Dan Simmons: Kinder der Nacht

  • Kurzbeschreibung bei amazon:
    Graf Dracula lebt! Tief in den unzugänglichen Regionen Rumäniens regt sich eine Macht, die das Ende der Welt, wie wir sie kennen, bedeuten kann ...
    Mit Kinder der Nacht legt der Autor der Bestseller "Im Auge des Winters" und "Sommer der Nacht" den ultimativen Vampir-Roman vor: düster, packend, nervenzerreißend - "Kinder der Nacht" ist einer der spannendsten Romane, die überhaupt je geschrieben wurden.


    Klappentext:
    Rumänien nach dem Zusammenbruch des rumänischen Regimes: Während der Arbeit an einem Forschungsprojekt fällt der amerikanischen Ärztin Kate Neuman bei einem Waisenjungen eine merkwürdige Blutstruktur auf. Sie adoptiert den Jungen und nimmt ihn mit in die USA. Ein fataler Fehler - denn der Junge ist ein Vampir und sein Vater ist kein Geringerer als Graf Dracula.


    Meine Meinung:
    Ich habe erst überlegt, wohin das Buch gehört. Aber trotz der Beschreibung bei Amazon gehört es meiner Meinung nach nicht in die Sparte Horror. Auch ist es kein Fantasyroman. Ich denke, bei den Thrillern ist es gut aufgehoben. Es stimmt, dass "Kinder der Nacht" düster, packend und nervenzerreißend geschrieben ist. Aber es ist nicht der "ultimative Vampirroman", trotz Graf Dracula Vlad Tepes.
    Hier geht es nicht um Vampire, wie man sie sonst aus Büchern oder Filmen kennt. Hier sind die Vampire Mitglieder einer alten, rumänischen Familie und man nennt sie Strigoi. Sie brauchen zwar Menschenblut, weil sie an einer sehr seltenen Blutkrankheit leiden und nur durch das Trinken von Blut weiterleben können. Ansonsten hat Simmons Vlad aber nicht viel gemeinsam mit Vampiren anderer Geschichten oder Stokers Dracula. Stellenweise erinnert die Geschichte eher an "Der Historiker", besonders in den Erinnerungen Vlad Tepes' und natürlich den Beschreibungen Rumäniens, in den Erwähnungen der Orte Tirgoviste und des Schlosses am Fluss Arges. Hier gibt es sehr interessante Einblicke in das Leben des historischen Fürsten Transsilvaniens, Vlad Dracula.


    Im ersten Drittel des Buches wird meiner Meinung nach zuviel mit medizinischen Begriffen um sich "geschmissen", als es um die Erforschung von Joshuas Krankheit geht. Aber da dies für den Verlauf der Geschichte wichtig ist, kann man darüber hinwegsehen.
    Die Hauptpersonen Kate Neuman und Pater Mike O'Rourke sind auf jeden Fall sehr sympathisch und auch, wenn ich bis zuletzt bei Lucian nicht wusste, ob er zu den Guten oder Bösen gehört, mochte ich ihn.


    Fazit:
    Wer nicht einen Vampirroman wie "Dracula" erwartet, sondern einen spannenden Thriller, der auch Platz für Gefühle lässt, der wird nicht enttäuscht werden.
    Ich habe es jedenfalls nicht bereut "Kinder der Nacht" gelesen zu haben, auch wenn ich das Buch mit anderen Erwartungen begonnen habe. ;-)

  • Guten Abend @ Jenks :wave


    Ich heute dieses Buch gefunden und mal ein bisschen drin geschmökert, mir hat es sofort zugesagt. :grin
    Aber deine Rezi hat mich ein wenig irritiert, wird in diesem Buch nicht sonderlich auf Vampire eingegangen???


    Ich bin schon gespannt auf deine Antwort. :wave

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Jenks
    Unter "Horror" hätte ich es auch nicht eingeordnet :-) . Thriller passt schon.


    Ich bin ein großer Dan-Simmons-Fan, aber dieses Buch zählt für mich nicht zu seinen besten. Die Idee fand ich gut, auch kommt man in den Genuß von Simmons' Erzählkunst (ich hatte zeitweise das Gefühl, in Rumänien zu sein), aber die ganze Geschichte war mir persönlich zu lang. Die medizinischen Überlegungen bei der Erforschung der "Vampir-Krankheit" mögen wichtig für die Handlung sein - verstanden habe ich davon aber nur Bruchteile.


    Lese Maus
    Die Vampire sind in diesem Buch, wie Jenks schon schrieb, ganz anders als in anderen Büchern, es sind Menschen mit einer Krankheit. Wer lieber über einen "typischen" Blutsauger lesen will, der sollte zu einem anderen Buch greifen.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Lese Maus
    Guten Abend @ Jenks :wave


    Ich heute dieses Buch gefunden und mal ein bisschen drin geschmökert, mir hat es sofort zugesagt. :grin
    Aber deine Rezi hat mich ein wenig irritiert, wird in diesem Buch nicht sonderlich auf Vampire eingegangen???


    Ich bin schon gespannt auf deine Antwort. :wave


    Bei diesen Vampiren darfst Du keinen Eric, Jean-Claude oder Edward erwarten. :zwinker Dann wirst Du enttäuscht sein.
    Wie Aeria schon sagt, Simmons Vampire sind anders. Ihre Blutgier wird auf eine Krankheit zurückgeführt.
    Nichtsdestotrotz ein gutes Buch und man lernt einiges über Rumänien und die politische Geschichte nach dem Putsch.


    @ Aeria: Außer diesem Buch habe ich noch keins von Dan Simmons gelesen, daher kann ich nicht sagen, ob es eines seiner guten oder schlechteren Bücher ist.

  • Hallo @ Aeria und Jenks :wave :wave


    Danke für eure Antworten. :grin
    Hm, aber nachdem was ihr geschrieben habt, bin ich nicht mehr so begeistert von diesem Buch. :-(
    Ich glaube, wenn überhaupt, werde ich noch mit dem Kauf warten. :gruebel
    Denn so wie in diesem Buch dann Vampire beschriebn werden, ist es nix für mich. :nono
    Naja, mal schauen. ;-)
    Danke nochmal! :grin :wave

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    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Vampirbuch mit wenig Biss


    Rumänien, kurz nach dem Zusammenbruch des Sozialismus' - Kate Neumann, eine Hämatologin aus den USA, ist zwischen Schmutz, Korruption und Verfall in den Waisenhäusern des Landes unterwegs und begegnet erschütternden Verhältnissen. Sie findet den kleinen, ausgemergelten Joshua, der in seiner Entwicklung weit zurückgeblieben ist und bald sterben wird, wenn er keine Hilfe bekommt, und zwar eine Form von Hilfe, die ihm im Chaos des ehemaligen Ostblockstaates nicht zuteil werden kann. Kate adoptiert Joshua gegen den erstaunlicherweise nur zaghaften Widerstand der Behörden und bringt ihn in die Staaten, wo sie feststellt, dass sich das Immunsystem des Säuglings auf fantastische Weise regeneriert, sobald er Bluttransfusionen bekommt. Mehr noch, Joshua verfügt über eine Art Schattenorgan im Magenbereich, das offenbar dafür verantwortlich ist, dass das Kind durch fremdes Blut lebt. Die Wissenschaftlerin sieht sich kurz davor, ein Heilmittel gegen AIDS und Krebs zu finden, denn verantwortlich für Joshuas erstaunliche Selbstheilungskräfte scheinen zwei körpereigene, durch einen Gendeffekt entstandene Retroviren zu sein, die jede Art von Eindringling in Windeseile fast spurlos vernichten. Doch dann brechen schwarze Gestalten in Kates Haus ein, töten Ex-Mann und Freundin - und entführen Joshua. Die Spur führt zurück nach Rumänien. Die beherzte Wissenschaftlerin folgt der Spur ...


    Ich mag Vampirromane nicht, denn das Genre wirkt eng, seine Grenzen sind dicht abgesteckt; dieses Buch habe ich auch nur gelesen, weil es von Dan Simmons ist, den ich für seine anderen Romane bewundere. Moderne Vampirromane versuchen, der Monokultur mit Humor und ähnlichen Mitteln entgegenzuwirken, meistens leider, ohne wirklich Neues zu bieten, aber Simmons hat einen völlig anderen Ansatz gewählt, nämlich denjenigen der wissenschaftlich nachvollziehbaren Erklärung. Ob sie das wirklich ist, wage ich nicht zu beurteilen, denn ich bin kein Wissenschaftler. Aber die geschilderten Zusammenhänge wirken nachvollziehbar, ernst- und glaubhaft. Verbunden mit sehr gründlicher Recherche auch über die Ursprünge der grassierenden Vampirmythen liefert Simmons dieserart eine Version, die fast auf alle gängigen Klischees verzichtet, zumindest in Bezug auf die Hintergründe. Die vordergründige Story allerdings leidet darunter sehr. Die Mühe, die sich der Autor bei der Recherche und der Entwicklung der Grundidee gegeben hat, lässt er bei der eigentlichen Dramaturgie des Buches vermissen. So gibt es ermüdende und sich wiederholende Verfolgungsjagden, überraschende Wendungen, die eigentlich niemanden wirklich überraschen, romantische Verstrickungen und nicht zuletzt einen hollywoodreifen Showdown.


    Der Roman ist in den frühen Neunzigern entstanden und war in Deutschland lange Zeit nicht verfügbar. Erst der große Erfolg von Simmons neueren Büchern hat Heyne dazu bewogen, "Kinder der Nacht" wieder aufzulegen. Der Lesespaß hält sich allerdings in Grenzen. Das Buch fußt zwar auf einer überzeugenden Idee, seine Handlung aber ist das nicht immer. Zuweilen wirkt es ein wenig zäh, überladen mit Schilderungen belangloser Orte, bemüht düster - allerdings ohne je "Horror" zu sein - und eher unspannend. Stilistisch gehört es ganz sicher zu den schwächsten Büchern von Simmons. Aber im Vergleich zu anderen Vampirromanen ist es vermutlich dennoch ein Edelstein. Und gebissen wird in diesem Buch: Niemand.