Spätzle al dente - Luigi Brogna

  • Titel: Spätzle al dente
    Autor: Luigi Brogna


    Kurzbeschreibung:
    Gigi ist zehn Jahre alt, als seine Familie vom sonnigen Sizilien ins Schwabenland auswandert. Wie soll man es dort nur länger als zwei, drei Tage aushalten? Doch der Vater redet von zwei, drei Jahren ... Also muss sich Gigi arrangieren: mit Konservendosen statt sonnengereifter Tomaten, mit einer ihm völlig fremden Sprache und den viel zu blassen Mitschülern. Zum Glück trägt er die Erinnerungen an seine quirlige sizilianische Großfamilie im Herzen.



    Ich bin grade dabei das Buch zu lesen und habe schon des öfteren Tränen gelacht. Da ich aus dem Schwabenland komme finde ich es total witzig wie Brogna uns auf die Schippe nimmt!
    Bis jetzt finde ich das Buch genauso gut wie "Das Kind unterm Salatblatt"

  • Huch! :wow Habe ich vergessen eine Rezi zuschreiben, obwohl ich es schon letzten Monat gelesen hab.


    Aber ich kann mich eigentlich nur anschließen. Das Buch ist zum schießen. Noch besser als das Kind unterm Salatblatt.
    Ich hab mitten in der Nacht, stellenweise in mein Kissen gebissen, damit ich mit meinem Geschnatter mein Freund nicht wecke. :rofl:lache Herrlich!


    Was mir am Besten gefallen hat, ist die Art wie Brogna es schafft mit seinem köstlichen Humor sehr ernste Themen anzusprechen, und trotz, oder mit dem Lachen, zum nachdenken bringt. So mancher Satz wirkt noch lange nach. Vor allem wenn man sich im Umgang mit den eigenen Nachbarn wiedererkennt.

  • Zitat

    Original von Elmar
    Mir gibt das Buch auch viel zu denken auf! Was mich etwas geschockt hat war, wie er das Familienleben in Deutschland beschrieben hat! Das hat mich etwas nachdenklich gemacht.


    @ Elmar
    Ja, so gings mir auch. Das ist es was ich weiter oben auch gesagt habe. Auf so humorige, aber nicht weniger treffende Weise, hat mir noch niemand einen Spiegel vorgehalten.

    Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben
    A. Schopenhauer :grin

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  • Wie bekommt man Spätzle al dente? Ja klar: Mit der Beimischung von Zement... - :lache


    Was Luigi Brogna über die Schwierigkeiten von Gastarbeiterfamilien in den frühen 70ern erzählt, wirkt sich nicht nur auf die Lachmuskeln aus, sondern auch auf das Schamgefühl. Waren wir wirklich so? Sind wir immer noch so, wie Luigi die verbohrten Deutschen kennengelernt hat? War alles etwas überspitzt dargestellt? Nein - bestimmt nicht. Wir waren so! Nicht nur im Schwabenländle, sondern in ganz Deutschland.
    Die Fremdenfeindlichkeit, die unterschiedliche Mentalität beider Völker und natürlich auch die kilometerweiten Unterschiede in beider Länder Küche, dass alles wird so herzlich und eindrucksvoll von Luigi (Gigi) Brogna beschrieben. Dass dabei Lachtränen fließen vermindert auf keinen Fall die Aussagekraft dieses Buches.


    Was diesen Roman so besonders liebenswert macht, ist vor allem auch, dass Brogna die Deutschen bzw. Schwaben, mit den Sizilianern humorvoll vergleicht und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Trotzdem zielt er nie unter die Gürtellinie.
    Die Moralkeule kurz vor Schluß hätte er sich m. M. nach sparen können - wer das Buch bis dahin gelesen hatte, braucht keine Zusammenfassung und den erhobenen Zeigefinger mehr, denn er hat seine "Lektion" gelernt.
    Alles in allem ein köstlich geschriebenes und nachdenklich machendes Buch. Es hat mir zwei Abende versüßt.

  • Ich habe es heute Nacht ausgelesen und kann Sisi nur zustimmen.
    WEs macht wirklich Spaß die zuweilen naiven und wortspielerischen Betrachtungen eines Jungen zu lesen.


    Kann ich nur empfehlen. :wave

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • 'Spätzle al dente' – schon der Titel ist köstlich!


    Er ist direkt aus dem Alltag gegriffen und dient gleichzeitig als Sinnbild.


    Heißblütige Sizilianer treffen auf biedere Schwaben ... Da sind Verständigungsschwierigkeiten natürlich vorprogrammiert. Nicht nur was den Dialekt anbelangt. Ein mittelschwerer Klima- und Kulturschock bahnt sich an!


    Mit einer simplen, unaufdringlichen Sprache führt der kleine (und größere) Gigi auf zwei getrennten zeitlichen Ebenen durch seine Vergangenheit. Seine kindlichen Erzählungen und Erinnerungen sind von einem unverkennbaren Humor geprägt.


    Die erfrischenden Denkmodelle der kleinen Italiener sorgen für Erheiterung.


    Vergnügliche Geschichten, die anschauliche und unterhaltsame Ein- und Rückblicke liefern – und uns dabei noch das Schicksal von fünf Emigranten authentisch und unverblümt vermitteln.


    Luigi Brogna hält uns die gesamte Bandbreite von Ausgrenzung und Fremdenhass vor Augen. Wie Aussätzige werden sie behandelt. Ein schäbiges, niederträchtiges Verhalten, das mich zutiefst betroffen gemacht und beschämt hat.


    Kinder können grausam sein – das ist bekannt. Lehrer bedauerlicherweise ebenfalls. Letzteres ist eine Form des seelischen Missbrauchs Schutzbefohlener.


    Diese 'Pädagogen' haben ihren Beruf nicht nur meilenweit verfehlt, sie sind ein Schandfleck der Gesellschaft.


    Bei den Mitschülern ist die Abneigung (teilweise) willkürlich. Die Unterdrückung Schwächerer ist ja leider eine beliebte Strategie, um sein eigenes Ego aufzuwerten.


    Alles zusammen kein deutsches Phänomen; aber gerade hier sollte man sich der Brisanz und besonderen Verantwortung bewusst sein.


    Ich bin wütend über so viel Feindseligkeit, die ich nur mit Dumpfheit und Hirnlosigkeit gleichsetzen kann.


    Durch den Umzug nach Salach wendet sich das Blatt. Hier wird deutlich, wie stark das unmittelbare Umfeld unser Leben beeinflusst. Den Kindern gelingt es auf beachtliche Art und Weise, sich einzugliedern.


    Das Heranwachsen von Gigi, Filippo und Santina stellt die Familie vor eine neuerliche Zerreißprobe: Das Böse droht immer und überall.


    Die verzweifelten Eltern wollen ihre Kinder mit aller Macht beschützen. Aber erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt ...


    Der Nachwuchs geht seinen eigenen Weg.


    Am Ende bleibt auf beiden Seiten die innere Zerissenheit zwischen (alter) Heimat und (neuem), vorübergehenden Zuhause.


    Ich habe Gigi und seine Eltern und Geschwister richtig lieb gewonnen und ihre Sorgen und Nöte geteilt – und dabei ist nicht entscheidend, ob das eine oder andere Detail der Fantasie entsprungen ist.


    Der Autor versteht es, sein Buch mit Leben zu füllen. Greifbar und anrührend. Die Hauptzutaten von 'Spätzle al dente' sind Esprit, Witz und Charme. Heraus kommt: ein Lesegenuss der besonderen Art. Unterhaltsam, kurzweilig, amüsant, nachdrücklich und lehrreich.


    Luigi Brogna hat einen festen Platz in meinem Herzen.


    Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.