Friedrich NIetzsche: Also sprach Zarathustra

  • Ich bin erstaunt, dass es noch keinen Rezi-Thread zu diesem Buch gibt.
    Dies ist mein 2. Anlauf, das Buch zu lesen. Beim ersten Mal bin ich über den 1. Teil nicht hinausgekommen und auch diesmal finde ich es nur ein kleinen Portionen verdaubar, weil ich über jeden Abschnitt erstmal gründlich nachdenken muss, und versuchen, ihn einigermaßen zu verstehen. Vieles verstehe ich noch immer nicht. Ich finde es aber extrem spannend, wie aktuell und frisch und geradezu schockierend viele Gedanken sind, die Nietzsche hier ausbreitet und fordert. Wenn man das Buch z.B. in Hinblick auf Terrorismus, neue Fundamentalismen und Globalisierung hin liest.
    Es würde mich darum sehr interessieren, wie ihr das Buch gelesen habt, falls ihr es gelesen habt, und was ihr davon haltet.


    Amazon sagt auch ein paar kluge Dinge: "In Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen fasst Friedrich Nietzsche die drei zentralen Formeln seiner Philosophie zusammen: der Wille zur Macht, die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Übermensch.
    Inhalt: Das Buch entstand vor dem Hintergrund der Umbrüche in Philosophie und Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zum Verlust des Glaubens an Gott führten. Nietzsche bezieht sich im Titel auf den persischen Religionsstifter aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., und deutet damit auf die Funktion seines Zarathustra hin: Ausgehend vom Diktum »Gott ist tot« soll dieser den aufgekommenen Nihilismus (Stichwort R S. 818) besiegen, indem er einen neuen Glauben stiftet.
    Das Werk besteht aus einer Vorrede und den Reden des Titelhelden. Der Prophet Zarathustra, der den Tod Gottes diagnostiziert und den Grund dafür im christlich-griechischen Denken sieht, leidet an den nihilistischen Folgen dieser Entwicklung. Mit 30 Jahren zieht er sich auf eine einsame Berghöhle zurück und entwirft dort seine Lehre vom Übermenschen, der den lähmenden Nihilismus überwindenden soll. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen Willen zur Macht befähigt ist, die Umwertung der tradierten moralischen Werte zu vollziehen, um in vollkommener Freiheit seine eigenen Wertvorstellungen wie Selbsterhaltung und Vermehrung von Lebensgefühl zu schaffen. Während die schwachen Menschen sich noch den Geboten eines toten Gottes unterordnen, sucht der Übermensch in seiner Ausrichtung auf die Erde Macht, Vitalität und Stärke zu erlangen, um der Welt einen neuen Sinn zu verleihen.
    Aufbau: In den ersten beiden Teilen entwickelt und verkündet Zarathustra die Lehre vom Übermenschen.
    Im dritten Teil entwirft er den Kerngedanken seiner Philosophie: Grund aller Dinge ist die ewige Wiederkehr des Gleichen mit ihrer Sinnlosigkeit. Damit wendet sich Zarathustra gegen den Glauben an einen übergeordneten Sinn als auch gegen ein zielgerichtetes Geschichtsbild. Hierin manifestiert sich einerseits die extremste Form des Nihilismus, andererseits verrät der Gedanke, dass es der schaffende Wille des Menschen ist, der Götter und Sinn erzeugt. Die Erkenntnis, dass das Hässliche, der Schmerz und das Leiden ewig wiederkehren, führt Zarathustra nicht zur Verzweiflung; vielmehr erkennt er das Leben als Ganzes an und bejaht es. So setzt er dem passiven Nihilismus seinen schaffenden, schöpferischen, sich am Leben und der Natur orientierten Willen entgegen.
    Als Zarathustra im vierten Teil von den am Tode Gottes leidenden »höheren Menschen« in seiner Berghöhle besucht wird, damit er ihnen aus ihrer Verzweiflung heraushelfe, empfindet er zunächst Mitleid mit ihnen, schließlich gelingt es ihm, dieses mit seinem Glauben an die ewige Wiederkehr des Gleichen zu überwinden. Indem Zarathustra somit allen Versuchungen der christlichen Wertüberzeugungen widersteht, wird er seinem hohen Ideal des Übermenschen gerecht.
    Wirkung: Also sprach Zarathustra fand vor allem am Anfang des 20. Jahrhunderts weltweite Resonanz. Das Werk hinterließ nicht nur in der deutschen Literatur (u. a. Robert R Musil, Heinrich und Thomas R Mann), sondern auch in der Weltliteratur (u. a. André R Gide, André R Malraux) tiefe Spuren. Kulturhistorische Strömungen wie Jugendstil, Expressionismus, Kubismus, Futurismus und Realismus standen unter dessen Einfluss. Eine Umdeutung erfuhr das Werk während des Nationalsozialismus, der Nietzsches Lehren für seine menschenverachtende Ideologie missbrauchte. K. K. "

  • hallo flashfrog


    ich habs mal gelesen - bis zum Ende erster Teil - und dann beiseite gelegt. Hab mich gequält :grin


    Muss aber auch sagen, dass ich da etwas zu unbedarft rangegangen bin...der Zarathustra ist vielleicht auch nicht wirklich als Einsteigerlektüre für Nietzsche zu empfehlen :gruebel


    Mal sehen, vielleicht versuch ich jetzt einen zweiten Anlauf :-)

  • Ich kann mich nur ebenfalls derart dazu äußern (darum gibts wahrscheinlich auch keinen Thread dazu bisher :lache ).


    Ich traue mich da schlicht und einfach nicht heran, weil ich einfach ab einer bestimmten Frustrationsgrenze dazu neige, dicht zu machen und schluderig zu lesen. Das ist wie bei Kafka, nur da habe ich irgendwann gemerkt, dass ich für mich persönlich wirklich etwas verpasse.


    Dieses Buch hat mich schon oft mit Zitaten im Studium immer wieder daran erinnert, dass ich mich vielleicht mal heranwagen sollte. Alles, was ich bisher daraus zu lesen bekommen habe, habe ich nur nach längerem Nachdenken verstanden, dann aber brilliant formuliert gefunden (naja bin halt Germanistin...).

  • Das schöne Frauenbild zum Beispiel:
    "Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft.
    Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind. (...)
    Zweierlei will der ächte Mann: Gefahr und Spiel. Desshalb will er das Weib, als das gefährlichste Spielzeug. (...)
    Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein (...)
    Der Mann fürchte sich vor dem Weibe, wenn es hasst: denn der Mann ist im Grunde der Seele nur böse, das Weib aber ist dort schlecht. (...)
    Das Glück des Mannes heisst: ich will. Das Glück des Weibes heisst: er will. (...)
    gehorchen muss das Weib (...) Oberfläche ist des Weibes Gemüth (...) Des Mannes Gemüth aber ist tief, (...)
    »Seltsam ist's, Zarathustra kennt wenig die Weiber, und doch hat er über sie Recht! (...)
    »Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!« "


    Nur Phantasien eines Männchens, das lebenslang von Frauen dominiert wurde?
    (Wiki sagt: "1882 lernte er durch Vermittlung von Meysenbug und Rée in Rom Lou von Salomé kennen. Den Sommer 1882 verbrachten die beiden gemeinsam in Tautenburg, mit der Schwester Elisabeth Nietzsche als Anstandsdame. Nietzsche sah Salomé bei aller Wertschätzung weniger als gleichwertige Partnerin denn als begabte Schülerin an. Er verliebte sich in sie und hielt über den gemeinsamen Freund Rée um ihre Hand an; Salomé lehnte ab. Unter anderem aufgrund von Intrigen der Schwester zerbrach die Beziehung zu Rée und Salomé im Winter 1882/1883; der angesichts neuer Krankheitsschübe und beinahe vollständiger Isolation – mit Mutter und Schwester hatte er sich der Salomé wegen überworfen – von Suizidgedanken geplagte Nietzsche flüchtete nach Rapallo, wo er in nur zehn Tagen den ersten Teil von Also sprach Zarathustra zu Papier brachte.")



    PS: Nein der oben zitierte Text stammt nicht von Eva Herman, also bitte nicht verwechseln. ;-)

  • Ich habe es sogar bis zum Schluss gelesen... und das mit 16 :chen Allerdings habe ich Monate dafür gebraucht; ich hab dazwischen auch viele andere Bücher gelesen :lache In einem durch - das hätt ich nie geschafft.


    Allerdings war ich danach genauso schlau, wie zuvor. Ich habe wirklich versucht, mich dabei zu konzentrieren, aber nach ein paar Tagen hatte ich schon wieder vergessen, was ich gelesen hatt. :gruebel
    Ich hab mir danach durch Rezensionen etc. ein bisschen Klarheit verschafft. Naja ~~

  • Was Nietzsche angeht, so wird er gerne viel zitiert, aber selten verstanden.
    Das sieht man auch an den Rezensionen und Interpretationen.
    Für interessierte Einsteiger sind normalerweise die Junius Einführungen geeignet (sehr gut ist die zu Aristoteles von Christof Rapp oder die zu Wittgenstein von Chris Bezzel). Allerdings würde ich zur Nietzsche-Einführung von Wiebrecht Ries abraten. Die Schwierigkeit beim Schreiben und Denken über Nietzsche besteht meist in der appellativen Wirkung, die seine Texte entfalten, die eine kritische Distanz zwischen Feiern und Verdammen selten zulässt. In der Einführung fehlt mir die begrifflich präzise Arbeit (ohne die man bei Nietzsche viel liest und wenig mitnimmt) - mit ein bisschen Paraphrasieren und Zitieren ist es halt nicht getan.


    Allerdings gibt es eine Interpretation, die mir bislang am meisten zusagt, und die ich jedem Nietzsche-Interessierten wärmstens ans Herz lege:
    Volker Gerhardt - Friedrich Nietzsche (Reihe Becksche Denker)

  • Habe mir das Buch vor Ewigkeiten mal gekauft aber nur mal kurz reingelesen.


    Ist mir auch gerade erst wieder eingefallen dass ich es besitze. Hört sich ja wirklich schwierig an und ich denke man braucht viel Zeit um Ruhe um es zu verstehen.


    Aber ich glaube bald trau ich mich mal ran! :-)

  • Steht auf meiner Wunschliste für die Pension (in etwa 10 Jahren).

    Da will ich dann alle schwierigen Bücher lesen, für die auch die Urlaube zu kurz sind.


    Schließlich braucht man auch langfristige Zielsetzungen.

  • Ich habe das Buch ganz gelesen. Ich hatte es lange vor mir hergeschoben, weil mich schon im Vorwort von "Morgenröte" die sinngemäße Aussage erschreckt hat, man sollte psychisch stabil sein wenn man Nietzsche liest.
    Ich habe mir dieses Buch jeden Tag ein bißchen gegönnt, um die Aussagen des jeweiligen Abschnittes zu verdauen/verarbeiten.
    Die Aussagen über Gott und Glauben haben eine Menge Widersprüche meinerseits geweckt. Manche Darstellungen der Menschen an sich haben mich auch mal schmunzeln lassen. Die Gedankenwelt, die sich in und mit dieser Lektüre vor einem auftut ist sowohl faszinierend als auch abstoßend. Ich werde auf jeden Fall noch mehr von Nietzsche lesen.