksal doch nie ganz voraussagen kann.


    Auch das Emil und Luise trotz anfänglicher Gefühls-Achterbahn doch noch zusammen geblieben sind, finde ich sehr schön...das läßt doch hoffen ;-)


    Alles in Allem hat mir der Roman sehr gut gefallen, habe ich doch ein Land, seine Ureinwohner und dessen Geschichte kennengelernt, von dem ich eigentlich nur den Namen kannte :rolleyes
    Danke Astrid, dass Du die Leserunde so angagiert begleitet hast und Danke an die Leseeulen für Euere Beiträge und Meinungen, so hat die Leserunde wirklich Spaß gemacht :-]


    Auch vielen Dank für das herrliche Foto!

  • Zitat

    Original von Pelican
    So, ich habe jetzt auch meine abschließende Rezension erstellt und im Rezensionsthread hinterlassen.


    Vielen Dank, liebe Astrid, daß Du mit uns diese Leserunde gemacht hast und unsere neugierigen Fragen so geduldig beantwortet hast! :wave


    Hallo Pelican!
    Ganz herzlichen Dank auch euch allen für diese Leserunde und dir für die schöne und ausführliche Rezension, die ich auch in AMAZON wiedergefunden habe!!! Vielleicht also auf ein nächstes Mal! :-) :waveAstrid

  • Nun habe ich auch DER RUF DES KONDORS beendet.
    Mein erster Impuls nach dem Lesen, war WUT, am liebsten hätte ich das Buch an die Wand geworfen und nur, weil es einfach zuende war, ich war so sauer und dann ein wenig traurig.
    Gerne hätte ich noch weiter gelesen!
    Zum letzten Teil habe ich geschrieben, dass sich schon alles so nach Happy End anhört, so war es dann ja auch fast im letzten Teil, alles hat sich zusammengefügt und alle haben sich gefunden.
    Der Tot von Kayuantu, war das Einzige, was nicht zum Happy End passte.


    Fazit:
    DER RUF DES KONDORS ist ein wunderschönes Buch,
    vielleicht ist es teilweise ein wenig Oberflächlich, geht nicht in die Tiefe
    und springt ein wenig schnell über die Einzelschiksale hinweg,
    aber eine interessante Geschichte, die wunderbar geschrieben wurde.
    Mehr davon !!!

    Gern lesen heißt, die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens einzutauschen.
    (C.-L. de Montesquieu)