476 Seiten, gebunden
Verlag: Ravensburger Buchverlag, 2007
ISBN-13: 978-3-473-35272-2
Kurzinhalt / Klappentext
Die Invasion der dunklen Nebelkönigin Morgoya hat begonnen. Stadt für Stadt fällt ihrem Schattenheer zum Opfer. Der junge Feuermagier Kai ist die einzige Hoffnung der freien Völker, denn er ist die Letzte Flamme - jenes Wesen, das nach einer alten Prophezeiung die Welt vor der Finsternis retten wird. Um Morgoya aufzuhalten, machen sich Kai und seine Gefährten auf, einen geheimen Plan des Däumlingsmagisters Thadäus Eulertin auszuführen. Ihre Mission führt sie nach Albion, in das Herz des Bösen: die geheimnisumwitterte Wolkenfestung Morgoyas. Dort nimmt Kais Geschichte eine schicksalhafte Wendung.
Über den Autor
Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren und lebt heute in Hamburg. Bekannt wurde er als Mitautor des bekannten Fantasy-Rollenspiels „Das schwarze Auge“. Nachdem er einige Jahre als Lektor und Dramaturg tätig war, arbeitet er heute hauptberuflich als Roman-, Spiele,- Theater und Drehbuchautor. „Die Chroniken der Nebelkriege“ sind seine erste Arbeit im Bereich des Jugendbuches.
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Meine Meinung
Jetzt wird es schwierig. Denn ich habe eine Meinung, doch die ist zweigeteilt, und ich konnte mich bisher nicht entscheiden, welcher ich den Vorzug geben soll.
Vom ersten Band „Das unendliche Licht“ war ich einfach nur begeistert.
Der zweite "Der eisige Schatten" hielt diese Begeisterung aufrecht. Dessen letzter Satz lautet: „Und die Dunkelheit zog herauf.“
Die Dunkelheit hat mich in diesem dritten Band nicht mehr verlassen. Doch der Reihe nach.
In der Leserunde zu diesem Buch hat sich der Autor ausführlich über Motive und Hintergründe, und auch die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bänden geäußert; ich kann die Lektüre dieser Erklärungen nur empfehlen. Das Buch ist sehr gut und flüssig geschrieben, die vielen (zwangsläufig vorkommenden) grausamen Szenen in einer Sprache, die - und das meine ich als großes Lob, weil das heute nicht mehr selbstverständlich ist - wirklich jugendfrei ist. Der ganze Aufbau (und das betrifft die gesamte Trilogie) entwickelt sich folgerichtig auf das Finale, das über hundert Seiten in Anspruch nimmt und in einem Rutsch gelesen werden sollte, hin.
Die wesentlichen Protagonisten kennen wir ja schon, einige neue kommen hinzu. Ich finde sie gut und plastisch geschildert, so daß wir sie uns sowohl was das Aussehen als auch was den Charakter betrifft, gut vorstellen können. In diesem Buch beginnt der Nebelkrieg, und die Teilahme an einem solchen läßt wohl niemanden unverändert. Auch Kai nicht. Er wird vom Jüngling zum Mann, der sich einer Aufgabe stellen muß, die ausschließlich von ihm allein bewältigt werden kann. Die Entwicklung, dieses Wachsen an den Herausforderungen, konnte ich gut nachvollziehen. Fi kam mir in diesem Band leider etwas zu kurz, aber das war wohl nicht anders machbar. Nur eines sei noch erwähnt, mein besonderer Liebling war das Einhorn. (Aber mehr möchte ich nicht sagen, da das auf zu viele Spoiler hinaus liefe.)
Das Buch ist klasse geschrieben, die Welt des Unendlichen Lichts enthüllt ihre letzten Geheimnisse, und alles fügt sich zusammen, und es gibt so manche dicke Überraschung. Inhaltlich und thematisch empfinde ich eine gewaltige Qualitätssteigerung (wenn man dieses Wort in diesem Zusammenhang benutzen darf) im Vergleich zu den ersten beiden Bänden. Aber warum bin ich mir dann so unsicher?
ZitatThomas Finn
Kriege SIND schlimm. Auch in der Fantasy darf man diese Thematik nicht verharmlosen.
Zitat aus der Leserunde
Thomas Finn hat diese Thematik nicht verharmlost. Ohne unnötige Brutalität, ohne Ergehen in Grausamkeiten, kam eines durch: Kriege SIND schlimm. Er führt uns das deutlich vor Augen.
Vielleicht haben die „Chroniken der Nebelkriege“ mehr mit unserer realen Welt zu tun, als es auf den ersten Blick scheinen will. Der dritte Teil hat, allein schon weil in diesem Teil die eigentlichen Nebelkriege stattfinden, zu den beiden vorigen einen Bruch. Wesen verschiedenen Glaubens, Rasse, Art arbeiten zusammen an einem einzigen und gemeinsamen Ziel. Nicht alle kommen dort an. Das könnte durchaus eine Metapher, ein Lehrstück für unsere zerrissene Zeit, die in ihren eigenen „Nebelkriegen“ gefangen ist, sein.
Und genau da ist mein Problem. Wenn ich in einem Buch versinke, will ich die reale Welt vergessen; ihr entfliehen, wenn man so will. Vor allem, wenn ich mich in eine Fantasy-Welt begebe. Ich suche dann etwas, was sich deutlich von der harten Realität abhebt und unterscheidet. Wo es zumindest auf dem Papier am Ende gut, ich meine richtig gut, ausgeht. (Das schließt nicht aus, daß am Ende alle Protagonisten tot sind - siehe Richard Mathesons „Somewhere In Time“, Buch und Film, keine deutschen Ausgaben). Um der Zerrissenheit und Brutalität unserer Zeit zumindest für eine Weile zu entkommen.
Und genau das ist mir mit diesem Buch nicht gelungen. Am Ende bin ich auf dem harten Boden der Realität gelandet - dem Boden, dem ich doch eigentlich entfliehen wollte.
Und so bleibt meine Meinung zwiegespalten, wenn man so will, zerrissen.
Es ist ein wirklich gutes Buch, ein würdiger Abschluß für eine Trilogie. Und dennoch läßt es mich verstört, zerrissen zurück.
PS.
Ich weiß, daß ich kein typischer Leser unserer Tage bin, und daher mit meiner Meinung vermutlich ziemlich alleine stehe. Damit kann ich leben. Laut Klappentext von „Der Eisige Schatten“ schrieb der „Buchmarkt“ über „Das Unendliche Licht“: „Dieses Buch ist einer der besten, spannendsten und anspruchsvollsten Fantasyromane, den ich je gelesen habe.“ Dem kann ich trotz allem auch in Bezug auf „Die Letzte Flamme“ nur uneingeschränkt zustimmen. Auch, oder gerade wegen meiner aufgeführten Probleme. Ich wünsche dem Buch (und der Trilogie) von Herzen möglichst viele Leser, weil ich denke, daß eine Menge an Nach- und Bedenkenswertem darin enthalten ist. Allerdings halte ich die Verlagsangabe „Ab 12“ für nicht günstig; ich persönlich würde den dritten Band etwa ab 16 Jahren ansetzen. (Warum der Verlag auf seiner Homepage für die ersten beiden Bände „Junge Erwachsene“, für diesen aber „Ab 12“ angibt, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Aber nicht alle Rätsel müssen gelöst werden.)
Noch ein PS.
Man möge aus meinen Bemerkungen über das Ende bitte nicht auf einen Spoiler zum Buch schließen. Das muß schon jeder selber lesen, um zu wissen, wie es ausgeht.
Kurzfassung:
Ein anspruchsvoller Fantasyroman und würdiger Abschluß der Nebelkrieg-Trilogie.
Warum entdecke ich Schreibfehler nie beim Korrekturlesen vor Beitragserstellung?