Die Freuden des Klappentextes

  • :wave Allerseits!
    Ich habe mich heute mal wieder fürchterlich geärgert, da ich gerade ein neues Buch angefangen hatte, das auf dem Tisch rumliegen hatte, und meine Augen (die lesen viel zu schnell ungefragt) von alleine mal wieder einen Satz gelesen haben, auf, ja, dem Klappentext, der mir die Geschichte bis über die Mitte des Buches hinaus vorweggenommen hat.
    Ich HASSE es.


    Ich verstehe nicht warum Klappentexte oft den Plot bis Seite 500 von 540 ausplaudern, ich weigere mich Klappentexte zu lesen, und ich werde echt sauer wenn ich über den ersten Satz im Klappentext "stolpere" und erfahre dass ein neuer Typ in dem Leben von Protagonistin X auftauchen wird, der alles verändern wird nach ihrer Enttäuschung mit Y, wenn ich noch nicht mal die Enttäuschung mit Y bis jetzt gelesen habe. :bonk


    Ja, ich will wissen auf was ich mich einlasse wenn ich ein neues Buch anfange, welches Land, welche Zeit, Liebesroman oder SciFi-Komödie, etc. Aber man soll mir nicht den Plot in 10 Zeilen vorwegnehmen, wenn der sich auf 300 Seiten entfaltet. *mitdenfüssenstampf*


    Sagt, Eulen: bin ich allein mit meiner Neurose?


    :keks :help

  • Du bist nicht allein ;-)


    Was mich aber mindestens genauso ärgert ist, wenn der Klappentext mir einen ganz anderen Eindruck vermittelt, als es das Buch nach einiger Zeit tut.
    Daher verlass ich mich beim Bücherkauf eigentlich nie nur auf einen Klappentext. Ich nehm mir lieber die Zeit und lese es ein bisschen an.

  • Der Klappentext ist keine Kurzinfo über das Buch, sondern ein Verkaufstext. Das heißt, daß alles erlaubt und möglich ist. Spoiler, schlichte Lügen und vieles mehr. Ein potentieller Buchkäufer wird durch das Cover aufmerksam und liest danach den Klappentext. Sehr viel mehr tun die meisten Spontankäufer nicht. Deshalb werden alle Kniffe eingesetzt, um ihn mit diesen beiden Elementen zum Kauf zu bewegen.


    Glaubt hier irgendjemand das, was die Werbung behauptet? :gruebel
    Ich benutze eine Zahnpasta, die "Signal Sportgel" heißt. Wer mir erklären kann, was das Wort "Sport" darin zu bedeuten hat, also welcher sportlichen Betätigung meine Zähne nachgehen oder welche Sportart ich betreiben muß, damit die Paste ihre volle Wirkung entfaltet, kann sich meiner ewigwährenden Hochachtung sicher sein.
    Ein Buch ist aus Sicht derjenigen, die von dessen Verkauf leben, eine Art Zahnpasta. Manchmal die Autoren eingeschlossen.

  • @ Tom: Na jetzt gibt es doch diese neue Zahnpasta (für morgens, anscheinend) bei der man ein so alpenfrisches Gefühl bekommt, dass einem die Haare zu Kopfe stehen und der Rachenraum sich mild gesagt vergewaltigt fühlt, man ziehe sich die Ski-Kombi an, und los zum Zähneputzen/ins metaphorische Gletscherwasser springen, Leute wir putzen nicht mehr morgens nur die Zähne, wir erleben was! :chen


    Klar, Klappentexte sind pures Marketing. Wenn der Klappentext-Verfasser einen Satz aus dem entsprechenden Buch gelesen hat ist das wahrscheinlich schon ne Leistung. Aber was ich meinte ist: ich schreib doch auch nicht auf die Dvd von "The sixth sense" "Toller Film. Am Ende merkt Bruce aber dass er schon tot ist."
    Da macht dann doch der Film keinen Spass mehr! :fetch :fetch

  • Ich hasse Klappentexte...


    bei Fantasybüchern sind die meist noch in Ordnung und man erfährt nur, welche Wesen mitwirken und in welcher Welt die Geschichte spielt und dann vielleicht noch von irgendeinem Krieg zwischen den Völkern... also soweit alles gut, es wird nix verraten und meistens stimmern diese Infos auch!


    Aber bei Thrillern krieg ich immer wieder die Krise!!!
    Erst letzens hatte ich wieder den Fall, dass das was im Klappentext stand gar nicht wirklich passiert ist... *sichaufregt* dabei handelte es sich um das Buch "Blutgier" von Joanthan Kellerman (Rezension hab ich dazu auch schon verfasst)!


    Ich hatte es bis jetzt aber noch nicht, dass zuviel über die Handlung verraten wurde...

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Die allermeisten Klappentexte sind wirklich haarsträubend!


    Am schlimmsten finde ich es, wenn "INformationen" in Form von Fragen gestellt werden, so nach dem Motto:


    "Wird er den Mörder finden, bevor der Mörder ihn findet?"


    "Werden sie das Geiheimnis lüften?"


    "Wird sie in ihm die wahre Liebe finden?"


    Man könnte endlos so weitermachen....


    Die Kotzgrenze ist da bei mir ganz schnell erreicht! :bonk

  • Da wird dann der Vorteil eines großen Subs klar. :lache


    Ich lese den Klappentext (und hab ihn ein paar Minuten später wieder vergessen) beim Kauf und stell das Buch ins Regal. Irgendwann lese ich das dann, ohne allerdings noch mal den Klappentext zu lesen.


    Oder man hat das "Glück" und hinten stehen dann nur so Aussagen wie:


    "Ein wirklich phantastisches Buch."
    Spiegel

  • Naja, ein bissi ist es auch eine Frage der Seriosität eines Verlags. Spoilern und faustdick lügen, das rächt sich. So kannste die Kunden nicht längerfristig verarschen.


    Die Braut ein wenig aufhübschen und es spannend machen, auch wenn gar nicht sooo die Luzie abgeht in dem Buch, das machen wir denn manchmal schon.


    Was gelegentlich ein Problem ist: Man muss über Bücher schreiben, die noch gar nicht fertig sind. Dann haste so'ne Art Exposee auf dem Tisch, möglichst noch in einer fremden Sprache, und wenn das Exposee nichts taugt, weißt du unter Umständen nicht, dass du grad spoilerst, weil der unheimliche Fremde, der Susannes Pläne zunichte macht und alles in Verwirrung stürzt, erst auf Seite 250 auftaucht.


    Was auch manchmal ein Problem ist: Bücher, in denen eigentlich nix passiert. Bis auf die Pointe. Ich krieg die Krätze, wenn ich diese geschwätzigen Beziehungs -und Lebenskriseschmöker auf den Tisch bekomme, in denen es auf 250 Seiten darum geht, dass Leo seine Scheidung verarbeitet, gesundheitlich Scheiße drauf ist und von der Umwelt nix wissen will. Dabei übersieht er seine nette alleinstehende Nachbarin ...


    Die Augen gehn ihm allerdings erst auf Seite 320 auf. Wenn ich die Nachbarin ins Spiel bringe, hab ich schon verloren. Aber wer möchte ein Buch kaufen, in dem es nur um einen grummeligen Typie geht, der Scheiße drauf ist?

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Die Verlagswelt wäre wohl eine schönere, wenn jeder Lektor jedes Buch, das er betreut, auch komplett gelesen hätte. Praktisch ist das bei größeren Verlagen oft ein Ding der Unmöglichkeit. Man schafft einfach nicht alles. Und wenn man von Frau XY den zehnten Band einer Reihe einkauft, weil die anderen neun sich gut verkaufen, dann gibt es andere Bücher, die dringender gelesen werden müssen, und nicht nur ein oder zwei andere, sondern so in etwa 30 Stück.


    Das entschuldigt aber natürlich keine Schlamperei bei Büchern, die zumindest ein Gutachter, Übersetzer oder Außenlektor gelesen hat oder lesen wird. Im Normalfall besteht bei uns die Chance, den Klappentext am Coverentwurf noch einmal zu prüfen und zu korrigieren.
    Was ein Spoiler ist, ist aber in der Tat manchmal gar nicht so leicht zu sehen. Deshalb gebe ich gern einen Klappentext an den Übersetzer (deutsche Autoren wollen den eh meistens sehen und können so Fehler finden), um schlimme Fehler zu vermeiden.


    Dennoch gibt es massig schlechte Texte, die selbst den Zweck eines Webetextes verfehlen, was wohl auch daran liegt, dass ein Lektor nicht automatisch ein Werbetexter ist.

  • Nunja, bei mir sind da die Gefühle gemischt, :gruebelTom gebe ich Recht, mit dem Aspekt, der Klappentext ist, ähnlich wie der berühmte Kinoteaser, Verkaufsargument.


    Andereseits gibt es Verlage, die nur einen kurzen Satz aus dem Inhalt als Klappentext verwenden, um, und dies ist eine bösartige Vermutung, sich
    literarischer zu gestalten und sich von den anderen Verlagen abzusetzen.
    So ein Satz verrät nichts über den Inhalt des Buches, der Leser muss dann auf den Inneren Klappentext (soweit vorhanden) des Schutzumschlages verlassen.
    Oder, im Falle eines Taschenbuches, ins Innere blättern.


    Das finde ich wiederum nicht so gut. :-(
    Gibt es einen goldenen Mittelweg?


    irritierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Siehe oben: Das Spoilern ist eine ungewollte Panne, weil der, der den Klappen- oder Katalog-Text schreibt, das Buch nicht gelesen hat. Aus Zeitmangel oder weil es noch gar nicht existiert. Er kriegt eine Zusammenfassung des Inhalts und es wird nicht immer ersichtlich, was da nu der Knackpunkt ist bei der Geschichte.


    Die Fernsehzeitschriften können es aber auch. Eine hat mal den Film "Das Schlemmermenü" ungefähr zusammengefasst: "Eifersüchtiger Koch tötet nacheinander seine Konkurrenten."


    Genau das isses - die Lösung des Falles, die im Normalfall nach anderthalb Stunden Filmgenuss kommt. Der Mensch, der den Vorschautext schrieb, kannte todsicher den Film nicht und hatte ein paar nackerte Zeilen Inhaltsangabe.


    So kommt so ein Murks zustande.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Zitat

    Das Spoilern ist eine ungewollte Panne, weil der, der den Klappen- oder Katalog-Text schreibt, das Buch nicht gelesen hat.


    Das ist von Verlag zu Verlag verschieden. Bei "mir" verfaßt mein Lektor die Klappentexte in Rücksprache mit mir. Dann gibt es ggf. Änderungsvorschläge von der Ausstattung und abermals Rücksprache. Aber es ist nicht so, daß die Texte von Leuten verfaßt werden, die die Bücher nicht kennen. In so gut wie allen Belletristikverlagen dürfte zumindest die Vorlage vom zuständigen Lektor kommen. Meistens gibt es schon in der Projektierungsphase eine hausinterne Beschreibung des Buches (Inhalt, Zielgruppe, Positionierung usw.), die vom Lektor kommt.

  • Bücher von deutschen Autoren werden ja auch ganz anders betreut, da wird ja oft intensiv zwischen Lektor und Autor kommuniziert, zusammen bearbeitet, etc.
    Und natürlich ist es auch das Ziel, alle Bücher zu kennen, die man betextet. Aber oft genug werden auch Titel nach dem Einkauf an einen anderen Lektor gegeben (bei Personalwechsel, Mutterschaft, Aufgabenverschiebung etc.) und der hat dann nicht immer die Zeit, das Lesen nachzuholen, wenn er den Titel nicht selbst redigiert.

  • Ich kann auch nicht verstehen warum manche Klappentexte schon so viel Inhalt eines Buches preisgeben.
    Das nimmt mir oft die ganze Spannung weg. Manchmal müsste ich das Buch gar nicht erst lesen um zu wissen worum es sich handelt, da ja sowieso im Klappentext alles von Anfang bis fast zum Ende ausgeplaudert wird. :fetch


    Natürlich mag ich Klappentexte und finde sie außerordentlich hilfreich! - Aber so lang sollten sie nicht sein ........


    Lg, TaPe :wave

  • Zitat

    Original von TaPe
    Ich kann auch nicht verstehen warum manche Klappentexte schon so viel Inhalt eines Buches preisgeben.
    Das nimmt mir oft die ganze Spannung weg.


    Das ist wie bei manchen Trailern für Kinofilme. Die zeigen da auch immer die besten Szenen, so dass man sich den Rest des Films zusammenreimen kann!


    Trotzdem les ich die Klappentexte immer wieder, denn wie soll man sonst in Erfahrung bringen, ob das Buch einem zusagt oder nicht!?! Genauso wenig schalte ich um, wenn nen Trailer im TV läuft :keks

    Starr mich nicht so an, ich bin auch nur eine Signatur.


    :lesend
    Ich lese zur Zeit
    Erlösung - Jussi Adler-Olsen

  • Mir stinkst meistens, wenn ich nach 100 Seiten immer noch Sachen aus dem Klappentext abgehandelt wird.
    Da ich ja vorrangig Thriller aller Art lese, wir das Buch doch recht langweilig.
    Auf der anderen Seite stört es mich auch,wenn einfach zuviel von der Handlung verraten wird. Dies versuch ich auch immer bei meinen Rezis zu vermeiden. Und in Leserunden lese ich erst die Kommentare, wenn ich den behandelten Teil fertig gelesen habe.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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