Jan Siebelink - Im Garten des Vaters

  • OT: Knielen op een Bed violen


    Klappentext
    Die Geschichte einer großen Liebe. Ein Mann und eine Frau. Der eine will im Jenseits überleben, die andere im Hier und Jetzt


    Eigentlich könnte Hans Sievez, Mitte Dreißig, von Beruf Gärtner, glücklich sein. Er hat seine geliebte Schulfreundin Margje geheiratet, eine kluge, attraktive Frau, hat zwei Söhne und besitzt eine eigene Gärtnerei mit Gewächshäusern und Werkstatt, mit alten Mammutbäumen, selbstgezüchteten Farnen, einem blauen Samtteppich voller Viola Cornuta im Frühjahr, leuchtend gelben Pantoffelblumen im Sommer - ein wahrer Paradiesgarten. Seine schwere Kindheit am Rande des Moors, sein strengreligiöser Vater, der Tod der Mutter sind vergessen. Doch leicht ist dieses glückliche Leben nicht: Trotz allen Fleißes bleibt der wirtschaftliche Erfolg aus. Darüber hinaus taucht eines Tages ein Freund aus seiner Lehrzeit auf: Jozef Mieras, der Laienprediger …
    Es ist die ergreifende Geschichte einer großen Liebe, von der der niederländische Schriftsteller Jan Siebelink erzählt und in die autobiographische Motive eingeflossen sind - das beklemmende Epos vom Leben und Sterben eines Mannes, der sein irdisches Glück einer extremen Form von Religiosität opfert.


    Im Garten des Vaters hat bei Erscheinen in den Niederlanden ein überwältigendes Echo in den Medien und beim Publikum (über 400.000 verkaufte Exemplare) gefunden.


    Über den Autor
    --- habe ich leider nix gefunden ---


    Meine Meinung
    Hans ist ein kleiner, schwächlicher Junge, der im Haus seines hartherzigen Vaters aufwächst. Seine beiden Brüder hat er früh verloren und auch seine Mutter, die ihn abgöttisch liebt, muß leider viel zu früh verlassen. Noch halb ein Kind verläßt er bei Nacht und Nebel sein Elternhaus, geht nach Den Haag und beginnt dort eine Lehre als Gärtner. Die Zimmerwirtin ist einerseits herzlich um ihn bemüht, läßt aber dennoch Fragen offen wie z.B. die nach ihren Beweggründen. Das wird für mich nicht hinreichen erklärt, tut aber auch weiter nichts zur Sache.


    Margje kennt Hans schon aus der Schule. Er ist sich sicher, sie eines Tages zu heiraten und läßt den Kontakt zu ihr nie abreißen. Eines Tages kommt es auch so: die beiden werden ein Paar und gründen eine Familie. Sie beginnen ganz klein, aber durch Fleiß und harte Arbeit bauen sie gemeinsam eine Gärtnerei auf.


    Jozef Miera schleicht sich in Hans’ Leben ein und beginnt- in meinen Augen – ihn wie eine Krake immer mehr zu umschlingen. Er gehört einer eigenartigen Gemeinde an und versucht, Hans nach und nach zu einem der Seinen zu machen.


    Hans ist dies unangenehm und er versucht anfangs auch mehrmals, die Kontakte zu Jozef einzuschränken (so z.B. als er sich vornimmt, daß Jozef nur dieses eine Mal bei ihm zuhause gewesen sein soll oder auch, als er beschließt, ihm Margje nie vorzustellen). Auch die Hauswirtin scheint zu ahnen, daß Jozef kein guter Umgang ist und sagt dies Hans auch: „Der will etwas von Dir“.


    Und Jozef redet auf ihn ein, will ihn bekehren. Das ist anstregend. Das ist nervig! Nicht nur für mich, den Leser, sondern auch für Hans. Hans will Jozef loswerden – aber er schafft es nicht.


    Später: Er ist verheiratet, hat ein Haus, einen Sohn, später kommt noch ein zweiter Sohn dazu. Das Leben ist nicht leicht, man schlägt sich so durch. Hans läßt sich viel gefallen, viel zu viel. Er ist gewohnt, zu funktionieren und leistet keinen Widerspruch.


    Nach Jahren taucht Jozef wieder auf und schleicht sich wieder ein, auch ihm hat er nichts entgegenzusetzen, obwohl er den Kontakt anfangs gar nicht will. Jozef, der Sektierer, der zu allem einen Spruch Gottes parat hat. Jozef erzählt von einem Laienprediger. Und so wie steter Tropfen den Stein höhlt, verfällt Hans langsam Jozefs Weisheiten. Heimlichkeiten hat er vor seiner Frau, weil so, wie er es selbst nicht vor sich zugeben möchte, auf Jozef’ Weisheiten anzuspringen, will er es vor seiner Frau nicht zugeben. Ein gefährlicher Weg...


    Ich möchte Jozef schütteln! In den folgenden Jahren werden wir Zeuge, wie sich Hans immer mehr von Jozef und seinen "Glaubensbrüdern" vereinnahmen läßt. Willenlos, wie ein Schaf, folgt er ihnen und glaubt ihren Worten. Obwohl er sie selbst manchmal loswerden möchte, läßt er doch zu, daß sie ihn immer wieder heimsuchen...


    ... mehr möchte ich dazu aber nicht erzählen, ich möchte ja nicht alles vom Inhalt verraten. Das Buch ist ein Buch, das einem auf den Nerv geht. Man möchte Hans immer wieder schütteln, sein Leben zu LEBEN und nicht an diese Pseudoheiligen zu verplempern. Ich war teilweise beim Lesen echt sauer! Und nach der Lektüre hatte ich das unbedingte Bedürfnis, die Fenster aufzureißen, Sonne, frische Luft und das Leben reinzulassen.


    Denkt aber nicht, daß das Buch deswegen schlecht ist! Es ist gut geschrieben, sehr bildhaft und wirkt gerade dadurch um so bedrückender. Man bekommt wirklich Beklemmungen beim Lesen - aber nichtsdesotrotz ist es ein sehr gutes und vor allem lesenswertes Buch. Man sollte es aber vielleicht nicht unbedingt dann lesen, wenn man gerade mal eine Depri-Phase hat. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)