Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: C. Bertelsmann 2007
ISBN: 978-3570009604
Fast täglich berichten die Medien im Wirtschaftsteil der Nachrichten von Stellenabbau, Unternehmensverlagerungen oder Verschlankung von Organisationsstrukturen. Einkäufer und Vertriebsmitarbeiter, Buchhalter und Controller werden durch moderne Informationstechniken verdrängt. Können Abläufe nicht automatisiert werden, verlagert man sie in Länder, in denen die Personalkosten weitaus geringer sind. Von den 18 Millionen Angestelltenjobs in Deutschland ist jeder Zweite in Gefahr.
Kritisch betrachtet Günter Ogger die Zustände in den verschiedenen Branchen. An konkreten Beispielen und unter Nennung von Personen und Firmen zeigt er auf, wie Stellenabbau betrieben wird und die Mitarbeiter häufig vor die Entscheidung gestellt werden, entweder länger für weniger Geld zu arbeiten oder den Job zu verlieren. Dabei beleuchtet er die Rollen, die Manager, Gewerkschaften und auch Politiker dabei spielen und findet auch Bezüge zu den aktuellen Korruptionsskandalen.
Die Zukunft der abgestellten Angestellten sieht der Wirtschaftsjournalist in Zeitarbeitsfirmen, in befristeter und Teilzeitarbeit und in der weiteren Verbreitung von Minijobs. Eine Zunahme von so genannten „prekären“ Arbeitsverhältnissen, die kaum soviel abwerfen, dass es zum Leben reicht, ist unausweichlich. Der Mittelstand bricht langsam weg und wie zum Hohn für die Betroffenen werden und wurden Entlassungen mit Kursgewinnen an den Börsen belohnt.
„Der Niedergang der Arbeiterklasse erscheint harmlos im Vergleich zu dem Drama, das die rund 18 Millionen Angestellten erfasst hat: Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes wird unser Land gründlicher verändern als die Wiedervereinigung.“
Um den Verfall des Angestelltentums zu erklären, blickt Günter Ogger in der Geschichte weit zurück und beschreibt den kontinuierlichen Aufstieg und die Entwicklung dieses Standes. Er nennt Privilegien, die den Angestellten in vergangenen Zeiten sicher waren und beschreibt die Ängste, die diese Beschäftigten heute begleiten.
Der Autor zeigt nicht nur mit dem Finger auf eine Wunde der deutschen Wirtschaft. Er analysiert, hinterfragt, sucht Ursachen und findet Antworten. „Die Abgestellten“ ist ein sehr zeitnahes, aktuelles Buch. Viele Sachverhalte sind zwar aus Presse, Rundfunk und Fernsehen bekannt. Die Hintergründe dazu verdeutlicht Günter Ogger auf verständliche und nachvollziehbare Weise.
Ich empfand dieses Buch als sehr nachdenklich machend und fast schon bedrückend. Denn eine Problemlösung zeichnet sich nur dahingehend ab, dass die Angestellten selbst durch deutlich mehr Flexibilität, Spezialisierung und den Verzicht auf traditionelle Karrieren eine Zukunft haben.
Günter Oggers Werk ist aber keine Anklageschrift gegen ein Wirtschaftssystem bzw. dessen Manager. Er untertitelte sein Buch als „ein Nachruf auf den festen Arbeitsplatz“. Diesem Untertitel wird es zweifelsfrei gerecht.