Martina Borger - Lieber Luca

  • Über die Autorin
    Martina Borger, 1956 in Bayern geboren, absolvierte eine Ausbildung als Produktionsassistentin in einer Filmproduktion und besuchte im Anschluss daran die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitete als Journalistin, Dramaturgin und Filmkritikerin, bevor sie sich aufs Drehbuchschreiben verlegte. Gemeinsam mit Maria Elisabeth Straub veröffentlichte sie 2001 ihren ersten Roman ›Katzenzungen‹, dem ›Kleine Schwester‹ (2002) und ›Im Gehege‹ (2004) folgten. Neben Romanen und Erzählungen schreibt Martina Borger auch weiterhin Drehbücher. Sie lebt in München.


    Klappentext
    Diese Briefe sind für eine rote Keksdose bestimmt und nicht für ihren Adressaten. Denn sonst würde Simone niemals zu Papier bringen, was sie ihnen anvertraut. Die Geschichte einer großen Liebe, einer ebensolchen Kränkung und der Versuch, dem Leben eine neue Wendung zu geben.


    Plötzlich drängen die Erinnerungen aufs Papier, sie versetzen ihre Schreiberin und den Leser gleichermaßen unter eine Hochspannung, die erst nachlässt, wenn das Seelendrama enthüllt und der so lange unter Verschluss gehaltene Schmerz eingestanden ist. Eine kunstvoll aufgebaute allmähliche Eskalation zu einem familiären ›worst case‹ – mit so viel komischen und anrührenden Momenten, dass der Leser nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll.


    Meine Meinung
    Seit ewigen Zeiten SUBt bei mir das Buch "Katzenzungen" des Autorenduos Borger & Straub - jetzt ist ihm dieses Solowerk von Martina Borger doch zuvorgekommen. Ich habe nur danach gegriffen, um die paar Tage bis zum Eintreffen von Nicoles "Haus der Spione" zu überbrücken (das jetzt da ist, da werde ich nun die Leserunde von hinten aufrollen - aber das ist wieder ein anderes Thema... :-) )


    Ein dünnes Buch ist es nur, der liebe Luca und doch hat er mehr Inhalt, als man auf den lediglich 206 Seiten vermutet. Es ist ein Briefroman, was ja nicht jedermanns Sache ist. Doch man liest nur die langen Briefe, die Simone beginnt, an Luca zu schreiben. Doch wer ist Luca? Ein Mann? Diese Frage beantwortet sich erst im Laufe des Buches (außer, man hat vorher zuviel bei Amazon über das Buch gelesen - wer sich für das Buch interessiert, sollte das daher nicht tun!).


    Nüchtern, schreibt Simone und sperrig. Fast schon kühl erzählt sie aus ihrem Leben heute und blickt ins gestern zurück. Fast meint man, die Frau ist nicht zu tieferen Gefühlen fertig. Auch die Art, wie sie lebt, verleiht dem Leser das Gefühl, ihr ist alles egal und das Leben hält keine wirklichen Höhepunkte mehr für sie bereit.


    Doch mit jedem Brief erfährt man mehr über das, was passiert ist und was aus der lebensfrohen jungen Frau von einst die verbitterte Simone von heute gemacht hat. Wird es ihr gelingen, ihren selbstgebauten Teufelskreis zu durchbrechen und wieder ins "wirkliche" Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zurückzukehren?


    Tja... das lest mal schön selbst nach. :grin


    Ein Buch, das sich nichts für alle Tage ist - wenn man eh schon mit dem Schicksal hadert, wird man nach der Lektüre möglicherweise aus dem Kellerfenster springen wollen. Oder auch nicht. Seht selbst.


    Mir hat es gefallen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Doch wer ist Luca? Ein Mann? Diese Frage beantwortet sich erst im Laufe des Buches (außer, man hat vorher zuviel bei Amazon über das Buch gelesen - wer sich für das Buch interessiert, sollte das daher nicht tun!).


    Wer sich für das Buch interessiert, geht am besten überhaupt nicht zu Amazon, da steht der Spoiler nämlich gleich im ersten Satz. :fetch

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • @ Mary Read


    Im Buch selbst wird einem das schon auch klar - aber ich fand es schöner, es eben nicht bereits vor dem Lesen der ersten Seite zu wissen. ;-) Also, da ist amazon echt bescheuert. :fetch

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das ist wirklich ein schmales Büchlein, das man ruckizucki mal so zwischendurch einschieben kann... dafür ist der Inhalt umso gewichtiger. So wie Batcat es schon oben beschrieben hat, so kam es auch bei mir an: teilweise anscheinend sehr unterkühlt, sehr arrogant und sehr hart auch gegen sich selbst, so ist die Autorin dieser Briefe. Manchmal hatte ich das Bedürfnis, ins Buch zu klettern und sie zu schütteln, manchmal hatte ich aber auch Verständnis für ihre Entwicklung, da sie eben ein sehr konsequenter Mensch zu sein scheint.


    Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist die Beschreibung im Klappentext, ich zitiere: mit so viel komischen und anrührenden Momenten, daß der Leser.... Also ich habe nicht einmal richtig gelacht während des Buches und als komisch würde ich keine der geschilderten Situationen beschreiben, eher als "tragisch".


    Fazit: für Liebhaber von Briefromanen sowieso ein Muß, aber auch sonst empfehlenswert!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Fritzi ()

  • Zitat

    Original von Fritzi


    Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist die Beschreibung im Klappentext, ich zitiere: mit so viel komischen und anrührenden Momenten, daß der Leser.... Also ich habe nicht einmal richtig gelacht während des Buches und als komisch würde ich keine der geschilderten Situationen beschreiben, eher als "tragisch".


    Fazit: für Liebhaber von Briefromanen sowieso ein Muß, aber auch sonst empfehlenswert!


    :write :writeDa kann ich mich Fritzi nur anschliessen. Gelacht habe ich während der Lektüre auch kein einziges Mal.


    Ich habe das Buch im Rahmen meines Alt-SUB-Abbau-Projektes gelesen und mir hat es wirklich ausgesprochen gut gefallen.
    Simone wird sehr ehrlich und überzeugend dargestellt - wie sie durch die Briefe an Luca ihre neu gewonnenen Erkenntnisse gegenüber sich selbst aufarbeitet und dabei lernt, wieder "zu leben" ist perfekt und rundum glaubhaft dargestellt.


    9 von 10 Punkten für dieses kleine, aber feine Büchlein.