Erfahrungen mit dem Novum-Verlag?

  • Zitat

    Glauben Sie wirklich, dass ein Publikumsverlag, der Unmengen an Manuskripten erhält, tatsächlich jedes Manuskript intensiv auf seine Chancen überprüfen kann?


    Es ist sein ureigenster Geschäftszweck, nur solche Bücher zu veröffentlichen, die aus Sicht des Verlags auch Marktchancen haben. Im Gegensatz zu Firmen, die sich nur "Verlage" nennen, aber keine sind, haben solche Unternehmen nämlich Buchabverkäufe an Leser im Sinn. Angesichts des enormen Angebots an unverlangt eingesandten Manuskripten mag es zwar so sein, dass nicht jede Einsendung tatsächlich auf Herz und Nieren geprüft wird, aber das ist auch nicht erforderlich, weil sich häufig schon in Anschreiben und Exposé (sofern überhaupt vorhanden) oder durch die ersten zwei Seiten der Leseprobe offenbart, dass Autor und/oder Projekt nichts taugen. Solche Einsendungen muss man nicht "intensiv auf ihre Chancen prüfen". Diejenigen aber, die diese erste Schwelle überschreiten, nehmen anschließend verlagsintern jede Menge Arbeit und Zeit in Anspruch, denn richtige Verlage veröffentlichen keine "Manuskripte", sondern das Ergebnis einer intensiven, zuweilen mehrmonatigen Zusammenarbeit zwischen Autor, Lektor, Korrektor und einer Vielzahl weiterer Beteiligter, von Ausstattungsabteilung über Marketing bis zu den Vertretern.


    Kleine Anmerkung zu den über 50 "Verlagsdienstleitungen": Die meisten davon sind nur Teilschritte eines jeweils übergeordneten Prozesses, der zumindest in mir bekannten Häusern weitgehend automatisiert abläuft. ;-)

  • Noch eine kleine Anmerkung: Heyne hat zur Buchmesse Leipzig den Wettbewerb "Magische Bestseller" ausgeschrieben, der mit einem Verlagsvertrag dotiert war. Es gab über 1400 Einsendungen, von denen 30 in die Endausscheidung kamen, aber selbst unter diesen 30 waren - nach Auskunft eines Jurymitglieds (siehe unten) - einige ziemlich schlecht. Das spiegelt in etwa wieder, was ich auch selbst als Juror bei Literaturwettbewerben erlebt habe; weit mehr als 95 Prozent der Beiträge sind in der Regel mäßig bis unfassbar schlecht und weit davon entfernt, markttauglich zu sein. Dienstleistungs"verlage" aber publizieren all diesen Krempel, was in Ordnung wäre, würden sie eben nicht durch z.B. scheinheilige Testate wie das hier zitierte oder Gefasel von "Literaturförderung" und "Außenseiterchancen" oder "Prosa abseits vom Mainstream" suggerieren, die Texte wäre dann doch eigentlich ganz gut (oder sogar "sehr gut bearbeitet" und "interessant", sogar mit "überaus positiver Resonanz des Verlagslektorats" ausgestattet), und hätte auch nur die klitzekleinste Aussicht auf nennenswerte Verkäufe. Haben. Sie. Nicht.


    Bericht von Kathrin Lange zum Bewerb "Magische Bestseller" im Montségur-Autorenforum:


    http://autorenforum.montsegur.…B.pl?num=1237281021/13#13

  • Zitat

    Original von Tom


    Es ist sein ureigenster Geschäftszweck, nur solche Bücher zu veröffentlichen, die aus Sicht des Verlags auch Marktchancen haben. Im Gegensatz zu Firmen, die sich nur "Verlage" nennen, aber keine sind, haben solche Unternehmen nämlich Buchabverkäufe an Leser im Sinn. Angesichts des enormen Angebots an unverlangt eingesandten Manuskripten mag es zwar so sein, dass nicht jede Einsendung tatsächlich auf Herz und Nieren geprüft wird, aber das ist auch nicht erforderlich, weil sich häufig schon in Anschreiben und Exposé (sofern überhaupt vorhanden) oder durch die ersten zwei Seiten der Leseprobe offenbart, dass Autor und/oder Projekt nichts taugen. Solche Einsendungen muss man nicht "intensiv auf ihre Chancen prüfen". Diejenigen aber, die diese erste Schwelle überschreiten, nehmen anschließend verlagsintern jede Menge Arbeit und Zeit in Anspruch, denn richtige Verlage veröffentlichen keine "Manuskripte", sondern das Ergebnis einer intensiven, zuweilen mehrmonatigen Zusammenarbeit zwischen Autor, Lektor, Korrektor und einer Vielzahl weiterer Beteiligter, von Ausstattungsabteilung über Marketing bis zu den Vertretern.


    Kleine Anmerkung zu den über 50 "Verlagsdienstleitungen": Die meisten davon sind nur Teilschritte eines jeweils übergeordneten Prozesses, der zumindest in mir bekannten Häusern weitgehend automatisiert abläuft. ;-)



    Dann sind Sie aber sehr naiv, wenn Sie wirklich denken, dass alle Manuskripte sorgfältig überprüft werden. Wie viele Briefe werden ungeöffnet an den Empfänger retourniert? Unmengen, von unseren Autoren sind uns Aussagen bekannt, dass die Verlage diese Manuskripte einfach nicht lesen konnten wegen des immensen Zustroms an Autoren und daher diese wieder ungelesen zurücksenden.


    Es gab über 1400 Einsendungen, von denen 30 in die Endausscheidung kamen, aber selbst unter diesen 30 waren - nach Auskunft eines Jurymitglieds (siehe unten) - einige ziemlich schlecht. Das spiegelt in etwa wieder, was ich auch selbst als Juror bei Literaturwettbewerben erlebt habe; weit mehr als 95 Prozent der Beiträge sind in der Regel mäßig bis unfassbar schlecht und weit davon entfernt, markttauglich zu sein. Dienstleistungs"verlage" aber publizieren all diesen Krempel, was in Ordnung wäre, würden sie eben nicht durch z.B. scheinheilige Testate wie das hier zitierte oder Gefasel von "Literaturförderung" und "Außenseiterchancen" oder "Prosa abseits vom Mainstream" suggerieren, die Texte wäre dann doch eigentlich ganz gut (oder sogar "sehr gut bearbeitet" und "interessant", sogar mit "überaus positiver Resonanz des Verlagslektorats" ausgestattet), und hätte auch nur die klitzekleinste Aussicht auf nennenswerte Verkäufe. Haben. Sie. Nicht.


    Davon abgesehen, dass dies eine bodenlose Frechheit ist, unsere Autoren als "Schrottproduzenten" zu bezeichnen, können auch Sie die Marktchancen nicht vorhersagen. Bücher sind Geschmacksache, und wenn sie Ihnen nicht gefallen, heißt das nicht, dass sie anderen auch nicht gefallen. Das zeigt sich bei Bestsellerbüchern deutlich, von denen sicherlich auch einige von Lesern als Schrott und Mist bezeichnet werden.

  • Zitat

    Davon abgesehen, dass dies eine bodenlose Frechheit ist, unsere Autoren als "Schrottproduzenten" zu bezeichnen,


    Ich kann mich nicht daran erinnern, dies getan zu haben. Ich schrub, dass Sie "all diesen Krempel" veröffentlichen, womit ein-eindeutig gemeint war, dass eine Vorauswahl nicht stattfindet, und wenn 95 Prozent von etwas Krempel ist, liegt auch die Verallgemeinerung im Bereich der Zulässigkeit. Es ist eine bodenlose Frechheit, zu behaupten, dass alle Leute, die Manuskripte versenden, auch tatsächlich schreiben können. ;-)


    Zitat

    können auch Sie die Marktchancen nicht vorhersagen.


    Nun. Wenn mir jemand die Krakelei eines Kleinkindes vorlegt und zum Vergleich eine fein gearbeitete Statuette, wage sogar ich - als Laie in diesem Bereich - die Prognose, dass die Verkaufschancen des letztgenannten außerhalb der Familie des jeweiligen "Künstlers" weitaus höher sind. Ja, klar, es mag einen überraschenden Trend "Kiddiekultur" geben, der plötzlich die Nachfrage nach Krakeleien anheizt, aber realistisch ist das nicht.


    Davon abgesehen lässt sich die Frage doch ganz leicht von Ihnen beantworten: Wie viele Titel, die bei Novum erscheinen, werden oder wurden mehr als, sagen wir: 2000 Mal verkauft (was sehr wenig ist im Bereich Belletristik). Wie viele Exemplare werden im Durchschnitt pro Titel verkauft? Eine kurze Mail an Ihre Buchhaltung würde diese Diskussion hier vollkommen überflüssig machen. ;-)


    Davon abgesehen ist das auch ein häufig von DKZ-Verlagen kolportiertes Märchen, man könne Marktchancen nicht vorhersagen. Ganz so unberechenbar sind die Buchkäufer dann doch nicht. Und ich wage auch die Behauptung, dass die Marktchancen des Titels, den Sie mit diesem schwer verständlichen (Tendenz: sinnfreien) Text hier bewerben (von der "Novum"-Site):


    Der kurdische Wachmann, der in einer Luxuspassage seinen Dienst verrichtet, findet hier eines Tages eine Leiche. Kurz davor reflektiert er über seine erste Konfrontation mit dem Tod. Die Geschehnisse vor und nach dem Fund geben den Lesern das Gefühl, als ob eine unausgesprochene Feierlichkeit in der Luxuspassage stattfindet.


    sehr gering sind. (Zu "Tod in der Luxuspassage" von Süleyman Deveci, Novum 11/2008 - zufällig ausgewählt.)

  • da war noch die Frage offen, wie viele Autoren wirklich über den Verkauf der Bücher ihr Geld wieder herein bekommen haben. Damit könnte sich Ihre Firma wirklich brüsten. Das würde zeigen, dass es wirklich Interessenten für diese ach so tollen Texte gibt....

  • Zitat

    Original von Tom
    Und ich wage auch die Behauptung, dass die Marktchancen des Titels, den Sie mit diesem schwer verständlichen (Tendenz: sinnfreien) Text hier bewerben (von der "Novum"-Site):


    Genau solche Passagen meinte ich, als ich davon sprach, dass der Lektor anscheinend überbezahlt oder unterqualifiziert oder nicht vorhanden ist.
    Aber Literatur liegt ja im Auge des Betrachters :bonk


    Ich finds nach wie vor schade, dass die Aussage zur Auflage nicht wirklich geklärt ist.
    Allerdings geh ich davon aus, dass meine letzte Auslegung zu diesem Thema richtig ist.


    Der Autor weiß nicht, wie hoch die Auflage ist.
    Und Sie werden den Teufel tun und ihn aufklären, dass die Vorbestellung bei 46 Stück liegen und danach nichts nennenswertes mehr geordert werden wird.

  • @Treogon: "Lektor" ist kein Ausbildungsberuf und keine geschützte Berufsbezeichnung. Wenn jemand eine Firma betreibt, die sich als Verlag ausgibt, kann derjenige auch Leute einstellen und sie "Lektoren" nennen. Es ist also möglich, dass der von mir zitierte Text tatsächlich von jemandem stammt, an dessen Büro ein Schild mit der Aufschrift "Lektor/Editor" hängt. :grin

  • Da darauf vom Verlag noch nicht eingegangen wurde, wiederhole ich die Frage mal:


    Zitat

    Original von Dichterdämon
    Einverstanden. Niemand erwartet von Ihnen, daß Sie hellsehen.
    Dafür aber können Sie sicher auf Erfahrungen aufbauen.
    Also, wieviel Ihrer Autoren (bitte keine Namen) haben bisher ihren Einsatz von fast 5000 Euro wieder heraus bekommen und eventuell sogar noch verdient?

  • Zitat

    Original von Tom
    @Treogon: "Lektor" ist kein Ausbildungsberuf und keine geschützte Berufsbezeichnung.


    Nein, aber es gibt tolle Bücher.
    Da können sich selbst Quereinsteiger die benötigten Fähigkeiten autodidaktisch beibringen :lesend
    Vielleicht sollte ich mal so ein Buch für die armen Leute von Novum bestellen...
    So als kleines Zeichen, dass ich es nicht grundsätzlich böse meine

  • Da mehrfach angesprochen wurde, daß es sich um einen angemessenen Preis für eine Dienstleistung handelt:
    Überweisen Sie mir 5000 Euro und ich stelle Ihnen meine Manuskripte als Dienstleistung meinerseits zur Verfügung. Die Kontonummer kann ich Ihnen dann per Mail schicken :-] :-] :-] :-] :-] :-] :-] :-] :-] :-]

  • Hallo, Dichterdämon.


    Bei einem Titel, der für 15 Euro angeboten wird und bei dem der Autor zehn Prozent vom Netto-Ladenpreis (Läden! Juhu!) bekommt, liegen die Tantiemen pro Stück bei 1,40 Euro. Das wären über 3.500 verkaufte Exemplare bis zum Break-Even. Bei zwanzig Prozent wären es immer noch 1.750 Exemplare. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, glaube aber nicht, dass es irgendeinen bemerkenswert viele Titel im Novum-Sortiment gibt, die solche Verkaufszahlen erreicht haben. ;-)

  • Man könnte dem Lektor - oder wer auch immer diesen Job dort macht - auch mal den Tipp geben, dass nach einem Doppelpunkt ein Leerzeichen kommt. Auf der Verlagsseite war dafür aber vielleicht auch nur kein Platz, dass es so aussieht:


    Autor:Nastassia Puroma
    Autor:Wolfgang Bader (Hrsg.)
    Autor:Wolfgang Bader (Hrsg.)
    Autor:Elisabeth Sallinger
    Autor:Inga Kozuruba
    Autor:Anton Wolf


    Das ist jetzt nur die 1. Seite, aber ich gehe davon aus, dass das Leerzeichen bei den anderen ebenso fehlt.
    Dass es dort hingehört, sollte ein Lektor wissen.

  • Habe noch mal über die ganze Geschichte nachgedacht und weigere mich jetzt sogar, diesen Verlag als Dienstleisungsunternehmen zu sehen.
    Denn welchen Dienst bietet der Verlag dem Autoren denn?


    @ Tom und Leserättin:
    Wir hatten vor einiger Zeit schon mal die Diskussion, weil ich bei dem Verlag, bei dem ich publiziere, einen Teil der Druckkosten mit trage. Hier ist genau das Beispiel, das ich meinte:
    Ich weiß, daß ich selbst mit wenigen verkauften Büchern mein Geld schnell wieder zurück habe.
    Deshalb denke ich, Druckkostenzuschuss bedingt, wenn ich überzeugt bin, daß der Verlag in meinem Interesse und im Interesse der Leser die Bücher auswählt und bearbeitet.
    Einen Verlag dafür bezahlen, daß er meine Bücher nimmt absolut NEIN

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Man könnte dem Lektor - oder wer auch immer diesen Job dort macht - auch mal den Tipp geben, dass nach einem Doppelpunkt ein Leerzeichen kommt.


    Das liegt bestimmt daran, dass der Lektor sich total für seine Autoren verausgabt und für so schnöde Nebensächlichkeiten schlicht keine Zeit hat. Der verliert sich ja in den Dienstleistungen Korrektorat, NDR, Lektorat.....tbc


  • Hallo, Leserättin, gib doch bitte einen Link oder die URL an - ich habe diese Aufstellung mit den fehlenden Leerzeichen nicht gefunden.
    So wie die Liste aussieht, kann es ein einfaches Programmierproblem sein, das beim Generieren einer Liste aus einer Datenbank schlicht das nicht "gesicherte" Leerzeichen schluckt.
    Dafür habe ich aber einen Link zu den "AGB's" entdeckt. Jaaaa, da ist mir doch gleich viel wohler, wenn ich weiß, dass selbst das unscheinbare Apostroph eine liebevolle Heimstatt gefunden hat auf der Website des novum verlags.


    Allerdings glaube ich, dass es gar nicht möglich ist, eine Website ohne Setz- oder Schreibfehler zu gestalten. Das Titelbanner unseres geschätzten Eulennestes ist auch nicht frei von ersterem.


    *


    Ich frage mich jedoch mehr und mehr, was wir mit dieser Diskussion eigentlich erreichen wollen?


    Warnen vor unschönen Methoden? Das geschieht sowieso auf der Eulensite.


    Bekehren des "Sünders"? Das schaffen wir nicht, wer genügend Gänse beliebigen Geschlechts findet, die goldene Eier produzieren, wäre blöd, die zu verscheuchen.


    Was wir hier hauptsächlich produzieren, sind Google-Treffer. Je mehr Postings in diesem Fred, desto mehr Trefferzahlen, wenn jemand in der Suchmaschine seines Vertrauens den Verlag eingibt. Dass viele Treffer für schlichtere Gemüter automatisch eine gewisse Seriosität und Verlässlichkeit zu bedeuten scheinen, ist das eine.


    Zudem sorgen wir (ja ich mit, ich weiß) eigentlich nur dafür, dass dieses eine spezielle Unternehmen im Gespräch bleibt.

    Wer einmal aus dem Schrank ist, passt nicht mehr in eine Schublade.
    Aber mein Krimi passt überall: Inge Lütt, Eine Bratsche geht flöten. ISBN: 978-3-89656-212-8. Erschienen im Querverlag