Das Geheimnis des Weinbergs - Frédéric Lenoir

  • Verlag Kabel, 171 Seiten
    OT: Le secret
    Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg
    Der Roman ist bereits als Taschenbuch und als Hörbuch erschienen.


    Handlung (Rückseite)
    Ein verträumtes südfranzösisches Dorf inmitten duftender Weinberge. Als der junge Pierre hier eines Nachts ein wundersames Geheimnis entdeckt, zieht er den Neid und die Mißgunst des ganzen Dorfes auf sich…
    Eine Parabel über die Kunst menschlichen Zusammenlebens


    Zum Autor laut Klappentext:
    Frédéric Lenoir, geboren 1962 in Madagaskar, lebt in Paris und bei Fontainbleau.
    Schon früh fasziniert von Philosophie, Psychoanalyse und Spiritualität, studierte er in Fribourg Soziologie und Philosophie, um dann Reisen nach Indien, Israel und zu christlichen Klöstern zu unternehmen Seit 1992 Consultant des französischen Unternehmerverbands; dies ist sein erster Roman.


    Meine Meinung:


    Wer Paulo Coelho und Eric Emmanuel Schmitt mag, der ist bei Frederic Lenoir vielleicht genau richtig, da der Autor ebenfalls Spiritualität im Alltag und soziale Themen beschreibt, dabei aber weniger weichgespült vorgeht.
    Die Übersetzung des liebenswerten, französischen Romans von Carina von Enzenberg, die auch schon z.B. Javier Marias, Jean Rouaud und Agota Kristof übersetzte, wirkt auf mich gelungen, soweit ich das beurteilen kann, zumindest sind die Atmosphäre und der besondere Ton des Autors irgendwie spürbar.


    Viel zum Lesegenuß trägt auch die liebevolle Gestaltung des kleinen Hardcovers mit schönen Titelbild und Lesebändchen bei. Sehr gute Arbeit des Verlags.


    Das Geheimnis des Weinbergs bestimmt das Leben von Pierre, der schon als Junge durch seine Sensibilität und Verbundenheit mit der Natur zum Außenseiter wurde.
    Lenoirs Erstlingswerk ist weniger überfrachtet als sein Magnum Opus Das Orakel der Heilerin. Das ergibt sich natürlich auch schon aus der Kürze des Romans
    Aber in beiden Romanen steht der Protagonist zwischen mehreren Frauen.


    Hier sind es Pauline und Lisa, die Pierre aus unterschiedlichen Gründen lieben, ablehnen oder mögen.


    Sein Status im Dorf wird durch eine Interpretation von Matthäus 6,21 geprägt.
    „Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz“ ist gleichzeitig Untertitel des Romans.
    Die Dorfbewohner nehmen einen Schatz in Form materiellen Reichtums an, den Pierre auf einem verlassenen Steinacker gefunden hat. Die Leser vermuten gleich, dass es sich wohl um etwas anderes handelt Aber das bleibt vorerst das Geheimnis des Weinbergs.


    Pierre gilt im Dorf abwechselnd als armer Außenseiter, als glücklicher Erbe, als Narr der sein Erbe aufgibt, als schlauer Mann, vielleicht sogar Millionär. Und da wollen einige was von abhaben.
    Eine milde Form der Gesellschaftskritik.


    Ein gut lesbarer Roman und ein überraschendes Ende sorgen für ein paar interessante Lesestunden.