Inhalt:
England, Dezember 1936: Im tief verschneiten Lake District versammeln sich die Menschen, um Weihnachten zu feiern. Auch die junge Alix Richardson ist aus London angereist, aus Sehnsucht nach ihrer Familie und den Freunden aus Kindertagen. Aber vor allem will Alix endlich erfahren, was für ein Rätsel den frühen Tod ihrer Mutter, Lady Helena, umgibt. Die Geheimnisse, denen sie auf den Grund gehen will, sind so tief und dunkel wie die Wasser des zugefrorenen Sees. Schon bald wird die Suche nach einem gefährlichen Tanz auf dem Eis.
Autor:
Elizabeth Edmondson kommt aus einer Schriftstellerfamilie. Sie lebt in Italien und England, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Zu dem vorliegenden großen Familienroman wurde die Autorin durch ihre eigenen Kindheitsferien im Lake District, durch die Geschichten eines geliebten Großonkels und durch alte Familienfotos inspiriert.
Meine Meinung:
Der deutsche Titel ist ein wenig unglücklich gewählt, wesentlich besser passt der Originaltitel "Frozen Lake" zu dem Roman, dessen Klappentext irrtümlich darauf hindeutet, hier würde die Geschichte von Alix Richardson erzählt werden, die auf der Suche nach dem Geheimnis ihrer Mutter ist. In Wahrheit ist es ein wesentlich komplexeres Gefüge aus Personen und Familien, die die Autorin im Dezember 1936 zusammenbringt.
Es ist der kälteste Winter in Westmoreland seit 1920/21. In diesem Winter finden sich die Mitglieder der Familien Richardson auf Wyncrag und Grindley auf Grindley Hall ein. Es gibt keine Landadel-Romantik, vielmehr sind die Familien Industrielle, deren Geld aus der Wirtschaft kommt, und die sich keineswegs zu einem harmonischen Weihnachtsfest treffen. Familienmitglieder, die seit langem nicht mehr im Lake District waren, reisen an, und wie das so ist, wenn sich Menschen über Jahre hinweg in einem anderen Umfeld entwickeln und sich der Familie entfremden, gibt es viele Reibungspunkte und Konflikte.
Die Erzählung ist gut konstruiert, die Schicksale der einzelnen Protagonisten sind gekonnt miteinander verwoben. Es ist nicht nur die Geschichte von Alix' Mutter Helena, obwohl diese eine zentrale Rolle in dem Buch einnimmt. Um deren Geschichte herum gruppieren sich die Einzelschicksale der Familienmitglieder Grindley und Richardson, die Einengung durch den Zeitgeist, der Frauen nur zögernd den Weg in die Freiheit erlaubte. Berufstätigkeit war nach wie vor für Frauen schwierig umzusetzen, waren sie erst verheiratet, war es nahezu unmöglich.
Obwohl ich recht früh heraus hatte, wie die einzelnen Fäden in dem Familiendrama zu entwirren sind, hat der Roman für mich einige Überraschungen bereit gehalten. Zudem gefiel mir, dass das Buch sich nicht an einer Liebesgeschichte aufhängt und alles darum herum spielen lässt.